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„Meine erste Beichte war vor 57 Jahren“

14. Februar 2019 in Spirituelles, 10 Lesermeinungen
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„Die Zeiten haben sich geändert. Von der Pflicht ist mir dieses Sakrament zum Bedürfnis geworden.“ Gastbeitrag von Klemens Hogen-Ostlender


Gießen (kath.net) Meine erste Beichte war vor 57 Jahren, vor der Erstkommunion. Der Pfarrer hatte uns erklärt, wie wir beichten sollten und was. Zum Beispiel, wenn wir gelogen hatten oder ungehorsam gewesen waren. Je nach Zahl der Sünden gab es als Buße fünf oder zehn Vaterunser oder Ave Maria. Ziemlich mechanisch ging es also zu. Aber wir gingen regelmäßig zur Beichte. Und immer waren auch Erwachsene da. Die Zeiten haben sich geändert. Von der Pflicht ist mir dieses Sakrament zum Bedürfnis geworden. Anders als vor 57 Jahren ist mir auch bewusst, dass mir nicht der Priester auf der anderen Seite des Gitters meine Sünden vergibt, sondern Jesus Christus selbst. Geändert hat sich aber mehr. In manchen Kirchen dient der Beichtstuhl heute als Abstellkammer für Putzutensilien. In einer früheren Pfarrei sah ich nur einmal, in der Karwoche, mehrere Andere mit dem Bedürfnis, die Taufgnade wiederzuerlangen. In einer weiteren gab es scheinbar nur exakt vier Sünder, die sich immer wieder vor dem Beichtstuhl trafen. Der französische Mathemathiker, Physiker, Literat und Philosoph Blaise Pascal hat im 17. Jahrhundert einmal sehr schön gesagt, wie die Beziehung zwischen Beichtkind und Beichtvater ist: „Es gibt nur diesen einen Menschen auf der Welt, dem die Augen über uns selbst zu öffnen die Kirche uns gebietet, und sie verpflichtet ihn zu einer unverletzlichen Verschwiegenheit, welche bewirkt, dass diese Erkenntnis in ihm ist, als besäße er sie überhaupt nicht. Kann man sich etwas Liebevolleres und Milderes vorstellen?“


Dass es keinen Ersatz für die Beichte gibt, hat die aus einer Hugenotten-Familie stammende 1971 verstorbene Schriftstellerin Gertrud von Le Fort, die im Alter von 40 Jahren 1926 zum katholischen Glauben konvertierte, im Rückblick auf ihr früheres Leben so ausgedrückt: „Statt zum Sakrament floh ich zur Wissenschaft. Ich beichtete dem Arzt und empfing von ihm die einzige Absolution, welche die Welt zu spenden vermag, nämlich die Absolution des Psychiaters, vor dem es keine Sünde gibt, die nicht vergeben werden kann, weil es keine Seele gibt, die sich Gott versagen kann. Und diese Absolution hat mir jenen furchtbaren Frieden verliehen, von welchem heute Tausende leben, deren Krankheit nichts anderes ist, als dass sie den Frieden Gottes verschmähen“.

Ich erlebe jede Beichte als Rückkehr zu jenem Sonntag im Januar 1954, als ich sechs Tage alt war und meine Paten stellvertretend für mich dem Teufel widersagten. In einer Osternachtfeier habe ich viel später die Taufe einer erwachsenen Frau miterleben dürfen. Sie strahlte soviel Freude, Frieden und Glück aus, dass es eigentlich Ansporn für alle in der Kirche hätte sein müssen, sich im Sakrament der Buße diesen Seelenzustand ebenfalls wieder schenken zu lassen. Aber selbst wenn ich manchmal erlebe, wie ein Priester mit den sprichwörtlichen Engelszungen predigt und bei seinen Zuhörern dafür wirbt, sich das große Geschenk der Beichte nicht entgehen zu lassen, belagern sie ihn nicht etwa hinterher an der Sakristeitür, um ihr Gewissen erleichtern zu dürfen.

