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"Das Sakrament der Ehe ist mir weiterhin heilig und wertvoll"

1. Jänner 2019 in Interview, 9 Lesermeinungen
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kath.net-Interview mit der Schlagersängerin Maite Kelly über ihre geschiedene und kirchlich annullierte Ehe - Von Roland Noé


München (kath.net/rn)
kath.net: Nach 13 Jahren Ehe mit Deinem Mann Florent wurde jetzt im Jahr 2018 die Ehe geschieden. Wie konnte es dazu kommen?

Maite: Mit Dankbarkeit schaue ich auf diese Jahre zurück. Es gibt für mich keine genaue Antwort dafür, warum es uns nicht gelungen ist, diesen gemeinsamen Weg weiterzugehen. Ich musste lernen loszulassen und nicht mehr nach Antworten zu suchen. Manche Situationen unseres Lebens haben keine befriedigende Antwort. Sie sind einfach so.

Am Ende eines langen Entscheidungsweges, mit vielen Gesprächen, Gebeten, Schmerzen, Hoffnungen und Tränen, war klar und ist mir jetzt bewusst: Wir haben einfach nicht zusammen gepasst!

kath.net: Wann kam der Punkt, wo Du, wo Ihr sagen musstet: "Es geht nicht mehr"?

Maite: Das ist eine sehr intime Frage. Die Reise eines Paares zu einem gemeinsamen Nein geschieht gegenseitig.Und die Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen kann, wechselt sich auch ab. Irgendwann findet sich hier eine Einmütigkeit. Genauso wie es in Verlobungszeit ist, dass man einen gemeinsamen Weg findet, so kommt man schließlich auch bei einer so schwierigen Frage zu einer Einheit, bei der es dann für beide feststeht, dass es nicht mehr gemeinsam weitergeht. Man hat dann eine andere Einheit entdeckt, in der man erkennt, dass man nicht zusammen passt und dass man nicht gemeinsam für die Ewigkeit geschaffen ist. Doch die gemeinsamen Werte sind nach wie vor da. Ich kann es nur mit einem Freund vergleichen, der Mönch war und nach Jahren entdecken musste, dass seine getroffene Entscheidung doch nicht seine Berufung war.

kath.net: Wie konntest du diesen Weg der Trennung mit Deinem katholischen Glauben vereinbaren?

Maite: Unsere Ehe war ein komplettes Ja zu unserer Liebe. Die Früchte der Liebe waren und sind unsere Kinder. Die Frage war nur: Ist das eine Liebe, die auf einer rein menschlichen, begrenzten Ebene getragen wird, oder wird sie von Gott getragen? Wir waren ein Paar, dass in der Verlobungszeit sehr viel gebetet hat. Wir haben unsere Ehe auch im Glauben gelebt. Also haben wir unsere Entscheidung zur Trennung auch mit zwei geistlichen Begleitern getroffen, die uns auch damals in der Verlobungszeit bereits als Paar kannten. Der Trennungsweg hat schon 2016 begonnen. Natürlich haben wir versucht auf unterschiedliche Weise die Ehe zu retten. 2017 kam der unvermeidliche Entschluss, dass wir getrennt leben werden und einen Strich ziehen müssen. Wir wollten nie ein Paar der Fassade sein. Die anschließende Zivilscheidung ging schließlich recht schnell und passierte Anfang 2018.


kath.net: Eure Ehe ist also staatlich bereits geschieden worden. Eure kirchliche Ehe wurde schließlich auch vor kurzem annuliert, dh. es wurde festgestellt, dass es eine kirchlich, gültige Ehe tatsächlich nie gegeben hat. Wie wurde das begründet?

Maite: Es war für mich ganz klar, dass ich unsere Trennung gemeinsam mit der Kirche prüfen wollte. Das haben wir parallel getan. Ich habe mir natürlich die Frage gestellt: Was sagt Gott dazu? Was sagt die Kirche dazu? Die Chancen für eine kirchliche Annullierung sind nicht vorauszusagen. Es war mir ein Bedürfnis zu verstehen, wie sieht mein weiterer Lebensweg als geschiedene Frau in unserer Kirche aus? Wie lebe ich als gläubiges Mitglied weiterhin in Wahrhaftigkeit meine Beziehung mit Gott, der mich auch und gerade in den schwierigen Zeiten getragen hat? Ich sehe als Mutter und gläubige Frau meine Verantwortung auch in der Kirche.

kath.net: Doch die Annulierung ging dann doch erstaunlich rasch durch. Gab es da einen Promi-Bonus?

Maite: Nein, es gab keinen Promi-Bonus. Es war ein ganz normales Verfahren, wie es in der Kirche üblich ist. Das Kirchenrecht und die Verantwortlichen sind hier sehr genau. Florent und ich haben die Mitteilung, dass die Ehe annuliert wurde, gemeinsam bekommen. Wir können heute nach der genauen Prüfung sagen, dass unsere kirchliche Ehe aus formalrechtlichen Gründen bei der Eheschließung annuliert wurde. Dennoch bleiben die Kinder natürlich eheliche Kinder und wir haben beide als Eltern weiterhin vor Gott und voreinander die elterliche Verantwortung. 2005 haben wir unsere Ehe geschlossen, die nun nach Abschluss des offiziellen Verfahrens annuliert wurde. Dies habe ich als gläubige und jetzt getrennt lebende Frau auch so angenommen!

kath.net: War diese Entscheidung der Kirche eine Erleichterung für Dich?

