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Vertuschung: Papst nimmt Rücktritt von acht Bischöfen Chiles an

11. Juni 2018 in Aktuelles, 6 Lesermeinungen
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Missbrauchs-Causa in Chile war im Zuge der Papstreise im Jänner eskaliert - Auch Santiagos Kardinal Ricardo Ezzati und zunächst vom Papst verteidigter Bischof Juan Barros treten zurück


Rom (kath.net/KAP) Das vom chilenischen katholischen Publizisten und Papstvertrauten Luis Badilla geleitete vatikannahe römische Blogportal "Il Sismografo" hat am Montag die Namen jener acht Bischöfe des Andenstaates veröffentlicht, deren Rücktritt infolge des Missbrauchsskandals Papst Franziskus angenommen hat und deren Nachfolger im Laufe der Woche im Vatikan-Bollettino veröffentlicht werden sollen. Es handelt sich um vier Diözesanleiter, die bereits über 75 sind und um vier Bischöfe, die aus der "Pia Union Sacerdotal" des Missbrauchsgeistlichen Fernando Karadima (87) stammen.

Zu der ersten Gruppe gehören demnach Erzbischof Kardinal Ricardo Ezzati (76; Santiago, Erzbischof Cristian Caro (76; Puerto Montt), Bischof Gonzalo Duarte (76; Valparaiso) und Bischof Alejandro Goic (78; Rancagua). Zur zweiten Gruppe gehören Bischof Juan Barros (62; Osorno), Bischof Horacio Valenzuela (65; Talca), Bischof Tomislav Koljatic (63; Linares) sowie Weihbischof Andres Arteaga (59; Santiago).


Die Missbrauchscausa in Chile war im Zuge der Papstreise im Jänner eskaliert. Franziskus sah sich in Santiago und anderen Städten mit Demonstrationen von Missbrauchsopfern und Opfervereinigungen konfrontiert und reagierte mit Verärgerung. Im Anschluss räumte er allerdings Fehler im Umgang mit den chilenischen Missbrauchsopfern ein und bat sie um Entschuldigung.

Für Wirbel sorgte zunächst vor allem seine Bemerkung am Rande eines Besuchs in Iquique, wonach es für Vertuschungsvorwürfe gegen Bischof Juan Barros - er trat jetzt ebenfalls zurück - keine Beweise gebe. Franziskus sprach dabei von "Verleumdung". Auf dem Rückflug von seiner Lateinamerikareise sagte Franziskus vor Journalisten dann, seine Wortwahl sei unglücklich gewesen, aber Barros bleibe im Amt, weil ein schuldhaftes Verhalten nicht erwiesen sei.

Juan Barros stammt aus einem geistlichen Schülerkreis des heute 87-jährigen Priesters Fernando Karadima, der 2011 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden war. Barros selbst, Bischof von Osorno in Südchile, wird beschuldigt, von den Vergehen Karadimas gewusst zu haben.

Gründliche Aufarbeitung

Im Februar startete Franziskus dann eine groß angelegte Aufarbeitung der Missbrauchskrise. Unter anderem wurde Mitte Mai im Vatikan eine Sonderkonferenz der chilenischen Bischöfe mit dem Papst abgehalten, bei der 29 der 31 aktiven Bischöfe des Landes geschlossen ihren Rücktritt anboten. Acht Rücktritte wurden laut "Sismografo" jetzt angenommen.

Weiters hielt Franziskus mittlerweile drei Gesprächsrunden mit Betroffenen des Missbrauchsskandals in der chilenischen Kirche ab; die letzte fand vor einer Woche statt. "Auf diese Weise kann man beginnen, wieder eine gesunde Beziehung zwischen den Gläubigen und ihren Hirten aufzubauen, wenn alle sich ihrer Verletzungen bewusst werden", hieß es im Kommunique.

Zudem wandte sich Franziskus zu Fronleichnam in einem persönlichen Brief an die Katholiken des Landes und rief sie zur Erneuerung des kirchlichen Lebens auf. Die "Kultur des Missbrauchs" und das "System der Vertuschung" könnten nur durch die Mitarbeit aller beseitigt werden. Das achtseitige Schreiben wurde am 31. Mai von der Chilenischen Bischofskonferenz in Santiago veröffentlicht.

Copyright 2018 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich


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Lesermeinungen

 Hadrianus Antonius 11. Juni 2018 
 

@Maria_Jesus Setut

Wo Sie im Chile "ein hartes Durchgreifen" sehen, ist mir ein Rätsel.
Und wo "vieles richtig gemacht wird" bei der Kardinalserhebung von Toribio Ticona Porco (die "weitere Ermittlungen des Vatikans" wurden bis jetzt noch nicht veröffentlicht ;-) ) und bei den Kalamitäten in Chile und in Argentinien (Tucho Fernandez et al.) ist mir ein Rätsel.
Und das"harte Durchgreifen in Chile" war nun wirklich seit über 5 Monaten Murks.
Hier haben Sie geirrt.
Wahrscheinlich haben Sie die bekannte Aussage des Nobelpreisträgers V.S. Naipaul etwas verdreht im Hinterkopf:
"Das ist der argentinische Spirit: alles niedrknüppeln und dazu laut schreien".
Wohl passend aber nicht flattierend zu der heutigen Situation.
Die viele echte Opfer in Stille, die Franziskaner und Franziskanerinnen der Immaculata, tun mir wirklich leid.


8
 
 Hadrianus Antonius 11. Juni 2018 
 

Murks

Dieser Artikel ist in mehreren Hinsichten falsch.
Unwahr ist, daß "die Mißbrauchscausa in Jänner anläßlich der Papstreise eskaliert ist".
Tatsächlich eskalierte sie vollends wenn PF trotz eindeutige Informationen aus dem chilenischen Episkopats Barros zum Bischof ernannte und an jenem Barros die ganze Zeit stur festhielt.
PF brauchte übrigens viele Tage um seine Verärgerung über die Kritik in etwas Selbstkritik (inzwischen wieder verschwunden) umzumodeln.
"...groß angelegte Aufarbeitung...": die Vorbereitung der Chilereise schon Murks seiende, wurde die hastige Reparierungsoperation hinterher vollends Murks: der Ermittler EB Scicluna landete fast sofort ins Krankenhaus, die Kirce in Chile wurde in der Presse unanym als "zerstört" bezeichnet, mehrere der "Opfer" kamen jetzt als Homosexuelle aus, ("rausschmeissen/Who am I to judge") und dann wird "Mitarbeit" gefragt (vs. "Ich bin Teil des Problems")
Tohuwabohu- non compos mentis


11
 
  11. Juni 2018 
 

Noch was

Dann muss auch daran erinnert werden, dass Barros Militärbischof Chiles war. Er hat das Requiem für Pinochet gefeiert. Weniger als Militärbischof als vielmehr als Freund der Familie Pinochet (die Kirche hatte damals versucht, nicht als Institution dabei zu sein). Natürlich ist auch an die politische Verbindung von Karadima zur unmenschlichen Junta Pinochet zu erinnern. Ein großes Feld für Nachforschungen. In das sich vielleicht auch die von Bergoglio zitierte "Kultur des Missbrauchs" einreiht. Europäern fällt es sehr schwer, dies rational und historisch nachzuvollziehen. Der südamerikanische Sumpf ist sehr sehr tief und klebrig.


8
 
  11. Juni 2018 
 

Zum Dritten

Es war ja nicht das erste Mal, dass Barros den Rücktritt eingereicht hatte. Dieses nunmehr DRITTE Rücktrittsangebot wurde angenommen, während die anderen beiden vorhergehenden (aus Sturheit? Man erinnere sich an die ungehörige Reaktion während des Chile-Besuchs, ein Video, der Bände spricht) abgelehnt wurden. Erst nachdem es ZWINGEND notwendig war, etwas zu tun, wurde es getan.

Barros ist ein guter persönlicher Bekannter von Franziskus. Dieser hatte ihn geschützt und verteidigt, gegen den Willen des "Volkes Gottes", dessen "Geruch" der Hirt ja annehmen soll. Demonstrativ umarmte er ihn während der großen Messe in Chile Anfang des Jahres. Und genau dieser Zusammenhang sollte auch thematisiert werden.


12
 
 edith7 11. Juni 2018 
 

"Kultur"?

Könnte der Heilige Vater vielleicht mal bitte aufhören, im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch von "Kultur" zu sprechen?


7
 
  11. Juni 2018 
 

Er ist doch ncih sooo schlecht wie ihn gerne seine Kritiker hätten

Ja, man kann ihm kritisch sehen, das tue ich auch.
Aber vieles macht er absolut richtig. Eben auch das harte Durchgreifen in Chile.


5
 

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