Beichtgelegenheiten suche ich heute vielerorts vergeblich. Ist die Krise der Beichte also unumkehrbar? Bei Weltjugendtagen, bei Prayerfestivals und in Nightfever-Nächten erlebt man ein Interesse am Sakrament der Versöhnung, von dem mancher Priester vielleicht gar nicht mehr zu träumen wagt. Auch bei der Jugendvigil in der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz im Wienerwald mit stiller Anbetung und Beichtgelegenheit drängen sich die Teilnehmer geradezu. In einem „Beicht-Song“, der sich auf der Internetseite der Karl-Leisner-Jugend findet, drückt sich das Interesse der jungen Generation im Rap-Stakkato so aus: „In meiner Seele, da gibt es immer wieder Dreck. Und ich frage mich, wie, wie geht der Dreck bloß weg? Da hilft kein Yoga, kein Dope und keine Therapien. Ich geh zu Jesus, denn da wird mir verziehen“.

kath.net-Buchtipp
Glaubenswege III: Beichte konkret - Positive Erfahrungen mit dem Bußsakrament
Von Petra Lorleberg (Hrsg.)
Vorwort von Kardinal Paul Josef Cordes;
Beiträge von Paul Badde; Karl Wallner; Martin Lohmann; Michael Schneider-Flagmeyer; Claudia Sperlich; Weihbischof Dominik Schwaderlapp;
Taschenbuch, 134 Seiten
2016 Dip3 Bildungsservice Gmbh
ISBN 978-3-903028-43-2
Preis 9.80 EUR

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Tilos - Beichte. Ein Rap, weitergeben an junge Leute!



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Lesermeinungen

 Claudia_Sperlich 17. Februar 2019 

Beichte ist Entwicklungshilfe.

Das Gewissen wird wacher und klüger durch häufige Beichte. Man ist ja ständig in Gefahr, je nach Charakter entweder ein "Laissez-faire-Gewissen" zu entwickeln, das über alles mit einem "halb so schlimm" hinweggeht, oder das Gegenteil, ein skrupulöses Gewissen, das einem sagt, es habe eh keinen Sinn zu beichten, man ist und bleibt ja doch ein unverbesserlicher Sünder.
Wer immer wieder die Vergebung Gottes in der rituellen Lossprechung erfährt, dem wird leichter klar, daß wir zwar Sünder sind, aber Gott an uns arbeitet, um uns zu bessern. (Achtung, ich meine nicht, man wird "besser als die anderen" - sondern bei guter Entwicklung "besser als man selbst vor drei Jahren" - und das nicht, weil man so tüchtig ist, sondern weil Gott so gnädig ist.)
Beichte ist gut, tut gut und macht besser.


2
 
 MSM 15. Februar 2019 
 

Lobpreis auf die Barmherzigkeit Gottes

Jede hl. Beichte ist ein Lobpreis auf die wahre Barmherzigkeit Gottes.
Der Herr sagte zur hl. Schwester Faustyna: "Wären auch die Sünden der Seele schwarz wie die Nacht - wenn der Sünder sich an meine Barmherzigkeit wendet, erweist er mir die größte Ehre und wird zum Lob meines bitteren Leidens. Wenn eine Seele meine Güte preist, erzittert der Satan vor ihr und flieht bis auf den Grund der Hölle."
Wie sehr werden die Menschen heute betrogen durch das Verkünden einer falschen Barmherzigkeit.
Wir,die wir die wahre Barmherzigkeit Gottes schon erkennen und lieben dürfen, müssen - wie Herr Hogen-Ostlender - zu Zeugen der Göttlichen Barmherzigkeit werden, indem wir diese besonders durch den Empfang der hl. Beichte lobpreisen und dadurch - wie der Herr es im TB sagt - noch vergrößern.
Er versprach auch: "Wenn sich mir eine Seele mit Vertrauen naht, erfülle ich sie mit so gewaltiger Gnade, dass sie diese Gnade in sich selbst nicht fassen kann und sie auf andere Seelen ausstrahlen wird."


3
 
 Zeit f?r die Wahrheit 15. Februar 2019 
 

Ich gebe euch einen Frieden, den die Welt nicht geben kann

Mit diesem Satz hat Jesus die innere Zufriedenheit gemeint. Diese ist vielen Menschen abhanden gekommen. Viel zu oft gibt es Streit - eine Folge der Sünde. Unser alter Pfarrer hat uns als Kind beigebracht: Kein Tag ohne Gebet, kein Sonntag ohne Hl. Messe, kein Monat ohne Hl. Beichte. Dafür bin ich heute sehr dankbar. Von Lehrern in der Schule wurde mir die Beichte als eine Art "Drohprügel" der katholischen Kirche verkauft. Dafür soll Jesus in die Welt gekommen sein? Da habe ich mich schon als Kind gefragt, ob das Sinn macht. Die Beichte ist der Schatz im Acker.Allerdings muss sie aufrichtig sein. In Kombination mit dem Empfang der hl. Kommunion und dem Rosenkranzgebet geschehen Dinge in meinem Leben, die ich selber nie für möglich gehalten habe.Ich habe einem Ehepaar einmal geraten gemeinsam zur Beichte zu gehen, damit der Friede in die Ehe zurückkehrt. Ich wurde belächelt.Ehekrisenberatungsstellen scheinen aber auch nicht die Lösung zu sein. Ich kann aber nur sagen: Learning by doing.


6
 
 Ihr Priester lasst uns nicht allein! 15. Februar 2019 
 

Von der Pflicht zum Bedürfnis-aus Liebe zu Jesus

Ein Priester hat einmal gesagt,dass es die größte Freude Gottes sei,zu vergeben."Machen wir Ihm doch diese Freude!" und bezog sich damit auf die Hl.Beichte.
Jesus zur Hl.Faustyna:"Wie sehr sehne Ich Mich danach,Sünder zu retten.-Meine liebste Sekretärin,schreibe,dass Ich Mein Göttliches Leben in die Seelen der Menschen gießen und sie heiligen möchte,wenn sie nur Meine Gnade annehmen wollten. (...) Meine Wonne ist es,in der Seele des Menschen zu wirken,sie mit Meiner Barmherzigkeit zu erfüllen und sie zu rechtfertigen.Mein Königreich auf Erden ist Mein Leben in der Seele des Menschen.Schreibe,Meine Sekretärin, dass Ich selbst Führer der
Seelen bin,unmittelbar,obwohl mittelbar,führe Ich sie durch den Priester ,und jede führe Ich zur Heiligkeit auf dem Weg,der allein Mir bekannt ist."
Neben dem großen Bedürfnis von den Sünden frei zu werden,ist das Bedürfnis da,Jesus nicht vor den Kopf zu stoßen,Ihn nicht mit den Gnaden,die Ihn ALLES gekostet haben, einfach stehen zu lassen. ...


5
 
 Adamo 14. Februar 2019 
 

24. Ansichtskarte aus Beuron

Meine drei Söhne (61, 60, 58 Jahre) treffen sich jedes Jahr aus den drei Himmelsrichtungen kommend in Beuron.
Sie empfangen dort das Heilige Bussakrament und senden mir jedesmal eine Ansichtskarte. Ich bin sehr glücklich darüber!


11
 
 nazareth 14. Februar 2019 
 

Danke!

Ich glaube Gott kennt diese Not unserer Zeit. Die Menschen sind sehr belastet und rennen von einem Arzt zum Wunderheiler zum nächsten Esoteriker und Energetiker und Schamanen haben Hochkonjunktur. "Schuldige" werden immer gesucht und überall und machen Anwälte reich. Medjugorje ist in diesem Zusammenhang mit Sicherheit ein deutliches himmlisches Angebot. So viele Beichtende wie dort gibt es auf der ganzen Welt nicht. Gott sieht das so wie Sie denke ich und wirbt kräftig für seinen Heilsweg über die Sakramente. Wir können nur versuchen den Rahmen anzubieten. Und wie Sie bemerkten-es wird genützt Gott sei Dank! Also wäre es wünschenswert dies auszubauen!


3
 
 Stock 14. Februar 2019 
 

@Ulrich Motte

Sehr interessant! Danke für die Information!


4
 
 Stefan Fleischer 14. Februar 2019 

Ein weiterer Aspekt

der leider oft auch vergessen geht, ist, dass die regelmässige Beichte beim gleichen Beichtvater dieser zu einem "Seelenführer" werden kann, wie man es früher nannte.


11
 
 Ulrich Motte 14. Februar 2019 
 

Auch Lutheraner haben

die (lutherische) Ohrenbeichte. Und jedem lutherischen Abendmahl geht die (lutherische) Beichte voraus. Nach dem Abendmahl spricht der Pastor die Absolution aus. (Ich bin kein Lutheraner, habe das aber oft erlebt)


4
 
 hauch 14. Februar 2019 
 

Danke für den Gastbeitrag! Ich gehe zwar noch nicht so lange zur Beichte, aber als Bedürfnis empfinde ich es auch.
Vor einiger Zeit sprachen wir beim Aufräumen in der Sakristei von „Unwissenheit“ und ich fragte mich ob dies eine gewisse Erklärung sein kann. Als Beispiel, bei der Messe sprechen wir das Sündenbekenntnis, ich frage mich ob so manche meinen „und damit hat sichˋs, alles gut“. Oder eine Kollegin meint sie gehe doch zum Bußgottesdienst, das reicht, außerdem gäbe es so wenig gute Priester. Als ich ihr zu verstehen geben versuchte das ein Bußgottesdienst die Beichte nicht ersetzt und letztendlich (wenn es auch wünschenswert ist) nicht darauf ankommt wie der Priester ist, zuckte sie mit einem „ja, aber...“ nur die Schultern (sie ist katholisch)


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