Maite: Das Wort "Erleichterung" ist in dem Zusammenhang ein zu oberflächliches Wort. Hier geht es ja auch um unsere Kinder, die mit getrennten Eltern leben müssen. Es geht ebenso um einen Lebensbruch, den zwei Erwachsene verkraften müssen! Die Kirche hat uns hier aber sehr stark begleitet. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich gebe es aber zu, dass die kirchliche Annulierung, weil es hier um den Frieden und die Versöhnung geht, für mich ein gewichtigeres Urteil, als die staatliche Scheidung war. Die Scheidung war mir als verantwortungsvolle Bürgerin wichtig. Die Annulierung hat mir geistige Klarheit und Wahrheit gebracht. Christus hat uns ja gesagt: "Ich bin der der Weg, die Wahrheit und das Leben." Für mich beginnt jetzt ein neuer Weg meines Lebens, der vielleicht sensibler, geerdeter und mutiger ist als vorher.

kath.net: Wie kamen eure Kinder mit der Situation zurecht?

Maite: Auch da haben wir pädagogische und geistliche Begleitung gehabt. Diese fachlich kompetenten Begleiter haben uns sehr geholfen das neue Miteinander zu finden! Ich habe viel für die Kinder und mit ihnen gebetet. Als schließlich die Trennung und Annulierung feststand, hat auch ein befreundeter Priester den Kindern alles erklärt, dass sie eheliche Kinder vor Gott und in unserer Liebe bleiben. Wir haben ein Ritual gemacht. Wir haben um Verzeihung und Versöhnung gebeten, auch mit Tränen, mit ganzem Herzen und dem Wunsch, dass wir mit Gottes Segen in eine gute Zukunft gehen. Die Eheringe und das Ehekreuz habe ich für caritative Projekte gespendet.

Das alles ist für mich vergleichbar mit einer Nonne, die ihr Versprechen zurücknimmt und ihren Habit abgibt. Durch die Spende war es tröstlich für mich zu wissen: Die Ringe sind jetzt symbolisch wieder in Gottes Hände gelegt. Damit schließt sich ein Kreis für mich. Es war ein Ritual, das einen friedvollen und mit allen schmerzlichen Erfahrungen versöhnlichen Nachhall mit sich gebracht hat. Es hat den Frieden in unserer Familie gefestigt.

kath.net: Was kannst Du aus diesen schmerzvollen Erfahrungen für Dich mitnehmen und jetzt an andere weitergeben?

Maite: Ich kann daraus lernen, dass wir auch den Mut haben müssen, die Brüche unseres Lebens mit den Augen Gottes anzusehen. Ein Eheversprechen, das vor Gott besiegelt wurde oder auch nicht, darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Wahrheit macht euch frei. So oder so bekommt man die Gnade Gottes. Ich verstehe jetzt mit jedem Tag mehr, warum Gott mich zu diesem neuen Weg berufen hat und gehe ihn mit sehr viel Dankbarkeit und Zuversicht.

Wichtig war mir auch, dass man sich fachlich und geistlich begleiten lässt.

kath.net: Du könntest theoretisch jetzt (wieder) kirchlich heiraten? Ist das ein Thema für Dich?

Maite: Ich könnte kirchlich (nochmals) heiraten. Es eröffnen sich in der Tat für mich alle Optionen. Ich könnte theoretisch auch eine gottgeweihte Frau werden. Das Sakrament der Ehe ist mir weiterhin heilig und wertvoll. Somit umarme ich eine besondere Barmherzigkeit, die ich wegen meiner ungewöhnlichen Geschichte auch selbst erfahren durfte. Dafür bin ich sehr dankbar. Es hat mich menschlicher und barmherziger mit mir selbst und im Umgang mit meinen Mitmenschen gemacht !

Hast Du aus der ganzen, traurigen Sache auch was Positives mitnehmen könnten?

Maite: Wir waren immer ein Paar im Dialog mit Gott. Die Annulierung hat für uns und die Kinder Frieden gebracht. Es fließt jetzt eine neue Gnade der Einheit durch die spürbare Gnade. Gott hilft uns in der Elternschaft. Dies beinhaltet eine Gnade, welche wir im gemeinsamen Gebet als Christen und als Bruder und Schwester vor Gott gemeinsam entdecken. Das ist eine neue Art von Berufung und eine neue Art von Einheit, die unser Familie stärkt. Diese Barmherzigkeit, aber auch Zuversicht für unseren Neuen Weg bestätigen uns das, dass wir nach wie vor eine Familie vor dem Herrn sind und weiterhin Einander ein Zuhause sind!

kath.net: Danke für das Interview und Alles Gute und Gottes Segen

Maite Kelly - WDR - Vom Hippiekind zum Superstar - Dokumentation 2018


Foto oben (c) kath.net; Roland Noé / Interview mit Maite Kelly


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