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„Ich hätte zumindest bei den wiederholten Interventionen aus Rom ihre ernsthafte Annahme erwartet“

16. März 2023 in Aktuelles, 7 Lesermeinungen
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Raphaela Pallin, Beitrag beim Synodalen Weg: „Erstaunt hat nicht nur mich, dass kritische Anmerkungen aus anderen Teilkirchen zu Prozessen und Inhalten des deutschen Synodalen Wegs kaum erkennbar aufgegriffen, bzw. sogar uminterpretiert wurden.“


Frankfurt a.M.-Wien (kath.net) kath.net dokumentiert die Wortmeldung von Dr. Raphaela Pallin (Österreich), Beobachterin der Synodalversammlung (gesandt von der Österreichischen Bischofskonferenz), bei der bei der fünften Synodalversammlung am 10. März 2023 in Frankfurt a. M. in voller Länge – Quelle: Synodaler Weg

Geehrtes Präsidium, geehrte Mitglieder der Synodalversammlung, geehrte geladene Gäste aus Ökumene und näherer oder fernerer internationaler Nachbarschaft sowie Medienvertreter und Interessierte am Live-Stream!

Vor dreieinhalb Jahren wurde ich von der Österreichischen Bischofskonferenz gebeten, als internationale Beobachterin an den Vollversammlungen des Synodalen Weges teilzunehmen. Ich sagte gerne zu – ein weiteres weltkirchliches „Abenteuer“. Das Präsidium hat mich nun recht kurzfristig gebeten, in einem Feedback „Eindrücke, Erwartungen bzw. Ansichten“ aus meiner „eigenen Perspektive“ zu schildern. Es ist nicht leicht, am Ende eines Weges Beobachtungen zu äußern. Ich will aufrichtig sein.

Im Februar 2020 kam ich mit großen Erwartungen nach Frankfurt. Im dichtgedrängten Sitzungssaal waren viele Begegnungen möglich. Die Organisation klappte – dank des monatelangen Einsatzes vieler Beteiligter – „reibungslos“. In Wortmeldungen, Diskussionen und Pausengesprächen wurden dann doch „Reibungen“ sichtbar. Früh zeigte sich: Es gibt eine Mehrheit derer, die wollen, „dass etwas weitergeht“, und eine Minderheit derer, die Veränderungen ausdrücklich in der Kontinuität der kirchlichen Lehre suchen und vor zu weitgehenden Umgestaltungen kirchlicher Ordnungen warnen. Die Versöhnung dieser beiden Anliegen konnte nur zum Teil gelingen.

Es war spürbar, dass – bei allem Einsatz – die Diskrepanz in grundlegenden Fragen größer war als ich erwartet hatte. Offenbar gab es einen starken politischen Willen, bestimmte Anliegen „durchzubringen“ - was phasenweise enormen atmosphärischen Druck erzeugte. Die Nicht-Annahme von Texten galt als „Scheitern“, mit allen emotionalen Konsequenzen.


Bei aller Wertschätzung inneren Engagements: Wäre hier nicht mehr Objektivität für einen synodalen Prozess angebracht gewesen – im Sinn des „synodalen Vorgehens“, das Papst Franziskus einmahnt? In Österreich wurde ich gefragt: „Gibt es in Frankfurt den Raum und den Willen, einander zuzuhören?“ Soweit ich es – diesmal online dabei – sagen kann: Diesmal die Atmosphäre ruhiger. Ist das ein gutes Zeichen?

Nicht alle Prozesse des Synodalen Weges waren für mich transparent. Das Präsidium übte ausgesprochen weitreichende Kompetenzen in Gestaltung und Durchführung aus. Immer wieder wurde ich gefragt: „Wurde denn die Auswahl der Mitglieder in Synodalversammlung und Synodalforen den selbstgesetzten Standards gerecht?“ „Konnten die Textvorschläge noch gemeinsame Überzeugungen oder errungene Kompromisse wiedergeben – oder waren sie das Ergebnis der Dominanz einer Mehrheit mit Positionen ohne echten Konsens?“

Am Synodalen Weg Interessierte fragten mich: „Wurden Verletzungen und Verurteilungen gezielt medial verstärkt, um persönliche Meinungen und Abstimmungen an den öffentlichen Pranger zu stellen und zum Verstummen zu bringen?“ Und: „Wird einfach in Kauf genommen, dass einzelne Mitglieder der Synodalversammlung das nicht mehr mitmachen können?“ „Scheitert die gemeinsame Unterscheidung bereits an der fehlenden Einigkeit über die Ziele?“ „Blendet der starke Bezug auf Humanwissenschaften und ‚Lebenswirklichkeiten‘ über weite Strecken aus, dass auch diese von Eigeninteressen geleitet werden, die nicht immer mit dem Anspruch des Evangeliums vereinbar sind?“

Vermisst habe nicht nur ich oft die Einmütigkeit, die gestern angesprochen wurde. Ein Kollege beobachtete: „Um einzelne Ausdrücke wird gerungen, Einmütigkeit aber selten erreicht.“ Ein evangelischer Kollege betonte: „Synoden brauchen nicht Mehrheitsbeschlüsse, sondern Einmütigkeit.“ Ein Pfarrer dazu: „Solange der ‚Synodale Weg‘ nicht vorlebt, wie man in Liebe um Einmütigkeit ringt, ist er für uns bedeutungslos – streiten können wir selbst.“ Und weiter: „Meinen sie, so der ‚Schrittmacher‘ der Weltkirche zu sein? Wofür wird der deutsche ‚Synodale Weg‘ einmal stehen – für kirchenpolitische Kampfabstimmungen oder für das einmütige Zeugnis des Glaubens?“ Ich persönlich hoffe und bete für Letzteres.
 
Auch die Verbindung zur Weltkirche hinterlässt offene Fragen. Erstaunt hat nicht nur mich, dass kritische Anmerkungen aus anderen Teilkirchen zu Prozessen und Inhalten des deutschen Synodalen Wegs kaum erkennbar aufgegriffen, beziehungsweise sogar uminterpretiert wurden. Ich hätte zumindest bei den wiederholten Interventionen aus Rom ihre ernsthafte Annahme erwartet. Einige Stimmen dazu: „Wird denn nur gesagt, andere hätten die Prozesse und Entscheidungen des Synodalen Weges nicht verstanden?“ „Haben das ordentliche Lehramt und die trinitarisch begründete hierarchische Ordnung der Kirche noch Bedeutung – oder werden jahrzehntelang geschaffene angeblich ‚unumstößliche Fakten‘ nun einfach gutgeheißen und beschlossen?“ „Werden notwendige Dialoge zu wesentlichen Inhalten der erstellten Grund- und Handlungstexte überhaupt geführt?“

Sehr positiv ist zu beobachten, dass die Standards zur Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch allmählich überdiözesane Abstimmung finden – was in Deutschland viel schwieriger scheint als im kleineren Österreich.

Der „radikale Reformkurs“ des Synodalen Weges fand nicht nur, aber auch Zustimmung bei verschiedenen kirchlichen Gruppierungen in Österreich. Eine erfahrene Ordensfrau gab mir aber mit: „Reform und Erneuerung entstehen nicht allein aus Diskussionen, Texten, Neudefinitionen des Glaubens oder noch so perfekten System- und Strukturreformen, sondern vor allem aus der persönlichen Erneuerung und Vertiefung im Glauben und dem daraus entspringenden Einsatz jedes und jeder einzelnen Gläubigen in der Kirche. Nur dann können wir erkennen, was Gott von uns will – und es so tun, wie Gott es will.“

Es war viel von der Würde aller Getauften die Rede. Gemäß dem zentralen Kapitel 5 der Kirchenkonstitution Lumen gentium ist diese Würde verbunden mit der Einladung, ja Verpflichtung aller Glieder der Kirche, nach Heiligkeit zu streben, und mit der Mahnung des Apostels Paulus, sich nicht zu sehr der Welt anzugleichen (vgl. LG 42 letzter Absatz). Ob, wie und wo die hier erarbeiteten Positionen dem Aufblühen christlichen Lebens in allen Teilen und Ständen der Kirche dienen können, steht nicht mir zu beurteilen zu. Die Zukunft wird es zeigen. Die universale Kirche wird Geistgewirktes aufgreifen. Dafür meine besten Wünsche: Möge jedes aufrichtige Bemühen Früchte tragen!


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