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Organspende: Spräche man darüber, gäbe es keine Einwilligungen mehr

20. August 2013 in Aktuelles, 39 Lesermeinungen
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Ärztin: „Wenn einer der Angehörigen jemals so eine Explantation sehen würde und würde darüber sprechen oder es würde im Fernsehen gezeigt, dann gäbe es keine Einwilligungen mehr zur Organentnahme.“


Frankfurt (kath.net/pl) „Ich habe da erstmals erlebt, wie gierig man auf die Organe war.“ Dies sagte eine bewusst ungenannt bleibende Ärztin im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ über ihre traumatischen Erfahrungen bei einer Organentnahme vor 15 Jahren. „Das war ein katastrophaler Ausbau von Ersatzteilen.“ Die während der Mitarbeit an ihrer ersten und letzten Organentnahme erst 27-jährige Anästhesistin war während der Entnahme „mit der Dokumentation befasst“ und schilderte die Vorgänge um die Entnahme bei einer Erwachsenen, die in den Tagen nach einem Motorradunfall eine Hirnmassenblutung erlitten hatte und die daraufhin nach entsprechender Diagnostik als „hirntot“ eingestuft wurde. Die Eltern der Patientin hatten die Einwilligung zur Organentnahme gegeben.

Die Ärztin erläuterte über reguläre Organentnahmen weiter: „Wenn einer der Angehörigen jemals so eine Explantation sehen würde und würde darüber sprechen oder es würde im Fernsehen gezeigt, dann gäbe es keine Einwilligungen mehr zur Organentnahme. Wir reden jetzt nicht über Hornhaut oder eine Kreuzbandentnahme am Knie. Das ist unspektakulär. Aber Entnahme von Herz, Leber - da bleibt die Medizin nicht umsonst sehr diskret.“


Über ihre eigenen Eindrücke schilderte die Ärztin weiter: „Wenn ich an die junge Frau denke, dann denke ich, dass das so pietätlos war. Mit Würde hatte das nichts zu tun. Ich empfinde das fast schon als körperliche Schändung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand möchte, dass das mit seinem Körper passiert. Ich habe danach, für mich, und das habe ich auch in der Familie kommuniziert - ich habe beschlossen, dass ich kein Organspender sein möchte. Und konsequenterweise möchte ich auch keine Organe bekommen.“ Gleichzeitig schränkte sie auch ein: „Seitdem ich Kinder habe, bin ich etwas ambivalenter geworden. Wenn ich mir vorstelle, eines von meinen Kindern wäre todkrank und könnte von einer Organspende profitieren, ich glaube schon, dass ich mir dann wünschen würde, dass mein Kind ein Organ bekommt. An der Stelle bin ich nicht klar.“

Bei dieser Organentnahme sollten erstmals Herz und Lunge gemeinsam (als „Paket“) entnommen und zur Transplantation in den Körper eines anderen Menschen eingepflanzt werden. Doch es kam während der Organentnahme zu Schwierigkeiten, literweise floss das Blut aus dem Organspender heraus, und obendrein hörte das Herz zu schlagen auf, bevor es der Organspenderin entnommen worden war – die hirntote Patientin wurde reanimationspflichtig (!). Doch „ein angeschocktes Herz, das defibrilliert wurde, das kann man nicht transplantieren, und die Leber dann auch nicht“.

Diese konkrete Organentnahme gelang nur „partiell“, schilderte die Ärztin weiter. „Ich glaube, die ganze OP hätte in mir nicht solche Folgen ausgelöst, wenn ich die Ärzte nicht als so geil auf dieses Paket erlebt hätte.“

Das Interview in voller Länge in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“:
Organspende: „Das war ein katastrophaler Ausbau von Ersatzteilen“


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