Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Oster: Das DBK-Papier zur sexuellen Vielfalt „spricht nicht in meinem Namen“
  2. Bätzing spaltet politisch! Ein absoluter Tiefpunkt in der deutschen Kirchengeschichte!
  3. Kolping Deutschland: Kein Platz für AfD-Mitglieder
  4. R.I.P. Paul Badde!
  5. Bischof Voderholzer schließt sich Bischof Oster bei Ablehnung des DBK-Papiers an!
  6. Papst Leo ist keine ‚mildere Version‘ von Papst Franziskus
  7. Berliner Landeskirche wehrt sich gegen Polygamievorwürfe
  8. Chrupalla ODER wie moralisch verkommen kann man eigentlich in der Politik noch agieren?
  9. Präfekt Fernández: „Das Kreuz braucht keine 738 Meter Stahl oder Beton, um erkannt zu werden“
  10. „Regenbogenfahne ja, Deutschlandflagge nein?“
  11. Politikberater Petschner-Multari: ‚Die evangelische Kirche in Deutschland ist einfach hirntot‘
  12. Schweizergarde: Jüdische Betroffene schildert Details zu antisemitischem Vorfall im Vatikan
  13. Ein Zombie spaltet die amerikanische Rechte
  14. Wenn der Papst die Kardinäle ruft
  15. "Der Dialog war erneut von einer ehrlichen, offenen und konstruktiven Atmosphäre geprägt"

„Ein ungeheuerlicher Affront gegenüber der Person des Papstes und seiner pastoralen Sorge“

7. März 2023 in Interview, 12 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Vatikanexperte Ulrich Nersinger: „Als unerträglich… muss man das Auftreten Bischof Bätzings gegenüber dem Apostolischen Nuntius Eterović, der den Heiligen Vater in Deutschland vorbildlich vertritt, betrachten.“ kath.net-Interview von Petra Lorleberg


Rom-Bonn (kath.net/pl) „Ich hätte mir eine deutliche Distanzierung des deutschen Episkopates vom Auftreten des Vorsitzenden der Bischofskonferenz und eine klare Solidarisierung mit dem Apostolischen Nuntius – und damit dem Heiligen Vater – gewünscht.“ Das erläutert der renommierte Vatikan-Experte, Autor vieler Bücher und Kirchenhistoriker Ulrich Nersinger im Interview mit KATH.NET hinsichtlich der unerträglichen Kritik am Apostolischen Nuntius Erzbischof Nicola Eterović und seinem Grußwort an die Deutsche Bischofskonferenz. Dort hatte der Nuntius u.a. das päpstliche Nein zum Weiheamt für Frauen überbracht und folgenden Satz zum Synodalen Weg, Zitat: „Ich wurde deshalb von Amts wegen beauftragt zu präzisieren, dass nach richtiger Auslegung des Inhalts dieses Schreibens nicht einmal ein Diözesanbischof einen synodalen Rat auf diözesaner oder pfarrlicher Ebene errichten kann.“ (siehe auch: Link zum Grußwort des Nuntius).

kath.net: Lieber Herr Nersinger, Nuntius Eterović hat vor der Deutschen Bischofskonferenz ein viel beachtetes Grußwort am 6.3. gehalten. Viele Katholiken in Deutschland wissen gar nicht so genau, was die Aufgabe und der Status eines Nuntius ist in den Ländern, in die er vom Papst gesandt wird. Was sagen die gültigen kirchenrechtlichen Regelungen, etwa von Papst Paul VI.?

Nersinger: 1969 erließ der hl. Paul VI. (1963-1978) das Motu Proprio „Sollicitudo Omnium Ecclesiarum“, das die Aufgaben der Legaten (Gesandten) des römischen Papstes beschreibt. In der Einleitung des Schreibens heißt es: „Die Sorge um die Gesamtkirche, die Uns Gott nach seinem geheimen Ratschluss auferlegt hat und über die Wir ihm Rechenschaft schulden, macht es erforderlich, dass Wir als Stellvertreter Christi für die ganze Kirche in den verschiedenen Teilen der Welt in angemessener Weise gegenwärtig sind und die Verhältnisse der einzelnen Kirchen genau kennen .... Durch Unsere Legaten, die bei den verschiedenen Nationen weilen, nehmen Wir selbst teil am Leben Unserer Kinder, gliedern Uns gleichsam in ihre Gemeinschaft ein und werden leichter und sicherer mit ihren Anliegen und tiefsten Wünschen bekannt.“


