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- Offensichtlich geht es heute auch ohne Religion
- Zeitung: Papst zieht nicht allein in den Apostolischen Palast
- Der synodale Catwalk
- Wiener Gericht meint: Scharia auch in Österreich gültig
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Offensichtlich geht es heute auch ohne Religionvor 13 Stunden in Kommentar, 8 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Über den schleichenden Bedeutungsverlust des Glaubens und den Auftrag der Kirche in einer säkularen Welt. Von Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer
Eichstätt (kath.net) 1. Not lehrt nicht mehr beten – Eine stille Zäsur
„Not lehrt beten“ – jahrhundertelang galt diese Redensart als Lebensweisheit. Wer leidet, sucht Trost bei Gott, Orientierung im Gebet, Halt in der Kirche. Doch diese religiöse Selbstverständlichkeit ist heute erschüttert. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Naturkatastrophen und persönliche Krisen hätten Anlässe zur geistlichen Rückbesinnung sein können – doch die große religiöse Rückkehr blieb aus.
Stattdessen: Schweigen. Rückzug. Austritte. Der Religionssoziologe Detlef Pollack bringt es auf den Punkt: „Not lehrt nicht mehr beten.“ Religion ist für viele keine Deutungsressource mehr, sondern eine ferne Erinnerung. Der Bedeutungsverlust ist nicht abrupt – sondern lautlos. Und eben darin liegt seine Brisanz.
2. Ein schleichender Rückzug – Zahlen, die sprechen
Der Rückgang kirchlicher Bindung ist dramatisch – und doch schon fast gewohnt. Jährlich steigen die Austrittszahlen. 2023 verließen über 500.000 Katholiken die Kirche – ein neuer Höchstwert. Die evangelischen Kirchen verzeichnen ähnliche Tendenzen. Der sonntägliche Gottesdienstbesuch ist zur Ausnahme geworden: Nur etwa 7 % der Katholiken und weniger als 5 % der Protestanten nehmen regelmäßig teil.
Besonders junge Menschen zeigen kaum noch religiöse Anschlussfähigkeit. Der Glaube verschwindet nicht mit Protest – sondern mit Desinteresse. Was bleibt, ist eine kulturelle Restreligion ohne spirituelle Tiefe, ohne lebenspraktische Bedeutung.
3. Ursachen: Differenzierung, Pluralisierung, Individualisierung
Was steckt hinter dieser Entwicklung?
Ein zentraler Faktor ist die funktionale Differenzierung moderner Gesellschaften: Aufgaben, die einst der Kirche vorbehalten waren – etwa Bildung, Ethik oder Krisenbewältigung –, werden heute durch säkulare Institutionen erfüllt. Religion ist kein strukturelles Grundelement mehr – sondern eine persönliche Wahlmöglichkeit unter vielen.
Zugleich hat sich das Leben pluralisiert: Der Sonntag ist Freizeit, der religiöse Kalender verliert an Relevanz, Rituale werden säkularisiert. Und inmitten all dessen wächst ein neuer anthropologischer Anspruch: Autonomie. Der moderne Mensch will selbst entscheiden, ob und wie er glauben möchte – autoritative Verkündigung wird als Bevormundung empfunden.
4. Drei weitverbreitete Missverständnisse
Um die Krise zu verstehen, gilt es auch, verbreitete Fehlannahmen zu korrigieren:
- Missverständnis 1: „Die Skandale sind schuld.“
Zweifellos haben Missbrauch und Vertuschung Vertrauen zerstört – doch der Rückgang begann lange vor den Skandalen. Der Bedeutungsverlust religiöser Praxis hat tiefere kulturelle Ursachen.
- Missverständnis 2: „Krisen führen zur Rückkehr des Glaubens.“
Die Realität zeigt: Die Pandemie etwa hat Isolation und psychische Belastung verstärkt – nicht das Gebet. Nur bereits religiös sozialisierte Menschen suchten vermehrt geistlichen Halt.
- Missverständnis 3: „Der Glaube wird bekämpft.“
In Wahrheit wird er vergessen. Viele sagen nicht mehr: „Ich glaube nicht an Gott“, sondern: „Ich denke nicht darüber nach.“ Diese spirituelle Indifferenz ist die tiefere Herausforderung.
- Säkularisierung: Kein Kampf, sondern Verblassen
Säkularisierung ist kein ideologischer Angriff – sie ist ein stiller Prozess des Bedeutungsverlusts. Die Kirche verliert ihren kulturellen Resonanzraum, weil sie nicht mehr selbstverständlich zum Lebensvollzug gehört. Glaube wird zur Privatangelegenheit – oder fällt ganz weg.
Entscheidend ist hier die Erosion religiöser Sozialisation: Kinder wachsen heute oft ohne Gebete, ohne Bibelgeschichten, ohne kirchliche Feste auf. Was nicht erzählt wird, wird auch nicht geglaubt. Wo keine spirituelle Sprache mehr gesprochen wird, verkümmert das religiöse Bewusstsein.
Die Folge: Der Glaube ist nicht Gegenstand von Streit – sondern Objekt des Vergessens. Gott wird nicht abgelehnt – er wird nicht mehr gesucht.
- Eine geistliche Aufgabe – nicht nur ein Strukturproblem
Die gegenwärtige Entwicklung ist nicht allein mit Reformpapieren oder Strukturveränderungen zu bewältigen. Sie verlangt eine geistliche Antwort. Denn was verloren geht, ist nicht nur Organisation – sondern Beziehung. Was schwindet, ist nicht nur Bindung – sondern Sehnsucht.
Deshalb ist die Aufgabe der Kirche nicht primär, Programme zu optimieren, sondern Präsenz zu erneuern. Nicht Management ist gefragt, sondern missionarische Demut: eine Kirche, die zuhört, mitgeht, offen bleibt für das, was der Geist Gottes in dieser Wüste neu entstehen lassen will.
Ausblick: Was bleibt – und was werden kann
Die Kirche der Zukunft wird kleiner sein – das ist wahrscheinlich. Sie wird nicht mehr die selbstverständliche Mitte sein. Aber sie kann zu einem Ort werden, an dem der leise Ruf nach Sinn, nach Gnade, nach Hoffnung wieder Gehör findet.
Sie muss nicht alles wissen – aber viel zuhören. Sie muss nicht alles kontrollieren – aber vieles mittragen. Die Frage ist nicht: Wie können wir zurück in die Mitte der Gesellschaft? Sondern: Wie können wir nahe bei den Menschen bleiben, auch wenn wir nicht mehr im Zentrum stehen?
„Offensichtlich geht es heute auch ohne Religion.“
Vielleicht. Aber die tiefere Frage bleibt:
Geht es dem Menschen wirklich gut ohne Hoffnung, ohne Transzendenz, ohne einen Gott, der bleibt?
Dort, wo Kirche diese Frage nicht beantwortet, sondern mit den Menschen gemeinsam trägt, kann sie neu glaubwürdig werden. 
Kurzbiographie von Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer: geb. 1949 in Altdorf/ Titting;1977 Priesterweihe; 1977-1985 Abtei Niederaltaich; Studien (Diplom, Lizentiat, Doktorat): Eichstätt, Jerusalem, Griechenland, Rom; 1991-1998 Pfarrseelsorge; 1998-2008 Gründungsrektor des Collegium Orientale in Eichstätt; 2002 Erzpriester-Mitrophor; 2010 Archimandrit; 2004-2012 Päpstl. Konsultor für die Ostkirchen/Rom; 2008-2015 Rektor der Wallfahrt und des Tagungshauses Habsberg; 2011-2015 Umweltbeauftragter und 2014-2017 Flüchtlingsseelsorger der Diözese Eichstätt; seit 2017 Mitarbeit in der außerordentlichen Seelsorge.
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Lesermeinungen | golden vor 4 Stunden | | | Nehmen wir auch Gott hinein in die Betrachtung: In den Himmel kommen die von Gott Erwählten.
Mit Respekt darauf sollten wir Menschen begierig danach sein,zu ihnen zu gehören.
Hochmut,Vermessenheit oder Desinteresse mögen ihre Bedingtheiten haben,eine Rechtfertigung sind diese Gemütslagen nicht. |  0
| | | Fink vor 5 Stunden | | | @ chorbisch - Einverstanden ! Ein Teil der Menschen heute will gar kein ewiges Leben.
Vor der "Aufklärung" war allen Menschen klar: Nach dem Tod kommt ein "ewiges Leben", entweder ich erleide auf ewig Qualen in der Hölle, oder ich genieße die "beseeligende Anschauung Gottes" im Himmel.
Heute aber: "Wer weiß, ob da überhaupt was kommt...wahrscheinlich ist alles vorbei..."
