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Ein Plan der Liebe für jeden Menschen

28. März 2010 in Jugend, keine Lesermeinung
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Palmsonntag – Weltjugendtag - Von P. Bernhard Speringer ORC


Silz (www.kath.net)
Vor 25 Jahren hat Papst Johannes Paul II. die sogenannten Weltjugendtage eingeführt. Für gewöhnlich sind diese Weltjugendtage mit dem Papst alle zwei bis drei Jahre in irgendeiner großen Welt-Stadt (z.B. zuletzt 2008 in Sydney/Australien oder 2005 in Köln). Aber auch dazwischen gibt es jedes Jahr einen Weltjugendtag, den die Jugendlichen in den eigenen Diö-zesen mit ihrem Bischof bzw. auch in den eigenen Pfarreien feiern sollen, nämlich an jedem Palmsonntag. Deshalb ist auch dieses Jahr der Palmsonntag zugleich der Weltjugendtag.

Ich habe mich gefragt, warum der Papst gerade den Palmsonntag gewählt hat, den Beginn der Karwoche? Man könnte meinen, der Ostersonntag oder das Pfingstfest würden viel besser als Weltjugendtag passen.

Nun, ich bin überzeugt, die Wahl des Palmsonntags als Weltjugendtag ist eine Botschaft. Der Palmsonntag ist ein Tag des Jubels, der Freude und der Begeisterung. Die Einwohner von Jerusalem empfangen Jesus als den Messias, als ihren König und jubeln ihm zu. Aber schon einige Tage später rufen sie: „…ans Kreuz mit ihm.“

Am Palmsonntag: die Begeisterung, der Jubel, die Freude – und bereits am Karfreitag: die Anklage, die Verleugnung, die Verurteilung. Der Ruf des Jubels wird zu einem Schrei des Hasses.

Jedes Jahr wird uns dieser Widerspruch von neuem bewußt. Ein Widerspruch, von dem gera-de auch unsere Zeit besonders geprägt ist:
Wir leben in einer Gesellschaft des Opportunismus, wo jeder auf seinen eigenen Vorteil schaut.

Wir leben in einer Zeit der Beeinflussung durch die Massenmedien, die ganz gezielt ganze Völker steuern können. Gerade die Propaganda in vielen bewaffneten Auseinandersetzungen der letzten 60 Jahre zeigt uns, dass sich seit dem Palmsonntag vor 2000 Jahren nicht viel ge-ändert hat und die Machthaber immer noch die Menschen nach ihrem Gutdünken manipulie-ren – und nicht nur Diktatoren, sondern auch Ideologien und Ideologen jeder Art.

Deshalb ist die Kirche und damit jeder von uns gerade in der heutigen Welt, die eine Fülle von Wegen bietet, gerufen, den Weg Jesu zu gehen:
Jesus hat sich vom Jubel des Palmsonntags nicht beeinflussen lassen und hat auch in der Stunde der Wahrheit an seiner Sendung und an seiner Botschaft, die nicht immer angenehm ist, festgehalten. Er, der selbst die Wahrheit ist, hat die Wahrheit verkündet und sich nicht nach der öffentlichen bzw. veröffentlichten Meinung gerichtet.

Die Kirche und jeder einzelne Christ muss dem Beispiel Jesu folgen und das Evangelium le-ben und verkünden, ob es nun angenehm ist oder nicht, ob es nun in den Medien und in der Öffentlichkeit bejubelt wird oder bekämpft.


Die Menschen erwarten von uns, dass wir Profil zeigen, dass wir auch mal ein „kantiges“ Christentum leben und nicht nur ein „Christentum light“. Vielleicht werden wir damit an-ecken, natürlich kann das auch ein Kreuzweg sein, aber:
nicht am Palmsonntag geschah Erlösung, sondern am Karfreitag. Nicht in den Straßen Jerusa-lems hat Jesus uns erlöst, sondern am Schandhügel vor der Stadt, auf Golgotha am Kreuz.

Wenn der Papst also den Palmsonntag zum Weltjugendtag erklärt, will er damit sicher auch sagen, dass die Kirche gerade durch ihre zeitlose Botschaft und Sendung immer jung ist und sich nicht von äußeren Dingen, von Jubel oder Kritik, von Begeisterung oder Verurteilung durch die Welt beeinflussen lassen darf.

