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Die Entstehung des Universums

17. Dezember 2022 in Kommentar, 56 Lesermeinungen
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Naturwissenschaft und Gottesglaube. Gastbeitrag von Domkapitular Josef Kreiml


Regensburg (kath.net/Bistum Regensburg) In seinem Buch „Hat die Wissenschaft Gott begraben? Eine kritische Analyse moderner Denkvoraussetzungen“ geht John Lennox, der emeritierter Professor für Mathematik an der Universität Oxford ist, der Frage nach, ob das Universum mit seiner Fülle an galaktischer Schönheit und subtiler biologischer Komplexität nichts anderes ist als das Produkt unvernünftiger Kräfte, die ungesteuert auf geistlose Materie und Energie einwirken. Dabei setzt sich Professor Lennox auf hohem Niveau und überaus kompetent mit grundlegenden naturwissenschaftlichen und philosophischen Argumenten auseinander – wie sie vor allem im englischsprachigen Raum diskutiert werden. John Lennox hat sich auch mehrfach öffentlichen Diskussionen mit führenden Vertretern des „neuen Atheismus“ gestellt. Die frühen Pioniere der Wissenschaft, wie z. B. Johannes Kepler, wurden – so Lennox – gerade wegen ihrer Überzeugung von der Existenz eines Schöpfers in ihrer Forschung zu immer Größerem inspiriert. Weder Galileo Galilei noch Isaac Newton noch andere glaubten, dass ein Schöpfergott den Aufstieg der Wissenschaft hemmt. Im Gegenteil, der Glaube an einen Schöpfergott war für einige sogar der Hauptbeweggrund für wissenschaftliche Forschung. Der Philosoph Antony Flew, über viele Jahre ein führender Vertreter des Atheismus, erklärte in einem BBC-Interview, dass „eine Überintelligenz die einzige gute Erklärung für die Entstehung des Lebens und für die Komplexität der Natur ist“. In seinem Buch zeigt Lennox, dass es in den einschlägigen Debatten in erster Linie um eine Weltanschauungsfrage geht: Steht der Gottesglaube (Theismus) oder der Atheismus der Wissenschaft näher?

Kritik an den „neuen Atheisten“

Der „neue Atheist“ Richard Dawkins vertritt die Meinung, Glaube sei immer „blinder Glaube“. Diese Einschätzung unterzieht Lennox mit überzeugenden Argumenten einer Kritik. Alister McGrath, Professor für Historische Theologie an der Universität Oxford, konnte nachweisen, dass es Dawkins „verpasst“ hat, sich mit ernsthaften christlichen Denkern auseinanderzusetzen. Im Hinblick auf Umfragen über Glauben und Unglauben stellt Lennox ironisch fest, dass „bei einem Jahreseinkommen über 150 000 US-Dollar der Glaube an Gott erheblich abnimmt“. Wir befinden uns in einer eigenartigen Situation: Einerseits sagen überaus kompetente Naturwissenschaftler, die Wissenschaft habe Gott beseitigt, andererseits sagen ebenso kompetente Naturwissenschaftler, die Wissenschaft habe ihren Glauben an Gott bestätigt. Hinsichtlich der Frage nach den Wurzeln der modernen Wissenschaft erinnert Lennox an Melvin Calvin, einen Nobelpreisträger für Chemie, der im biblischen Gottes- und Schöpfungsglauben „die historische Grundlage für die moderne Wissenschaft“ sieht.


Reichweite und Grenzen der Wissenschaft

Lennox hält daran fest, dass die Auffassung, es gebe einen Schöpfergott, eine „rationale Auffassung“ ist. „Rationale Erklärung“ mit „natürlicher Erklärung“ gleichzusetzen, ist „ein Indikator für ein starkes Vorurteil“. Der Immunologe George Klein und der Genetiker Richard Lewontin geben zu, dass ihr Atheismus ein vorausgesetztes Glaubensbekenntnis ist. Insofern vertritt Lennox die These, dass „der wirkliche Kampf“ nicht zwischen Wissenschaft und Gottesglauben, sondern zwischen einer naturalistischen (nur die Natur gelten lassen wollenden) Weltanschauung und einer theistischen (mit der Existenz Gottes rechnenden) Weltanschauung ausgetragen wird.

