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Auch das ist Ostern: Grabinspektion zur Befunderhebung

20. April 2017 in Spirituelles, 4 Lesermeinungen
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Der Lieblingsjünger wartet auf Petrus, das Charisma wartet auf das Amt: Am Ursprungstag des Osterglaubens schon etwas von der Ordnung der Kirche spürbar. Gastbeitrag von Prälat Wilhelm Imkamp


Maria Vesperbild (kath.net/pm) "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!" Wir alle kennen dieses Sprichwort und haben es schon zitiert, besonders dann, wenn wir tatsächlich irgendwo als erste angekommen sind. Vor dem leeren Grab im Johannesevangelium hat dieses „Rechtssprichwort", das Schwaben- und Sachsenspiegel ebenso kennen wie Aventins Bayerische Chronik, ganz offensichtlich keine Geltung.

Johannes, der Lieblingsjünger, bricht gemeinsam mit Petrus auf, kommt aber vor diesem an; Johannes, der Jüngere, der Schnellere, der Klügere, wohl auch derjenige mit der — wie wir heute sagen würden — intensiveren und direkteren Christusbeziehung, nutzt seinen Vorsprung aber nicht, er wartet vielmehr auf den älteren, langsameren und behäbigeren Petrus, denn Petrus hat die Autorität des Ersten der Apostel, er hat das Amt, er ist der Chef. Und das Charisma wartet auf das Amt, tritt hinter diesem zurück. So wird am Ursprungstag des Osterglaubens schon etwas von der Ordnung der Kirche spürbar.

Petrus betritt nun das Grab, es folgt eine regelrechte „Grabinspektion" mit Tatsachenfeststellung und Befunderhebung: Das Grab ist leer und aufgeräumt; Leinentücher und das getrennt davon liegende Schweißtuch, sozusagen die


„Reliquien" der Auferstehung, werden mit besonderer Sorgfalt erwähnt. Die Befunderhebung und Tatsachenfeststellung in der „Grabinspektion" führen bei Johannes zum Glauben; auch hier ist er der Schnellere. Johannes kommt angesichts des leeren Grabes und der „Reliquien" der Auferstehung zum Osterglauben — noch vor den Erscheinungen des auferstandenen Herrn. Das leere Grab als Initialzündung des Osterglaubens! Der Bericht des Johannesevangeliums zeigt uns die Bedeutung des leeren Grabes, die überaus exakte Beschreibung von Leinentüchern und Schweißtuch soll darüber hinaus wohl auch die Anschuldigung, der Leichnam Jesu sei gestohlen oder von seinen eigenen Anhängern entfernt worden, widerlegen, denn Grabräuber —aus welchen Motiven auch immer — hätten wohl kaum, wie schon die Kirchenväter bemerkt haben, die Tücher liegengelassen, sondern den Leichnam, so wie er im Grab war, entfernt. Die Erzählung des Johannes dementiert und korrigiert durch ihre nüchterne Faktenaufzählung so schon die ersten, frühen Versuche, die Auferstehung zu leugnen.

Darüber hinaus kann man sich an die Auferweckung des Lazarus, die ebenfalls im Evangelium des Johannes erzählt wird (Joh 11,1-44), erinnert fühlen: Nach der Auferweckung tritt der

Tote aus dem Grab heraus, „Füße und Hände in Binden gewickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umbunden" (Joh 11,44a). Der auferweckte Tote kann sich nicht selbst von Binden und Schweißtuch befreien, dazu bedarf es noch des besonderen Auftrags Jesu an die Umstehenden: „Bindet ihn los und laßt ihn gehen!" (Joh 11,44b). Die Leinentücher und Binden könnten uns auch bezeugen, daß die Auferstehung Jesu jede „normale" Totenerweckung weit hinter sich läßt. Auch so kann deutlich werden, daß die Auferstehung als Ereignis in der Geschichte, die Geschichte letztlich übersteigt.

Vielleicht klingt das alles ein wenig nüchtern: Amt und Charisma, „Grabinspektion" und Befunderhebung, Tatsachenfeststellung und „Reliquien", Leinentücher und Schweißtuch. Aber der Osterglaube ist eben keine reine Gefühlsangelegenheit. Immer wieder gibt es die Versuchung, Glaube in Gefühlsreligion aufzulösen. Unser Glaube aber — und das zeigt auch und gerade das heutige Evangelium — ist konkret und „alltäglich", das heißt: Er muß sich für jeden Tag neu bewähren. Unser Glaube übersteigt die Vernunft, aber er ist nicht unvernünftig. Er kann „kleine" Tatsachen des Alltags zum Ausgangspunkt haben und muß, wenn er wirklich lebendig sein soll, unseren Alltag prägen. So kann der

Osterglaube an den Auferstandenen die alltägliche Erfahrung des Todes und auch die Angst vor dem eigenen Tod überwinden.