Missbrauchsfälle – Karwoche und Passion für die Kirche

Gerade jetzt, wo die ganze deutschsprachige Kirche wegen der Sünden und Verfehlungen Einzelner (und jede Verfehlung ist eine zu viel) am Pranger der Welt steht und die wohl schwerste Krise seit Jahrzehnten zu bestehen hat, gilt es, weder in den falschen Jubel des Palmsonntags einzustimmen, wie das manche Medien zu tun scheinen, noch „ans Kreuz“ zu rufen, wie so manche Politiker oder selbsternannte Moralapostel, welche die ganze Kirche und besonders unseren Heiligen Vater verurteilen.

Peter Seewald, der bekannte Journalist und Publizist hat in einem beachtenswerten Artikel seine Journalisten mit folgenden Worten zur Vernunft aufgerufen: „Hört auf damit! Denkt nach!“ Er schreibt in seinem Artikel:
„Verantwortliche der Kirche selbst haben den Missbrauch öffentlich gemacht, die Massen-medien haben berechtigterweise im großen Stil darüber berichtet. Wir brauchen die Medien. Die Arbeit der Journalisten ist unverzichtbar. Wer allerdings behauptet, die Berichterstattung um den Missbrauch werde nicht auch als Kampagne geführt, hat Tomaten auf den Augen. … Der kampagnenhafte Charakter der Berichterstattung liegt zunächst in den Mechanismen und der Dynamik der Medienwelt selbst begründet. Nicht alle Themen eignen sich für einen Rallye, aber jede Redaktion wird versuchen, da, wo Brisanz im Spiel ist, ein Thema hochzuschreiben. Das kann die Schweinegrippe sein, mit der ein ganzes Land in Panik versetzt wird, oder die Kundus-Affaire. Gibt es eine Mischung aus Sex und Kirche, ist das für einige wie ein Jackpott, der endlich geknackt wird. Anheizen, trommeln, hochkochen. Niemand will zu spät kommen, wenn zum großen Halali geblasen wird. Sobald der Hype erreicht ist, sind alle Dämme gebrochen. …

Aber wehe, jemand hebt schüchtern die Hand, ob denn wirklich auch alles so stimme, wie es berichtet wird, dann kommt die gewaltige Dampfwalze journalistischer Selbstgerechtigkeit. Das Imperium schlägt zurück, der Einwender wird platt gemacht. Schuldig des Vergehens der „Medienschelte“. Denn so schlagkräftig die Damen und Herren von der Presse gerne austei-len, so mimosenhaft sind sie, wenn es darum geht, auch selbst einmal Kritik einzustecken. Was für eine Gelegenheit, mit Krokodilstränen in den Augen aufzuschreien: Vertuschung, Ablenkung, üble Verteidigungslinie.

Unzählige Journalisten machen einen guten Job. Unübersehbar aber ist, dass Kirchenredak-tionen allzu gerne mit Leuten besetzt werden, die „Ministranten“ nicht von „Minister“ unter-scheiden können und den Papst für eine Art Diktator wie Idi Amin halten. Manche glauben, einen aufrechten Kampf führen zu müssen gegen einen Feind, der gefährlicher sei als Al Quaida. Wenn aus Enthüllungs- dann Vernichtungsjournalismus wird, ist es freilich Zeit, da-gegen aufzustehen. Liebe Kollegen: Hört auf damit! Denkt nach! Hört auf mit der Instrumen-talisierung. Hört auf mit billigen Analysen und einer Küchenpsychologie, die dem Problem nicht gerecht wird. Hört auf damit, es euch so bequem zu machen. Hört auf damit, Nachrichten zu unterdrücken, falsche Zusammenhänge herzustellen. Besinnt euch auf Sachlichkeit, Nüchternheit und Augenmaß. Kehrt zurück zu einem Journalismus, der dem Berufsstand wie-der Ehre macht.“ (kath.net)

Nach Angaben von UNICEF werden weltweit jährlich über 220 Millionen Kinder zum Sex gezwungen. Das geschieht nicht im „Dunkelraum Kirche“. Der Kinderschänderring von Bel-gien bestand nicht aus Priestern und Ordensleuten, sondern aus Politikern und Managern. Täglich werden weltweit millionenfach pornografische Kinderbilder aus dem Internet herun-tergeladen.

Diese Täter leben nicht zölibatär. Die „Sexuelle Revolution“ schlägt in aller Härte zurück – oder ist es ein Zufall, dass die meisten Missbrauchsfälle 30 bis 40 Jahre zurückliegen und mitten in die Zeit der 68er-Revolution und der „sexuellen Befreiung“ fallen. Papst Johannes Paul II. hat immer wieder in prophetischer Art und Weise darauf hingewiesen, wie Pornogra-fie, Promiskuität, sexuelle Freizügigkeit und letztlich das Fehlen des Glaubens und deshalb der Moral der ganzen Welt auf den Kopf fallen wird. Anerkannte Pädagogen und Psycholo-gen wie Christa Meves haben diese Entwicklung vorausgesehen und vorausgesagt – aber die Warnungen trafen auf taube Ohren. Die Missbrauchsfälle – nicht nur in der Kirche, sondern besonders in den Familien, im Verwandten- und Bekanntenkreis sind keine Folge von kirchli-cher Sexualmoral, sondern vom Fehlen dieser. „Sollte eine Gesellschaft nun nicht auch darüber nachdenken, welche Kultur wir da pflegen, was wir mit unseren Kindern machen, dass sie immer mehr gestört, kaputt und beziehungsunfähig geworden sind?“ fragt Peter Seewald in seinem Artikel.

Aber vergessen wir nicht: in jeder Krise liegt auch eine Chance. Papst Benedikt selbst hatte zu Beginn seiner Amtszeit von einer Reinigung gesprochen, die für die Kirche unerlässlich ist. Sie muss gründlich sein wie die Reinigung von gesäuerten Broten vor Beginn von Pessach.

Die Jugend – Hoffnung für die Kirche und die Welt
Genau in diesem Sinne ruft Papst Benedikt in seiner kürzlich veröffentlichten Botschaft zum 25. Weltjugendtag in Madrid 2011 die Jugendlichen auf, keine Angst vor der Berufung zum Priestertum oder zum Ordensleben haben. Und er ermutigt die Jugend der Welt, keine Angst vor existenziellen Fragen zu haben. Jugendliche sollten zum Aufbau der Zukunft auch durch ernsthafte Wege der persönlichen Bildung und des Studiums beitragen, „um kompetent und großherzig dem Gemeinwohl dienen zu können".

„Bin ich mit meinem Leben zufrieden? Ist da etwas, was mir fehlt?" Alle diese Fragen auf-kommen zu lassen, könne helfen, den eigenen tiefen Lebenswünschen auf die Spur zu kom-men. Papst Benedikt XVI. ermutigt die Jugendlichen, anspruchsvoll in der Gestaltung ihres Lebens zu sein. Echte Antworten auf Lebensfragen sollten „eure echten Erwartungen gegen-über dem Leben und dem Glück erfüllen können", so der Papst.

Aber um den eigenen Lebensentwurf zu entdecken, sei es notwendig, auf Gott zu hören, denn „Gott hat einen Plan der Liebe für jeden Menschen.“ Die christliche Berufung – so Papst Be-nedikt - „entspringt einem Vorschlag der Liebe des Herrn und kann nur dank einer Antwort der Liebe verwirklicht werden… Die Zukunft liegt in den Händen dessen, der es versteht, einen überzeugenden Lebenssinn und damit Hoffnung zu suchen und zu finden." - „Wenn ihr wollt, so liegt die Zukunft in euren Händen, da die Gaben und Reichtümer, die der Herr in das Herz eines jeden von euch eingesenkt hat, der Welt echte Hoffnung bringen können!"

Ich wiederhole die Worte von Papst Benedikt. Mögen sie uns angesichts dieser Krise und der Not unserer Zeit immer wieder in Erinnerung kommen: „Gott hat einen Plan der Liebe für jeden von uns!“

Leitartikel im „Schweizerisch Katholischen Sonntagsblatt“

Foto: (c) Agenzia SIR



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