Pure Wissenschaftsgläubigkeit greift zu kurz

Eine pure Wissenschaftsgläubigkeit (Szientismus) ist nach Lennox` Überzeugung nicht schlüssig. Bertrand Russell war der Meinung, dass die meisten interessanten Fragen außerhalb der wissenschaftlichen Kompetenz liegen. Theisten behaupten, dass die Vernunft gewisse Fragen ohne weitere Hilfe nicht beantworten kann; dazu ist eine andere „Informationsquelle“ nötig, z. B. göttliche Offenbarung. Auf die Frage, ob Gott eine „überflüssige Hypothese“ ist, antwortet Lennox, wir sollten den Mechanismus, durch welchen das Universum funktioniert, weder mit dessen Ursprung noch mit dessen Erhalter verwechseln. Isaac Newton wurde durch seine naturwissenschaftlichen Entdeckungen zu einer größeren Bewunderung Gottes geführt. Der Philosoph Richard Swinburne stellt fest: „Der große Erfolg der Wissenschaft, der uns erkennen lässt, wie unendlich geordnet die natürliche Welt ist, liefert starke Argumente dafür, anzunehmen, dass es eine tiefer liegende Ursache für diese Ordnung gibt.“

Die Ordnung des Universums spricht für die Existenz Gottes

Die Frage nach dem Anfang des Universums wird von erheblichen theoretischen Schwierigkeiten begleitet. Der Theismus (Annahme der Existenz Gottes) liefert – so Lennox – auf die Frage, warum das Universum rational verstehbar ist, eine „vernünftige Begründung“, während der Naturalismus (die Annahme, dass es hinter der Natur nichts gibt) dazu nicht in der Lage zu sein scheint. Im Grunde könnte man vermuten, dass die Welt chaotisch ist. Albert Einstein empfand die hochgradige Ordnung des Universums als „Wunder“ bzw. „ewiges Geheimnis“. Lennox stellt fest, dass auch die Wissenschaftler Glaubensartikel kennen, z. B. das Prinzip der Uniformität der Natur (Einheitlichkeit der Naturgesetze). Die Wissenschaft ist „weit davon entfernt“, Gott abzuschaffen. Der Theismus setzt die rationale Verstehbarkeit des Universums in einen sinnvollen Gesamtzusammenhang, während der Reduktionismus (das Absehen von Gott) diese Verstehbarkeit untergräbt und sie sinnlos macht. Selbst Stephen Hawking, der den einstigen Lehrstuhl von Isaac Newton in Cambridge innehatte, gestand in einem Fernsehinterview: „Es ist schwierig, über den Anfang des Universums zu diskutieren, ohne das Konzept Gott zu erwähnen.“ Es sieht so aus, als verfolge der Theist den wissenschaftlichen Grundgedanken konsequenter, indem er die Frage, wie eine erkennbare Ordnung überhaupt möglich ist, zu Ende denkt. Die Wissenschaft kann die Frage nicht beantworten, warum es ein Universum gibt. Allan Sandage, der Entdecker der Quasare und einer der Väter der modernen Astronomie, sagt: „Ich finde es ziemlich unwahrscheinlich, dass eine solche Ordnung aus dem Chaos kam. Es muss irgendein Organisationsprinzip geben. Für mich ist Gott ein Geheimnis, aber er ist die Erklärung für das Wunder der Existenz – warum es etwas gibt und nicht nichts“ (in: New York Times 1991).

Ein sich selbst erklärendes Universum: offene Fragen

Argumentationsversuche für ein sich selbst erklärendes Universum erweisen sich als höchst widersprüchlich. Der Physik-Nobelpreisträger Charles Townes formuliert in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer philosophischen Erklärung. Jüngste Forschungen haben zu dem Ergebnis geführt, dass viele der grundlegenden Naturkonstanten genau die Feinabstimmung haben, die für die Existenz von Leben notwendig ist. Lennox nennt diesbezüglich höchst spektakuläre Beispiele. Für diese Feinabstimmung fordern viele Wissenschaftler eine Erklärung. Das Argument der Feinabstimmung stellt uns – so der Philosoph John Leslie – vor höchstens zwei Alternativen: entweder an die Realität Gottes oder an die „Multiversums“-Hypothese zu glauben. Der bedeutende Quantentheoretiker John Polkinghorne sieht keinen wissenschaftlichen Grund, an ein Ensemble von Universen zu glauben, und der Philosoph Richard Swinburne stellt fest: „Eine Billion Billionen anderer Universen vorauszusetzen statt eines Gottes, um die Ordnung des Universums zu erklären, kommt dem Gipfel der Unvernunft gleich.“

Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, ist Leiter der Hauptabteilung Schule / Hochschule im Bistum Regensburg – kath.net dankt für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung


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