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| Lasttiere des Herrn23. Dezember 2023 in Spirituelles, keine Lesermeinung „Wir sind die Lasttiere Gottes, weil er uns in den Dienst nimmt und uns dorthin führt, wo vielleicht wir selbst nicht hingehen wollen… Wer sich Christus anvertraut, der wird ...“ Geistliche Betrachtung zum Weihnachtsfest von Thorsten Paprotny Hannover (kath.net) Wenn wir inmitten der grausamen Kriege, der vielen sichtbaren und verborgenen Nöte in der Welt und auch angesichts der Wüsten der Gottferne in dieser Zeit, nach Bethlehem schauen, so mögen wir – trotz allem, was uns bewegt, bedrängt und bekümmert – voller gläubiger Dankbarkeit die Geburt unseres Erlösers Jesus Christus feiern und uns von Herzen freuen. Viele Katholiken in Deutschland werden auch an das letzte Weihnachtsfest zurückdenken, das unser verehrter, geliebter Papst Benedikt noch auf Erden feierte, ehe er am Gedenktag des Papstes Silvester für immer nach Hause gehen durfte. Ein Weggefährte auf seinem langen Lebensweg war der heilige Augustinus. Einige Gedanken aus dessen Weihnachtspredigt (siehe Link) mögen vielleicht auch uns heute berühren, bewegen und ins Herz treffen. Er sprach zu den Gläubigen, die ihm zuhörten, von der Jungfrauengeburt. Verständlich sei es, weltlich gedacht, sich darüber zu verwundern. Die Leugnung der Jungfrauengeburt reichen heute bis in Theologie und Kirche hinein. Kann das wirklich wahr sein? So fragten sich auch Christen in der Antike. Ich erinnere mich daran, wie im Studium sich aufgeklärt wähnende Kommilitonen jene für töricht, einfältig und „primitiv“ hielten, die an diesem Glauben festhielten. Noch sehe ich die entsetzten Blicke einer Studentin vor mir, die mich anschaute und das letzte Wort wiederholte. Wir hatten beide nicht den Mut zu widersprechen, der Dozent schwieg. Wer die Jungfrauengeburt bezweifelt, der bezweifelt alles. Augustinus legt dar: „Er ist Gott. Laß deine Verwunderung fahren, gib Raum dem Lobpreis! Dein Glaube ist gefragt: glaube, daß es sich so verhält. Glaubst du nicht – dies geschah (dennoch) –, so bleibst du ein Ungläubiger.“ Zugleich weist er alle müßigen Grübeleien und Spekulationen ab. Manche Menschen denken geradezu zwanghaft nach, bleiben säkular gesinnt und befangen in den Gespinsten ihrer eigenen Gedanken. Sie halten sich für klug und wissend, unterscheiden zwischen dem, was man glauben kann, glauben sollte oder vernünftigerweise nur für ein frommes Märchen halten kann. Augustinus zeigt auf die Lichtspur der göttlichen Wahrheit: „Er geruhte Mensch zu werden: Was suchst du weiter zu ergründen? Scheint es dir zu wenig, daß Gott sich für dich erniedrigt hat? Gott wurde Mensch. Eng war seine Herberge, in Windeln gehüllt, wurde er in eine Krippe gelegt. Ihr habt es vernommen, als das Evangelium verlesen wurde. Wen wundert dies nicht? Jener, der die Welt erfüllte, fand keinen Platz in der Herberge; in die Krippe gelegt, wurde er Futter für uns.“ Der Name Bethlehem – „Haus des Brotes“ – erinnert uns daran, dass Gott, der sich nach der Liebe seiner Geschöpfe sehnte, selbst uns zur Speise geworden ist, die wir mit dem Leib Christi empfangen, auf dass wir uns von ihm erfüllen lassen, als „liebesdurchglühte Menschen“ – wie der junge Joseph Ratzinger eher nüchterne Worte des heiligen Thomas von Aquin übersetzte – Zeugnis geben für die anstößige Wahrheit des Glaubens, die wir am hochheiligen Weihnachtfest feiern, zu der wir uns gläubig und freudig bekennen dürfen und die vor den Augen der Welt bezeugen sollen, durch das Beispiel unseres eigenen Lebens. Das ist nicht immer einfach, oft mühsam und anstrengend, im Alltag und im Beruf, auch in der eigenen Familie. Schmerzhaft sehen wir, wie die Verhöhnung Christi bis mitten in die Kirche hineinreicht. Augustinus erwähnt auch Ochs und Esel, die an die Krippe des Herrn treten. Wir sind als Gläubige somit auf gewisse Weise zu den Eseln Gottes erwählt: „Achte auf die Krippe, und schäme dich nicht, ein Lasttier deines Herrn zu sein! Christus wirst du tragen, so wirst du nicht in die Irre gehen und vom Weg abkommen. Der Weg selbst (Christus) sitzt auf dir. Erinnert ihr euch an jenen jungen Esel, der dem Herrn zugeführt wurde? Niemand schäme sich darüber, daß wir damit gemeint sind. Möge der Herr auf uns sitzen und uns lenken, wohin immer er will. Wir sind sein Lasttier auf dem Weg nach Jerusalem. Sitzt er auf uns, so werden wir nicht erdrückt, sondern erhöht; führt er uns, so gehen wir nicht in die Irre. Wir gehen zu ihm, wir gehen durch ihn. So gehen wir nicht zugrunde.“ Wir sind die Lasttiere Gottes, weil er uns in den Dienst nimmt und uns dorthin führt, wo vielleicht wir selbst nicht hingehen wollen, aber wohin er uns führen will. Wer sich Christus anvertraut, der wird nicht in die Irre gehen, sondern darf auf Vollendung hoffen. Jedes Jahr neu dürfen wir uns zu Weihnachten darüber freuen, dass wir zu einem Lasttier des Herrn erwählt sind – und dem Glauben der Kirche aller Zeiten und Orte treu bleiben dürfen, was immer in der Welt sich zutragen mag. Dr. Thorsten Paprotny (siehe Link) lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band „Theologisch denken mit Benedikt XVI.“ im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. kath.net-Buchtipp Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. 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