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'Rückkehr zu den fundamentalen Prinzipien der Kirche'

12. September 2013 in Weltkirche, 39 Lesermeinungen
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Bei Reformen geht es um den Willen Gottes. Der Zölibat ist kein Dogma, doch er hat seinen Wert. Die Kirche darf sich nicht der Welt anpassen. Dies sagte der designierte Staatssekretär Pietro Parolin in einem Interview. Jetzt im WORTLAUT auf KATH.NET


Caracas (kath.net/jg)
Erzbischof Pietro Parolin, der neu ernannte Staatssekretär des Heiligen Stuhls, ist derzeit noch Nuntius in Venezuela. Dort gab er der Zeitung El Universal ein Interview, in dem er Fragen zu Reform und Kontinuität, zum Zölibat und einer kollegialen Führung der Kirche beantwortete. Kath.net veröffentlicht die wichtigsten Passagen im Wortlaut in einer eigenen Übersetzung.

Parolin: Die Kirche hat eine Kontinuität in der Geschichte seit ihrer Gründung durch Jesus Christus. Sie muss sich selbst treu sein. Die Kirche kann sich nie soweit ändern, bis sie sich ganz an die Welt anpasst. Wenn sie das tun würde, würde sie in der Welt verschwinden und würde ihre Aufgabe Salz und Licht zu sein nicht erfüllen können.

Heißt das, dass der Ansatz für Reform eine Rückkehr zum frühen Christentum impliziert?

Parolin: Ja, wenn man zweitausend Jahre Geschichte berücksichtigt. Diese Geschichte ist nicht zufällig geschehen. Es geht nicht einfach um eine Rückkehr zur Vergangenheit, jedenfalls nicht in den äußeren Formen, sondern um eine Rückkehr zu den fundamentalen Prinzipien der Kirche. Ich möchte den Begriff Kontinuität unterstreichen, weil es manchmal scheint – und ich weiß nicht ob ich hier übertreibe – als ob Papst Franziskus alles revolutionieren würde, als ob er alles ändern würde.


Wird das nicht von ihm erwartet?

Parolin: Wir erwarten von ihm, das er der Kirche hilft, die Kirche Jesu zu sein und ihre Mission zu erfüllen. Das müssen alle Päpste tun. Aber die Kirche hat eine Verfassung, eine Struktur, Inhalte die durch den Glauben gegeben sind und die niemand ändern kann.

Gibt es nicht zwei Arten von Dogmen? Die unveränderlichen Dogmen, die von Jesus festgelegt wurden und jene, die erst später in der Geschichte der Kirche kamen, die von Menschen festgelegt wurden und daher jederzeit geändert werden können?

Parolin: Bestimmt. Es gibt definierte und unveränderliche Dogmen.

Der Zölibat ist nicht...

Parolin: Er ist kein kirchliches Dogma und kann diskutiert werden, weil er eine Tradition der Kirche ist.

Er geht auf welche Epoche zurück?

Parolin: Auf die ersten Jahrhunderte. Nach seiner Einführung war er im ersten Jahrtausend etabliert und nach dem Konzil von Trient hat ihn die Kirche allgemein durchgesetzt. Er ist eine Tradition, das Konzept lebt in der Kirche weiter weil im Lauf der Jahre Dinge passiert sind, die zur Entwicklung der göttlichen Offenbarung beigetragen haben. Diese war mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen – des heiligen Johannes. Was nachher geschehen ist, ist ein Wachstum im Verständnis und im Umsetzen der Offenbarung.

Der Zweck des Zölibats ...

Parolin: Man muss die Mühen der Kirche berücksichtigen, den Zölibat einzurichten. Niemand kann einfach sagen, er ist Teil der Vergangenheit. Er ist eine große Herausforderung für den Papst, weil dieser Diener der Einheit ist. Bei allen Entscheidungen muss die Einheit der Kirche bedacht werden, sie dürfen nicht spalten. Deshalb können wir über die Dinge, die nicht als Dogmen des Glaubens definiert sind, sprechen, reflektieren und sie weiter vertiefen, wir können über Veränderungen nachdenken aber immer mit Rücksicht auf die Einheit und alles im Hinblick auf den Willen Gottes. Es geht nicht darum was ich will, sondern was Gott für seine Kirche will.

Was will er?

Parolin: Gott spricht auf viele Weisen. Wir müssen bewusst auf diese Stimme achten, die uns in die Ursachen und Lösungen einführt. Dann müssen wir diese Kriterien (den Willen Gottes, die Geschichte der Kirche) berücksichtigen und für die Zeichen der Zeit offen sein, wenn wir eine Entscheidung treffen.

Wenn der Papst sich fragt: „Wer bin ich, dass ich Homosexuelle verurteile?“ Was sagt er?

Parolin: Er sagt, dass die Lehre der Kirche in dieser moralischen Frage sehr klar ist.

Jesus Christus akzeptiert uns alle so wie wir sind?

Parolin: Ja, aber er möchte auch dass wir wachsen und uns dem Bild angleichen, das er von uns hat. Über das Verhalten des einzelnen urteilt nur Gott, das hat der Papst gesagt.

Sie haben gesagt, dass Veränderungen ohne Spaltung der Kirche zu machen sind. Glauben sie nicht, dass eine Möglichkeit, das zu erreichen, darin bestehen könnte, die ganze Kirche hinzuzuziehen, ihre Bischöfe? Wäre das nicht eine Demokratisierung?

Parolin: Bestimmt. Es ist immer gesagt worden, die Kirche ist keine Demokratie. Aber es wäre in diesen Zeiten gut, wenn es einen demokratischen Geist geben könnte, im Sinne eines genauen Zuhörens und ich glaube der Papst hat sich das zum Ziel seines Pontifikates gesetzt. Eine kollegiale Bewegung in der Kirche, in der alle Instanzen zu Wort kommen. Dann kann er eine Entscheidung treffen.

Übersetzung (c) by kath.net



Foto Erzbischof Parolin: © Wikipedia/Osservatore
This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.


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