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| ![]() Was macht die Menschenwürde unantastbar?vor 3 Stunden in Kommentar, keine Lesermeinung Die Schülerkreise Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. stellten ein ganz aktuelles Thema in den Mittelpunkt ihres diesjährigen Symposiums – Mit der Predigt von Kurt Kardinal Koch in voller Länge – Von Martin Lohmann Rom (kath.net) Was sich bei oberflächlichem Blick des Titels als „nur“ grundsätzlich und wissenschaftlich erweisen könnte, zeigte sich auf dem diesjährigen Symposium der Schülerkreise von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt sehr schnell als hochaktuelle und mitten ins konkrete Leben wirkende Fragestellung: Woraus speist sich die Menschenwürde? Was macht sie unantastbar? Und was macht sie im Kern überhaupt aus? Und vor allem: Welche Konsequenzen hat oder hätte die Leugnung einer unantastbaren Menschenwürde? Auch hier erwies sich die Theologie des Joseph Ratzinger wieder einmal als unerschöpfliche Quelle der Inspiration und der Erkenntnis von Wahrheit. Der Präsident der Schülerkreise, Kurt Kardinal Koch, machte das bereits in seiner Einführung deutlich, als er auf die tiefgreifende Krise des Menschenbildes hinwies, die sich bei Gender, Geschlecht, Transhumanismus und nicht zuletzt der sogenannten Künstlichen Intelligenz (KI) zeige. Kardinal Ratzinger habe schon in seiner Silvesterpredigt 1980 geradezu prophetisch beschrieben, dass der Kampf um den Menschen heute weitgehend für oder gegen die Familie ausgetragen werde. Kardinal Koch skizzierte zudem, wie sehr sich die Anthropologie innerhalb der vergangenen Jahre vom Sein zum Machen gedreht habe, wobei das wesenhafte „Ich bin“ überlagert werde von der Frage „Was machst du?“. Mehr noch: Hieraus entstehe mehr und mehr eine Vorstellung vom Menschen, die das Machen als solitäre Grundlage sehe. Dabei verliere man zunehmend die Erkenntnis, dass die religiöse Dimension des Menschen im christlich-theologischen Menschenbild konstitutiv für das Menschsein sei. Ohne die transzendente Dimension und Befähigung sei der Mensch gar nicht wirklich zu verstehen. Ratzinger habe darauf immer wieder hingewiesen, etwa wenn er betonte, dass die essentielle Dimension des Menschen darin liege, Gott zu erkennen. Dabei habe Joseph Ratzinger immer wieder von der Gottebenbildlichkeit gesprochen, die sich eben auch in der Gottfähigkeit – frei nach Augustinus – erweise. So sei schließlich das „Ich bin“ eine kreatürliche Empfänglichkeit für Gott. Den Menschen könne man nur erkennen, wenn man auch Gott erkenne. Und diese Fähigkeit beziehungsweise Befähigung wurde allen Menschen in der Existenz des Gottessohnes Jesus Christus in besonderer und unüberbietbarer Weise geschenkt. Das Menschenbild sei und bleibe grundlegend abhängig vom Gottesbild. Wörtlich sagte Kardinal Koch: „In der neuzeitlichen Anthropologie ist die Frage nach dem Wesen des Menschen vor allem ersetzt worden durch deren Beantwortung mit dem Handeln des Menschen. In allen Variationen des modernen Selbstverständnisses – in der idealistischen genauso wie in der materialistischen, in der existenzialistischen genauso wie in der positivistischen – versteht sich der neuzeitliche Mensch als das prinzipiell weltoffene Wesen, das durch sein Handeln die Welt entdeckt und seine Identität findet. Eng damit zusammen hängt, dass in dieser anthropologischen Sicht die religiöse Dimension des Menschseins des Menschen, wenn überhaupt, bloß als ein Epiphänomen betrachtet zu werden pflegt, das unter Umständen auch zu vernachlässigen ist.