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Anna Katharina Emmerick aus der Sicht einer Orthodoxen

7. Oktober 2004 in Interview, keine Lesermeinung
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Wenn die Männer ihm den Rücken kehren, wählt Gott die Frauen aus, um den Männern eine Lektion zu erteilen: Interview mit der libanesischen Künstlerin und Historikerin Lina Murr Nehme.


Vatikan (www.kath.net / zenit) Eine orthodoxe Künstlerin und Historikerin, die eine neue Fassung von „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ herausgegeben hat, meint, dass die Antisemitismusanschuldigungen gegen die gerade erst selig gesprochene Anna Katharina Emmerick unberechtigt sind.

Die Libanesin Lina Murr Nehme hat zahlreiche Bücher über Geschichte, Kunst und Exegese geschrieben. Ihr neues Werk, das von Francois-Xavier de Guibert herausgegeben wird und mit wunderschöner Ikonographie illustriert wurde, ist gerade in den französischen Buchhandel gekommen. Murr Nehme, die am Sonntag an der Seligsprechungsfeier teilgenommen hat, sprach mit ZENIT.

ZENIT: Was ist die Botschaft Anna Katharina Emmericks für unsere heutige Zeit?

Murr Nehme: Ich glaube, ihre zentrale Botschaft ist ökumenisch. All jene, die sie als Sektiererin bezeichnen, kennen sie nicht. Für sie sind Männer und Frauen nicht gut oder schlecht aufgrund ihrer Religion oder ihrer Ideen sondern wegen ihrer Taten. Beispielsweise beschreibt sie Pilatus und die jüdischen Hohenpriester mit derselben Strenge, verwendet aber einen anderen Ton, wenn sie über die Frau von Pilatus, über die Juden oder über die Römer spricht, die sich Christus gegenüber mitfühlend gezeigt haben, der für sie weder Gott noch Messias war, sondern einfach ein Gefangener. Es stimmt, dass sie in dem „Bitteren Leiden“ Anschuldigungen erhebt, besonders gegen die Juden, aber das kommt daher, dass sie von einer Tragödie berichtet, die sich im jüdischen Gebiet ereignete. Wenn sie von Tragödien erzählt, die in heidnischen Ländern passiert sind, klagt sie die Heiden an. Es ist nun einmal so: die Menge – von einigen Ausnahmen abgesehen – lässt sich aufhetzen, die Szene der Passion zeigt das eindrucksvoll.

ZENIT: Sie sind orthodox, warum waren Sie an Anna Katharina Emmerick interessiert?

Murr Nehme: Im Himmel gibt es kein orthodoxes Schisma. Entweder hat Anna Katharina Emmerick nach dem Evangelium gelebt und ist im Himmel und gehört daher uns allen, oder sie hat nicht danach gelebt und dann müssen wir kein Interesse an ihr haben. Orthodox oder katholisch zu sein ändert die Einstellung einer Kirche gegenüber den Heiligen der anderen nicht, da wir in den wichtigen Glaubenspunkten übereinstimmen. Ich verstehe nicht, warum ich auf die Hälfte der Heiligen verzichten sollte. Einheit ist eine Bereicherung, und ich habe im Anhang meines Buches „1453: Mahomet II. Impose le Schisme Orthodoxe“(Mohammed II. erzwingt das orthodoxe Schisma) über die biblischen Argumente geschrieben, die mich von der Legitimität des Papstes überzeugen. Es ist ein umfangreiches Thema und würde unseren Zeitrahmen sprengen, jetzt darüber zu sprechen.

ZENIT: Hat Sie Emmerick dabei beeinflusst, wie Sie den Papst und andere Glaubenselemente sehen?

Murr Nehme: Ja. Der Augenblick, in dem ich erkannte, dass ihr Bericht im Wesentlichen logisch war, fühlte ich mich aus Aufrichtigkeit verpflichtet zuzugeben, dass meine Sichtweise des Papsttums, des Alte Testaments, mein Verständnis von Mose, den Propheten und den damaligen Juden falsch waren. Ich habe in der Bibel nachgeforscht und musste anerkennen, dass das, was sie über die Juden und die Propheten aussagt, vom biblischen Standpunkt her richtig ist. Dieses Überdenken war eine der schmerzvollsten Erfahrungen meines Lebens, vor allem für meinen Stolz. Ich halte es für lächerlich, Anna Katharina Emmerick des Antisemitismus zu beschuldigen. Sie zwingt ihre gegenüber den Juden sehr feindseligen Leser, die Juden zu rehabilitieren und zu lieben, weil sie von Gott auserwählt sind.

ZENIT: Wie haben Sie von Anna Katharina Emmerick erfahren?

