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| Anselm von Canterbury: Doctor Magnificus – Deus est id quo maior cogitari nequit21. April 2022 in Aktuelles, keine Lesermeinung Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: ich wünsche nur, einigermaßen deine Wahrheit zu begreifen, die mein Herz glaubt und liebt. Denn ich suche nicht zu begreifen, um zu glauben, sondern ich glaube, um zu begreifen. Von Armin Schwibach Rom (kath.net/as) 21. April, Geburtstag Roms, Festtag des heiligen Anselm von Canterbury, Donnerstag in der Osteroktav 2022. Anselm von Aosta, auch bekannt als Anselm von Canterbury oder Anselm von Le Bec (Aosta, 1033 oder 1034 – Canterbury, 21. April 1109), war ein französischer Theologe, Philosoph und Erzbischof, der als einer der größten Vertreter des christlichen Denkens im Mittelalter gilt. Er stammte aus einer adligen Familie in Aosta und verließ die Stadt mit Anfang zwanzig, um seiner Berufung zu folgen. Er wurde Mönch in der Abtei Notre-Dame du Bec und wurde dank seiner Qualitäten als gläubiger und intellektueller Mensch bald Prior und dann Abt. Er erwies sich als geschickter Verwalter und erhielt, nachdem er einige Beziehungen zum Königreich England unterhalten hatte, im Alter von 60 Jahren das wichtige Amt des Erzbischofs von Canterbury. Anselm wurde 1163 heiliggesprochen und 1720 von Papst Clemens XI. zum Kirchenlehrer ernannt. Anselm – eine der herausragenden Gestalten des Mittelalters. Wie seine Lebensstationen deutlich machen, war der Mönch und Bischof ein europäischer Mensch. Als Erzbischof trat Anselm in Treue zum Nachfolger Petri mutig für die Freiheit der Kirche gegenüber den weltlichen Herrschern ein. Das brachte ihn in Konflikt mit den englischen Königen, und er mußte auch die bittere Erfahrung der Verbannung machen. Vor allem aber war Anselm ein großer Theologe und Denker. Er gilt als Vater der scholastischen Theologie und erhielt später den Ehrentitel „doctor magnificus“. Die strenge Logik seines Denkens ist ganz darauf ausgerichtet, den Geist zur Betrachtung Gottes zu erheben. Zugleich muß die Theologie aber in einer tiefen Erfahrung des Glaubens gründen, die den Glauben als unentgeltliches Geschenk Gottes mit Demut annimmt und das Wort Gottes in das tägliche Leben hinein umsetzt. In einem Gebet bringt Anselm diese theologische Suche zum Ausdruck: „Herr, ich versuche nicht, in deine Höhe vorzudringen; meine Verstand kann dich ja auf keine Weise erreichen. Ich wünsche nur, einigermaßen deine Wahrheit zu begreifen, die mein Herz glaubt und liebt. Denn ich suche nicht zu begreifen, um zu glauben, sondern ich glaube, um zu begreifen“ (Proslogion, 1). *** Benedikt XVI., Generalaudienz vom 23. September 2009: Liebe Brüder und Schwestern! Auf dem Aventinhügel in Rom befindet sich die Benediktinerabtei »Sant’Anselmo«. Als Sitz eines Instituts für höhere Studien und des Abt-Primas der benediktinischen Konföderation ist die Abtei ein Ort, der in sich das Gebet, das Studium und die Leitung vereint, also die drei Aktivitäten, die das Leben des Heiligen kennzeichnen, dem sie gewidmet ist: Anselm von Aosta, dessen 900. Todestag in diesem Jahr begangen wird. Die vielfältigen Initiativen, die zu diesem frohen Anlaß besonders von der Diözese Aosta gefördert werden, haben deutlich gemacht, welches Interesse dieser mittelalterliche Denker noch immer weckt. Er ist auch als Anselm von Bec und Anselm von Canterbury bekannt: das waren die Städte, mit denen er in Beziehung stand. Wer ist diese Persönlichkeit, mit der sich drei voneinander weit entfernte und in drei verschiedenen Nationen – Italien, Frankreich, England – gelegene Städte besonders verbunden fühlen? Ein Mönch von intensivem geistlichen Leben, ein herausragender Erzieher der Jugend, ein Theologe mit einer außerordentlichen spekulativen Begabung, ein weiser Mann der Leitung und ein unnachgiebiger Verteidiger der »libertas Ecclesiae«, der Freiheit der Kirche. Anselm ist eine der herausragenden Persönlichkeiten des Mittelalters, die es verstand, dank einer tiefen mystischen Erfahrung, die stets sein Denken und Handeln leitete, alle diese Eigenschaften in Einklang zu bringen. Der hl. Anselm wurde im Jahr 1033 (oder Anfang 1034) in Aosta als erstgeborener Sohn einer Adelsfamilie geboren. Der Vater war ein grobschlächtiger Mann, der sich den Vergnügungen des Lebens hingab und sein Vermögen verschwendete; die Mutter hingegen war eine Frau von gehobenen Sitten und tiefer Religiosität (vgl. Eadmer, Vita s. Anselmi, PL 159, col. 49). Sie war es, die sich um die erste menschliche und religiöse Bildung des Sohnes kümmerte, den sie dann den Benediktinern eines Priorats in Aosta anvertraute. Anselm, der sich – wie sein Biograph erzählt – als Kind vorstellte, daß der liebe Gott zwischen den hohen und verschneiten Alpengipfeln wohnte, träumte eines Nachts, in diesen prächtigen Palast von Gott selbst eingeladen worden zu sein, der sich lange und freundlich mit ihm unterhielt und ihm schließlich »ein strahlendweißes Brot« zum Essen anbot (ebd., col. 51). Dieser Traum hinterließ in ihm die Überzeugung, zur Erfüllung einer hohen Sendung berufen zu sein. Im Alter von 15 Jahren bat er um die Aufnahme in den Benediktinerorden, der Vater jedoch widersetzte sich dem mit seiner ganzen Autorität und gab selbst dann nicht nach, als sich der schwer erkrankte Sohn dem Tod nahe fühlte und um das Ordenskleid als letzten Trost flehte. Nach seiner Genesung und dem vorzeitigen Tod der Mutter machte er eine Zeit moralischer Ausschweifungen durch: Er vernachlässigte das Studium und wurde, überwältigt von irdischen Leidenschaften, taub für den Ruf Gottes. Er verließ das Elternhaus und zog auf der Suche nach neuen Erfahrungen durch Frankreich. Nach drei Jahren erreichte er die Normandie und begab sich in die Benediktinerabtei von Bec, angezogen vom Ruf des Priors des Klosters, Lanfrank von Pavia. Es war für ihn eine von der Vorsehung bestimmte und für sein weiteres Leben entscheidende Begegnung. Unter der Leitung von Lanfrank nahm Anselm in der Tat mit Nachdruck die Studien wieder auf und wurde in kurzer Zeit nicht nur zum Lieblingsschüler, sondern auch zum Vertrauten des Lehrers. Seine Berufung zum monastischen Leben entbrannte von neuem, und nach sorgfältiger Abwägung trat er im Alter von 27 Jahren in den Orden ein und wurde zum Priester geweiht. Die Askese und das Studium eröffneten ihm neue Horizonte und ließen ihn jene Vertrautheit mit Gott, die er als Kind gehabt hatte, in weit höherem Grad wiederentdecken. Als Lanfrank 1063 Abt von Caen wurde, wurde Anselm nach knapp drei Jahren klösterlichen Lebens zum Prior des Klosters von Bec und zum Lehrer an der Klosterschule ernannt, wo er seine Gaben eines hervorragenden Erziehers erkennen ließ. Er war kein Freund autoritärer Methoden; er verglich die Jugendlichen mit kleinen Pflanzen, die sich besser entwickeln, wenn sie nicht im Treibhaus eingeschlossen werden, und gewährte ihnen eine »gesunde« Freiheit. Hinsichtlich der Einhaltung des monastischen Lebens war er sich selbst und den anderen gegenüber sehr streng, aber anstatt die Disziplin mit Härte aufzuerlegen, bemühte er sich, ihre Befolgung durch Überzeugung zu erreichen. Nach dem Tod von Abt Herluin, dem Gründer der Abtei von Bec, wurde Anselm einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt: das war im Februar 1079. Inzwischen waren zahlreiche Mönche nach Canterbury gerufen worden, um den Brüdern jenseits des Ärmelkanals mit der Erneuerung, die auf dem Festland im Gange war, bekanntzumachen. Ihre Arbeit wurde so gut angenommen, daß Lanfrank von Pavia, Abt von Caen, neuer Erzbischof von Canterbury wurde und Anselm bat, einige Zeit mit ihm zu verbringen, um die Mönche zu unterweisen und ihm in der schwierigen Situation zu helfen, in der sich seine Kirchengemeinde nach der Invasion der Normannen befand. Anselms Aufenthalt erwies sich als sehr fruchtbar; er gewann solche Sympathie und Wertschätzung, daß er nach Lanfranks Tod zu dessen Nachfolger auf dem Bischofsstuhl von Canterbury gewählt wurde. Die feierliche Bischofsweihe empfing er im Dezember 1093. Anselm setzte sich sogleich in einem energischen Kampf für die Freiheit der Kirche ein und unterstützte mutig die Unabhängigkeit der geistlichen Macht von der zeitlichen. Er verteidigte die Kirche gegen die unangemessenen Einmischungen der politischen Autoritäten, vor allem seitens der Könige William II. Rufus und Heinrichs I., wofür er Ermutigung und Unterstützung beim Papst fand, für den Anselm stets eine mutige und herzliche Anhänglichkeit an den Tag legte. Diese Treue brachte ihm im Jahr 1103 auch die bittere Erfahrung der Verbannung von seinem Bischofssitz Canterbury ein. Und erst 1106, als König Heinrich I. auf den Anspruch, die kirchlichen Ämtereinsetzungen (Investitur) vorzunehmen, sowie auf die Einhebung von Steuern und auf die Beschlagnahmung der kirchlichen Güter verzichtet hatte, konnte Anselm nach England zurückkehren, wo Klerus und Volk ihn freudig empfingen. So hatte der lange Kampf, der von ihm mit den Waffen der Beharrlichkeit, des Stolzes und der Güte ausgefochten worden war, ein glückliches Ende gefunden. Dieser heilige Erzbischof, der überall, wohin er kam, soviel Bewunderung um sich verbreitete, widmete die letzten Jahre seines Lebens vor allem der sittlichen Bildung des Klerus und der intellektuellen Forschung zu theologischen Themen. Er starb am 21. April 1109, begleitet von den Worten des Evangeliums, das an jenem Morgen in der Heiligen Messe verkündet worden war: »In allen meinen Prüfungen habt ihr bei mir ausgeharrt. Darum vermache ich euch das Reich, wie es mein Vater mir vermacht hat: Ihr sollt in meinem Reich mit mir an meinem Tisch essen und trinken…« (Lk 22,28–30). So kam der Traum von jenem geheimnisvollen Mahl, den er als Kind gerade zu Beginn seines geistlichen Weges hatte, zu seiner Erfüllung. Jesus, der ihn eingeladen hatte, an seinem Tisch Platz zu nehmen, nahm den hl. Anselm bei seinem Tod in das ewige Reich des Vaters auf. »Ich bitte, Gott, laß mich dich erkennen, laß mich dich lieben, um mich an dir zu erfreuen. Und wenn ich es in diesem Leben nicht bis zur Vollendung kann, so laß mich wenigstens Tag für Tag voranschreiten, bis es zur Vollendung kommt« (Proslogion, Kap. 26). Dieses Gebet läßt uns die mystische Seele dieses großen Heiligen des Mittelalters erfassen, des Begründers der scholastischen Theologie, dem die christliche Überlieferung den Beinamen »Doctor Magnificus « gegeben hat, weil er den intensiven Wunsch hegte, die göttlichen Geheimnisse zu vertiefen, allerdings in dem vollen Wissen darum, daß der Weg der Gottsuche zumindest hier auf Erden niemals abgeschlossen ist. Die Klarheit und logische Strenge seines Denkens hatten immer zum Ziel, »den Geist zur Betrachtung Gottes zu erheben« (ebd., Prooemium). Er sagt mit aller Klarheit: Wer Theologie betreiben will, kann nicht allein auf seinen Verstand zählen, sondern muß gleichzeitig eine tiefe Glaubenserfahrung pflegen. Die Tätigkeit des Theologen entfaltet sich nach dem hl. Anselm somit in drei Stufen: der Glaube, unentgeltliches Geschenk Gottes, das mit Demut angenommen werden soll; die Erfahrung, die in der Umsetzung des Wortes Gottes in das eigene tägliche Leben besteht; und schließlich die wahre Erkenntnis, die niemals Ergebnis steriler Überlegungen, sondern Frucht einer kontemplativen Anschauung ist. In diesem Zusammenhang bleiben für eine gesunde theologische Forschung und für jeden, der die Wahrheiten des Glaubens vertiefen will, seine berühmten Worte auch heute nützlicher denn je: »Herr, ich versuche nicht, in deine Höhe vorzudringen; mein Verstand kann dich ja auf keine Weise erreichen. Ich wünsche nur, einigermaßen deine Wahrheit zu begreifen, die mein Herz glaubt und liebt. Denn ich suche nicht zu begreifen, um zu glauben, sondern ich glaube, um zu begreifen« (ebd., 1). Liebe Brüder und Schwestern, die Liebe zur Wahrheit und der ständige Durst nach Gott, die das ganze Dasein des hl. Anselm geprägt haben, mögen ein Ansporn für jeden Christen sein, unermüdlich eine immer innigere Einheit mit Christus, dem Weg, der Wahrheit und dem Leben, zu suchen. Darüber hinaus sei der mutige Eifer, der sein pastorales Wirken ausgezeichnet hat und ihm mitunter Unverständnis, Bitterkeit und sogar die Verbannung eingetragen hat, eine Ermutigung für die Hirten, für die geweihten Personen und für alle Gläubigen, die Kirche Christi zu lieben, für sie zu beten, zu arbeiten und zu leiden, ohne sie jemals zu verlassen oder zu verraten. Diese Gnade erlange uns die Jungfrau und Mutter Gottes, für die der hl. Anselm eine zärtliche und kindliche Verehrung hegte. »Maria, dich will mein Herz lieben«, schreibt der hl. Anselm, »mein Mund sehnt sich brennend danach, dich zu preisen«.
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