Der Legat habe den Heiligen Stuhl über die Verhältnisse der jeweiligen Teilkirche „in Wahrheit und Billigkeit“ zu informieren. Die Ansichten und Wünsche der Gläubigen solle er dem Papst und der Römischen Kurie zur Kenntnis bringen; andererseits aber habe er auch das Handeln Roms den Katholiken vor Ort zu verdeutlichen und zu übermitteln. Er sei verpflichtet, den Bischöfen mit Rat und Tat beizustehen. Besondere Aufgaben kämen ihm bei der Bestellung von neuen Bischöfen zu: die Übermittlung oder der Vorschlag der Namen von geeigneten Kandidaten, zu denen er ausführliche Erkundigungen und Nachforschungen einzuholen habe. „Das Amt des Legaten steht nicht über der Vollmacht des Bischofs, noch ersetzt oder beeinträchtigt es diese, im Gegenteil, er schützt und stärkt sie durch brüderlich klugen Rat“, stellte Papst Paul VI. unmissverständlich klar.

„Wir entsenden sie auch zu den höchsten Trägern der Staatsgewalt, nämlich dorthin, wo die katholische Kirche gleichsam verwurzelt oder doch wenigstens irgendwie gegenwärtig ist. Das Recht dazu liegt von Natur aus in dem Uns eigenen geistlichem Amte und ist zudem im Laufe der Jahrhunderte durch gewisse geschichtliche Ereignisse sehr begünstigt worden“, heißt es an anderer Stelle des Schreibens. Der Legat habe die Beziehungen des Heiligen Stuhls zur Regierung des Staates, zu dem er entsandt sei, zu führen, zu fördern und zu pflegen.

kath.net: Bischof Bätzing bezeichnete die Rede des Nuntius als „phasenweise unerträglich“. Was bedeutet es für das Verhältnis des deutschen Episkopats zu Papst Franziskus, wenn „sein“ Nuntius mitsamt der päpstlichen Botschaft derart abgekanzelt wird?

Nersinger: Als unerträglich – und das nicht nur phasenweise – muss man das Auftreten Bischof Bätzings gegenüber dem Apostolischen Nuntius, der ja den Heiligen Vater in Deutschland vorbildlich vertritt, betrachten. Letztendlich ist es ein ungeheuerlicher Affront gegenüber der Person des Papstes und seiner pastoralen Sorge.

Es zeugt von einer nicht erklärbaren Unkenntnis um das Amt eines Apostolischen Nuntius, einer doch recht beachtlichen Hybris von Seiten des Bischofs und einem völlig unangebrachten Hineinbringen von „Gefühlen“. Zum letzteren darf ich auf das Wort eines großen deutschen Philosophen verweisen, der bei einer Vorlesung zur Philosophie der Religion zum Ausdruck brachte: „Man beruft sich häufig so auf sein Gefühl, wenn die Gründe ausgehen; so einen Menschen muss man stehen lassen, denn mit dem Appellieren an das eigne Gefühl ist die Gemeinschaft unter uns abgerissen“ (Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1770 – 1831).

Ich hätte mir eine deutliche Distanzierung des deutschen Episkopates vom Auftreten des Vorsitzenden der Bischofskonferenz und eine klare Solidarisierung mit dem Apostolischen Nuntius – und damit dem Heiligen Vater – gewünscht.

kath.net: Braucht es heutzutage Mut, sich als Nuntius nach Deutschland senden zu lassen?

Nersinger: Es braucht immer viel Gottvertrauen und Mut, um den Heiligen Vater in einem Land zu vertreten. Im Laufe der Geschichte wurden die diplomatischen Vertreter des Papstes verleumdet, überfallen, verschleppt, gefoltert und ermordet, Apostolische Nuntiaturen belagert, besetzt und geplündert. In der Neuzeit glaubte man von Übergriffen verschont zu bleiben. Vergebens, denn selbst in der jüngeren Vergangenheit sah man sich dramatischen Situationen gegenüber.