Murr Nehme: Französische Priester haben mir von ihr erzählt, als ich jung war. Sie haben mir das Buch über das Leiden Christi ausgeliehen. Ich habe es aufgeschlagen und sofort wieder zugeklappt: „Das ist ein Schwindel“, dachte ich. Aber als ich 10 Jahre später ein Buch über Christus schreiben wollte, habe ich festgestellt, dass es außer der Bibel und Flavius Josephus praktisch keine anderen Bücher gibt, die über die Zeit Jesu berichten. Der Großteil ist unglücklicherweise verschwunden. Als ich dann erfahren habe, dass Anna Katharina historische und archäologische Angaben macht, die sich später als korrekt herausstellten, kaufte ich ihre Bücher. Ich wollte Ansätze bekommen, die ich später aufgrund meiner Forschung annehmen oder ablehnen konnte. Ich zitiere Anna Katharina nie in meinen wissenschaftlichen Arbeiten, aber alles, was ich geschrieben habe, stammt aus der Forschung, die ich angestellt habe, um ihre Aussagen zu überprüfen.

ZENIT: Wie würden Sie die Ordensfrau Anna Katharina beschreiben?

Murr Nehme: Ich denke, dass sie erst einmal in ihrem Orden betrachtet werden muss, dem der Augustiner, der auch der Orden von Martin Luther und Erasmus war. Das ist ein komischer Zufall, da Anna Katharina deren Antithese darstellt, besonders den Gegensatz zu Erasmus. Anna Katharina hat wie Erasmus mit ihrem Schreiben einen entscheidenden Einfluss auf das Europa ihrer Zeit. Erasmus jedoch übte Kritik, während Anna Katharina das Gegenteil tat. Im Grunde war sie das Opfer von Spott und Feindseligkeit, die er gesät hatte. Hätte sie ein oder zwei Jahrhunderte vor ihm gelebt, dann hätte es nicht so lang gedauert, sie wegen ihrer Visionen heilig zu sprechen. Das kann man am Beispiel der heiligen Katharina von Siena sehen, deren Texte noch weniger „leichte Kost“ sind als die von Anna Katharina. Aber warum reden wir nur schlecht von den Heiligen, können wir nicht auch Gutes über Erasmus sagen?

ZENIT: Was kann man über Anna Katharina als Frau sagen?

Murr Nehme: Wir wundern uns, warum eine Frau wie Anna Katharina wissenschaftliche Erkenntnis hatte, die so viele Männer gerne gehabt hätten. Vielleicht, weil sich Gottes Stärke in der Schwachheit erweist, wie der Heilige Paulus feststellt. Die Wissenschaft ist für den Menschen zu einem Götzen geworden und die Päpste, die christlichsten Herrscher, haben mit ihrem eigenen Geld Künstlern erlaubt, an den Toren ihrer Paläste und manchmal sogar in ihren Kirchen, Götzen und Gottheiten zu ehren, deren Statuen von den ersten Christen zerstört worden waren. Wenn die Reichen ihn im Stich lassen, ruft Gott die Armen. Wenn die Männer ihm den Rücken kehren, wählt Gott die Frauen aus, um den Männern eine Lektion zu erteilen, so wie er es nach der Passion getan hat, als er Frauen schickte, um den Jüngern die Auferstehung zu verkünden. Anna Katharina war das, was die Männer in den hohen Positionen, die Liebhaber der neuen heidnischen Kunst, für das Verachtenswerteste hielten: ein ungebildetes Bauernmädchen, eine aus ihrem Kloster ausgeschlossene Nonne, eine kranke Frau. Dabei stellen wir fest, dass die Gleichberechtigung, welche Feministinnen fordern, eine Fiktion ist. Welche Gleichberechtigung hätte Anna Katharina fordern können, als sie nicht einmal die Kraft hatte, den Korb mit nassen Kleidern wegzuschieben, den man auf ihr Bett gestellt hatte, weil niemand sie mochte? Und trotzdem hat Clemens Brentano, einer der literarischen Größen ihrer Tage, sie als unendlich höher angesehen als sich selbst. Heute haben wir das Bedürfnis, vor ihr und nicht vor ihren Verfolgern niederzuknien.

ZENIT: Was bedeutet die Seligsprechung von Anna Katharina Emmerick für sie?

Murr Nehme: Ich denke, wir müssen den Mut von Johannes Paul II. und seiner Kirche anerkennen, welche die Heiligkeit von Anna Katharina Emmerick anerkannt haben, in einer Zeit, in der man schon Ablehnung erfährt, wenn man sagt, dass man Emmerick nicht ablehnt.



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