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| ![]() Sahnetorte, Feuerbach und die Existenz Gottes12. Oktober 2007 in Buchtipp, keine Lesermeinung Für selbstverliebte Narzissten ist ein Gott psychologisch gar nicht denkbar: Bestsellerautor Manfred Lütz sieht im neuen Atheismus Chancen. Neues Buch: "Gott Eine kleine Geschichte des Größten". Köln (www.kath.net / idea) Mit einem außergewöhnlichen Buch ist der Psychiater, katholische Theologe und Bestsellerautor Manfred Lütz (Köln) am 18. September vor die Presse getreten: Gott Eine kleine Geschichte des Größten. Darin setzt er sich unterhaltsam und lebensnah mit Argumenten gegen die Existenz Gottes von der Antike bis zur Gegenwart auseinander. Im Interview mit idea-Reporter Marcus Mockler erläutert Lütz, warum er Atheisten mag, warum die Evolutionstheorie zu einer Ideologie werden kann und warum sich das Leugnen Gottes auch psychologisch erklären lässt. Der Psychiater ist Chefarzt in einer Kölner Klinik, verheiratet und Vater von zwei Kindern. idea: Herr Dr. Lütz, Sie haben eine kleine Geschichte des Größten also von Gott geschrieben. Ist das nicht anmaßend? Lütz: Im Grunde ja. Denn auch als Theologe gehe ich vor dem Thema Gott eigentlich in die Knie. Aber soll man es deshalb lassen? Wir neigen dazu, über Gott bierernst zu reden. Sobald Gott auftaucht, ist Feierstunde, ernste Miene, dunkler Anzug. Das führt dazu, dass wir in unserem Leben auch als Christen Gott in ein Ghetto sperren. Ich finde aber, man kann auch locker über Gott reden und das ist nicht respektlos. Vom Metzger gegengelesen idea: Wie haben Sie es geschafft, das Buch allgemeinverständlich und dennoch mit einem gewissen theologischen Anspruch zu verfassen? Lütz: Das Buch enthält alle wichtigen Argumente. Aber ich habe es vor Veröffentlichung von einem atheistischen Metzger und von dem Philosophen Robert Spaemann lesen lassen. Beide haben das Buch verstanden, das hat mich beruhigt. idea: Sie sagen, die gegenwärtigen Debatten über Werte und Tugenden, Darwin und Kreationismus, Hirnforschung und menschliche Freiheit, Kampf der Kulturen würden auf dem Hintergrund der unausgesprochenen Frage Existiert Gott? geführt. Warum spricht man dann nicht offener über diese verborgene Frage? Lütz: Man hat Gott in Mitteleuropa ins Privatleben abgedrängt. In Amerika ist das ganz anders. Vielleicht wollte man bei uns aufgrund der Konfessionskriege das Thema ausklammern, um Streit zu vermeiden. Aber auf Dauer geht das nicht. Selbst der Philosoph Jürgen Habermas der sich als religiös unmusikalisch bezeichnet hat gesagt, wir müssen den biblischen Gedanken der Gottesebenbildlichkeit des Menschen neu aufgreifen, um die Menschenwürde zu fundieren. Aber dann müssen wir natürlich auch wieder öffentlich über Gott reden.Gott auf der Tagesordnung idea: Im selben Monat wie Ihr Buch erscheint von dem britischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins, einem weltweit führenden Atheisten, das religionskritische Werk Der Gotteswahn auf deutsch. Haben Sie vorausblickend das Gegenbuch dazu geschrieben? Lütz: Nein, ich hatte Dawkins vor der Abfassung meines Manuskripts nicht gelesen. Aber ich finde die Gleichzeitigkeit gar nicht schlecht. Mir ist ein klar ausgesprochener Atheismus lieber als vage Aussagen. Da kann man wenigstens klar widersprechen. Dawkins Buch ist ein Zeichen dafür, dass das Thema Gott auf der Tagesordnung steht. idea: Atheisten sagen: Menschen glauben aus psychologischen Gründen an einen Gott, sie brauchen so etwas. Könnte es andererseits sein, dass Atheisten den Unglauben brauchen? Lütz: Der Kirchenvater des Atheismus, Ludwig Feuerbach, hat die Existenz Gottes nicht widerlegt, er hat einfach vorausgesetzt, dass es Gott nicht gibt. Unter dieser Voraussetzung ist Religion natürlich ein merkwürdiges Phänomen, z.B. Ritusveranstaltungen zu besuchen und mit jemandem zu reden, den es überhaupt nicht gibt. Feuerbach hat dann versucht, das psychologisch zu erklären: Gott ist die ausgedachte Erfüllung der nicht erfüllten Wünsche des Menschen. Doch wenn man sich ganz intensiv Sahnetorte wünscht, heißt das natürlich überhaupt nicht, dass es Sahnetorte wirklich gibt da hat Feuerbach Recht. Doch es heißt glücklicherweise auch nicht, dass es Sahnetorte nicht gibt. Psychologie kann also zur Frage, ob Gott existiert, nichts beitragen. Denn Feuerbach funktioniert auch umgekehrt. Wenn wir davon ausgehen, dass Gott existiert, dann ist Atheismus höchst merkwürdig: Man könnte von Realitätsverlust mit Fluchtreflexen und absurden Kompensationsversuchen sprechen. Und auch das kann man psychologisch erklären: Mal sturmfreie Bude haben (ohne einen Gott, der alles sieht), das ist privat und auch im Wirtschaftsleben vielleicht für manche erstrebenswert. Und für selbstverliebte Narzissten ist ein Gott über ihnen psychologisch gar nicht denkbar. Auf die Frage nach der Existenz Gottes sagte der Modezar Karl Lagerfeld: Es beginnt mit mir, es endet mit mir. Basta! idea: Ist der derzeitige Kampf gegen jede grundsätzliche Kritik an der Evolutionstheorie nicht auch ein Kampf gegen Gott? Lütz: Evolutionstheorie wird wo sie die Existenz Gottes ausschließen will eine Ideologie, die ich nicht teile. Aber auch die Auffassung des Kreationismus teile ich nicht. Ich finde, dass die Evolutionstheorie sehr gut mit dem Christentum vereinbar ist. Wir glauben an eine fortgesetzte Schöpfung (creatio continua), Gott setzt sein lebendiges Wirken im Evolutionsprozess fort. idea: Bis in die Kirchen hinein hören wir Kritik an der Theorie des Intelligent Design, die besagt, dass auch aus naturwissenschaftlicher Sicht das Wirken eines Schöpfers beobachtbar ist. Das sei wissenschaftlicher Unsinn, den fundamentalistische Christen produzierten, heißt es. Sehen Sie das auch so? Lütz: Ich habe mich mit dem Intelligent Design noch nicht intensiv beschäftigt. Da die Evolutionstheorie, wenn sie wissenschaftlich sein will, keine Totalbeschreibung sein darf, ist es legitim, sich Gedanken zu machen, wie man die Welt auch aus einer anderen Perspektive betrachten kann. Ob das bislang zu fruchtbaren Ergebnissen geführt hat, kann ich nicht beurteilen. idea: Ist es heute in Mitteleuropa schwieriger als früher, Menschen von der Existenz Gottes zu überzeugen? Lütz: Ja, denn die Leute sind bei uns nicht nur nicht informiert, sie sind fehlinformiert über das Christentum. Die Klischees, die es über den Glauben und die Kirche gibt, schrecken viele Menschen ab. idea: Haben Christen Mitschuld, dass so viele Gott anzweifeln? Lütz: Na klar. Durch zu wenig zeugnishaftes, vorbildhaftes Leben sind wir mit schuld. Lebten wir als Christen überzeugender, würden mehr Menschen ihre Klischees vom Christentum verlieren. idea: Bei der Buchvorstellung in Berlin meinte Gregor Gysi, Fraktionschef der Linkspartei im Bundestag, weder der Kapitalismus noch die Linke in Europa schafften es, allgemeine Moralnormen aufzustellen. Das gelinge nur der Kirche. Eine gottlose Gesellschaft wäre auch eine wertelose Gesellschaft, sagte Gysi wörtlich. Müssten Sie der Reduzierung des Glaubens auf Tugend und Moral nicht widersprechen? Lütz: Natürlich. Es war ja ein Problem der Aufklärung und des liberalen Protestantismus, dass man aus Gott einen langbärtigen Kinderschreck gemacht hat, den man für die Erziehung braucht. Das ist geradezu eine Perversion des christlichen Gottes, dem es um Erlösung geht, was besonders Martin Luther herausgestellt hat. idea: Doch kommt man auch heute, wenn über Werte und Moral gesprochen wird, sehr schnell auf Religion und Kirche zu sprechen. Lütz: Ja, und das ist auch eine Chance. Der Philosoph Immanuel Kant ging davon aus, dass alle Menschen moralisch sein wollen, dass das aber nur vernünftig ist, wenn es Freiheit, Unsterblichkeit der Seele und Gott gebe. Warum soll man sonst keine Bank überfallen, wenn man sicher sein kann, dass man nicht erwischt wird? Wenn es Gott nicht gibt, ist alles erlaubt, sagt Dostojewski. Ohne die Frage nach Gott hängt die modische Wertedebatte in der Luft. idea: Ihr Buchprojekt erweckt den Anschein eines neutralen Standorts des Autors. Dabei sind Sie bekennender Katholik. Eine Mogelpackung? Lütz: Nein. Ich bekenne mich ja klar zu meinem Glauben, und man kann sich in dieser Frage auch nicht neutral halten. Aber der Aufbau des Buches auf dem Hintergrund der Geschichte des Atheismus versucht zunächst einmal, auf die stärksten Argumente der Gottesleugner einzugehen. Also stehen zuerst atheistische Ideen im Mittelpunkt. idea: Gegen Ende Ihres Buches tritt die Werbung für die katholische Kirche stark in den Vordergrund, etwa bei den Passagen über Maria oder Reliquien. Wäre es nicht ökumenischer gegangen? Lütz: Meine frömmsten Freunde sind Protestanten! Meine Vision von Ökumene ist: dass wir es ertragen, unter dem Dach derselben Kirche unterschiedlich zu sein und diese Unterschiedenheit auch lieben. Mir geht es also nicht um eine Ökumene des kleinsten gemeinsamen Nenners, wo etwa der Katholik am besten Maria nicht mehr erwähnt. Wir sollten als Christen so zusammenleben wie Mann und Frau in einer Ehe sehr unterschiedlich und doch gemeinsam. idea: Abschlussfrage: Was bedeutet Ihnen Gott ganz persönlich? Wer ist Gott für Sie? Lütz: Ich glaube, dass Gott sein menschliches Angesicht in seinem Sohn Jesus Christus zeigt. Er ist für mich der Gott der Liebe. idea: Wir danken für das Gespräch. Manfred Lütz Alle Bücher können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung CHRIST-MEDIA (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der RAPHAEL Buchversand (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch nur Inlandportokosten. Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected] Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected] Ihnen hat der Artikel gefallen? 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