Das Video: für meinen Geschmack heftig kitschig. Die Liebe zum Papst: allzu kindlich. Das Bildmaterial: komplett KI-generiert und sichtbar schwächelnd – Kann einem das Video dennoch etwas Positives sagen? Ja! – kath.net-Kommentar von Petra Lorleberg
Vatikan (kath.net/pl) Der Vatikan bittet um das Gebet für unseren ernsthaft erkrankten Papst Franziskus – und die Gläubigen reagieren weltweit darauf. Nun kursiert ein Lied nebst KI-Bildmaterial, das versucht, die aktuelle Situation auf eine spirituellere Ebene zu heben. Gezeigt wird Papst Franziskus auf dem Krankenbett ausschließlich in Umgebungen, die nicht der Gemelli-Klinik entsprechen. Teilweise trägt er eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht (soweit wir wissen, erhält der Papst den Sauerstoff aber tatsächlich über eine Nasenbrille).
Das Video wurde schnell zum YouTube-Hit: Die spanische Ausgabe des Videos wurde in nur fünf Tagen über 880.000-mal gesehen und hat 11.400 Likes. Die italienische Ausgabe wurde ca. 180.000-mal gesehen, die polnische 20.000-mal. Die englischsprachige Ausgabe ging erst vor wenigen Stunden online und fängt bereits an viral zu gehen. Zu finden ist es unter dem Titel „Papa Francisco“ auf dem recht neuen YouTube-Kanal VEVO „CantosDeFe“ [Lieder des Glaubens], der aus dem katholisch-spanischsprachigen Raum zu stammen scheint [VIDEOs siehe unten].
Das Lied im Schlagerstil hat einen ernsthaftem Text: „Papst Franziskus! Wohin du auch gehst, wir folgen deinen Schritten der Liebe und des Lichts. Wir beten gemeinsam für deine Kraft und Gesundheit. Gott schütze dich mit seinem Segen. Du hast nie aufgegeben, du hast uns deine Liebe gegeben. Heute umarmen wir dich mit jedem Gebet.“ Die professionell klingende musikalische Aufarbeitung in verschiedenen Sprachen scheint durch echte Sänger dargeboten zu werden, Näheres dazu war dem Internet bisher aber nicht zu entlocken.
Wenn man sich damit abfindet, dass das Bildmaterial nicht nur mittels Künstlicher Intelligenz erstellt wurde, sondern meines Erachtens auch sehr kitschig ist, dann kann man sich auch inhaltlich auf seine Bildsprache einlassen. Das Bildmaterial der spanischsprachigen und der italienischsprachigen Einspielung zeigt einen ruhenden, ja einsamen Papst, der auf die Entscheidung über sein Lebensschicksal wartet - dabei mag einem vielleicht auffallen, dass „Ruhe“ und „Einsamkeit“ keine Begriffe sind, die man bisher mit diesem immer aktiven und immer menschenzugewandten Lateinamerikaner verbunden hatte. Ob der Papst leidet, wird nicht direkt gezeigt, doch weisen die teilweise sichtbaren medizinischen Überwachungsgeräte darauf hin, ebenso gelegentlich ein müder Gesichtsausdruck.
Interessant ist, dass das Bildmaterial dabei direkt auf die Ebene der katholischen Frömmigkeit geht: Man sieht die Gottesmutter den Papst trösten. Man sieht Jesus, der ihm vorliest und hilft, ja, ihm das Kreuz vorhält. Eines der Bilder zeigt Franziskus im Krankenhaushemd auf einem schlichten Holzbett in denkbar einfacher, ja ärmlicher Umgebung, andere Bilder zeigen ihn in vatikanähnlichen, repräsentativen Gemächern. Einmal steht ein weiterer Papst im Halbdunkel dabei, vielleicht Pius X.?. Wenn man den Kitsch aushält, mag man das in blau getauchte Bild, wie der Papst vor einem Kreuz in Richtung zum Petersdom hin kniet, als durchaus aussagekräftig empfinden.
Die erst neu herausgekommene englischsprachige Version bringt etwas mehr Bildmaterial, so dass ich empfehle, sie erst als zweites Video anzuschauen. In der inhaltlichen Ausrichtung ist sie aber nicht wirklich anders. Hinzugefügte Bilder zeigen etwa den Papst auch im Rollstuhl, außerdem die Muttergottes von Guadalupe, die natürlich unbedingt zu einem lateinamerikanischen Papst gehört.
Ich selbst muss gestehen: Zunächst war mir dieses Video deutlich zu kitschig. Dennoch habe ich es aus Interesse in voller Länge angeschaut – um dann seinen überraschend guten Nachgeschmack zu entdecken. Denn das in Frömmigkeit und Liebe gestaltete KI-Bildmaterial weitet den Horizont weg von den täglichen medizinischen Bulletins aus der Gemelli-Klinik und weg von so mancher Diskussion um Entscheidungen dieses Papstes hin auf den überzeitlichen Horizont: hier ist ein Papst, der um sein Leben ringt, der dabei kraft seiner Taufe, kraft seiner eigenen Glaubensentscheidung und kraft seines Amtes auf den Trost und das Geleit durch Jesus und durch die Gottesmutter hoffen darf. Nur hätte ich mir noch erhofft, dass der Gedanke der streitenden, leidenden und triumphierenden Kirche mit in das Bildmaterial aufgenommen worden wäre.
Wenn ich also gefragt werde, ob diese Videos – trotz KI, trotz Kitsch – sehenswert sind, dann komme ich zu der Antwort: ein vorsichtiges Ja. Zumindest der Versuch lohnt sich.
