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Ein Tag der Freude auf blutgetränktem Boden

29. Juni 2010 in Chronik, 1 Lesermeinung
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Uganda feiert seine Märtyrer im Nationalheiligtum von Namugongo. Von Eva-Maria Kolmann / KIN


Namugongo (kath.net/KIN)
Tagelang waren sie zu Fuß unterwegs gewesen, die Gläubigen aus der Diözese Moroto im leidgeprüften Nordosten Ugandas. 400 Kilometer haben sie auf staubigen Straßen und bei drückender Hitze zurückgelegt. Sie haben gesungen und gebetet. Ein bisschen Herzklopfen hatten sie auch, denn in diesem Jahr schaute das ganze Land auf sie. Diesmal waren sie es nämlich, die die Feierlichkeiten der Ugandischen Märtyrer im Nationalheiligtum in Namugongo nahe der Hauptstadt Kampala ausrichten durften. Das internationale katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ hat die Diözese Moroto finanziell bei den Vorbereitungen unterstützt. Eine Delegation des Hilfswerkes konnte während einer dreiwöchigen Reise durch elf Diözesen Ugandas an der Feier teilnehmen.

Ihre Gesichter strahlen. Monatelang hatten die Gläubigen aus Moroto sich auf das große Fest vorbereitet, das von Jahr zu Jahr mehr Pilger aus Uganda, aber auch aus anderen afrikanischen Ländern anzieht. Viele kommen aus dem Sudan, aus Kenia, Ruanda, Tansania, Burundi und der Demokratischen Republik Kongo, aber manche begeben sich sogar aus Malawi und Nigeria auf die große Pilgerreise. In diesem Jahr war die Menschenmenge so groß, dass Schätzungen zufolge zwischen 500.000 und einer Million Gläubige versammelt waren. Am 3. Juni staunten also mehrere Hunderttausend Pilger in dem festlich geschmückten Heiligtum der Ugandischen Märtyrer, darunter Hunderte Priester, alle Bischöfe Ugandas und einige ausländische Bischöfe, sowie zahlreiche Fernsehzuschauer. Denn es hätten professionelle Sänger sein können, die hier das Kyrie aus der Missa Brevis von Mozart und melodiöse, berührende Lieder in mehreren in Uganda gesprochenen Sprachen sangen, deren Glaubenskraft auch der spüren konnte, der die Worte nicht verstand.

Dass Menschen aus der berüchtigten Karamoja-Region ein rauschendes, buntes Fest zustande bringen würden, das zugleich ein gelebtes, freudiges Glaubenszeugnis aus der tiefsten Seele Ugandas war, hätte kaum jemand gedacht. Denn der Nordosten ist der unterentwickeltste Teil des Landes, und seine Bewohner gelten als primitiv und rückständig. Zudem wird die Region bis heute so stark von Gewalt heimgesucht, dass der Staatspräsident sogar während seiner Ansprache bei der religiösen Feier ankündigte, die Armee dorthin schicken zu wollen. Noch am Abend, bevor die Pilger aus Moroto aufbrachen, war einer der Organisatoren auf dem Weg zur Heiligen Messe erschossen worden. Tod, Leid und Blutvergießen kennen die Menschen, die der Volksgruppe der Karamojong angehören, aus eigener Erfahrung.


Umso inniger, beseelter klingen ihre Gesänge, umso sinnerfüllter fügen sich ihre traditionellen Tänze in das Lob der Märtyrer ein – ihrer Vorfahren im Glauben, deren Blut der Same für die katholische Kirche in dem ostafrikanischen Land wurde. Pater Dr. Andrzej Halemba, Afrikareferent von „Kirche in Not“, zeigt sich begeistert: „Ich bin stolz, dass wir hier helfen durften! Endlich konnten die Menschen aus der Karamoja-Region zeigen, dass sie ihrem Land und der Kirche etwas Wertvolles zu geben haben!“

„Wir stehen auf dem Boden, der vom Blut der Märtyrer durchtränkt ist“, ruft Bischof Henry Ssentongo von Moroto in seiner Predigt aus. Denn hier in Namugongo war es, wo zwischen 1885 und 1887 zweiundzwanzig junge Männer, die am Hofe des Königs Mwanga als Pagen dienten, grausam getötet wurden, weil sie ihrem Glauben treu blieben und sich weigerten, dem Herrscher als Lustknaben zu Willen zu sein. Sie gehörten zu den ersten Katholiken des Landes. Ihr Zeugnis trug Früchte, denn heute sind mehr als 12,6 Mio. der 28 Mio. Einwohner Ugandas katholisch, und jedes Jahr werden 400.000 Menschen getauft.

In Uganda steht man oft auf Boden, der von Blut durchtränkt ist. Einige Tage zuvor besuchten wir von „Kirche in Not“ das Flüchtlingslager Pagak in der Nähe von Gulu, wo noch heute 5.000 Menschen leben. Dort, wo Kinder vor den erbärmlichen Hütten spielen und im Sonnenschein Hühner mit ihren flauschigen Küken die Erde aufscharren, wo im Gebüsch Zikaden zirpen und Vögel in den Bäumen zwitschern, stehen wir auf Gräbern. Denn die Rebellen der Lord’s Resistance Army haben hier noch vor wenigen Jahren wehrlose Frauen, Männer und Kinder erbarmungslos niedergemetzelt. Die Leichen stapelten sich vor der Kapelle, erzählt uns Father Richard, der Pfarrer. Das Leben, das nur scheinbar friedlich weitergeht, weil die Zukunft ungewiss ist, hat Gräber zum Fundament. Gras überwuchert die Grabstätten, Ziegen weiden auf ihnen, aber die Menschen vergessen nicht. Bei den ugandischen Märtyrern suchen sie Zuflucht.

