Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  2. Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus
  3. Die Kirche und das Ende der Ampel
  4. Virologe Streeck vergleicht Corona-Ungeimpfte mit Juden während der Pest
  5. Bischof Paprocki verteidigt Gebet zum Erzengel Michael am Ende der Messe
  6. Papst Franziskus besucht umstrittene kranke Politikerin Bonino in Rom
  7. 'Am Vorabend der Reichspogromnacht...'
  8. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  9. Remele ODER: Die „Würde der Tiere ist unantastbar“, aber nicht die Würde von US-Bischöfen?
  10. „Unser Christsein muss wieder katholisch werden“
  11. Links-Katholiken und Trump ODER wenn der Verstand aussetzt
  12. „Je présente mes excuses aux catholiques” - „Ich entschuldige mich bei den Katholiken“
  13. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  14. Studie: Antibabypille führt zu Schrumpfung des Gehirns
  15. "Harry-Potter-Gottesdienst" in Grazer evangelischer Erlöser-Kirche

Was Kardinal Meisner an den Evangelikalen schätzte

7. Juli 2017 in Kommentar, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der frühere Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Der Katholik war ein Freund der Evangelikalen. Ein Nachruf von Thomas Schirrmacher/Evangelische Allianz


Köln (kath.net/pro Medienmagazin) Joachim Kardinal Meisner war genau ein Vierteljahrhundert Erzbischof von Köln, einer der einflussreichsten und reichsten Diozösen der katholischen Kirche weltweit. Berufen wurde er noch als Bürger der DDR. Denn Papst Johannes Paul II. hatte – nach längeren Querelen mit dem Land Nordrhein-Westfalen unter Johannes Rau und dem Kölner Domkapital sowie nach Änderung der Wahlordnung durch den Papst – Meisner nicht nur wegen seiner konservativen Positionen, sondern auch aufgrund seiner Verdienste berufen, die er sich in schwierigen Zeiten als Bischof Berlin 1980-1989 und 1982-1989 als Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz erworben hatte. Das Bistum umfasste nämlich sowohl Ost- als auch Westberlin und galt als politisch wie kirchenpolitisch äußerst heikel.

Meisner, in Breslau geboren und 1945 aus Schlesien vertrieben, studierte, promovierte und wirkte in der DDR in Magdeburg und vor allem in Erfurt, wo er 1975 schließlich zum Bischof geweiht und 1983 zum Kardinal ernannt wurde.

Meisner galt seit der Wende innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz als bedeutendster Repräsentant des konservativen Flügels, sichtbar an seiner Nähe zur katholischen Laienorganisation „Opus Dei“, die er in Köln nach Kräften förderte. Das ließ ihn auch sehr kritisch sein gegenüber ökumenischen Bemühungen, etwa dem Ökumenischen Kirchentag 2003, und gegenüber interreligiösen Bemühungen. Er liebte die drastische Sprache, auch zu Themen wie Abtreibung und Homosexualität, und kreuzte gerne die Klingen mit dem Zentralrat der Katholiken oder der CDU. Seine häufigen Vergleiche zur NS-Zeit sorgten für Aufsehen, beispielsweise wenn er Gedankengänge des Atheisten Richard Dawkins mit den Thesen der Nationalsozialisten verglich.

Kontakte zu Evangelikalen

Das hinderte ihn aber nicht daran, den Bau einer Kölner Großmoschee zu unterstützen und viele ökumenische Kontakte zu unterhalten, namentlich auch zu Evangelikalen. Auf der Evangelisationssynode unter Papst Benedikt 2012 war es Meisner, der mich immer wieder aufforderte, zu berichten, wie denn auf unserer Seite Evangelisation aussähe.


Laut konnte er dort sagen, dass zu oft Fragen des Amtes und des Sakramentes genutzt würden, um Evangelisation zu ersticken. Immer wieder unterstützte er evangelikale Aktivitäten zu Lebensschutz und Sexualethik und lud evangelikale Experten ein, um sich über Mission, Islam und Flüchtlinge zu informieren. Ich traf in ihm über viele Jahre immer einen hochgebildeten Theologen, der aufmerksam zuhörte und gerne die theologischen Klingen kreuzte, wenn man bereit war, Unterschiede nicht vorschnell zu verwischen.

Erkennbar fühlte er sich in seinem Amt am wohlsten während der Amtszeit seines Freundes Papst Benedikt, mit dem er in praktisch allen Fragen theologisch übereinstimmte. Als ich nach einem Auftritt von Papst Benedikt heraushörte, dass der Papst seine Amtszeit beenden wollte und Kardinal Meisner danach fragte, war er empört, das würde der Papst nie tun.

Mit dem Rücktritt von Papst Benedikt fremdelte er dann sehr und kritisierte den Rücktritt sogar öffentlich in den Medien. Da er ein Leben lang die Übereinstimmung mit dem jeweiligen Papst betont hatte, war das mehr als erstaunlich. So richtig konnte er mir nicht erklären, warum denn der Papst, wenn er schon der absolute Herr im Haus ist, nicht auch entscheiden kann, wann er die Kirche nicht mehr führen kann.

Mit Papst Franziskus wurde Meisner dann nie warm, obwohl er dessen Kampf gegen Korruption und für eine Kurienreform unterstützte. Seine zunehmend unverhohlene Kritik – inzwischen schon emeritiert und als Kardinal nicht mehr wahlberechtigt – gipfelte darin, dass er zusammen mit drei anderen nicht mehr wahlberechtigten Kardinälen einen Brandbrief an die Glaubenskongregation des Vatikan schrieb. Hinter den offiziellen Fragen an den Papst kritisierte er darin unverhohlen das Nachsynodale Schreiben des Papstes „Amoris laetitia“, insbesondere deswegen, weil es die Entscheidung der deutschen Bischofskonferenz, in schwierigen Ausnahmefällen die Teilnahme von Katholiken, die kirchlich getraut, dann geschieden und standesamtlich wieder verheiratet sind, für denkbar hält. Der Papst ließ das Schreiben kurzerhand unbeantwortet.

Dass der Papst die Amtszeit des Präfekten der Glaubenskongregation, Georg Kardinal Müller, soeben nicht verlängerte und damit ein weiterer Freund Meisners den Vatikan verlässt, hat auch damit zu tun, dass Müller den Brief guthieß und öffentliche sagte, der Brief müsse auf jeden Fall beantwortet werden.

Meisner und ich hatten interessante Diskussionen darüber, was denn daran noch katholisch sei, wenn man den theologischen Kurs des Papstes einfach als gefährlich ansehen dürfe, und ob denn die katholischen Lehren über den Papst nur im Falle eines konservativen Papstes gelten würden. Bei unserer letzten Begegnung anlässlich des Besuches des Ökumenischen Patriarchs aus Istanbul in Bonn scherzte ich, dass er ja nun doch nicht erlebt habe, dass ich katholisch geworden sei, wobei er für alle hörbar, wenn auch sicher ebenso scherzhaft, sagte: „Dr. Schirrmacher, sie sind doch sowieso ein besserer Katholik als die meisten Katholiken.“ Denn Meisner hatte großen Respekt an der aktiven Frömmigkeit der Evangelikalen und litt daran, dass ein Großteil des Kirchenvolkes in Deutschland seinen Glauben nicht im Alltag umsetzt. (pro)

Der evangelisch-reformierte Theologe Thomas Schirrmacher ist Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz. und Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (Bonn). Der Deutsche Bundestag zog ihn bereits mehrfach als Sachverständigen heran, bei der Bischofssynode des Vatikans zum Thema Ehe und Familie nahm er sowohl 2014 wie auch 2015 als geladener Beobachter und Mitglied des Deutschen Zirkels teil. Bei der Eröffnung des 500. Reformationsjahres war er geladener Teilnehmer. Über Begegnungen mit Papst Franziskus hat er das Buch „Kaffeepausen mit dem Papst“ verfasst, in dem er auch mehrfach auf Kardinal Meisner eingeht.

kath.net-Buchtipp
Kaffeepausen mit dem Papst
Meine Begegnungen mit Franziskus
Von Thomas Schirrmacher
Hardcover
304 Seiten; 16 farb. Fototaf. u. SW-Abb.
2016 Scm Hänssler
ISBN 978-3-7751-5763-6
Preis Österreich: 20.60 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

Link zum kathShop

Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus, Linz:
Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Buchhandlung Provini Berthier GmbH, Chur:
Für Bestellungen aus der Schweiz/Liechtenstein: [email protected]

Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der Provini Buchhandlung (Auslieferung Schweiz und Lichtenstein) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.

Foto oben Kardinal Meisner und Prof. Schirrmacher (c) Thomas Schirrmacher


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Meisner

  1. Wer sich anpasst, kann gleich einpacken
  2. „Das Bekenntnis zur Wahrheit betrachtete Kardinal Meisner als heilige Pflicht“
  3. Brennendes Herz. Für "Kaplan Meisner"
  4. Nachlass von Kardinal Meisner versteigert
  5. Kardinal Woelki feiert erstes Jahresgedächtnis für Kardinal Meisner
  6. Ring und Kelch von Kardinal Meisner für Berlin
  7. Alice Schwarzer: Letzte Begegnung mit Meisner hat mich berührt
  8. Erdö würdigt Meisners Verdienste in Ost und West
  9. Papst würdigt 'unerschrockenen Einsatz' von Kardinal Meisner
  10. Meisner-Beisetzung: 'Keine offizielle Anfrage zur WDR-Übertragung'







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN!
  2. Interview mit einem Exorzisten bricht Rekorde
  3. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  4. Die Kirche und das Ende der Ampel
  5. Links-Katholiken und Trump ODER wenn der Verstand aussetzt
  6. 'Am Vorabend der Reichspogromnacht...'
  7. US-Bischof Barron nach Kinobesuch von „Konklave“: „Laufen Sie so schnell wie möglich weg“
  8. Bischof Paprocki verteidigt Gebet zum Erzengel Michael am Ende der Messe
  9. Papst Franziskus besucht umstrittene kranke Politikerin Bonino in Rom
  10. „Je présente mes excuses aux catholiques” - „Ich entschuldige mich bei den Katholiken“
  11. Virologe Streeck vergleicht Corona-Ungeimpfte mit Juden während der Pest
  12. Remele ODER: Die „Würde der Tiere ist unantastbar“, aber nicht die Würde von US-Bischöfen?
  13. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  14. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  15. Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz