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| ‚Prison Journal’ – die Bulldogge und ein katholischer ‚Haka’10. Dezember 2020 in Aktuelles, 14 Lesermeinungen Kardinal George Pell und seine Tagebücher ‚Aus dem Gefängnis’. Die Kirche – ‚Feldlazarett’? Sie muss vielmehr zeigen, wie man nicht krank wird und wie man Schiffbrüchen entgeht. Der Angriff auf Athen und Jerusalem und Rom. Von Armin Schwibach Rom (kath.net/as) George Kardinal Pell – der einzige Kardinal, der sich wahrscheinlich geehrt fühlen würde, wenn man ihn als „Bulldogge“, als Molosser, besser noch: als „Mastino Napoletano“ bezeichnet. Papst Franziskus selbst verglich ihn einmal (und einst) mit „seinem“ Rugby-Spieler in der Kurie. In der Tat: in seiner Jugend war er ein wirklicher Spieler. Und so war es auch Pell, der zu den wenigen gehörte, die sichtbar und hörbar während der manipulierten „Familiensynoden“ 2014 und 2015 den Kopf erhoben hatten. Jetzt kommen seine Tagebücher der Zeit seiner 404tägigen Haft heraus. Der erste Band ist im Handel. Liest man sich hinein, dann kommt man nicht umhin, sich an den Rugby-Spieler zu erinnern, vor allem kommt man nicht umhin, an den Kampf-„Ritus“ des Haka vor einem Spiel zu denken, der zum Beispiel von der neuseeländischen Rugby-Union-Nationalmannschaft „All Blacks“ vor jedem Länderspiel aufgeführt wird (PS: besonders eindrucksvoll: der jüngste „Haka“ mit der Mannschaft von Argentinien, mit dem die „All Blacks“ die soeben verstorbene Fußballlegende Diego Armando Maradona geehrt hatten – Männer und extremer Respekt der Mannschaften voreinander). Die Tagebücher Pells – eine besondere Form des „Haka“. Am 7. April 2020 war der 79-jährige Kardinal vom australischen Obersten Gerichtshof, der die Widersprüche der gegen ihn wegen angeblichem Sexuellem Missbrach erhobenen Anschuldigungen einstimmig anerkannte, freigesprochen worden. Seine Tagebücher aus der Haft veröffentlicht der amerikanische Verlag „Ignatius Press“, der vom Jesuiten Joseph Fessio, einem langjährigen Schüler von Joseph Ratzinger und Mitglied seines Schülerkreises, gegründet wurde und geleitet wird. Der erste Band von Pells „Prison Journal“ wird am 15. Dezember erscheinen, und der italienische Blog „Settimo Cielo“ des Dekans der italienischen Vatikanisten Sandro Magister veröffentlichte vorab mit Erlaubnis des Verlegers einige Passagen. Der 350 Seiten starke Band deckt die ersten fünf Monate der 404 Tage ab, die der Kardinal in Einzelhaft im „Assessment Prison“ in Melbourne verbracht hatte. Jeden Abend schrieb Pell das Tagebuch des Tages, so Magister, zwei oder drei Seiten, die fast immer mit seinen Reflexionen über die beiden morgendlichen Lesungen des Breviers, eine aus der Bibel und eine weitere von den Kirchenvätern begannen und mit einem Gebet endeten – der katholische „Haka“, der katholische „Kampfritus“ in der Einsamkeit. Die Bibel und das Brevier – mit den Laudes, der Vesper und den Lesehoren – waren zwei der sechs Bücher, nicht mehr, die der Kardinal im Gefängnis bei sich behalten durfte. Ein weiteres war „Krieg und Frieden“ von Lew Tolstoj. Die Zelle war so um die 7 bis 8 Meter lang, etwas mehr als 2 Meter breit, mit dem Bett, dem Stuhl, einem Tischchen, dem Waschbecken, der Toilette, der Dusche, dem Fernseher. Das Fenster mit Gitterstäben und getöntem Glas war immer geschlossen. In den Isolierzellen desselben Trakts des Gefängnisses befanden sich Mörder und Terroristen, einige von ihnen Muslime, und Pell hörte ihre Gebete und auch die Schreie. Zweimal am Tag durfte er eine halbe Stunde lang in einem kleinen, von hohen Mauern umgebenen Hof Luft schnappen gehen (PS: wie die Häftlinge des Vatikans), auch dort allein, und dies war auch die einzige Zeit, in der er telefonieren konnte. Ein paar Mal in der Woche erhielt er Besuche, und von Zeit zu Zeit brachte ihm eine Schwester die Eucharistie (dem Kardinal war es untersagt gewesen, die Messe zu lesen). Wie gesagt: es war ihm nicht erlaubt, die Messe zu feiern, er sah die Sonntagsmesse im Fernsehen. Er erhielt viele Briefe, sogar von einigen seiner Zellennachbarn, und seine Familie und Freunde versorgten ihn mit Zeitungen, Zeitungsausschnitten und Ausdrucken von Webseiten. Er war wie die anderen Häftlinge gekleidet, aus Sicherheitsgründen ohne Gürtel, und er war wie die anderen Häftlinge häufigen Drogenkontrollen und Leibesvisitationen unterzogen. Und dennoch: im „Prison Journal“ weht ein Atem der christlichen Ruhe, der geistlichen Tiefe, des Bewusstseins der Wirklichkeit. *** Ein paar Auszüge aus dem Buch Die Interpretationen von „Amoris laetitia“, die so gefährlich sind... (3. März, Aschermittwoch, und Samstag, 23. März 2019) Ich setze meine Lektüre des Hebräerbriefes fort, eines großartigen Textes, der das zentrale Ziel des Paulus entwickelt, die Rolle Jesu im Alten Testament oder in jüdischen Kategorien. Er vervollständigt das Werk und die Botschaft des Ersten Bundes. Die Treue zu Christus und seiner Lehre bleibt unverzichtbar für jeden fruchtbaren Katholizismus, für jede religiöse Erweckung. Deshalb sind die „gebilligten“ argentinischen und maltesischen Interpretationen von „Amoris laetitia“ so gefährlich. Sie widersprechen der Lehre des Herrn über den Ehebruch und der Lehre des heiligen Paulus über die für den ordnungsgemäßen Empfang der heiligen Kommunion notwendigen Bestimmungen. […] Die erste Lesung des Breviers stammt immer aus Exodus, Kapitel 20, und berichtet von der Verkündigung durch Gott über das, was wir in den Zehn Geboten neu geordnet haben. Als Erwachsener und auch als Kind habe ich sie immer für wesentlich gehalten. Vor fünfzig Jahren las ich, dass Bertrand Russell, ein berühmter atheistischer Philosoph, sagte, die Zehn Gebote seien wie eine abschließende Prüfung mit zehn Fragen, von denen nur sechs beantwortet werden müssten. Klug, aber zu bequem. [...] Auf den beiden Familiensynoden verkündeten einige Stimmen lautstark, dass die Kirche ein „Feldlazarett“ oder ein Zufluchtsort sei. Aber das ist nur ein Bild der Kirche und ist bei weitem nicht das geeignetste oder relevanteste, denn die Kirche muss vielmehr zeigen, wie man nicht krank wird und wie man Schiffbrüchen entgeht, und hier sind die Gebote wesentlich. Jesus selbst lehrte: wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben (vgl. Joh 15,10). (Anmerkung: in einer „Fußnote“ zu den Auslegungen von „Amoris laetitia“ wurde erklärt, dass in Argentinien und Malta „pastorale Richtlinien“ veröffentlicht wurden, die „geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken unter bestimmten Umständen den Empfang der Kommunion erlaubten“, und „Papst Franziskus genehmigte die Richtlinien von Buenos Aires in einem Brief an die Bischöfe der Region im September 2016“, während „die Veröffentlichung der maltesischen Richtlinien im „L’Osservatore Romano“, der Zeitung des Heiligen Stuhls, im Januar 2017 von einigen auch als offizielle Billigung dieser Richtlinien angesehen wurde“). Eine handgeschriebene Notiz von Theodore McCarrick, „einst Kardinal“, „olim cardinalis“ (Dienstag, 4. Juni 2019) Gestern erhielt ich, weitergeleitet von meinem Sekretär in Rom, Anthony Robbie, einen kleinen Notizzettel, der mit einer winzigen und unleserlichen Schrift von Ted McCarrick bedeckt war. Trotz wiederholter Bemühungen konnte ich 80 oder 90 Prozent davon nicht lesen, so dass ich nicht einmal seine Hauptbotschaft an mich erkennen konnte. Er ist neunundachtzig Jahre alt und unterschrieb mit „Ted McCarrick, Catholicus, olim cardinalis“, was auf Lateinisch für „katholisch, einst Kardinal“ steht. Er war immer höflich mit mir und er war ein geschickter „fundraiser“ – „Spendensammler“ und Knüpfer von Kontakten, gut vernetzt auf allen Ebenen und insbesondere mit den Demokraten (der Demokratischen Partei in den Vereinigten Staaten von Amerika). Leider hat er auf mehr als eine Weise viel Schaden angerichtet. [...] Obwohl ich ausdrücklich täglich für die Opfer bete, habe ich nie eine Kategorie auf meiner Gebetsliste für missbrauchende Priester und straffällige Bischöfe geführt. Ich sollte dem Abhilfe schaffen, und ich habe für Ted McCarrick gebetet, „olim cardinalis“. Ein Zusammenbruch? Der Angriff auf Athen und Jerusalem und Rom und deren Schwäche (Mittwoch, 26. Juni 2019) Mit dem Zusammenbruch des Monotheismus betreten wir eine neue Welt der Ideen. [...] Die westliche Zivilisation hat uns zu dem gemacht, was wir sind, und einer der Gründe für ihre Erfolge ist die kreative Spannung zwischen Athen und Jerusalem. Beide Städte werden angegriffen. Jerusalem und Rom, ihr Verbündeter, tragen die Hauptlast dieses Angriffs, der Frontalangriffe, aber die Schwäche beider macht es schwierig, Athen zu verteidigen. Wenn Gott sich im Nebel verliert, sei es der Nebel der Begierde, des Besitzes oder der Macht, werden die Verteidigungen von Vernunft und Wahrheit durchbrochen.
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