Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. „In Milde, aber auch in Klarheit möchte ich dieses Thema der Verbrennungen der Leichname ansprechen“
  2. Video vom Papst im Unterhemd bringt Vatikan in Verlegenheit
  3. Klerikalismus im Bistum Passau
  4. Julia Klöckner: ‚Nicht immer sinnvoll, wenn Kirchen glauben, eine weitere NGO zu sein‘
  5. Experte: In Liturgie öfter das "Große Glaubensbekenntnis" verwenden
  6. 'Ramadan ist die schönste Zeit im Jahr'. Katholischer Religionsunterricht in der Erzdiözese Salzburg
  7. Der Millionen-Exodus von den deutschen Kirchen dürfte weitergehen!
  8. CDU-CSU-SPD-Regierung will Töten von ungeborenen Kinder durch die Krankenversicherung finanzieren
  9. Die Mitverantwortung der Kirchen an ihrem Bedeutungsverlust
  10. "Retter des Stephansdoms" sagte Nein zum Vernichtungsbefehl
  11. Wenn „Menschen nach und nach den Glauben durch eine halbesoterische Weltanschauung ersetzen“
  12. „Von meinem Papst erwarte ich mehr“
  13. Gesetzesentwurf in Belgien: Sterbehilfe soll für Demenzkranke legalisiert werden
  14. Gott will, dass wir treu sind!“
  15. „Times“: Bei den Katholiken Großbritanniens läuft eine „stille Erweckung“

Katholiken sollten dem Staat misstrauen

3. Mai 2021 in Deutschland, 22 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der Erzbischof von München und Freising übte sich in politischer Predigt. Das ging gehörig daneben, denn am Ende war es nur das herbeireden eines preußischen Untertanengeistes - Der Montagskick von Peter Winnemöller


München (kath.net)

Der Erzbischof von München und Freising übte sich in politischer Predigt. Das ging gehörig daneben, denn am Ende war es nur das herbeireden eines preußischen Untertanengeistes.

Der Kirchenlehrer Augustinus warnte die Menschen davor, einem Staat zu vertrauen: "Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande", schrieb er in seinem Werk De civitate dei. Die hier genutzte Übersetzung stammt von Papst Benedikt XVI und ist seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011 entnommen.

In seiner Predigt zum 1. Mai, der in Bayern als Tag der Patronin Bayerns gefeiert wird, forderte der Erzbischof von München und Freising die Menschen auf, dem Staat ein Grundvertrauen entgegen zu bringen. Der Kontrast ist deutlich: Hier ein Misstrauen gegen den Staat, welches die öffentliche Hand sogar in die Nähe von Kriminalität rückt, dort ein Kotau vor einer Staatsmacht, die uns derzeit einiger unserer Grundrechte weitestgehend beraubt. Dies ist nicht der Ort die Angemessenheit der Maßnahmen bis ins letzte Detail zu diskutieren. Fakt ist, so ist es in §28b Abs. 10 IfSG nachzulesen: „Die Grundrechte der körperlichen Unversehrtheit (Artikel 2 Absatz 2 Satz 1 des Grundgesetzes), der Freiheit der Person (Artikel 2 Absatz 2 Satz 2 des Grundgesetzes), der Versammlungsfreiheit (Artikel 8 des Grundgesetzes), der Freizügigkeit (Artikel 11 Absatz 1 des Grundgesetzes) und der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 Absatz 1 des Grundgesetzes) werden eingeschränkt und können auch durch Rechtsverordnungen nach Absatz 6 eingeschränkt werden.“


Der Erzbischof von München und Freising verlangt von den Gläubigen, die auf ihrem irdischen Pilgerweg nun einmal auch Bürger des Staates sind, dem Entzug von vorstaatlichen Rechten, die dem Menschen auf Grund des natürlichen Sittengesetzes zustehen, ein Grundvertrauen entgegen zu bringen. Da schimmert der Irrtum durch, als könne ein Staat diese Rechte gewähren oder entziehen. Das Gegenteil ist der Fall, der Staat hat diese Rechte grundsätzlich unbeschränkt zu gewähren. Jede Einschränkung ist sowohl zeitlich als auch vom Umfang her eng zu begrenzen und einzeln nachvollziehbar begründungspflichtig. Dass dies in der gegenwärtigen Zeit weder die deutsche Bundesregierung noch die Landesregierungen tun, kann jeder selbst überprüfen. Für zahlreiche Maßnahmen, die ergriffen werden, fehlt jegliche evidenzbasierte Studie. In vielen Fällen existieren inzwischen sogar Studien, die die Unwirksamkeit und Schädlichkeit nachweisen. Wie soll da Vertrauen wachsen?

Derweil eine Regierung Infektionsschutz für Wohlhabende betreibt, explodieren die Infektionszahlen in vielen Gegenden mit ärmerer Bevölkerung. Sprachbarrieren und kulturelle Hemmschwellen lassen zudem offensichtlich sinnvolle Hygienemaßnahmen bei vielen Menschen gar nicht erst ankommen. Die Folgen sind dramatisch! Untersuchungen dazu gibt es kaum. Wir leben scheinbar in einer Zweiklasseninfektionswelt. Wie kann ein Katholik, der auf die Stimme des Papstes hört, der stets mahnt, dass die Kirche primär für die Armen da zu sein hat, einem Staat sein Grundvertrauen schenken, der ihn selber seiner Rechte beraubt und der die Armen im Stich lässt? Die schweren Folgen der staatlichen Maßnahmen, wie zunehmende Gewalt in Familien sowie dramatische psychische Folgen, die schlimme Vereinsamung der vielen allein lebenden Menschen oder auch die drastischen finanziellen Folgen durch Umsatzausfall, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit für die Menschen sind nicht einmal näherungsweise erfasst. Niemand schaut dort mal wirklich hin. Wäre das zwingend nicht eine Aufgabe für die Kirche?

Fairerweise muss man an dieser Stelle erwähnen, dass der Erzbischof von München sein Postulat zum Vertrauen in den Staat einschränkte. Doch das reicht nicht. Es ist umgekehrt. Der Katholik hat dem Staat, erst recht einem demokratischen Staat sein fundamentales Misstrauen entgegen zu bringen. Das System Demokratie verlangt danach, denn jeder Demokrat weiß, dass nirgendwo die Freiheit so gefährdet ist, wie da, wo es Menschen „gut“ meinen und Alternativen nicht einmal gedanklich zulassen. Politik verbietet jedes Gefühl und jede Haltung, die Staatskunst hingegen verleitet genau dazu, denn dafür sind die Menschen emotional empfänglich. Und wie ein Staatsmann, nicht wie ein Bischof predigte Kardinal Marx davon, dass ein solches Grundvertrauen ineinander da sein müsse, solches gelte erst recht, "wenn wir uns als Christen auf den Weg machen, mitten in der Gesellschaft.“ Dies Zitat hätte auch von Kaiser Wilhelm II. stammen können. Geradezu erschreckend wird es, wenn der Kardinal gesundes Misstrauen dem Staat gegenüber mit Bürgerkriegsgefahr verknüpft. Hier wird ein unguter Untertanengeist herbei gepredigt, der ungute Erinnerungen hervorruft.

Marx geht davon aus, dass in Diskussionen und Abstimmungen, in der Wissenschaft, in den Parlamenten, in der Öffentlichkeit versucht werde, irgendwie einen gemeinsamen Weg zu gehen ... Leider ist genau dies gerade nicht der Fall. Die Grundbedingung dafür, im politischen Diskurs wirklich alle Stimme zu hören, ist nun gerade nicht gegeben. Im Gegenteil werden alle jene ausgegrenzt und diffamiert, die gedanklich andere Wege gehen, die kritisch hinterfragen, die exakt das in die Diskussion einbringen, was am jede Diskussion erst voran bringt: den begründeten Zweifel. Und jeder, der sich kritisch äußert hat sofort die Schere im Kopf, dass man ihn ja nicht mit Rechten und Querdenkern in Verbindung bringe. Die Empörungswelle gegen die Schauspieler der Aktion #allesdichtmachen ist sprechend. Man kann aus wohl erwogenen Gründen anderer Auffassung als die betroffenen Schauspieler sein, doch wo Berufsverbote für falsche Meinungen weht schon lange der Dunst des Totalitarismus. Wie bitte soll in einem solchen Klima Vertrauen wachsen?

Jeder Mensch und erst recht jeder Katholik, dem Naturrecht, Freiheit, Frieden und Demokratie etwas bedeuten, sollte den Staat zu jeder Zeit vor allem anderen sein wohlwollendes, wohlbegründetes Misstrauen schenken.

 

Café zu den 7 Posaunanen - Gottes Reich - Mission Possible - Mit Bernadette Lang und Richi Landauro

 

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Montagskick

  1. Klerikalismus im Bistum Passau
  2. Die Krise ist nicht mehr aufzuhalten
  3. Breite Rezeption für eine vermeintlich gescheiterte Theologie
  4. Mal wieder subtil gegen die Familie
  5. Hier ist kein Glaube mehr zu finden
  6. Marienfest statt Frauentag
  7. 80 Jahre Frieden sind genug – oder wie die Weltpolitik gerade an der Zündschnur rumfummelt
  8. Klimafasten ist peinlich
  9. Mit diesem Wahlaufruf ist die Kirche endgültig kommunikativ als NGO im „Deep state“ gelandet
  10. Aufbrüche mitten im Niedergang






Top-15

meist-gelesen

  1. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Eine wichtige BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  3. Video vom Papst im Unterhemd bringt Vatikan in Verlegenheit
  4. „In Milde, aber auch in Klarheit möchte ich dieses Thema der Verbrennungen der Leichname ansprechen“
  5. In eigener Sache: Newsletter auf X, Telegram & WhatsApp
  6. Klerikalismus im Bistum Passau
  7. Isak Ailu Pulk Eira (24) könnte der erste samische Kartäusermönch der Welt werden
  8. CDU-CSU-SPD-Regierung will Töten von ungeborenen Kinder durch die Krankenversicherung finanzieren
  9. „Von meinem Papst erwarte ich mehr“
  10. 'Ramadan ist die schönste Zeit im Jahr'. Katholischer Religionsunterricht in der Erzdiözese Salzburg
  11. Die Mitverantwortung der Kirchen an ihrem Bedeutungsverlust
  12. Der Millionen-Exodus von den deutschen Kirchen dürfte weitergehen!
  13. Vienna City Marathon: Sieger Abadi dankt Jungfrau Maria
  14. Wenn „Menschen nach und nach den Glauben durch eine halbesoterische Weltanschauung ersetzen“
  15. Papst dreht spontane Runde im Petersdom

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz