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Papst führt jährlichen 'Tag der Schöpfung' am 1. September ein

10. August 2015 in Weltkirche, 6 Lesermeinungen
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Franziskus greift damit eine Idee aus der orthodoxen Kirche auf - BRIEF im WORTLAUT auf kath.net


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Nach der Umweltenzyklika "Laudato si" von Anfang Juni folgte am Montag der nächste Öko-Paukenschlag des Papstes: Mit einem vom Vatikan veröffentlichten Schreiben kündigte Franziskus die Einführung eines jährlichen Gebetstags für die Schöpfung an. Er soll weltweit am 1. September begangen werden.

Der Papst greift damit eine orthodoxe Idee auf. Bereits bei der Pressekonferenz zur Präsentation von "Laudato si" hatte Metropolit Johannes Zizioulas im Vatikan die Beteiligung der katholischen Kirche an der orthodoxen Initiative angeregt.

Papst Franziskus betont nun in seinem Brief an die zuständigen Kardinäle Peter Turkson (Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden) und Kurt Koch (Ökumenerat), es solle auch katholischerseits ab diesem Jahr am bisherigen orthodoxen Schöpfungstag (1. September) mit möglichst allen Christen weltweit in Sorge um die Schöpfung gebetet werden.

Wörtlich heißt es in diesem Brief: "Mit dem geliebten Bruder, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die Sorge um die Zukunft der Schöpfung teilend und den Vorschlag seines Vertreters, des Metropoliten Johannes von Pergamon aufgreifend, den dieser bei der Vorstellung der Enzyklika 'Laudato si' über die Sorge um das gemeinsame Haus gemacht hat, möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich entschieden habe, auch in der katholischen Kirche den 'Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung' einzuführen, der beginnend mit diesem Jahr, immer am 1. September gefeiert werden soll, wie es in der orthodoxen Kirche schon lange geschieht."

Kardinal Turkson solle dazu beitragen, dass die Bischofskonferenzen der Welt und die internationalen Organisationen an der Gestaltung dieses Gebetstages mitarbeiten. Kardinal Koch wiederum solle - so der Papst - die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet mit den übrigen christlichen Kirchen, vor allem dem Weltkirchenrat (ÖRK), koordinieren.

Die Kirchen stünden weltweit vor denselben Herausforderungen, so der Brief. Um "glaubwürdig und wirkungsvoll" sein zu können, müsse man gemeinsam Antwort geben, betont Papst Franziskus. Abschließend erinnert er in dem Brief an die Schutzheiligen für das Anliegen. Er rufe für "eine umfangreiche Zusammenarbeit, für einen guten Beginn und eine gute Entwicklung dieses Gebetstages für die Bewahrung der Schöpfung" die Fürsprache "Marias, der Allerheiligsten Mutter Gottes und Franziskus von Assisis an, der in seinem Sonnengesang so viele Frauen und Männer guten Willens zum Lob des Schöpfers und zum Respekt vor der Schöpfung inspiriert hat".


Brief im Wortlaut:

Brief von Papst Franziskus zur Einrichtung des Weltgebetstages zur Bewahrung der Schöpfung.

An die verehrten Brüder
Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden
Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen

Mit dem geliebten Bruder, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die Sorge um die Zukunft der Schöpfung (Laudato Si', 7-9) teilend und den Vorschlag seines Vertreters, des Metropoliten Johannes von Pergamon [Zizoulas] aufgreifend, den dieser bei der Vorstellung der Enzyklika Laudato Si' über die Sorge um das gemeinsame Haus gemacht hat, möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich entschieden habe, auch in der Katholischen Kirche den „Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung“ einzuführen, der beginnend mit diesem Jahr, immer am 1. September gefeiert werden soll, wie es in der orthodoxen Kirche schon lange geschieht.

Als Christen wollen wir unseren Beitrag zur Überwindung der ökologischen Krise leisten, welche die Menschheit durchlebt. Dazu müssen wir vor allem aus unserem reichen geistliche Erbe die Motivation ziehen, welche die Leidenschaft für die Sorge um die Schöpfung nährt. Dabei erinnern wir uns immer daran, dass für die Glaubenden in Jesus Christus, dem für uns Mensch gewordenen Wort Gottes, „die Spiritualität nicht von der Leiblichkeit, noch von der Natur oder den Wirklichkeiten dieser Welt getrennt ist, sondern damit und darin gelebt wird, in Gemeinschaft mit allem, was uns umgibt“ (LS 216).

Die ökologische Krise ruft uns also zu einer tiefen geistlichen Umkehr: Die Christen sind berufen zu einer „ökologische Umkehr, die beinhaltet, alles, was ihnen aus ihrer Begegnung mit Jesus Christus erwachsen ist, in ihren Beziehungen zu der Welt, die sie umgibt, zur Blüte zu bringen“ (LS 217) . In der Tat: „Die Berufung, Beschützer des Werkes Gottes zu sein, praktisch umzusetzen gehört wesentlich zu einem tugendhaften Leben; sie ist nicht etwas Fakultatives, noch ein sekundärer Aspekt der christlichen Erfahrung“ (ebd).

Der jährliche Gebetstag für die Bewahrung der Schöpfung gibt sowohl den einzelnen Gläubigen wie auch den Gemeinschaften die Möglichkeit, ihre persönliche Hingabe an ihre eigene Berufung, für die Schöpfung Sorge zu tragen, zu erneuern, Gott für das wunderbare Werk dankend, das er unserer Sorge anvertraut hat und seine Hilfe für den Schutz der Schöpfung und seine Barmherzigkeit für die gegen unsere Welt begangenen Sünden erbittend.

Dass wir den Gebetstag zum selben Datum wie die orthodoxe Kirche begehen, wird eine gute Gelegenheit sein, Zeugnis abzulegen für unsere wachsende Gemeinschaft mit unseren orthodoxen Geschwistern. Wir leben in einer Zeit, in der alle Christen vor denselben bedeutenden Herausforderungen stehen, auf die wir um glaubwürdig und wirkungsvoll zu sein gemeinsam Antworten geben müssen. Deswegen ist es mein Wunsch, dass dieser Gebetstag möglichst auch weitere Kirchen und kirchliche Gemeinschaften einbeziehen soll und im Einklang mit den Initiativen des Ökumenischen Rates der Kirchen zu diesem Thema gefeiert werden soll.

Sie, Kardinal Turkson, bitte ich als Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden darum, das Wissen der Kommissionen für Gerechtigkeit und Frieden der einzelnen Bischofskonferenzen sowie der nationalen und internationalen Organisationen, die auf dem Gebiet der Umwelt tätig sind, in die Einrichtung des Weltgebetstages für die Bewahrung der Schöpfung einzubringen, so dass unter Einbeziehung der örtlichen Erfordernissen und Situationen die Feier gebührenderweise mit dem gesamten Volk Gottes begangen werden kann: mit den Priestern, Ordensleuten und Laien. Deswegen möge sich dieses Dikasterium darum kümmern, gemeinsam mit den Bischofskonferenzen geeignete Initiativen zur Anregung und Förderung zu entwickeln, so dass die jährliche Feier ein starker Augenblick des Gebets, der Reflexion, der Bekehrung und der Hinwendung zu einem konsequenten Lebensstil wird.

Sie, Kardinal Koch, bitte ich als Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen darum, die nötigen Kontakte mit dem Ökumenischen Patriarchat und den anderen ökumenischen Partnern aufzunehmen, so dass dieser Weltgebetstag zu einem Zeichen wird, dass alle an Christus Glaubenden gemeinsam einen Weg gehen. Dieses Dikasterium wird sich auch um die Koordinierung mit Initiativen kümmern, die der Ökumenische Rat der Kirchen unternimmt.

Eine umfangreiche Zusammenarbeit für einen guten Beginn und eine gute Entwicklung dieses Gebetstages für die Bewahrung der Schöpfung erwartend rufe ich die Fürsprache Marias, der Allerheiligsten Mutter Gottes und Franziskus von Assisis an, der in seinem Sonnengesang so viele Frauen und Männer guten Willens zum Lob des Schöpfers und zum Respekt vor der Schöpfung inspiriert hat. Ich verbinde mit diesen Bitten meinen apostolischen Segen, den ich von ganzem Herzen Ihnen beiden und allen Ihren Mitarbeitern erteile.

Aus dem Vatikan, 6. August 2015
Dem Fest der Verklärung des Herrn

Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich


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Lesermeinungen

  13. August 2015 
 

Ein Tag des Innehalten. Sehr gut!

Wir nehmen so vieles so selbstverständlich an und hin, machten uns 'die Erde untertan', teilweise Natur unwiderruflich zerstörend.

Ein gedankliches Innehalten, ein Beten mit Dank und Bitte zugleich - wer könnte dem widersprechen wollen.

Hervorragend finde ich den ökumenischen Anstoß, der hier von Papst Franziskus gleichzeitig gegeben wird.

Da bleibt nur eines, mitbeten:

http://www.franziskusschwestern.de/Franziskanisch/Sonnengesang%201.pdf


0
 
 Stefan Fleischer 11. August 2015 

@ Msgr.Erzpr. Franz Schlegl

Sie haben mich falsch verstanden. So etwas ist sicher unbedingt nötig. Wir müssen aber unbedingt darauf achten, dass ihn nicht gottlose Umweltaktivisten an sich reissen, sodass der tiefe Sinn, das Gebet, das Lob Gottes, der Dank an Gott für seine Schöpfung und die vertrauensvolle Bitte nicht im Trubel einer Vielfalt von guten und weniger guten Aktionen vergessen geht.


2
 
 Helena_WW 11. August 2015 
 

Schöne Idee Tag der Schöpfung in Ökomene

Danke für die Veröffentlichung des kompletten Briefes im Wortlaut, der das Anliegen darlegt.

schaut mal was domradio Redaktion daraus gemacht hat.
http://www.domradio.de/themen/papst-franziskus/2015-08-10/papst-fuehrt-gebetstag-fuer-den-umweltschutz-ein


1
 
 SCHLEGL 10. August 2015 
 

@ Stefan Fleischer

Die Idee von Papst Franziskus finde ich großartig! Nicht nur, weil der heilige Franziskus mein Namenspatron ist! Patriarch Bartholomaios hat hier eine Vorreiterrolle, immerhin sitzt er auf dem Stuhl des hl. Andreas, des Erstberufenen, des Bruders des hl. Petrus. Ich habe den Patriarchen in Wien bei seinem Besuch im Stephansdom persönlich erlebt, er hat eine unglaublich spirituelle Ausstrahlung. Wie er einmal selber erklärt hat, war es unter anderem die Katastrophe von Tschernobyl, welche ihn bewogen hat, dieses Fest der "Bewahrung der Schöpfung" in der orthodoxen Kirche einzuführen.
Papst Franziskus übernimmt nun dieses Fest und installiert es in der weltweiten katholischen Kirche, wobei er gleichzeitig die Rolle des ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel aufwertet, was uns wegen der Zustände im Patriarchat von Moskau nur lieb sein kann!Msgr.Erzpr. Franz Schlegl


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 Stefan Fleischer 10. August 2015 

Die grosse Gefahr ist,

dass dieser Tag hierzulanden vom Gebetstag zum Aktionstag umfunktioniert wird:


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 jadwiga 10. August 2015 

Umsonstladen.

Denn Gott beschenkt uns üppig mit Früchten und Blumen mit Tieren, Bodenschätzen und Gnade. Alles das bekommen wir umsonst.

Wir sollten auch solche "Umsonstläden" einrichten.

"Und dient einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes"


4
 

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