Also, diesen Teil der Menschen erreichen wir mit der christlichen Botschaft nicht. Um so mehr sollten wir uns um die anderen kümmern. |  0
| | | chorbisch vor 6 Stunden | | | @ Fink Haben Sie in Erwägung gezogen, dass manche Menschen gar kein Ewiges Leben wollen?
Sie waren zufrieden mit ihrem Leben, es ging ihnen gut, Katastrophen, wie Kriege, Naturkatastrophen usw. bleiben ihnen erspart und sie konnten das Leben genießen, ohne sich dabei permanent in Sünden zu wälzen oder ihren Mitmenschen bewusst Schaden zuzufügen. Ganz normale Menschen.
Und sie sind zufrieden mit dem Gedanken, friedlich und für immer einschlafen zu können, und dass es dann "vorbei" ist.
Andere, deren Leben von Not und Krankheit geprägt war, sind auch froh, wenn es endlich vorbei ist und haben auch keine Sehnsucht nach einem ewigen Leben bei einem Gott, der sie aus ihrer Sicht mit ihrer Not allein gelassen hat.
Und mit Formulierungen, wie im Beitrag von @gebsy dürfte man diese Menschen wohl nicht erreichen, von einem Sinneswandel ganz zu schweigen. |  0
| | | Richelius vor 7 Stunden | | |
Ich möchte darauf hinweisen, dass wir bis jetzt noch keine echte Not hatten. Corona war vielleicht ein Hauch davon. |  1
| | | ottokar vor 8 Stunden | | | Herr Thiermeyer spricht nur für Europa Denn weltweit nimmt die Zahl der Katholiken grundsätzlich zu und echter, tiefer Glaube findet sich fern von uns , in Afrika , Südamerika und Asien , durchaus in Regionen , die weitaus ärmer sind als wir, wo Not herrscht.Selbst in Nordamerika wächst der Glaube. In vielen Teilen Afrikas nehmen am Sonntagsgottesdienst oft an die Tausend Gläubige teil, die oft stundenlange Fußmärsche zurück legen, um an einer heiligen Messe teilzunehmen. Also pessimistisch müssen wir hauptsächlich für große Teile unseres Europa sein . |  1
| | | gebsy vor 8 Stunden | |  | Demut Gottes "Gott wird nicht abgelehnt – er wird nicht mehr gesucht."
Ein unmöglicher Versuch:
Gottes Demut und Mitleiden angesichts der Selbstgenügsamkeit SEINER Geschöpfe ist Liebesschmerz von unvorstellbarem Ausmaß ...
DI Hubert Liebherr durfte die Liebesreue erfahren www.bing.com/videos/riverview/relatedvideo?q=hubert%20Liebherr%20erfahrungen&mid=7B74FEDEE6220CC397277B74FEDEE6220CC39727&ajaxhist=0 |  0
| | | Moorwen vor 12 Stunden | | | „Not lehrt beten.“ 1) „Not lehrt nicht mehr beten.“ weil sogar die Armen der Meinung sind, dass nicht Gott ihnen helfen muss, sondern die reichen Länder mit Hilfslieferungen.
2) Beziehen sich diese Angaben auf die gesamte Weltkirche, oder interessieren wir uns wieder nur für das Schicksal des deutschen Volkes (wie in den 30-er Jahren)?
3) Die Ursachen sind auch: die nichtssagenden Predigten der Kleriker und die links-grüne Mentalität des Klerus, der mehr um die Rechtsstaatlichkeit besorgt ist, als um die Glaubensverkündigung und die Kirche.
4) - Missverständnis 3: „Ich denke nicht darüber nach.“
Damit wollen viele ihre Souveränität und spirituelle Reife bezeugen. In Wahrheit aber treffen sie ihre Entscheidungen nicht selber und nicht souverän, sondern das Smartphon, der Fernseher, TikTok, Facebook & Co. treffen die Entscheidungen für sie. |  2
| | | Fink vor 12 Stunden | | | Die Gottvergessenheit unserer Zeit erlebe ich besonders bei den Todesanzeigen und Bestattungszeremonien. Da ist vielfach keine Hoffnung auf ein ewiges Leben im Himmel bei Gott.
Vor 250 Jahren, im Zeitalter der "Aufklärung", hat es angefangen. Jetzt haben wir sozusagen die Talsohle erreicht.
Für gläubige Christen gilt es, unter den Menschen diejenigen zu erkennen, die für die Gottesfrage offen sind, und diese dann mit der "Vollkost" des geoffenbarten christlich-Katholischen Glaubens zu versorgen. |  2
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