So auch in Deutschland. Als der I. Weltkrieg zu Ende ging, riefen in München die Spartakisten die „Bayerische Arbeiter- und Soldatenrepublik“ aus und terrorisierten die Stadt. Der König floh, die ausländischen Botschafter reisten ab. Der einzige Diplomat, der verblieb, war der Vertreter des Papstes, Monsignore Eugenio Pacelli, der spätere Pius XII. Mehrfach drang die Soldateska der neuen „Republik“ in die Apostolische Nuntiatur ein. Man setzte dem Nuntius den Revolver auf die Brust, verlangte die Herausgabe des Botschaftswagens und forderte den Prälaten zum Verlassen des Landes auf, was dieser jedoch verweigerte.

Ähnliche Szenen spielten sich fast drei Jahrzehnte später in den Ländern Osteuropas ab, die nach 1945 unter kommunistische Herrschaft geraten waren. Und auch während der politischen Umwälzungen in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika wurden päpstliche Gesandtschaften mit kritischen Momenten konfrontiert.

kath.net: Lieber Herr Nersinger, die Predigten, Ansprachen und andere Texte des H.H. Nuntius Eterović sind sehr gehaltvoll und hoch interessant. Hätten sie eine andere Rezeption verdient?

Nersinger: Man findet sie unter „nuntiatur.de“ (siehe Link) auf der Homepage der Apostolischen Nuntiatur in Deutschland. Ich kann ihre Lektüre uneingeschränkt empfehlen. Sie hätten es verdient, auf katholischen Internetportalen, Kirchenzeitungen und ähnlichen Medien den Gläubigen und einem interessierten Publikum verstärkt nahegebracht zu werden.

kath.net: Ja, auf kath.net dokumentieren wir aus genau diesem Grund ja schon seit längerem Texte von Nuntius Eterović (siehe Link), unsere Leser schätzen seine Impulse sehr! Herr Nersinger, meine letzte Frage: Wie hoch stufen Sie persönlich eigentlich aktuell die Gefahr ein, dass es in der katholischen Kirche in Deutschland zu einem offenen Schisma mit Rom kommt?

Nersinger: Leider ist ein Schisma nicht auszuschließen. Wir können nur beten und hoffen,  dass Gott uns diese Prüfung erspart. Doch eines muss klar sein, die Katholiken Deutschlands haben ein Anrecht darauf, ihren Glauben in Treue zur Heiligen Schrift, zum Lehramt und in unverbrüchlicher Verbundenheit mit dem Papst zu leben.

kath.net: Danke für das Interview.

kath.net-Buchtipp!
Ulrich Nersinger: Unter der Flagge des Papstes
Eine kleine Geschichte der Päpstlichen Marine

Taschenbuch, 174 Seiten
2023 Verlag Petra Kehl
ISBN: 978-3-947890-14-9
Preis Österreich: 20,50 Euro


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. R.I.P. Paul Badde!
  2. Bischof Oster: Das DBK-Papier zur sexuellen Vielfalt „spricht nicht in meinem Namen“
  3. Wiederentdecker des Antlitzes Jesu: Paul Badde (1948-2025)
  4. Bätzing spaltet politisch! Ein absoluter Tiefpunkt in der deutschen Kirchengeschichte!
  5. Chrupalla ODER wie moralisch verkommen kann man eigentlich in der Politik noch agieren?
  6. Präfekt Fernández: „Das Kreuz braucht keine 738 Meter Stahl oder Beton, um erkannt zu werden“
  7. Eine strahlende Braut Christi im isländischen Karmel - Sr. Bianca hat ihre Lebensberufung gefunden
  8. Ein Zombie spaltet die amerikanische Rechte
  9. Bevor ich diese Manifestationen gesehen habe, dachte ich, es wäre nur eine Erfindung“
  10. Schweizergarde: Jüdische Betroffene schildert Details zu antisemitischem Vorfall im Vatikan
  11. Bischof Voderholzer schließt sich Bischof Oster bei Ablehnung des DBK-Papiers an!
  12. Berliner Landeskirche wehrt sich gegen Polygamievorwürfe
  13. Papst Leo ist keine ‚mildere Version‘ von Papst Franziskus
  14. Politikberater Petschner-Multari: ‚Die evangelische Kirche in Deutschland ist einfach hirntot‘
  15. Palantir-CEO: Unsere Firma ist völlig "anti-woke"

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz