Erneut Bischof in Nicaragua im Visier der Sicherheitskräfte27. April 2024 in Chronik, keine Lesermeinung Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Überwachung des als Regime-freundlich geltenden Bischofs Sandigo durch die sandinistische Regierung ähnelt Anfängen der Repression gegen Dissidenten-Bischof Alvarez.
Managua (kath.net/ KAP)
In Nicaragua haben Sicherheitskräfte offenbar den Platz gegenüber der Kathedrale von Leon umstellt. Die Polizei könne damit 24 Stunden lang verfolgen, mit wem sich Bischof Rene Sandigo (59) trifft und welche Schritte er unternimmt, berichtet die Menschenrechtsaktivistin Martha Patricia Molina auf der Plattform X. Es handle sich um eine Belagerung des Bischofs, nicht etwa um eine Bewachung zu dessen Sicherheit, "da die Sandinisten die einzigen sind, die in Nicaragua unterdrücken und morden", so die Juristin.
Die Maßnahme komme überraschend, da Sandigo als der Bischof in der Nicaraguanischen Bischofskonferenz mit dem besten Draht zur Regierung gelte, hieß es. Sie erfolge offenbar als Reaktion auf die vorangegangene Flucht des Dompfarrers Aurelio Lopez, der das Land ins Exil verließ. In den vergangenen Tagen hatten in Nicaraguas Medien Spekulationen die Runde gemacht, wonach Sandigos Ernennung durch Papst Franziskus zum Erzbischof der Hauptstadt Managua unmittelbar bevorstehe.
Die Aktivistin Molina hatte zuletzt auch weitere gegen die katholische Kirche gerichtete Maßnahmen des Regimes kritisiert. So hätten die Machthaber Daniel Ortega und Rosario Murillo die Regionalverwaltungen dazu aufgerufen, politische Veranstaltungen vor Kirchengebäuden anzusetzen. Die Lautsprecheranlage führe oft dazu, dass Gottesdienste abgesagt werden müssten, Molina sprach von einer "Profanierung" der Gotteshäuser. Auch ein Boxkampf sei direkt auf dem Platz vor der Kathedrale von Leon veranstaltet worden, der dabei von den Zusehern verunstaltet worden sei.
Die katholische Kirche gilt als wichtigste Opposition gegen das sandinistische Regime in Nicaragua und auch als deren Hauptfeind. Vor wenigen Tagen machte Vizepräsidentin Murillo zudem die katholische Kirche für den Ausbruch der Sozialproteste im April 2018 verantwortlich. Damals gingen Studenten zunächst gegen eine mutmaßlich von der Linksregierung geduldete oder gar initiierte Brandrodung in einem Naturschutzgebiet auf die Straßen. Schnell weiteten sich die Proteste landesweit aus. Das Ortega-Regime schlug die Demonstrationen mit brutaler Gewalt nieder. Pfarrer und Bischöfe öffneten ihre Kirchen, damit die Demonstrierenden Schutz vor den Polizeikugeln finden konnten.
Seitdem ist das Verhältnis zwischen Staat und Kirche stark angespannt. Die Sandinisten warfen der Kirche Anstachelung zu Terrorismus vor. Viele Kirchenvertreter wurden in der Folgezeit verhaftet oder gingen freiwillig ins Exil.
Vor allem der Fall Rolando Alvarez sorgte international für Aufsehen: Im August 2022 wurde der regierungskritische Bischof verhaftet, nachdem seine Wohnung mehrere Tage von Polizisten belagert worden war und er Gottesdienste nur noch über Internet und Radio hatte feiern können. Im Februar 2023 verurteilte ein Gericht Alvarez in einem Schnellverfahren wegen Ungehorsams und Untergrabung der nationalen Integrität zu 26 Jahren Haft. Die Behörden entzogen ihm die Staatsbürgerschaft. Alvarez weigerte sich danach, mit 222 weiteren politischen Gefangenen in die USA abgeschoben zu werden. Erst im Jänner stimmte er der Ausbürgerung zu, nachdem er in der Haft deutlich an Gewicht verloren hatte.
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