“ Diese grundlegende Sicht sei bereits im biblischen Menschenbild sichtbar, bei dem die Herkunft des Menschen mit den Worten beschrieben wird: „Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen“ (Gen 2, 7). Das Wesen des Menschen werde damit mit zwei Bildern umschrieben: Das erste Bild, dass der Mensch aus der „Erde vom Ackerboden“ geformt ist, verlangt vom Menschen das demütige Bekenntnis, dass er nicht Gott und damit Urheber seiner selbst ist, sondern Geschöpf. Der aus Erde vom Ackerboden geformte Mensch werde zweitens aber mit Gottes Atem beschenkt und damit lebendig: „In diesem Bild ist die großartige Zusage verborgen, dass der Mensch nicht irgendein Zufallsprodukt der Erde ist, sondern ein von Gott gewolltes und geliebtes Projekt. In dieser Zusage ist der letztlich allein tragende Grund für die Unverletztlichkeit des Menschen und die Unantastbarkeit seiner Würde enthalten.“ Im christlichen Glauben ist der Mensch freilich nicht nur Ebenbild Gottes des Schöpfers, sondern durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes ist uns ein noch klareres und reineres Ebenbild geschenkt, wie es im Kolosserhymnus heißt: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ (1, 15). In Jesus Christus ist uns der Mensch nach Gottes Art und nicht nach des Menschen sattsam bekannten Unart geschenkt. Jesus Christus ist der neue Adam, der in seiner Menschwerdung und vor allem in seiner Demut am Kreuz das Gegenbild zum vermessen nach Gottgleichheit strebenden ersten Adam darstellt. Jesus Christus ist das wahre Ebenbild Gottes, und wir Christen sind berufen, Ebenbilder Jesu Christi zu werden. Kardinal Koch: Diese entscheidende Wegweisung hat uns bereits das Zweite Vatikanische Konzil in seiner „Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute gegeben, und sie liegt dem theologischen Denken Joseph Ratzingers über den Menschen zugrunde: „Tatsächlich klärt sich nur im Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Geheimnis des Menschen wahrhaft auf. Denn Adam, der erste Mensch, war das Vorausbild des zukünftigen, nämlich Christi des Herrn. Christus, der neue Adam, macht eben in der Offenbarung des Geheimnisses des Vaters und seiner Liebe dem Menschen den Menschen selbst voll kund und erschließt ihm seine höchste Berufung.“ Wer deshalb den Menschen und sich selbst als Mensch verstehen will, muss auf Jesus Christus schauen und der Einladung des Johannesevangeliums folgen: „Ecce homo“ (Joh 19, 5) Der orthodoxe und in München lehrende Professor Stefanos Athanansiou griff diesen Grundgedanken auf und entfaltete die notwendige Existenz der Menschenwürde in der Begabung des Menschen als Anbetender, als ein in Ehrfurcht und Vertrauen auf Gott ausgerichteter Mensch, der seine höchste Berufung in dieser Grundhaltung mitten im Leben und in großer Selbstverständlichkeit leben könne. Der römische Professor Ralph Weimann schloss sich an mit der Beschreibung und Analyse zahlreicher bioethischer heutiger Gefahren und Herausforderungen für das Menschenbild. Professor Vincent Twomey aus Dublin ergänzte in seinem Vortrag, wie wichtig die Gewissensentscheidung und ein entsprechend geformtes Gewissen als Ausdruck der Gottebenbildlichkeit seien. Die in Heiligenkreuz lehrende Professorin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz beleuchtete unter dem Titel „Leib und Gotteserfahrung“ Gender und Geschlecht im Blick Joseph Ratzingers. Abgerundet wurde das Symposion durch die hochaktuellen Überlegungen des in Rom – am Päpstlichen Theologischen Institut Johannes Paul II. – lehrenden Professors Stephan Kampowski, der aufzeigen konnte, wie hilfreich gerade heute viele theologische Erkenntnisse und die Weitsicht Ratzingers bei der Suche nach Antworten auf den Transhumanismus und die Künstliche Intelligenz sind. Dabei skizzierte er unter anderem einige Gefahren, die Ratzinger früh beschrieben hatte. Zum Beispiel die „Unfähigkeit, sich mit der Unvollkommenheit der menschlichen Dinge anzufreunden”, eine Haltung, die von manchen sogar als „Ekel am Bestehenden” bezeichnet wird. Wenn die Bereitschaft fehle, diese Unvollkommenheit zu akzeptieren, entstehe der Wunsch nach einer perfekten Gesellschaft. Dann erscheine das Ethos als unzuverlässig. Stattdessen müsse, so Kampowski in Anlehnung an Ratzinger, „eine