Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  2. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  3. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  4. Papst Franziskus hat neue Regeln für kommende Papst-Beerdigungen festgelegt
  5. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  6. ARD zeigt Kabarettistin mit schweren Impfschäden nach Corona-Impfung
  7. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  8. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  9. 'Ich denke einfach, dass Gott unser Bestes verdient'
  10. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  11. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität
  12. Erhebliches Defizit bei Vatikan-Pensionsfonds: Papst schlägt Alarm
  13. JESUS statt 'synodales Gerede' - Ein Geheimrezept (nicht) nur für Bischöfe!
  14. Alle Macht den synodalen Räten?
  15. Scorsese startet Film-Serie über Heilige

Revolution wider die Zettelwirtschaft

9. Februar 2016 in KNA, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Wer kann schon ständig ein Hingucker sein im hippen Berlin, selbst wenn er immer dicker wird und älter? Es ist die Litfaßsäule, die Werbetrommel mit Bauch.


Revolution wider die Zettelwirtschaft- Vor 200 Jahren wurde der Erfinder der Litfaßsäule geboren
Von Alexander Brüggemann (KNA)

Wer kann schon ständig ein Hingucker sein im hippen Berlin, selbst wenn er immer dicker wird und älter? Es ist die Litfaßsäule, die Werbetrommel mit Bauch. Die Geschäftsidee des Druckers Ernst Theodor Litfaß trägt bis heute.

Berlin (KNA) Der Werbe-Wildwuchs von Zetteln und Plakaten an Berlins Bretterzäunen, Hauswänden und Bäumen ging ihm mächtig auf die Nerven. Vor allem aber witterte Ernst Theodor Amandus Litfaß ein dickes Geschäft. Und so schlug der 39-jährige Verleger und Drucker dem Polizeipräsidenten Karl von Hinckeldey einen Handel vor, dessen seltsame Früchte noch heute kaum aus dem modernen Stadtbild wegzudenken sind. Als Gegenleistung für das Vermarktungsmonopol vereinbarten die Stadt Berlin und der Drucker zum 1. Juli 1855 die Aufstellung von 150 sogenannten Annoncir-Säulen - die schon bald als «Litfaßsäulen» bekanntwurden.

Die Berliner Verwaltung feierte die neue Art der Plakatwerbung als Befreiungsschlag für eine saubere Stadt. Litfaß selbst wurde am Tag der Übergabe von einem Musikkorps mit einer eigens komponierten «Annoncir-Polka» geweckt; die neue Säule vor seinem Haus in der Adlerstraße war reich mit Kränzen umwunden. Ganz Berlin liebte Litfaß' unverwechselbare, nach dem Vorbild antiker Rundtempel errichtete Plakatier-Zylinder.


100 solcher Säulen waren es zunächst. Bei den restlichen 50 handelte es sich um umbaute Pumpen und öffentliche Bedürfnisanstalten: anrüchige Werbung sozusagen. Ein «Geschäfts»-Modell, das übrigens erst kürzlich in Nürnberg wiederbelebt wurde.

Vor 200 Jahren, am 11. Februar 1816, wurde Litfaß geboren. Schon früh war er ein Querdenker. Sein Vater Ernst Joseph Gregorius, der wenige Tage nach Ernst Theodors Geburt starb, war mit Extrablättern während der Befreiungskriege gegen Napoleon bekanntgeworden. Sein jüngster Sohn übernahm 1845 nach Bildungsreisen über Paris, London und Brüssel und Versuchen in der Schauspielerei die Druckerei von seinem Stiefvater.

Im von der politischen Reaktion geprägten Berlin sorgte er bald für viel frischen Wind. Mit modernsten Schnellpressen für Plakatgroßflächen bis sechs mal neun Meter, mit frechen Zeitungen wie dem während der Belagerung 1848 verbotenen «Berliner Krakehler» und mit glanzvollen Festen, den sogenannten Telegraphenbällen, machte er sich einen Namen in der Berliner Szene. Die «Annoncir-Säulen» waren sein geschäftlicher Durchbruch.

