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Religionsunterricht und die Fehler der Vergangenheit

6. September 2012 in Österreich, 33 Lesermeinungen
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Es ist höchste Zeit, jene Religionslehrer zu schützen, die guten, katholischen Religionsunterricht halten, denn sie sind nicht selten Mobbing ausgesetzt. Ein KATH.NET-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Herr Prof. Bucher hat sich in letzter Zeit nicht gerade als Freund der Kirche erwiesen, aber was er jetzt in den „Salzburger Nachrichten“ (4. 9. 2012) schreibt, ist in einem ersten Punkt absolut richtig und, wer weiß, vielleicht führt es bei manchen Verantwortlichen in der Kirche endlich zu einem Umdenken!

Recht hat Bucher darin, wie er die heutige Lage des Religionsunterrichts beschreibt, indem er zunächst den Obmann der Schülerunion, Daniel Perschy, zitiert: „Der momentane Religionsunterricht ist schon lang kein rein konfessioneller mehr.“

Wer nicht an Realitätsverlust leidet, wer auf das hört, was Schüler erzählen und besorgte Eltern berichten, weiß: Das ist wahr, und Prof. Bucher legt mit seiner Analyse den Finger in eine offene Wunde, auch wenn er sie nicht für eine Wunde hält, sondern wohl eher für eine gute Entwicklung, die es zu fördern gilt.

Bucher verweist für seine Diagnose auch auf Befragungen von Religionslehrern bezüglich ihres Selbstverständnisses und fasst das Ergebnis zusammen: Die Religionslehrer zielen „primär die Mündigkeit ihrer Schüler/-innen an sowie ethische Kompetenz und religionskundliches Wissen. Nur für 29 Prozent steht im Vordergrund, dass die Kinder und Jugendlichen die Glaubenslehre der katholischen Kirche kennenlernen, unter deren Image viele leiden.“

Statt des derzeitigen Religionsunterrichts hält Bucher daher ein Fach für „Ethik und Religionskunde“ für sinnvoll. In diesem können die Schüler „gemeinsame ethische Maximen erarbeiten (Stichwort Weltethos); zugleich könnten sie ihre eigene religiöse Identität in der dialogischen Begegnung mit anderen Traditionen formen.“ Es ist nicht schwer zu erkennen, dass diese Zielsetzung in der Realität die Abschaffung des Religionsunterrichts bedeuten würde.

Vor einer weiteren Analyse der Ausführungen Buchers: So richtig Buchers Beschreibung der Situation auch sein mag, seine Diagnose gilt keineswegs allgemein. Denn es gibt, Statistik hin oder her, immer noch ausgezeichnete Religionslehrer, die einen oft mühsamen, aber trotz allem sehr guten, katholischen Religionsunterricht halten, der die jungen Menschen sehr wohl erreicht. Sie bilden eine Art Vorhut auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Höchste Zeit, sie, die Treuen, besser zu schützen gegen das Mobbing, dem sie nicht selten ausgesetzt sind.


Wahr ist aber, und da hat Bucher einfach recht, dass der Religionsunterricht heute oft nicht mehr katholisch im Sinn der Kirche orientiert ist: Katholische Lehre wird ausgelassen, wird nur entstellt wiedergegeben, den Lehren anderer Religionen gleichgestellt und das Lehramt der Kirche der Autorität der „persönlichen Meinung“ untergeordnet. Alles wird geduldet, nur nicht die wirklich katholische Lehre!

Dies ist auch deswegen so, weil es Religionslehrer gibt, die selbst nicht mehr glauben und auch persönlich nicht mehr so leben wollen, wie es den Geboten Gottes entspräche.

Wer bestreitet, dass es all diese Übel im Religionsunterricht gibt, lebt in einem anderen Land, nicht im heutigen Österreich, und es ist ihm zu empfehlen, betroffenen Eltern und Schülern wirklich zuzuhören.

Bucher irrt aber, wenn er das Modell „Ethik und Religionskunde“ für die angemessene und gute Alternative zum „klassischen Religionsunterricht“ hält.

Denn abgesehen davon, dass es ein dringendes Desiderat wäre zu diskutieren, welche „Ethik“ in einem solchen Fach gelehrt werden würde: Die Ethik, die das neue „Lehramt“ der politischen Parteien in Koalitionsverhandlungen festlegen und mit Gesetzen absichern, von der man sich im Unterschied zum Religionsunterricht nicht abmelden kann? Die staatlich vorgelegten Materialien zur „Sexualkunde“ lassen ahnen, wohin solche „Ethik“ führen könnte! Und was wird in einer solchermaßen staatlich verordneten „Ethik“ wohl über Abtreibung oder Homosexualität „gelehrt“ werden? Und was wird herauskommen bei einer Ethik, die die Schüler sich selbst erarbeiten, jede Klasse vielleicht eine je andere?