vollkommene Gesellschaft vom Ethos unabhängig sein und durch stabile Strukturen gewährleistet werden, welche Freiheit und Gerechtigkeit mechanisch garantieren“. Ratzinger habe ebenfalls vor der neuzeitlichen Verengung des Vernunftbegriffs auf das Quantitative gewarnt. Heute gelte, so der spätere Papst, „nur ... die Vernunft der Berechnung und des Experiments überhaupt als Vernunft”. Eine so verstandene Vernunft wisse mit dem Moralischen nichts anfangen, denn dieses ist „nicht in derselben Weise rational zu deduzieren wie das Funktionieren eines Apparats”. Daraus folgt eine „Absage an die Moral zugunsten der Technik”. Kampowski zeigte die hohe Aktualität in Ratzingers Theologie auch auf, als er an eine Predigt des Professors aus dem Jahre 1973 mit dem Titel „Gott hat Namen” erinnerte. Denn darin „greift Joseph Ratzinger bereits das zentrale Problem der künstlichen Intelligenz vorweg. Um zu verdeutlichen, was es bedeutet, dass Gott einen Namen hat, richtet er den Blick zunächst auf ein Wesen, das in der Offenbarung des Johannes als Gegenspieler Gottes auftritt: das Tier, dessen Zahl 666 ist (Offb 13,18). Dieses Wesen hat keinen Namen, sondern nur eine Nummer. Ratzinger erklärt: „Das Tier ist die Nummer und macht zur Nummer”. Und weiter: „Den Menschen zur Nummer zu machen bedeutet, ihn als „ersetzbares Teilchen einer großen Maschine” zu betrachten: Er ist dann nur noch so viel wert wie seine Funktion. Ratzinger warnt, dass heute die gesamte Welt in Gefahr steht, diesem allgemeinen Gesetz der Maschine zu unterliegen. Wenn es „nur noch Funktionen gibt”, wird auch der Mensch selbst auf seine bloße Funktion reduziert. Die Maschinen, die der Mensch geschaffen hat, beginnen ihrerseits, ihm ihre Logik aufzuzwingen. Der Mensch „muss für den Computer lesbar gemacht werden und das kann er nur, wenn er in Zahlen übersetzt wird. Alles andere an ihm wird belanglos. Was nicht Funktion ist, ist nichts”. Joseph Ratzinger hatte schon 1979 diagnostiziert, dass letztlich „nur zwei Grundmodelle zur Debatte stehen”: das „gnostische” und das „christliche”. Das gnostische Modell ist definiert durch eine „Absage an die Schöpfung”. Sein innerer Kern zeigt sich darin, „dass in ihm das Mysterium des Leidens, der Stellvertretung, der Liebe abgelehnt wird zugunsten einer Welt- und Lebensbeherrschung durch Wissen”. Liebe erscheint hier als zu unsicher, als zu wenig verlässlich, um das Leben und die Welt auf ihr zu gründen. Ratzinger betont, dass Liebe immer ein Risiko beinhaltet. Wenn wir sagen, der Mensch sei für die Liebe geschaffen – für die gegenseitig erwiderte Liebe, für Freundschaft –, wird klar, dass wir für den Sinn unseres Daseins auf etwas angewiesen sind, das wir uns nicht selbst geben können. Liebe und Freundschaft sind immer ungeschuldet, unplanbar, unbeherrschbar. Sie lassen sich nicht herstellen oder erzwingen. „Man ist ja damit”, so Ratzinger, „in der Tat auf das Unberechenbare und Unerzwingbare angewiesen, auf das, was man sicher nicht selber machen, sondern eben nur erwarten und empfangen kann.” „Das, was ich am meisten brauche – Liebe und Freundschaft –, kann ich mir nicht selbst geben, ich muss es als unverdientes Geschenk empfangen. Doch gerade das könnte ausbleiben. Ich bin auf andere angewiesen, und diese könnten mich enttäuschen oder verraten – und ich kann mich nicht dagegen absichern. Hier liegt die ganze Dramatik der menschlichen Existenz: Wir benötigen zutiefst etwas, das wir uns nicht selbst geben können.“ (Kampowski) Stephan Kampowski kam am Ende des Symposions zu dem Schluss, dass Transhumanismus und künstliche Intelligenz auf den ersten Blick als technische Phänomene erscheinen, „in Wahrheit aber berühren sie die tiefsten Fragen des Menschseins. Beide folgen einer Logik, in der Funktionieren wichtiger wird als Sinn und in der die menschliche Befähigung zur Sittlichkeit ersetzt wird durch technische Verfügungsgewalt.“ Und weiter: „Nur wenn wir die Welt als Schöpfung und uns selbst als Gottes Ebenbild begreifen, können wir den Versuchungen einer reinen Machbarkeitslogik widerstehen. So wird deutlich, dass es bei den Herausforderungen des Transhumanismus und der künstlichen Intelligenz nicht allein um Fragen der Technik oder des Fortschritts geht, sondern um die Bewahrung dessen, was uns zutiefst menschlich macht – und somit um die Würde des Menschen.“ Der Vorsitzende des Neuen Schülerkreises und Rektor der Kölner Hochschule für Katholische Theologie, Professor Christoph Ohly, beendete das ebenso aktuelle wie grundsätzliche diesjährige Symposion mit einem Wort von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. zum Menschen, das einer Magna Charta der christlichen Anthropologie gleiche: Papst Benedikt sagt: „Der Mensch ist nicht Zufall des Universums, sondern Frucht eines Gedankens Gottes. Jeder Einzelne ist gewollt, geliebt und notwendig. Darin gründet die unverlierbare Würde des Menschen“. – Drei Sätze, die in ihrer Tiefe nahezu unauslotbar sind und doch zugleich auf den Punkt gebracht unsere Hoffnung im Blick auf den Menschen zum Ausdruck bringen. Ein Höhepunkt des Schülerkreistreffens war am folgenden Sonntagmorgen die Predigt von Kardinal Koch während der Heiligen Messe in der Kirche des Campo Santo Teutonico, die wir hier dokumentieren: GNÄDIGE WOHLTAT DES GERICHTS GOTTES UND DIE UMKEHR IM GLAUBEN Kurt Cardinal Koch Mit der Heiligen Messe beschließen wir das Symposium, das die beiden Schülerkreise von Joseph Ratzinger - Benedikt XVI. gestern über die anthropologischen Herausforderungen in der heutigen Gesellschaft durchgeführt haben. Das heutige Evangelium lädt uns ein, den Blick auf die Vollendung des menschlichen Lebens in der Ewigkeit zu richten, und es zeigt so, dass die Eschatologie, die Lehre vom ewigen Leben, die radikale Gestalt der Anthropologie, der Lehre vom Menschen ist. Das Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus führt uns vor Augen, dass im ewigen Leben Gerechtigkeit gesucht und deshalb Recht gesprochen wird und dass deshalb ein Gericht stattfinden wird. Die biblische Rede von einem Gericht Gottes gehört heute aber zweifellos nicht zu den beliebten Inhalten des christlichen Glaubens und seiner Verkündigung. Sie steht vielmehr quer zu unseren – manchmal etwas harmlosen – Vorstellungen von einem liebenden und barmherzigen Gott. Das Wort vom Gericht vermag oft nicht einmal die Zensur unserer Köpfe zu passieren, weshalb es ad acta gelegt zu werden droht. Weltlicher Verzicht auf das Gericht? Wenn kein Mensch mehr über Menschen zu richten wagen und kein Mensch mehr verurteilt würde – wäre dies nicht schön? Auf der anderen Seite stellt sich aber die unausweichliche Frage nach dem Preis, der bezahlt werden müsste, wenn es in der Welt kein Gericht mehr gäbe. Dann würden jedenfalls auch die Schuldigen nicht mehr schuldig gesprochen und keine Verbrecher mehr verurteilt werden. Die Übeltäter könnten ungehindert und ungestraft fortfahren, Übeltaten zu vollziehen. Vor allem jedoch kämen die Unschuldigen und Beschädigten nicht mehr zu ihrem Recht. Damit würde jene Praxis weltweit und allgemein gelten, die leider bereits in der heutigen Welt oft angewandt wird. Schließlich würden sogar die Mörder über ihre Opfer endlos triumphieren können und dürfen. Wäre es wirklich das Ende des Schreckens, oder wäre es nicht vielmehr der Schrecken ohne Ende, wenn in unserer Welt nicht mehr gerichtet und verurteilt würde? Dagegen würden aber auf jeden Fall die Opfer Einwände erheben. Menschen, die in politischen Diktaturen am eigenen Leib haben erfahren müssen, was es bedeutet, keinen Richter zu haben, werden sich wehren, wenn sich die Welt aus ihrer richterlichen Verantwortung verabschieden sollte. Vollends die Armen und Leidenden werden schreien und bitten: Richtet doch endlich! Sprecht doch um Gottes willen endlich Recht auf Erden? Um Gottes willen! Muss man aus diesem Aufschrei nicht heraushören, dass die Institution des Gerichts in unserer Welt – bei aller Zweideutigkeit – letztlich eine menschliche Wohltat und deshalb unaufgebbar ist? Wie steht es angesichts von solchen Einsichten und Erfahrungen um das in der biblischen Botschaft bezeugte Gericht Gottes, wie es uns vom Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Prasser nahegelegt wird? Gibt es nicht auch ähnliche Anlässe genug, auf das Gericht Gottes zu hoffen? Ist es nicht doch tröstlich, dass unser christlicher Glaube ein spezifisches Gericht Gottes kennt? Gottes Inter-esse für den Menschen im Gericht Würden wir Menschen und unsere Welt am Ende von Gott nicht beurteilt und gerichtet würden, wäre dies die Erfahrung einer schrecklichen Abwesenheit und Interesselosigkeit Gottes uns Menschen gegenüber., wie der evangelische Theologe Eberhard Jüngel mit markanten Worten hervorhebt: „Das Ausbleiben eines Jüngsten Gerichts wäre der schreckliche Ausdruck göttlicher Gleichgültigkeit: der Gleichgültigkeit des Schöpfers gegenüber der eigenen Schöpfung und speziell gegenüber dem von ihm geschaffenen Menschen. Nichts aber würde den Menschen tiefer erniedrigen als dies, Gott gleichgültig zu sein.“ Die biblische Rede vom Gericht Gottes enthält aber die tröstliche Botschaft vom vitalen Interesse Gottes am Leben von uns Menschen, und zwar im ursprünglichen Wortsinn, dass Gott inter-est, zugunsten von uns Menschen dazwischenkommt. Dass sich Gott im Jüngsten Gericht meinem gelebten Leben nochmals zuwenden wird, verheisst mir, dass ich ihm nie gleichgültig bin; und dies ist ein enormer Trost und eine frohe Zuversicht vor allem für den armen Lazarus. Und dadurch, dass die ganze Weltgeschichte von Gott beurteilt und gerichtet werden wird, wird sie vollends in ihrer Würde ernst genommen. Damit tritt freilich auch der himmelweite Unterschied zwischen dem Gericht Gottes und der weltlichen Institution des Gerichts zu Tage. Dieser wohltuende Unterschied besteht darin, dass Gott uns Menschen im Jüngsten Gericht nicht erniedrigt, sondern uns zum Gericht erhöht, ja uns seines Gerichts würdigt. Das Gleichnis vom armen Lazarus und reichen Prasser schenkt die Zuversicht, dass man sich kein strengeres und zugleich tröstlicheres Gericht erhoffen kann als das Gericht Gottes. Denn der barmherzige und gütige Gott lässt nicht einfach – wie bei uns Menschen in der Welt üblich – Gnade vor Recht ergehen; er ist vielmehr mit seiner Gnade im Recht. Zumutung der Umkehr Damit wird die Konsequenz des Glaubens sichtbar, die uns Jesus mit dem Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Prasser nahelegen will. Im Schoss Abrahams sieht der Prasser sein Fehlverhalten ein, er bittet um Erbarmen für sich und möchte wenigstens seine fünf Brüder warnen, damit sie bereits jetzt umkehren und ein anderes, Gott gefälliges Leben führen. Umkehr zu Gott und seiner liebenden Gerechtigkeit ist die Antwort des Glaubens auf die Ankündigung des Gerichts Gottes. Und Umkehr zu Gott ist und bleibt eine wesentliche Dimension eines christlichen Menschenbildes. Solche Umkehr haben wir alle immer wieder nötig. Wir vollziehen sie am besten dadurch, dass wir den Rat des Apostels Paulus an seinen Schüler Timotheus in der heutigen Lesung befolgen: „Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn, das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird der selige und einzige Herrscher“ (1 Tim 6, 14-15). In der Glaubenshaltung der Umkehr erweist sich die Botschaft vom Gericht Gottes vollends als Evangelium. Erste Lesung: Am6, 1.a, 4-7. ******************** Dr. h.c. Martin Lohmann ist Publizist, Theologe, Historiker und Medienethiker. Er gehört zum Neuen Schülerkreis Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. - Weitere Beiträge von Martin Lohmann: siehe Link. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. 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