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'Bis zum Tod blieb sie ihrem Ruf einer bösen, verstockten Frau treu'

9. Mai 2016 in Chronik, 15 Lesermeinungen
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Margot Honecker war die meistgehasste SED-Funktionärin nach Stasi-Chef Mielke – Bei Trauerfeier mit Angehörigen, chilenischen Kommunisten und „Ewiggestrigen mit DDR-Fahnen“ sei der Sarg mit christlichen Symbolen geschmückt gewesen


Berlin/Santiago de Chile (kath.net/idea) Die am 6. Mai im Alter von 89 Jahren in Chile gestorbene Margot Honecker (Archivfoto aus dem Jahr 1986) gehört zu den wenigen Menschen, „bei deren Tod einem partout nichts Positives einfallen will“. Diese Ansicht vertritt der Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, in der „Bild am Sonntag“. Margot Honecker – dritte Ehefrau des DDR-Staatschefs Erich Honecker (1912–1994) – war von 1963 bis 1989 Volksbildungsministerin. Knabe: „Was so harmlos klingt, war in Wirklichkeit eine Schlüsselposition im SED-System. Denn die Kommunisten hingen der Vorstellung an, sie müssten einen ‚neuen Menschen‘ kreieren.“ Das zentral gelenkte Schulsystem sei zum wichtigsten Instrument zur Erziehung „sozialistischer Persönlichkeiten“ geworden. Millionen DDR-Bürger hätten unter dieser „Rotlichtbestrahlung“ leiden müssen. Wer sich dieser Art staatlicher Inanspruchnahme entzogen habe, dem sei es schlecht ergangen: „In der Regel durfte er kein Abitur machen, geschweige denn studieren.“ Davon betroffen waren auch viele Christen, denen so berufliche Chancen genommen wurden. Wer sich dem SED-Regime offen widersetzte stand, so Knabe, sogar in Gefahr, in einem der berüchtigten Jugendwerkhöfe zu landen. In diese Arbeitslager seien jährlich rund 2.000 Jugendliche eingewiesen worden. Viele litten bis heute unter den Folgen der brutalen Umerziehung. Knabe: „Margot Honecker hat all dies stets verteidigt.“ Einem Strafverfahren habe sie sich durch ihre Flucht nach Chile entzogen. 26 Jahre habe sie eine auskömmliche Rente aus Deutschland erhalten, die sie selbst als „unverschämt niedrig“ bezeichnete. Knabe: „Es war diese Impertinenz, die sie in der DDR zur meistgehassten Funktionärin nach Stasi-Chef Erich Mielke machte. Bis zu ihrem Tod blieb sie ihrem Ruf einer bösen, verstockten Frau treu.“


1990 hatte das Ehepaar Honecker Asyl bei Pfarrer Holmer erhalten

An der Trauerfeier für Margot Honecker nahmen in Santiago de Chile rund 50 Personen teil. Darunter waren laut Medienberichten Familienangehörige, Mitglieder der Kommunistischen Partei Chiles und „Ewiggestrige mit DDR-Fahnen“. Der Sarg sei mit christlichen Symbolen geschmückt gewesen. Am 9. Mai soll der Leichnam von Margot Honecker eingeäschert werden. Anfang 1990 hatte das Ehepaar Honecker zehn Wochen Asyl im Pfarrhaus von Uwe Holmer und seiner Familie im brandenburgischen Lobetal erhalten, nachdem es obdachlos geworden war. „Wir konnten doch nicht das Vaterunser beten und dann sagen, wir vergeben allen, bloß den Honeckers nicht“, begründete Holmer seine Haltung. Die DDR-Behörden verwehrten acht seiner zehn Kinder trotz bester Zeugnisse den Besuch der Oberschule – aus ideologischen Gründen. Die verantwortliche Bildungsministerin war Margot Honecker.

Archivfoto Honecker im Jahr 1986 © Wikipedia/Bundesarchiv Bild/CC BY-SA 3.0 de


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Lesermeinungen

 Trierer 12. Mai 2016 

"Mein Herr und mein Gott"

Es ist schon auch so, dass anlässlich des Todes eines solch schlimmen, verstockten, kaltherzigem Menschen der Griff nach dem Rosenkranz die erste, spontane Reaktion ist. Denn stockt nicht einem jeden der Atem beim Gedanken an an das, was sie nie hat glauben mögen oder können, nun aber gewiss in letzter Konsequenz erfahren hat. Gewiss, nur der Herr hat Einblick ins Innerste des Menschen, wenn wir aber ernst nehmen was unsere Kirche lehrt, was kann ihr da jetzt noch helfen außer der Fürbitte für ihre unsterbliche Seele bei unserem, ihrem Herrn und Erlöser. Man mag hoffen, dass sie im Verborgenen, nur für Gott sichtbar, etwas auf die "rechte Seite der Lebenswaage" gelegt hat, die der Gekreuzigte und Auferstandene Herr mit seiner unendlichen Liebe füllen und zum Guten neigen möge.
Wie unheimlich ist doch den meisten von uns der Gedanke an "das Fegefeuer". Und wie "unheimlich" trostreich doch, angesichts eines solchen Todes, unser kath. Glaube, der "Hoffnung jenseits aller Hoffnung" gibt!


4
 
 1Pace 10. Mai 2016 

Metanoia

@Maria Gustavo: Meiner Überzeugung nach widerspricht die Auffassung, dass sich Menschen (auch "Anti-Was-Auch-Immer-Typen") nicht ändern könnten, dem christlichen Menschenbild. Es scheint nur eine Haltung zu legitimieren, die sich von der "Aussaat des Evangeliums" zurückzieht, welche jedoch 100-fach Frucht bringen kann. (Matthäus 13,8 bzw. Markus 4,8). Selbst nichtchristliche Psychologen raten, in Streitgesprächen nicht die Worte "nie", "immer" "ständig" usw. zu verwenden, weil man sein Gegenüber dann festlegt und ihm keine Chance lässt, anders zu handeln.


3
 
 bücherwurm 10. Mai 2016 

@Tadeusz: Auch ich kenne Pflegeeltern,

die sich in großer, bewunderswerter christlicher (evangelischer) Aufopferungsbereitschaft um Pflegekinder kümmern, die aus äußerst schwierigen Verhältnissen kommen und deren Leib und Leben bedroht gewesen war!

Das können Sie nicht mit der DDR vergleichen, bitte unterlassen Sie zukünftig diesen Vergleich, Tadeusz. Zumindest in D sind Jugendämter höchstens in der Gefahr, zu spät zu reagieren, und zur "Umerziehung" à la DDR werden bei uns keine Kinder weggenommen.

Danke @Rami für Ihre Widerrede und besonders für Ihr beeindruckendes Engagement!


4
 
 myschkin 9. Mai 2016 
 

Diese unangenehme Person ist jetzt

bei Marx und Engels ... und bei Stalin etc.


5
 
 rami 9. Mai 2016 
 

"Profitable Ersatzelternschaft"

@Tadeusz:
Ich ärgere mich über Ihren undifferenzierten Kommentar zur Situation heutiger Pflegekinder. Sie machen damit deutlich, dass Sie wenig Ahnung davon zu scheinen haben, wenn sie die Inobhutnahmen heute in eine Linie mit dem System der DDR stellen. Wir haben einen Pflegesohn in der Familie; der hat "Glück gehabt", dass er die Torturen körperlich überlebt hat (skalpiert, an die Wand geklatscht, Ohren eingerissen, am ganzen Körper grün und blau geschlagen...). Die seelischen Verletzungen, die man ihm zugefügt hat und das zerstörte Vertrauen in Bezugspersonen wiegen viel länger - wahrscheinlich lebenslang. Das Ganze hat nichts mit Profit zu tun, dass wir eine Pflegekind aufgenommen haben. Das zu unterstellen, ist schon eine Frechheit! Wir kennen noch mehr Pflegefamilien in unsrem Netzwerk und die Geschichten der anderen Kinder sind ebenfalls desaströse Erfahrungen, die sie machen mussten (Gewalt, Vernachlässigung, Verwahrlosung ...). Ich würde für differenzierte Gedanken plädieren!


5
 
 Veritatis Splendor 9. Mai 2016 

Die Weißensee Serie...

gibt die DDR-Stimmung ganz vortrefflich wieder. Darin werden feinsinnig die Absichten und Methoden von Stasi und deren Familien wiedergegeben sowie das unbeschreiblich gute Gefühl des Aufbruchs in die Freiheit filmisch eingefangen.

...freiwillige Gretchenfrage @Antigone :...waren Sie nun in der FDJ, wie Angela Merkel? Nicht FDJ-lern und v.a. nicht Wehrsportlern war höhere Bildung zumeist verwehrt!

Es war in der Tat nicht alles schlecht, trotz des Systems: Es gab bspw. weder Genderwahn noch derart verführerische Jugendliteratur. Das Mitmenschliche war viel wichtiger als Materialismus (Einkommen waren eh nivelliert) und es gab einen starken, glücklichen Zusammenhalt + Widerstand in den kath. Gemeinden, wie schon lange nicht mehr!


6
 
 Tadeusz 9. Mai 2016 

Spontane mentale Verbindung mit einem anderen Thema...

"Viele litten bis heute unter den Folgen der brutalen Umerziehung. Knabe: „Margot Honecker hat all dies stets verteidigt.“

... heute werden 20.000 Kinder jährlich den Eltern durch das Jugendamt einfach weggenommen. Im Dienste der Netzwerke profitabler Ersatzelternschaft.

Und irgendwie werden kaum Stimmen dagegen erhoben. In Gesprächen höre ich die Überzeugung, dass doch alles rechtens sein muss. Man muss ja differenzierter schauen.

Heute. Nicht lange her oder historisch inaktuell.


3
 
 1Pace 9. Mai 2016 

Zum „Tag des Sieges“ (09.05.) - Lisa’s Desillusionierung

Eine frühere gute Bekannte, SED-Funktionärin und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische – in „ihrer“ Schuhfabrik wegen ihrer „roten Schärfe“ von allen gefürchtet – erzählte mir einmal, dass sie als kleines Mädchen öfter die Waffe eines Offiziers der Roten Armee im Kohlenkasten versteckt hat, wenn dieser zusammen mit ihrem Vater zu Hause gesoffen hat. Nach der Wende wurde sie mit den neuen Verhältnissen nicht fertig und beging Selbstmord. Herr, schenke ihr die ewige Ruhe und lass sie und die anderen verstorbenen Genossen (Mt 5,6) – von Angesicht zu Angesicht - DEINE Liebe, Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit schauen!


3
 
 1Pace 9. Mai 2016 

Magische Dreiecke

In Analogie zum „magischen Dreieck des Kapitalismus“, wonach es niemals gleichzeitig 1. Stabile Preise, 2. Vollbeschäftigung und 3. Ein außenwirtschaftliche Gleichgewicht geben kann, machte in der DDR satirischerweise das „magische Dreieck des SED-Genossen“ die Runde – Er kann niemals gleichzeitig 1. Überzeugt, 2. Klug und 3. Ehrlich sein. War er überzeugt und klug, so war er nicht ehrlich; war er klug und ehrlich, so war er nicht überzeugt; war er überzeugt und ehrlich, so war er nicht klug.


6
 
 1Pace 9. Mai 2016 

Das Statut der sogenannten Freien Deutschen Jugend (FDJ) ...

http://www.ddr-schulrecht.de/Schulrechtssammlung%20-%20DDR-Dateien/pdf/Statut-FDJ.pdf
verpflichtete die Mitglieder der FDJ u.a. "2. b) ... sich die Wissenschaft des Marxismus-Leninismus (ML) immer vollkommener anzueignen und sie zu verbreiten ..." Die 3 Bestandteile des ML sind der dialektische Materialismus(dezidiert atheistische Philosphie), die poltische Ökonomie des Kapitalismus und des Sozialismus sowie der wissenschaftliche Kommunismus - http://www.mlwerke.de/le/le19/le19_003.htm - Ein Christ konnte demnach ehrlicherweise nicht FDJ-Mitglied sein. Aber das Statut bzw. das System war ja verlogen und leitete zur Verlogenheit an. Es hieß, daas die Mitgliedschaft in der FDJ freiwillig sei. Dem stand aber die Wirklichkeit entgegen, dass man begründen musste, warum man NICHT FDJ-Mitglied werden und/oder NICHT zur sozialistischen Jugendweihe gehen wollte.


4
 
  9. Mai 2016 
 

und das wird auch so bleiben

Antichristen, oder besser Antireligiöse, werden nie umkehren, da hilf aller Schmuck nichts!


5
 
 1Pace 9. Mai 2016 

Die Tochter des "Roten Kasner"

Angela Merkel nicht zum Abitur zuzulassen, wäre politisch sehr unklug von der SED gewesen. Sie war zumindest eine voll integrierte Mitläuferin in der sozialistischen Jugendorganisation und ihr Vater- der "Rote Kasner" - nahm, nachdem er als Pastor aus der BRD in die DDR gekommen war, Einfluss auf eine zumindest loyale Haltung (wenn nicht mehr: - "anbiedernde Haltung" möchte ich nicht sagen) von Landesbischof Albrecht Schönherr zum sozialistischen Staat. - Richtig, Antigone - so einfach arbeitet man DDR-Geschichte nicht auf.


8
 
 1Pace 9. Mai 2016 

Verblendung

Jesus spricht von den "blinden Blindenführern" (Mt 15,14) - Ohne den hl. Geist geht gar nichts! Wer hat für sie gebetet? - Ich durfte noch Abitur machen, trotz Abschluss 1,0 bekam ich dann aber nur das Studienprädikat "geeignet", (nicht "besonders geeignet"). Dies war eine Art "numerus clausus" für das Studium. Bei der feierlichen Immatrikultionsfeier wurde ich wegen fehlendem FDJ-Hemd des Saales verwiesen. Meine jüngere Schwester durfte wegen Nichtmitgliedschaft in der FDJ und Nichtteilnahme an der sozialistischen Jugendweihe unter Margot Honecker KEIN Abitur machen. Dagegen halfen selbst eine Staatratseingabe meines Vaters und die Intervention von Alfred Kardinal Bengsch nichts. Begründet wurde das aber offiziell mit einem "Mädchenüberhang". Nur unter 4 Augen hat der Direktor meinem Vater die Wahrheit gesagt, weil er Schularzt war und sie ein gutes Verhältnis miteinander hatten - ABER mit der Versicherung, das sofort zu dementieren, wenn es öffentlich werden sollte.


10
 
  9. Mai 2016 
 

RIP in Frieden

Eines sollte man der verstorbenen nicht vorwerfen, dass sie nicht "Glaubens-Treu" und "Glaubens-Stark" war.

Allerdings erstaunt mich die Tatsache das ihr Sarg mit christlichen Symbolen geschmückt war. Nein als Abfall vom Glauben an die SED kann man die christlichen Symbole nicht deuten.

Vielleicht die Erkenntnis das es noch etwas höheres als der Glaube an die Partei gab.

Frau Honecker wurde wohl christlich getauft, vielleicht war die Altersweisheit ein Grund, sich im letzten Hemd ohne Taschen mit christlichen Symbolen zu umgeben.

"Asche zu Asche, Staub zu Staub", viel mehr ist vom Arbeiter und Bauernstaat, eher doch ein Staat der Funktionäre und Zuträger übrig geblieben.


2
 
  9. Mai 2016 
 

Dank Uwe Holmer

Das ist christlich, oder?
Ich durfte Abitur machen und studieren, Angela Merkel auch. So einfach arbeitet man die DDR-Geschichte nicht auf. Na, möge sie in Frieden ruhen.


2
 

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