Solchen pädagogischen Konzepten kann man nur entgegenhalten: Am Berg Sinai bestand die „Ethikkommission“ bekanntlich nur aus Gott und Mose, und dabei wurde nicht diskutiert, sondern Gott sprach und übergab Seine Gebote dem Mose, der sie nur empfing und schwieg! Diese Gebote waren und sind letztlich immer noch „die Ethik“, die das Abendland bis heute geprägt hat. Soll sie in Vergessenheit geraten?

Ebenso falsch ist es und mit der hl. Schrift absolut unvereinbar zu träumen, die Schüler sollten sich ihre eigene „religiöse Identität formen“! Dazu hat Jesus niemals eingeladen, sondern gesagt: „Ich bin die Wahrheit“ und zu dem, was man als Wahrheit erkannt hat, gibt es nur eine vernünftige Haltung: Sie anzunehmen!

Damit ist nicht einer autoritären Pädagogik das Wort geredet, sondern festgehalten: Es geht um Wahrheit und darum, den Schülern Antworten zu geben, weil die jungen Menschen Sicherheit wollen, nicht das Hamsterrad des endlosen Diskutierens! Auch die Menschen und Jugendlichen, die nicht glauben, erwarten sich von der Kirche und vom Religionsunterricht klare Antworten und kein zeitgeistiges Herumreden wie einer der üblichen Talkshows!

Trotz aller richtigen Beobachtungen Buchers: Statt ein altes, schönes Haus, das baufällig geworden ist, abzureißen und es durch einen Betonklotz zu ersetzen, ist die einzig vernünftige, menschenfreundliche Lösung: Es zu renovieren. Reform des Religionsunterrichtes statt seine Abschaffung, muss das Ziel sein.

Eine solche Reform muss drei Dinge sicherstellen:
Soweit man in einen Menschen hineinschauen kann, muss geklärt werden, dass der Religionslehrer selbst ein gläubiger Mensch ist und sich bemüht, christlich zu leben. Religionsunterricht ist schließlich mehr als ein Job zur Existenzsicherung!

Mit denen, die Religion unterrichten wollen, muss besprochen und klargestellt werden: Die „Dienstverpflichtung ist es, den katholischen Glauben inhaltlich zu vermitteln und nicht die je eigenen Ideen oder Glaubenszweifel zu „lehren“, so der Lehrer an solchen leidet, was natürlich vorkommen kann.

Klargestellt werden muss auch dies: So erfreulich es in den Augen der Kirche ist, wenn ein Schüler durch den Unterricht dem persönlichen Glauben näher kommt, Aufgabe des Unterrichts ist primär die Vermittlung des Wissens, was die Kirche lehrt und was daher katholische Christen glauben, Religionsunterricht beansprucht nicht eine kirchliche „Mission in der Schule“ zu sein, was der legitimen Unterscheidung von Kirche und Staat widerspräche! So gesehen ist Religionsunterricht nicht nur wichtig für Gläubige, sondern gehört zur Allgemeinbildung, die man auch Atheisten zumuten sollte, wenn diese in Europa leben und die eigene kulturelle Herkunft verstehen sollten.

Zuletzt: Dem Religionslehrer müssen die zuständigen kirchlichen Ämter Bücher zur Verfügung stellen, die wirklich den katholischen Glauben enthalten. In keinem Fach duldet man fehlerhaftes Lehrmaterial! Außerdem kann man dem Lehrer nicht zumuten, „gegen das Religionsbuch“ unterrichten zu müssen!

Wenn diese drei Ziele geklärt und im Rahmen des Möglichen erreicht sein werden, dann kann der Religionsunterricht wieder werden, was er sein sollte: Wissensvermittlung über den katholischen Glauben, die bezüglich des persönlichen Glaubens „ergebnisoffen“ bleibt!

Das geht aber nur, wenn die Verantwortlichen in der Kirche bereit sind, die Fehler in der Vergangenheit als das zu benennen, was sie sind: Fehler, Versäumnisse, strukturelle Verhärtungen. Dann, aber auch nur dann, wird, wie Bischof Egon Kapellari erst kürzlich formulierte, der Religionsunterricht eine „Frischzelle“ sein können – für die Kirche, für die Schule, eigentlich für alle Menschen in Österreich.


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