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„Doctor, will you pray for me?”

vor 3 Tagen in Chronik, 1 Lesermeinung
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Krankenhäuser und Pflegeheime sollen mehr in die spirituelle Betreuung investieren. Davon profitieren nicht nur Patienten sondern auch das medizinische Personal, zeigen aktuelle Studien.


Wien (kath.net / imabe) In der Betreuung schwerkranker und sterbender Menschen sind nicht nur medizinische Behandlungen gefragt, sondern auch spirituelle Begleitung. Das geht aus einem Beitrag des österreichischen IMABE-Instituts (Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik) hervor.

Im klinischen Alltag fehle es oft an Zeit, Wissen oder Mut, um Patienten auf ihre existenziellen Bedürfnisse anzusprechen. Experten plädieren deshalb für eine gezielte Ausbildung des Gesundheitspersonals sowie eine Aufwertung von Seelsorgern im klinischen Alltag.

Auf spirituelle Nöte einzugehen, könne helfen, mit Krisen besser umzugehen, aber das Gesundheitspersonal schätzt seine eigenen Kompetenzen dafür nur mäßig ein, zeigt eine in der Fachzeitschrift „Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin“ veröffentlichte Studie. Es brauche entsprechende Ressourcen, resümiert das interdisziplinäre Forscherteam des Universitätsklinikums Düsseldorf.

Die Wissenschaftler untersuchten die spirituellen Kompetenzen von Notfall- und Intensivpersonal mithilfe des Spiritual Care Competence Questionnaire (SCCQ). Insgesamt nahmen 465 Ärzte (50 Prozent Frauen, durchschnittlich 4 Berufsjahre) und 86 Pflegefachkräfte (80 Prozent Frauen, durchschnittlich 12,7 Berufsjahre) an der Studie teil.


Das Ergebnis: Das Notfall- und Intensivpersonal schätzt die eigenen spirituellen Kompetenzen als eher niedrig ein. Die persönliche Spiritualität und Gläubigkeit bzw. Distanz dazu beeinflussten dabei ihre Spiritual-Care-Kompetenzen. Zeitmangel, Konzentration auf medizinische Befunde und „Unwohlsein“ wurde seitens des Gesundheitspersonals als Barrieren genannt.

Das Eingehen auf spirituelle Nöte kann Patienten und Angehörigen helfen, zeigen Studien. Spiritual Care sei deshalb „nicht bloß Sache der Krankenhausseelsorge, sondern auch eine Aufgabe des Gesundheitspersonals“, schreiben die Wissenschaftler. Angesichts der sinkenden konfessionellen Bindung in der Bevölkerung brauche es „verstärkte Schulungen im Bereich Spiritual Care“.

Diakonie und Caritas entwickelten vor vier Jahren ein interprofessionelles Fortbildungscurriculum namens „Spiritual/Existential Care interprofessionell“, welches Pflegekräfte auf die spirituellen Bedürfnisse ihrer Patienten vorbereitet. 85 Prozent der Teilnehmenden gaben an, nach der Schulung häufiger auf die spirituellen Anliegen ihrer Patienten einzugehen; sie wünschten sich jedoch mehr Zeit für Gespräche über spirituelle Themen.

In den USA forscht Robert Klitzman, Professor für Psychiatrie an der Columbia University, an der Rolle von Seelsorgern im Gesundheitssystem. Die Ergebnisse seiner Studie erschien 2024 unter dem Titel „Doctor, will you pray for me? Medicine, chaplains, und healing the whole person“. Auch er ermutigt Krankenhäuser und Pflegeheime, mehr in spirituelle Betreuung zu investieren.

Die meisten Menschen fürchten den Tod und haben in herausfordernden Momenten ein starkes Bedürfnis, über spirituelle Themen oder ihr eigenes Leben zu sprechen. „Angesichts neuer Technologien, schwindender Religionen, sich wandelnder Glaubensrichtungen, zerfallender Gesundheitssysteme, einer alternden Bevölkerung und des Burnouts des Gesundheitspersonals nach Covid sind Seelsorger wichtiger denn je. Aber sie werden oft nicht wertgeschätzt“, bedauert Klitzmann.

Häufig seien Seelsorger die einzigen Mitarbeiter, die Zeit hätten, ausführliche Gespräche mit Patienten und Angehörigen zu führen. Dadurch gewinnen sie das Vertrauen der Patienten und erlangen tiefere Einsicht in deren körperliche, emotionale und spirituelle Bedürfnisse. Somit sind sie wertvolle Vermittler zwischen Ärzten und Patienten und Angehörigen, betont Klitzman. Außerdem würden Seelsorger auch eine Stütze für das medizinische Personal sein, das mit körperlichen und moralischen Belastungen zu kämpfen hat.

Eine Studie des „Journals of Religion and Health“ von 2017 zeigt, dass Menschen, die ursprünglich keinen Besuch eines Seelsorgers gefordert hatten, die Gespräche später als sehr wertvoll bezeichneten. In einer 2009 veröffentlichten Studie des „Journals of Clinical Oncology“ zeigte sich, dass unheilbar krebskranke Patienten, die Unterstützung eines Seelsorgers erhielten, eine um 28 Prozent höhere Lebensqualität erlebten als diejenigen, die sie nicht erhielten.


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Lesermeinungen

 Stefan Fleischer vor 3 Tagen 

Und wo bleibt Gott?

Die Studie zeigt wieder einmal sehr deutlich, wie sehr Seelsorge heute zur Sorge um das psychische, und ev. zusätzlich das irdische Wohlbefinden verkommen ist, zum Psychopharmakon, das sicher viele gute Wirkungen zeigt, aber doch nicht auf die wahren Bedürfnisse des Menschen eingeht. Die «ökumenische» Seelsorge in unseren Krankenhäusern und Altersheimen fördert nur die Verweltlichung dieses Dienstes.


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