Doch wer merkt, dass Lied und Bildmaterial seine eigene Geschmackstoleranz allzu kräftig übersteigen, der kann dieses Lied auch getrost wieder ausschalten – man kann auch ohne dieses Video für unseren schwer erkrankten Papst Franziskus beten. Vergessen wir vor allem nicht: Oremus pro Pontifice!
Von einem Papst Franziskus ist dabei allerdings keine Rede; es gibt auch keinen Ehrentitel, mit dem man ihn identifizieren könnte. Zum Schluss dieser Prophezeiung folgt aber, quasi als letzter Papst, Petrus II. Romanus, in dessen Pontifikat sich die Wiederkunft Christ, verbunden mit dem Jüngsten Gericht, ereignen soll.
Ja, ich weiß: ein ziemlich schwieriges Thema, das Ganze. Dennoch würde ich gerne Ihre ganz persönliche Meinung dazu erfahren. Vielleicht nur ein Hirngespinst - oder doch ein ernst zu nehmendes Endzeit-Thema?
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Federico R. 28. Februar 2025
@Petra Lorleberg. Alles andere als ein Verehrer von Papst Franziskus zu sein, …
… kann ich an dem von Ihnen, verehrte Frau Lorleberg, völlig zurecht kritisch besprochenen Video nichts Positives erkennen. Für mich ist es vielmehr ein gezielt gegen den Bergoglio-Papst gerichtetes satanisches Machwerk mit dem Ziel, den betagten und noch dazu schwersterkrankten derzeitigen Inhaber der Cathedra Petri der Lächerlichkeit preiszugeben, um damit zugleich auch das Papsttum als solches zu beschädigen resp. in Misskredit zu bringen.
Sicher sind Ihnen auch die vom hl. Philipp Neri modifizierten Malachias-Päpsteweissagungen bekannt, die erstaunlich präzise die Ehrentitel der bisherigen Päpste auflisten. Die Reihe endet mit Benedikt XVI. als „Glorie oliviae“ (= „Ruhm des Olivenbaums“). Eine treffendere Kurzbeschreibung könnte es für den Vorgänger des derzeit amtierenden Papstes kaum geben. Nach ihm folgt in besagter Prophezeiung die kurze, nunmehr zu Ende gehende Zeit „In persecutione extrema S.R.E.).
(Fortsetzung folgt)
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SalvatoreMio 27. Februar 2025
Italiener und religiöse Kunst
Seit Jahren betrachte ich dieses Phänomen übers Internet! Was hierzulande als "Kitsch" gilt, scheint man dort mit "kindlichen" Augen zu sehen! Während hier Glaubensphänomene immer mehr seltsam abstrakt, oft nur noch mit einigen Strichen und Farben dargeboten werden, geht man in Italien offenbar ganz real damit um, wie wir es jetzt bei den Papst-Darstellungen sehen. Italien hat offenbar auch eine starke Verbundenheit zu seiner Vergangenheit und lebt sie aus durch viele Traditionen, Bräuche und Prozessionen.
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SalvatoreMio 27. Februar 2025
Gläubige Italiener und religiöse Kunst
Seit Jahren betrachte ich dieses Phänomen übers Internet! Was hierzulande als "Kitsch" gilt, scheint man dort mit "kindlichen" Augen zu sehen! Während hier Glaubensphänomene immer mehr seltsam abstrakt, oft nur noch mit einigen Strichen und Farben dargeboten werden, geht man in Italien offenbar ganz real damit um, wie wir es jetzt bei den Papst-Darstellungen sehen. Italien hat offenbar auch eine starke Verbundenheit zu seiner Vergangenheit und lebt sie aus durch viele Traditionen, Bräuche und Prozessionen.
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mimamo 27. Februar 2025
Wunderbar
wie in all dem Pomp und Prunk des Vatikans doch deutlich wird, woher der echte Trost kommt, dessen wir bedürfen, seien wir krank oder sterbend.
Gelungen auch wie der Papst so gezeichnet wird, bereit, zu nehmen, was kommen mag ... und sich sicher weiss, an Seiner Seite und Seiner Mutter.
Ich mag normalerweise so etwas gar nicht ...war selbst überrascht, wie es mich berührt und danke Santos de Fe für den Mut so gefühlvoll diese schwierige Thema in "Szene" gesetzt zu haben .. auch diese Musik ist nun gar nicht meine, aber das ist nicht wirklich wichtig.
Viel zu selten wird darauf hingewiesen, dass wer wirklich glaubt, niemals allein ist, auch und vor allem! nicht im Sterben und dass es nicht immer nur darum geht, wieder gesund zu werden ...
Im Falle von einem so hochbetagten Menschen wie Papst Franziskus weiss man nicht, was besser ist.
Aber alles zur größeren Ehre Gottes!
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Everard 27. Februar 2025
Ich finde diese farbenprächtigen
Hintergründe und dieses ganze damit zum Ausdruck kommende Erhabene sehr würdig und keineswegs kitschig. Mir gefällt es außerordentlich. Eine sehr gelungene Interpretation von klassisch römischen Glanz der Kirche.
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Walahfrid Strabo 27. Februar 2025
Natürlich ist es kitschig, und dann, typische KI-Darstellungsdefizite: Probleme mit Händen. Christus hat zwischendrin einen Kropf.
Aber trotzdem ist es katholischer als alles, was aus deutschen Kirchenamtsstuben produziert werden würde (von privaten Initiativen abgesehen). Und Geschmäcker sind verschieden, auch kulturell bedingt.
Insgesamt finde ich es berührend, und mit Sicherheit mit einer guten Intention gemacht. Die KI setzt ja nur um, was man ihr - sehr detailliert - aufträgt.
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