Um 1900 gab es in der Zwei-Millionen-Stadt bereits 400 Litfaßsäulen. Heute, im Zeitalter von Smartphone und «Social Media», sind es rund 3.000, bundesweit nach unterschiedlichen Angaben zwischen 20.000 und 50.000. «Ganzstellen» heißen sie im modernen Außenwerbungsdeutsch, zumeist «an hochfrequentierten Standorten im Innenstadtbereich und an Ausfallstraßen» platziert. Der Tagespreis pro Stelle liegt – mit starken regionalen Unterschieden - zwischen 10 und 30 Euro plus x, pro kleinerem Plakat und Tag teilweise bei nur einem Euro. Die Belegung erfolgt dekadisch, also für mindestens 10 bis 11 Tage.

Experten empfehlen eine Belegungsquote von einer Ganzstelle pro 9.000 Einwohner, um einen optimalen G-Wert zu erreichen - also das beste Verhältnis aus der Zahl der Passanten und deren «Recall», der Erinnerung an die Werbebotschaft. In der modernen Version, die im Kampf um die beste «Kontaktqualität» mit «Mega-Lights», «Blow-Ups» und «City Light Boards» konkurrieren muss, gibt es verglaste, hinterleuchtete Ganzstellen, die sich drehen.

Bei der Computermesse CeBit 2005 stellte das Fraunhofer-Institut FIRST zum 150-Jährigen die «digitale Litfaßsäule» vor. Damit könnten Designer, Architekten und Ingenieure nun auch dreidimensionale Werkstücke einstellen und so den Eindruck eines Hologramms erwecken.

Von solcher Digitalisierung und Verwissenschaftlichung seiner einträglichen Geschäftsidee hat Ernst Amandus Theodor Litfaß nichts mehr erfahren. Er starb am 27. Dezember 1874: als Monopolist für die Erstveröffentlichung preußischer Kriegsdepeschen und Sieges-Bulletins - und zugleich als gefeierter und königlich dekorierter Wohltäter für Kriegsversehrte und Katastrophenopfer. Der «König der Reklame» liegt in einem Ehrengrab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte: mittendrin statt nur dabei, wie es seine Art war.

C) 2016 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

KNA-Watch

  1. Ethan Hawke schätzt den Buddhismus - und meditiert beim Joggen
  2. Zwischen Queen und Sex Pistols - Sänger Campino wandelt in London auf
  3. Regisseur Almodovar hält «Opus Dei» für gefährlich
  4. Der 'Franziskus-Katholik'
  5. Einfach mal abhängen - Am Freitag ist der «Tag der Hängematte»
  6. Basketballstar Dennis Schröder will später nach Mekka pilgern
  7. Jesuitenpater Mertes fordert Aufarbeitung kirchlicher Homophobie
  8. Spiegel-Verlag startet Bezahlangebot im Internet
  9. Australischer Priester kämpft gegen Notwehr-Paragrafen
  10. 60 Prominente fordern von Grünen Unterstützung für Volker Beck







Top-15

meist-gelesen

  1. Heiliges Jahr - Große ROMREISE zu OSTERN 2025 - 9 Tage - Mit Assisi, Loretto, Manoppello und Padua
  2. JETZT ANMELDEN - Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025
  3. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  4. Unmittelbar vor der Todesspritze: Niederländerin (22) sagt NEIN zur Euthanasie
  5. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  6. Bischof von Speyer voll auf Zeitgeistkurs
  7. Linke Abtreibungsagenda soll auf den letzten Ampelmetern umgesetzt werden
  8. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  9. „Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“
  10. Beeindruckend: Volvo präsentiert Werbung, die eine ungeplante Schwangerschaft und das Kind bejaht
  11. Neuer Prediger des Päpstlichen Hauses relativiert kirchliche Lehre zur Homosexualität
  12. Wird mich das Tattoo heiliger machen?
  13. JESUS statt 'synodales Gerede' - Ein Geheimrezept (nicht) nur für Bischöfe!
  14. Papst Franziskus hat neue Regeln für kommende Papst-Beerdigungen festgelegt
  15. Spendenwerbung einer katholischen Fakultät, Worte „Gott“, „Jesus Christus“ „Kirche“ kommen nicht vor

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz