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Wie viel Christus steckt noch in uns Christen?

21. Juli 2016 in Kommentar, 5 Lesermeinungen
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Ein Beitrag von Magdalena Stürzl im Rahmen des Sommer-Schreibwettbewerbs von kath.net


Wien (kath.net) Ich geh durch die Straßen Wiens – schon wieder eine Kirche entdeckt, die ich nicht kannte. Ich freu mich darüber, dass anscheinend an jeder Ecke ein prachtvolles Gebäude zur Ehre Gottes steht.

Ich geh durch die Straßen Wiens – schon wieder einen Bettler entdeckt. Ich frag mich, wo ist die Kirche denn jetzt. Wo ist das Volk, das die Kirche ausmacht, wenn einer ihrer Brüder oder Schwestern Not leidet.

Ein Schwall von Schritten und Stimmen dringt zu mir vor. Alles ist in Bewegung, das Smartphone interessanter als der Nächste.

Ein erwachsener Mann kauert am Boden. Tag für Tag. Zerrissene Kleider, keine Schuhe. Haar und Bart zeugen davon, schon lange nicht mehr viel Beachtung bekommen zu haben. Haut gegerbt von Sonne, Wind, peitschendem Regen und wohl auch der eisigen Kälte des Winters. So dürr, dass ich mich frage, wann er zuletzt eine warme Mahlzeit hatte. Wann hatte er zuletzt ein Bett zu schlafen? Wie lautet seine Geschichte?

Ich bleib stehen und beobachte die Leute. Kaum jemand nimmt diesen Mann bewusst wahr. Eilige Schritte führen die Menschen an ihm vorbei. Kaum ein Blick hinab – außer aufs Smartphone oder Tablet. Nicht aber auf ihn.

Und ich denk mir, vielleicht sehen sie es nicht als ihre Aufgabe an ihm zu helfen. Die Nächstenliebe scheint ein Wort ohne Inhalt geworden zu sein. Leere Hülle. Fast so leer wie die Augen des Mannes.


Und ich frag mich, ist denn unter all den Menschen nicht ein einziger Christ? Bin ich in dieser Stadt voller Menschen als Christ so alleine, dass nur ich diesen Mann sehe?

Kann ja vorkommen, dass hier nicht so viele Christen unterwegs sind.

Dann treffe ich mich mit Freunden. Als Christen bezeichnen sie sich, ja, überzeugte Katholiken sind sie. Die Bibel, daran halten sie fest. Kreuz und Rosenkranz gleichen Schild und Schwert.

Ich denk mir, wie schön ist es, Menschen zu haben, die denselben Glauben teilen. Menschen, mit denen man gemeinsam lernen kann, Christus immer ähnlicher zu werden.

Meine Freunde, als ich zu ihnen stoße, unterhalten sie sich gerade angeregt über Klausuren, Professoren und auch politische Meinungen.

Ich denk mir, wie schön ist es, offen diskutieren zu können und dabei zu wissen, jeder hat vor dem anderen Respekt – denn wir wissen, wir sind Ebenbilder Gottes.

Doch dann fällt das erste Schimpfwort. Leicht kommt es über die Lippen.

Darauf angesprochen, meinen sie, so Wörter wie „Idiot“ meinen sie ja nicht so, es ist halt mal eben so ausgesprochen worden – so inmitten all des Unmuts.

Und ich frag mich, wie viel Christus steckt noch in uns Christen?

An den geringsten unserer Brüder gehen wir vorbei.

Wir können die Werke der Barmherzigkeit aufzählen. Doch wann haben wir sie zuletzt ausgeübt?

Wir können das Vater Unser, in dem wir um Verzeihung bitten. Doch wir verzeihen nicht.

Wir sprechen über die Würde der Menschen, doch sprechen über sie als wären sie nicht mehr als ein Haufen Zellen – zufällig aneinander gereiht, nicht mehr wert als Müll.

Ich frag mich, wo ist die Kirche? Die lebendige Kirche. Christus lebt, so sollte es auch die Kirche. Er ist auferstanden, warum stehen wir nicht auf?

Vielleicht ist es, weil wir zu Schreibtischtheologen und Taufscheinchristen wurden anstatt zu leben, was wir verkündigen oder vorgeben zu bekennen. Vielleicht ist es, weil wir Christen oftmals verlernt haben, wie wir unsere Stimmen nutzen können wenn Unrecht geschieht. Vielleicht ist es, weil wir noch wie Lazarus sind, bevor Christus kommt und ihn wieder erweckt. Vielleicht ist es, weil wir Martha sind. Vielleicht ist es, weil wir in Gethesemane einschlafen. Vielleicht ist es, weil wir wie Pontius Pilatus werden und uns von der Menge treiben lassen. Vielleicht ist es, weil zu viel des linken Schächers in uns steckt. Vielleicht ist es, weil wir Thomas sind, der zu sehen verlangt.

Und ich denk mir, wir könnten doch auch wie Petrus sein – auch wenn wir mal fallen, mit unseren Taten und Worten Christus verleugnen, könnten doch auch wir wieder zu einem kleinen Felsen für Christus werden.

Ich heiße Magdalena Stürzl, wohne in Wien und bin eine 19-jährige Fachtheologiestudentin. Im Rahmen des Schreibwettbewerbs habe ich mich mit dem Christsein im Alltag beschäftigt, wie christusähnlich wir tatsächlich noch sind, ja, wie viel Christus noch in uns Christen steckt.

Der Beitrag erscheint im Rahmen des Sommer-Schreibwettbewerbs von kath.net. Wie finden Sie diesen Beitrag? Wir laden zum konstruktiven Feedback ein. Mit Ihrer Rückmeldung werden Sie "Teil der Jury". Gefällt Ihnen der Beitrag, dann liken Sie diesen bitte auch auf Facebook oder teilen diesen auf Twitter. Und machen auch Sie mit und schicken Sie uns Beiträge.


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