Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Mater populi fidelis
  2. Kardinal Müller: Der Progressismus, nicht die Tradition spaltet die Kirche
  3. Deutsche Bischöfe stellen sich que(e)r zur Lehre der Kirche
  4. ‚Niemand wird zugrunde gehen’. Das Gedächtnis der Verstorbenen und die Hoffnung der Auferstehung
  5. ‚Gute Laune‘-Tanzeinlage bei Messe zu Allerheiligen
  6. Kardinal Schönborn stellt sich gegen das Kopftuchverbot
  7. Evangelische Pfarrerin segnet VIER Männer in sogenannter „Polyhochzeit“
  8. Vatikan kündigt bevorstehende Veröffentlichung eines Dokuments zu Monogamie an
  9. Vatikan möchte Seligsprechungsprozess für Isabella I. „pausieren, aber nicht beenden“
  10. 'Wir sind bereit, willens und fähig, unsere große christliche Bevölkerung weltweit zu schützen!'
  11. Kardinal Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Synodalität: Warum nein und warum ja?“
  12. Ablösung der wegen der 1803 erfolgten Konfiszierung von Kirchenvermögen zu zahlenden Staatsleistung
  13. Papst bestätigt neuen Abt für Saint-Maurice in der Schweiz
  14. „Soll ich mich denen anschließen, die immer mehr polarisieren und nach links oder rechts rücken?“
  15. „Ich hatte die Wahl, Jesus zu verleugnen, um freizukommen, aber ich sagte nein“

Erzbischof Gänswein übt scharfe Kritik am Synodalen Weg in Deutschland

1. Dezember 2021 in Weltkirche, 32 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Ich frage mich mit vielen einfachen gläubigen Menschen, ob der Synodale Weg überhaupt etwas für den Glauben bringt“ – Brief von Papst Franziskus an die Katholiken in Deutschland wurde „fast überall gelobt und dann entsorgt“


Vatikan (kath.net/VaticanMagazin) Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., hat den Synodalen Weg in Deutschland scharf kritisiert. „Der synodale Weg will innerkirchliche Reformen durchpeitschen, die aus der Gemeinschaft mit der Weltkirche hinausführen“, betonte Gänswein in einem Interview mit dem „VATICAN-magazin“ (Dezember-Ausgabe). Sollte es zu keinem Einsehen kommen, drohe eine „riesengroße Enttäuschung“. Wörtlich sagte der Erzbischof: „Entweder setzen die Bischöfe diesen unrealistischen Forderungen ein Ende oder es wird spätestens ,aus die Maus’ heißen, wenn die synodalen Schlussdokumente nach Rom kommen. Dann hätte Rom wieder einmal den Schwarzen Peter. Damit wäre aber weder der Kirche in Deutschland noch der Weltkirche gedient.“ Die Sichtweise, wonach der Synodale Weg „die rettende Antwort auf die Missbrauchskrise“ sei, teile er „überhaupt nicht“. Ausdrücklich stellte sich Gänswein hinter Bischof Rudolf Voderholzer. Der Regensburger Oberhirte hatte mit Blick auf den Synodalen Weg von einem „Missbrauch des Missbrauchs“ gesprochen. „Bischof Voderholzer hat recht“, betonte Gänswein gegenüber dem „VATICAN-magazin“.  

Mit Nachdruck hob Gänswein die Unterschiede zwischen dem Synodalen Weg in Deutschland und dem von Papst Franziskus initiierten synodalen Prozess zur Vorbereitung auf die Weltbischofssynode hervor. „Dass beides theologisch und kanonistisch grundsätzlich unterschiedlich ist, sieht man auf den ersten Blick, wenn man die Statuten und Arbeitspapiere des Synodalen Weges in Deutschland und den Brief liest, den Papst Franziskus im Juni 2019 an die deutschen Katholiken geschrieben hat. Die Anliegen der Weltbischofssynode sind auf Neuevangelisation und Erneuerung im Glauben angelegt, der Synodale Weg zielt vor allem auf Strukturveränderungen“.


Gänswein bedauerte den Umgang mit dem Brief von Papst Franziskus an die Katholiken in Deutschland. „Als der Brief seinerzeit eintraf, wurde er fast überall gelobt und dann – entsorgt. Papst Franziskus hat für den Synodalen Weg vorgeschlagen: weg von den Strukturen hin zu einer Neuevangelisierung! Das deutlichste Zeichen, wie ernst man diesen Vorschlag nahm, war die Tatsache, dass ein fünftes Forum des Synodalen Weges zum Thema Neuevangelisierung knallhart abgelehnt wurde, auch von Bischöfen.“  

Kritik übte der Erzbischof auch am deutschen Verbandskatholizismus. Dort seien viele politisch Tätige versammelt, die zwar aus der katholischen Kirche kämen, in der Regel in zentralen theologischen Fragen aber eine ganz andere Auffassung hätten als das kirchliche Lehramt, und sich immer wieder lautstark bemerkbar machten. „Ich frage mich mit vielen einfachen gläubigen Menschen, ob der Synodale Weg überhaupt etwas für den Glauben bringt“, sagte Gänswein. „Führt er zu einer Vertiefung und Erneuerung des Glaubens?“ Vom Establishment des deutschen Verbandskatholizismus sei da bisher wenig Positives zu hören gewesen.

Regenbogenfahnen an Gotteshäusern und Altären bezeichnete Gänswein als „verfehlte“ plakative Aktionen, die „keineswegs hilfreich“ seien. Wenn kirchliche Verantwortliche Fehler gemacht hätten, müsse das eingestanden werden. „Aber dass wir uns in so plumper Form mit Fahnen oder Briefpapier dem Regenbogenfarben-Metier anbiedern, das überzeugt nicht. Meinen Sie, dass dadurch irgendeine Person zum Glauben zurückfindet oder bestärkt wird?“

Angesprochen auf die Tätowieraktion in der „Frankfurter Frauenkirche“ warnte Gänswein davor, „das Sacrum“ mit „dem Profanum“ zu verwechseln. Die Vertiefung des Glaubens beginne immer mit der eigenen Umkehr. „Ich habe nie gesehen, dass irgendwelche reißerischen äußeren Elemente dazu geführt haben, Menschen zurückzugewinnen oder neu für den Glauben zu begeistern.“ Es müssen alles uns Mögliche getan werden, um Glaubensferne anzusprechen, hob Gänswein hervor. Dies gelinge aber nur durch persönliches Vorleben und durch die Verkündigung des Evangeliums. Natürlich müsse man dafür die Sprache der Zeit sprechen und die entsprechenden Kommunikationsmittel nutzen. „Anbiedern sollte man sich dabei jedoch niemals.“

Danach gefragt, ob sich die Zerrissenheit der katholischen Kirche in Deutschland noch überwinden lasse, antwortete Gänswein: „Das hoffe ich.“ Der Wille zum Brückenbauen sei da. Aber Wille allein genüge nicht. „Wir müssen auch den Mut dazu haben.“ Gleichzeitig müsse klar sein, dass der Glaube nicht ein inhaltsloses Etwas sei. „Der Glaube ist das, was wir im Credo bekennen. Er ist das, was wir nicht selber gemacht haben, woraus und wovon wir aber leben. Und es ist das, was wir unverfälscht weitergeben müssen.“

„Die Kirche der Zukunft werde viel kleiner sein und viel an politischer und anderer Macht einbüßen, aber an innerer Stärke gewinnen“, zitierte Gänswein im Gespräch mit dem „VATICAN-magazin“ eine Aussage von Joseph Ratzinger aus dem Jahr 1958. Die Kirche sei dabei diese kleinere Gemeinschaft zu werden, so Gänswein. In dieser Situation brauche es „den Mut, bestimmte Dinge abstoßen und loslassen zu können.“ Oft seien gerade die großen finanziellen Möglichkeiten, die es in Deutschland gebe, keine Hilfe für den Glauben, sondern eher ein Hindernis. „Überall wo es der Kirche an Glauben fehlt, ist Aderlass nötig“, betonte der Erzbischof.

Auch seine persönliche Situation kam zum Gespräch. Im Gespräch mit dem „VATICAN-magazin“ räumt Gänswein ein, dass die hohe Belastung der vergangenen Jahre bei ihm gesundheitliche Spuren hinterlassen haben. „Ich hatte Probleme mit den Nieren. Die Sache ist etwas kompliziert.“ Inzwischen gehe es wieder besser. Nach einem Hörsturz vor vier Jahren seien Folgen geblieben.

Als er Papst Franziskus gefragt habe, wie es mit ihm weitergehe, habe dieser geantwortet: „Ich solle keine Zukunftspläne schmieden und geistlich an die Sache herangehen. „Lassen sie den Herrn machen und nehmen sie an, was er ihnen schickt“, habe Franziskus gesagt. In einer bestimmten Weise sei sein Ratschlag beruhigend gewesen, aber dennoch nicht einfach anzunehmen, so der Erzbischof.

Auf die Frage, ob für ihn eine Rückkehr nach Deutschland als Diözesanbischof denkbar sei, antwortete Gänswein: „Das können Sie sich ja selber nicht vorstellen, dass mich ein Kapitel einer deutschen Diözese zum Bischof wählt.“ Der Papst habe ihm geraten, sich keine Gedanken über seine Zukunft zu machen. „Dazu habe ich mich inzwischen durchgerungen und ich mache es auch nicht. Ich gehe einstweilen davon aus, dass ich wieder aktiv mein Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses ausführen werde, wenn Papst Benedikt einmal von dieser Welt abberufen werden wird.“

Das „VATICAN-magazin“ wird vom Fe-Medienverlag (Kißlegg) herausgegeben. Die Dezember-Ausgabe 2021 ist die erste nach einem Relaunch des Magazins unter Chefredakteur Bernhard Müller.

Archivfoto Erzbischof Gänswein (c) Paul Badde


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Mater populi fidelis
  2. Deutsche Bischöfe stellen sich que(e)r zur Lehre der Kirche
  3. Die drei Nonnen von Goldenstein - Jetzt wird die Justiz aktiv
  4. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  5. Kardinal Müller: Der Progressismus, nicht die Tradition spaltet die Kirche
  6. Er hat den Tod für immer verschlungen. Auf dem Weg zum Fest ohne Ende, wo wir erwartet werden
  7. ‚Gute Laune‘-Tanzeinlage bei Messe zu Allerheiligen
  8. Evangelische Pfarrerin segnet VIER Männer in sogenannter „Polyhochzeit“
  9. 'Wir sind bereit, willens und fähig, unsere große christliche Bevölkerung weltweit zu schützen!'
  10. Kardinal Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Synodalität: Warum nein und warum ja?“
  11. Kremsmünster: Abt Eckerstorfer für theozentrische Wende in der Kirche
  12. ‚Niemand wird zugrunde gehen’. Das Gedächtnis der Verstorbenen und die Hoffnung der Auferstehung
  13. Die Heiligkeit der Kirche. Wenn das Credo Schuberts schweigt und die Heiligen von heute antworten
  14. Auf den Spuren von Nicäa – Das Erste Konzil der Christenheit in einer neuen Dokumentation
  15. Kardinal Schönborn stellt sich gegen das Kopftuchverbot

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz