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„Werdet nicht so, Ihr Katholiken, wie wir Evangelischen sind“

21. Februar 2020 in Kommentar, 6 Lesermeinungen
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„Das ist ein geradezu ökumenischer Rat an katholische Christen von zwei evangelischen Christen, die sich in ihrer Kirche bestens auskennen.“ Warum diese Warnung? Gastkommentar von Oberkirchenrat i.R. Klaus Baschang


Karlsruhe-Bonn (kath.net) „Werdet nicht so, Ihr Katholiken, wie wir Evangelischen sind.“ Das ist ein geradezu ökumenischer Rat an katholische Christen von zwei evangelischen Christen, die sich in ihrer Kirche bestens auskennen. Der Fernsehmoderator und Autor Peter Hahne war dreimal sechs Jahre Mitglied im Rat der EKD und arbeitet auch als Evangelist. Der Politikwissenschaftler Dr. Michael Inacker ist ebenfalls Journalist und Buchautor, kennt als Manager und Berater das internationale Wirtschaftsleben und ist Vorsitzender der hoch angesehenen internationalen Martin-Luther-Stiftung, die die Beziehungen zwischen der Evangelischen Kirche und dem Wirtschaftsleben pflegt. Warum warnen diese beiden Männer katholische Christen davor, evangelisch zu werden?

Sie haben die Enttäuschungen wahrgenommen, die die neuesten Äußerungen aus Rom bei katholischen Christen ausgelöst haben. Viele von diesen sind reformwillig, manche geradezu reformgierig. Unter dem Stichwort „Der synodale Weg der Katholischen Kirche in Deutschland“ haben sich die vielfältigen Reforminitiativen mit ihren vielfältigen Reformvorschlägen zusammengefunden. Die Katholische Bischofskonferenz hat dazu im März 2019 einen positiven Beschluss gefasst. Ende Januar / Anfang Februar 2020 fand die erste Vollversammlung mit über 200 Teilnehmenden statt. Das bisher diskutierte Programm sieht jedoch wie eine Kopie der Vorgänge in der Evangelischen Kirche aus, die dieser Kirche Profil und Zuverlässigkeit geraubt haben. Kann die Katholische Kirche den Weg der Erneuerung gehen, den sich viele wünschen, ohne auf die Abwege zu geraten, auf denen die EKD und viele ihrer Landeskirchen unterwegs ist?

Als bei den Evangelischen die sogenannte Ehe für alle noch vor einer staatlichen Entscheidung bischöflich begrüßt wurde, konnten sich Katholiken in aller Ruhe auf dem Sakrament der Eheschließung abstützen. Über zehn Jahre lang tobte in evangelischen Synoden der Streit darüber, ob homosexuell lebende Gemeindeglieder ordiniert werden dürfen. Katholiken konnte diese Diskussion nicht anfechten; im Zölibat spielt diese Frage keine Rolle. In der Evangelischen Kirche wird immer wieder über die Autorität der Heiligen Schrift gestritten und manche bischöflichen Diskussionsbeiträge wirken wie ein Verrat am evangelischen Schriftprinzip. Dieses wird aber bei der Evangelienlesung im eucharistischen Gottesdienst geradezu sichtbar hoch gehalten, wenn der Priester das Bibelbuch zeigt und mit der Gemeinde zusammen mit einem Fingerstrich wie bei der Berufung des Jesaja (Jes. 6) die Lippen reinigt, ehe „das Wort des lebendigen Gottes“ in menschlicher Sprache laut wird.


Zweifelsohne gibt es geistliche Nöte in Katholischen Gemeinden. Davon können auch evangelische Menschen betroffen sein, wenn es z. B. um die Zulassung zum Altarsakrament geht, um die Stellung der Frau in der Ordnung kirchlicher Dienste, um die Trauung von Menschen, deren Ehe geschieden wurde. Die Evangelischen haben kein Recht, der Katholischen Kirche in diesen Fragen hinein zu reden. Sind denn ihre Lösungen die besseren?

Im innerevangelischen Streit um diese Fragen hat das evangelische Landeskirchentum ärgerlichen Schaden erlitten. In den theologischen Auseinandersetzungen der alten Kirche ging es vorwiegend um Lehrfragen, um Dogmen und Dogmatik, auch um das Gewissen und dessen Bindung und Freiheit. Jetzt aber stehen Fragen des praktischen Verhaltens zur Diskussion, Fragen der Moral und ihrer Anwendung auf den Alltag des Lebens. Ist die kirchliche Beteiligung an der Seenotrettung im Mittelmeer ein Signal der Nächstenliebe, das zur Nachahmung ruft, oder eine Missachtung staatlicher Aufgaben der Grenzsicherung, die die Geschäfte der Schleuserbanden unterstützt? Der Streit über diese und andere ethische Fragen hat Spannungen und Spaltungen erzeugt. Ist der Protestantismus noch verlässlich, eine brauchbare Basis zur Grundorientierung des persönlichen Lebens? In den Gemeindepfarrämtern weiß man viel besser als in Bischofskanzleien, dass genau diese Fragen Menschen veranlassen, der Kirche den Rücken zu zeigen und sie zu verlassen.

Die Warnung vor einer Protestantisierung des Katholizismus ist also hoch aktuell. Da befinden sich Ratgeber wie Peter Hahne und Dr. Inacker auf gemeinsamer Linie mit dem Vatikan. Beiden Kirchen kommen Gläubige abhanden. Wenn man die Entwicklung der Mitgliederzahlen in die nächsten 40 Jahre projiziert, wird der jetzige Stand halbiert sein. Das liegt nicht primär an der Bevölkerungsentwicklung. Der Zuzug nach Deutschland wird sogar weiter zunehmen. Aber die Kirchen müssen lernen, missionarisch zu werden. Zersplitterte und zerrissene Kirchen sind dazu aber nicht in der Lage. So entspringt die ökumenische Warnung aus der Evangelischen Kirche an die Katholische auch einem evangelischen Eigeninteresse: Nur gemeinsam werden die beiden großen Kirchen missionarisch erfolgreich sein, also als Quellen des persönlichen Glaubens und seiner Stärkung genutzt werden, in Krisen des Lebens als Helfer geachtet sein, sich im öffentlichen Leben als Motor und Stabilisator bewähren.

Selbstverständlich sind die Stimmen der einzelnen Menschen zu hören, die in beiden Kirchen an den Strukturen leiden. Für die Evangelischen sind die kirchenrechtlichen Strukturen reine Zweckmaßnahmen. Sie sind auf das Ziel der Verkündigung auszurichten und darum veränderbar. Für die Katholiken haben die Strukturen durch die Weihe der Priester und das päpstliche Lehramt heilige und unveränderbare Qualität. Die sichtbare Kirche menschlicher Organisation bildet die unsichtbare Kirche des Leibes Jesu Christi ab. In beiden Fällen sind den persönlichen Interessen der einzelnen Christen die Gesamtinteressen der kirchlichen Gemeinschaft vorgeordnet. Denn nur in deren Rahmen können die persönlichen Interessen Einzelner zu einer geistlich guten Lösung kommen. Wie lange darf das dauern? Bis aus Rom andere Botschaft kommt als die, die große Enttäuschungen nach sich gezogen hat? Bis sich wenigstens in Deutschland die Evangelischen Synoden geeinigt haben? Und was dann, wenn die Einigung die Einzelinteressen zu Gesamtinteressen erklärt und damit neue Enttäuschungen provoziert? Schließlich: Was haben eigentlich die Menschen konkret von diesen leicht abstrakten Überlegungen?

Wenn die Katholische Kirche sich zu einer Kopie der gegenwärtigen Evangelischen mutiert, müssen Evangelische in ein religiöses Niemandsland emigrieren, wenn sie aus Gewissensgründen ihren Glauben mit diesem Kirchentum nicht mehr verbinden können. Sie haben zwar immer noch die Freikirchen. Aber diese sind auch nicht mehr krisenfest. Wenn die Evangelische Kirche trotz der in ihrer Mitte laut gewordenen Warnungen ihren Weg fortsetzt, werden die Reste evangelischen Kirchentums als großzügig vom Katholizismus geduldete Splittergruppe weiter existieren. Wir brauchen uns also gegenseitig. Es geht nicht darum Kompromisse einzugehen, sondern gegenseitige Ergänzungen zu organisieren.

Den beiden großen Kirchen in Deutschland kann es darum nicht gleichgültig sein, wie sich die jeweils andere weiter entwickelt. Und der Öffentlichkeit wird es auch nicht gleichgültig sein. Denn diese fragt oft genug nach der Ökumene. Sie rechnet wohl damit, dass Ökumene Kräfte entbinden könnte, die zukunftswichtig sind. Wir haben solche Ökumene! Wir müssen sie nur endlich leben. Die Taufe ist uns gemeinsam, wir sprechen dasselbe Vaterunser und dasselbe Glaubensbekenntnis, wir können Kanzeltausch praktizieren und viele Choräle gemeinsam singen, es gibt geregelte ökumenische Trauungen, Absprachen über die Arbeit in Kitas und Sozialstationen. Darauf sollte in beiden Kirchen laut verwiesen werden, wenn wieder einmal mehr Ökumene gefordert wird. Dazu sind keine großen (und teuren!) Konferenzen mehr nötig. Jetzt sind die Gemeinden an der Basis gefragt.

Klaus Baschang wurde 1976 zum Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Baden berufen, von 1991 bis 1998 war Baschang zudem ständiger Stellvertreter des Landesbischofs.

Symbolbild: Bibel



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