Der Osterbericht des Johannes bietet weder eine Reality-Show noch eine Science-fiction-Erzählung, ist keine Legende und auch kein Produkt von Enthüllungsjournalismus oder religiösem Info-Entertainment, sondern verbindlicher Ausdruck beglückenden Osterglaubens, der anläßlich konkreter und historischer Einzelheiten gnadenhaft geschenkt wird.

Foto Prälat Imkamp (c) Maria Vesperbild


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Lesermeinungen

 Joh v Kreuz 21. April 2017 
 

@ waldi

Lieber waldi, es freut mich sehr zu hören, daß Sie wieder wohlauf sind. Vielen Dank für den Link. Ich kenne und schätze diese Doku(sah sie vor einiger Zeit mehrmals auf EWTN) wie auch andere Arbeiten von Herrn Badde. Ja soetwas kann man nur weiter empfehlen.
Gottes Segen auch für Sie und ein schönes Wochenende.


1
 
 Waldi 21. April 2017 
 

Lieber Joh v Kreuz,

vielen Dank für die Genesungswünsche, es geht mir schon wieder besser. Als Dank empfehle ich Ihnen folchenden Link. Ein Film von Paul Badde über Das Grabtuch von Turin und das Schweißtuch von Manoppello in den Abruzzen.
Hier der Link:

https://www.youtube.com/watch?v=4rq1zXoyJOQ

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen.


2
 
 Joh v Kreuz 20. April 2017 
 

Herausragend und erleuchtend

Vielen Dank, sehr geehrter Prälat Imkamp, für diese außerordentlich intelligente und kompakte Apologie und Charakterisierung des Osterglaubens.
Ihre Darlegungen sind jedem Katholiken nur ans Herz zu legen!
Ihre Worte sind überaus geeignet, sich und andere von der Vernünftigkeit des Auferstehungsglaubens, dem einzigartigen Zentrum des Christentums, zu vergewissern. Darüber hinaus ist hier wunderbar verdeutlicht, dass eine Durchdringung von Vernunft- und Glaubenswissen unverzichtbar-urkatholisch ist.
Außerdem kann man hier die je unabhängige, doch aufeinander hingeordnente Bedeutung von Amt und Charisma, Kirche und individueller Gottesbeziehung, sehr schön erkennen.
Einfach ein meiner Meinung nach nur zu empfehlender Text und strahlender Beweis dafür, daß es zu allen Zeiten hervorragende Verkünder des katholischen Glaubens gibt.
Ich freue mich jetzt nur noch mehr als früher auf Ihre Predigten und Kommentare. Gott segne Sie!

@ waldi
Gute Besserung und Gottes Segen für Sie.


4
 
 Waldi 20. April 2017 
 

Da ich wegen einer akuten...

Bronchitis verhindert wurde, mein geliebtes Maria Vesperbild von Gründonnerstag bis Osterdienstag zu besuchen, habe ich mich sehr darüber gefreut, dass Herr Prälat Dr. Wilhelm Imkamp, Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild, neben Genesungswünschen mir diese Oster-Predigt per eMail zugesandt hat. Dafür empfinde ich aufrichtige Dankbarkeit! 29 Jahre lausche ich schon mehrmals Jahr für Jahr seinen fesselnden Predigten und bin immer aus neue davon begeistert. Zusammen mit diesen Predigten, der dort gefeierten Liturgie und den wunderbaren Erlebnissen und Begegnungen die mir dort gnadenhaft zuteil geworden sind, ist mir dieser Gnadenort ans Herz gewachsen, wie kein anderer auf der Welt. Immer wieder zieht mich eine unstillbare Sehnsucht seit 30 Jahren dort hin. Ich will mich nicht selbst beweihräuchern und in den Mittelpunkt stellen, sondern Mitposter bei kath.net ermuntern diesen Gnadenort aufzusuchen, um die kath. Kirche in ihrem alten Glanz erleben zu können, vom Zeitgeist verschont.


4
 

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