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Römisches Tagebuch vom Petersplatz

13. März 2013 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Regen, Rauch und fröhliche Stimmung. Die Schriftstellerin und Journalistin Monika Metternich hat sich heute bei den Wartenden auf dem Petersplatz umgehört (Teil 3)


Vatikan (kath.net/mm) In Rom regnet es Katzen und Hunde, wie die Engländer sagen. Die fliegenden Händler feiern ein Fest. Ihre Regenschirme gehen weg wie die warmen Semmeln und halten höchstens 24 Stunden – das Geschäft boomt. Gleichfalls profitieren die Taxifahrer. Francesco, der mich vom römischen Hauptquartier „La Vittoria“ zu meiner Schreibmaschine brachte (die zeitliche Beständigkeitskapazität meines Schirmes war gerade wieder ausgelaufen) hörte „Ode an die Freude“ auf voller Lautstärke. Die Papstwahl ist ein fröhlicher Event.

Schon um zehn Uhr dreißig hatten sich wieder Tausende auf dem Petersplatz versammelt, obwohl zu diesem Zeitpunkt nur dann Rauch zu erwarten war, wenn die Entscheidung für einen Papst bereits im zweiten Wahlgang gefallen wäre. So schnell war 2005 nicht einmal Joseph Ratzinger gewählt worden, insofern waren Rauchzeichen zu diesem Zeitpunkt doch eher unwahrscheinlich. Dennoch ist der Petersplatz übersät mit bunten Regenschirmen, Fahnen aus aller Herren Länder, singenden Jugendgruppen, fröhlichen Gesichtern. Da sage noch einer, die katholische Kirche wirke spaßbremsend. Gute Gelegenheit, mal ein bisschen herumzufragen, was die vielen Menschen auf dem Petersplatz eigentlich in so fröhliche Stimmung versetzt, obwohl das Wasser nur so vom Himmel stürzt.

Ich frage eine Gruppe von US-Amerikanern, ob sie sich vielleicht auf einen nordamerikanischen Papst freue? Greg übernimmt das Antworten und meint lachend, schön wäre es ja, aber er glaube eher, dass Kardinal Schönborn das Rennen mache. Die Zeit für einen Amerikaner auf dem Stuhl Petri sei seiner Ansicht nach noch nicht reif. Aber, so fallen seine Mitbürger ein – das Spannendste sei doch, wem der Heilige Geist den „Zuschlag“ gebe. Deshalb seien sie hier: Zu beobachten, wie Gott selbst Kirchengeschichte schreibe, indem er seine Kardinäle in die Pflicht nähme.


Eine Gruppe junger Franzosen hält ein riesiges Segel mit der Aufschrift „Le bon conseil“ in die Luft. „Wird ein rasanter französischer Radfahrer Papst?“ frage ich in die Runde. Die Jugendlichen lachen – „Ah, Sie kennen Barbarin!“ – aber dann werden sie ernsthaft: Sie wünschen sich, dass der Richtige Papst wird. Keine Präferenzen – die Kardinäle, so sagen sie übereinstimmend - werden mit der Hilfe Gottes den wählen, der dazu bestimmt ist, das schwere Amt zu übernehmen. In diesem Moment quillt Rauch aus dem zierlichen Kamin auf der Sixtina. Ein „Ah“ und „Oh“ geht über den Petersplatz. Die vier riesigen Videoleinwände lassen keine Frage offen: Der Rauch ist schwarz, rabenschwarz. Also auch im dritten Wahlgang noch kein Papst. „C’est normal!“ meinen die Franzosen. Die Kardinäle sollten nichts überstürzen. Am Nachmittag wollen sie alle wiederkommen.

Elena steht mit einer Gruppe junger Mädchen strahlend mit einem Plakat „Comunita cattolica shalom“ mitten auf dem Petersplatz. Die Neuevangelisierung ist ein wesentliches Anliegen ihrer Organisation. Im Norden Brasiliens hat „Shalom“ seinen Anfang genommen – inzwischen gibt es Niederlassungen auf der ganzen Welt, eine davon auch in Wien. Würde sie sich über einen südamerikanischen Heiligen Vater freuen? „Odilio Scherer werden hier ja große Chancen eingeräumt, Papst zu werden“, sagt sie, und natürlich würde das der Kirche in Südamerika einen ungeheuren Auftrieb geben. Aber: „Gottes Wille soll geschehen. Wir freuen uns, wenn ein neuer Papst gewählt ist, ganz egal, welcher Nationalität er sein wird. Wir beten ganz intensiv für die Kardinäle.“

Auch eine deutsche Gruppe treffe ich auf dem Petersplatz. Egal, wer der nächste Papst sei, er solle Reformen einleiten, sagt mir Eva. „Sie meinen eine Kurienreform?“ Befremdete Blicke. Reformen eben. Frauen sollen Priester werden, der Zölibat sollte abgeschafft werden…. Aber es gibt auch andere deutsche Stimmen. Zum Essen treffe ich den Abgeordneten des Bayerischen Landtags Alex Dorow, der ganz zufällig schon vor Wochen seinen Aufenthalt in Rom gebucht hatte, und sich jetzt freut, dass er das Konklave live miterleben kann. „Was erwarten Sie vom neuen Papst?“ Der Bayer wünscht sich, dass „die Kardinäle erkennen, was SEIN Wille ist“. Er persönlich erhoffe sich einen Menschenfischer als Nachfolger des Heiligen Petrus, der treu der Lehre der Kirche die Schönheit und Attraktivität des christlichen zu vermitteln vermag.

Ob wir heute schon erfahren, wer nach Gottes Willen dieser Menschenfischer sein wird? Schnell wieder auf den Petersplatz! Davon kann kein Regen abhalten.

Nathalie Nordio - Konklave - Interview mit Papstfotograf Christoph Hurnaus


Nathalie Nordio - Konklave - Interview mit Blogger Peter Winnemöller



Nathalie Nordio - Konklave - Interview mit Christian Baron, Sprecher der Generation Benedikt



Foto © kath.net/Monika Metternich


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