Auch im Garten der Anbetungs-Schwestern von der Heiligen Dreifaltigkeit unweit von Arua treten wir an ein Grab. Hier ruht Schwester Paula von der Schmerzhaften Jungfrau, die 1980 von einem Soldaten erschossen wurde. Sie war erst 31 Jahre alt. Sie starb an einem Freitag um 3 Uhr nachmittags - wie Jesus, dem sie nachfolgte. Als die Gemeinde in Namugongo in einer traditionellen Fürbitten-Litanei um Versöhnung und Einheit aller Menschen betet, kommen mir die lächelnden Gesichter der überwiegend jungen Schwestern dieses Klosters in den Sinn, die Tag und Nacht vor dem Allerheiligsten beten. Das Blut, das ihre Mitschwester vergießen musste, vereint sich mit dem der ugandischen Märtyrer.

„Möge das Böse weichen, mögen alle Menschen eins sein!“ – „Eya“ – „So sei es“, antwortet die Gemeinde rhythmisch auf die vorgetragenen Bitten, die mit Gesten unterstrichen werden. Das Fürbitten-Gebet wird von einem Stammesältesten der Karamojong geleitet, der einen Hirtenstab und als Zeichen seiner Würde ein Leopardenfell trägt. Hier hat das Christentum die alten Riten durchdrungen. Ursprünglich betete der Stamm um Vernichtung der Feinde und Wohlstand für sich, heute erflehen die Menschen den Frieden Christi für ihre Familien, Dörfer und für ihr Land.

Während der vierstündigen Heiligen Messe in Namugongo wird das Evangeliar von Tänzern zum Altar geleitet. Getragen wird es von einer Frau in einer hölzernen Schale. Es symbolisiert das Kind im Leib der Mutter, Christus, der Mensch geworden ist im Schoß der Jungfrau Maria, aber auch das Wort Gottes, das die Gläubigen empfangen und das in ihrem Leben Fleisch annimmt. Die vielen Frauen, die wir im Heiligtum sehen und die ein Kind auf ihrem Rücken oder in ihrem Leib tragen, bestätigen uns dabei durch ihre Gegenwart, dass der Glaube in Uganda eine lebendige Zukunft hat. Überall im Land wimmelt es von Kindern – auch und vor allem in den Kirchen. Andächtig und konzentriert beten die Kleinen mit, es ist erstaunlich, wie brav sie sind. Selbst die kleinsten Babys werden bereits mit zur Messe genommen. Manche scheinen erst wenige Tage alt zu sein.

Als Zeichen dessen, dass die Gläubigen ihr ganzes Leben mit in die Heilige Messe bringen, werden bei der Gabenprozession unter lebhaften, fröhlichen Tänzen und Gesängen nicht nur Wein und Brot, sondern auch Ananas, Bananen, Papayas, Ziegen, Schafe, Krüge, Stühle, Hocker, bunt verpackte Geschenke und vieles mehr zum Altar getragen. Aber die Feier soll das Leben auch verändern. Bischof Ssentongo betont daher in seiner Predigt: „Diese Wallfahrt soll ein Wendepunkt in unserem Leben werden. (...) Es genügt nicht, sich darüber zu freuen, dass Uganda ein Land der Märtyrer ist. Es ist nicht genug, Kirchen nach ihnen zu benennen und nach Namugongo zu pilgern, sondern wir müssen in ihre Fußstapfen treten und Christus bis zum Ende nachfolgen!“ Diese Botschaft soll das Land verändern, das so viel Leid erdulden musste.

Für die Gläubigen aus der Diözese Moroto hat sich ihr Leben schon jetzt verändert. Zum ersten Mal haben sie erfahren, dass sie nicht am Rande stehen und verachtet werden, sondern dass sie wertvoll sind und etwas zu geben haben. Sie haben gesehen, dass sich Hunderttausende Menschen über das, was sie getan haben, gefreut haben und dadurch bereichert wurden. Sie haben sich als Teil der Weltkirche erfahren. All dies ist ein großer Schatz, den sie im Herzen tragen, meint Bischof Ssentongo. Davon erzählen sie zuhause ihren Familien, Freunden und Nachbarn. Davon werden sie auch noch ihren Enkeln erzählen. Und vielleicht wird diese Erfahrung dazu beitragen, dass sich das Leben in der Karamoja-Region verändert. Denn am Festtag der ugandischen Märtyrer haben die Menschen vom Stamm der Karamojong bewiesen, dass sie etwas Gutes schaffen können. Das ganze Land hat es gesehen. Und vielleicht gehört auch dies zu den Wundern von Namugongo.

© Foto: Kirche in Not


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Lesermeinungen

 Feuersgluten 29. Juni 2010 
 

Auch bei uns möglich

Was nicht alles möglich ist! Unglaublich!

Tragen wir dazu bei, dass auch solche Glaubenszeugnisse bei uns zur Wirklichkeit werden.
Jeder soll hierbei seinen Dienst leisten und schieben wir die Verantwortung nicht alleine auf die Bischöfe u. Priester.


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