Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  2. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  3. Truthahn, Zahnschmerzen und die Schwiegermutter
  4. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  5. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  6. SPD definiert Familie ohne ‚Vater‘, ‚Mutter‘ und ‚Kinder‘
  7. Österreichischer Verfassungsgerichtshof (VfGH) kippt Kärntner Veranstaltungsverbot am Karfreitag
  8. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  9. Zerstörte Linzer "Marienstatue" - Zwei Verdächtige entlastet
  10. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  11. Wie tief kann eine evangelische Kirche noch sinken? - Weihnachtsmarkt mit Hamas-Symbolen!
  12. Papst beim Rückflug von Korsika: „Haben Sie gesehen, wie viele Kinder da waren?“
  13. Geschenk zum 88er: Autobiografie des Papstes soll verfilmt werden
  14. Enthauptet! - Papst Franziskus erklärt 16 französische Ordensfrauen zu Heiligen
  15. Nach Beschädigung der Schwarzen Madonna/Einsiedeln: Strafverfahren wurde eröffnet

Psychiater Bonelli: Schamgefühl wichtig für Persönlichkeitsreifung

23. Mai 2016 in Familie, 6 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Neurowissenschaftler Bonelli bei Wiener Fachtagung: Alarmgefühl des Menschen schützt auch seine Innerlichkeit - Gesund gelebte Scham wäre "starke Botschaft" der Kirche


Wien (kath.net/KAP) Nachdem das Schamgefühl seit 1968 fast ausschließlich negativ besetzt war, werden dessen Funktionen von der psychologischen Forschung zunehmend wiederentdeckt: Das hat der Psychiater Raphael Bonelli am Montag im Interview gegenüber "Kathpress" berichtet. "Immer mehr Publikationen zeigen, was wir verlieren, wenn alles erlaubt ist. Das Schamgefühl schützt die Intimität, sowie in Folge auch die Innerlichkeit und Persönlichkeitsreifung eines Menschen. Fehlt es, wird er fremdbestimmt und Übergriffe sind vorprogrammiert", so der Neurowissenschaftler, der am Samstag eine Fachtagung in Wien zum Thema geleitet hat.

"Derzeit glaubt die Gesellschaft, sie habe Anspruch auf die Intimität jedes Menschen", so Bonellis Beobachtung zu etlichen TV-Formaten oder zum Umgang etwa mit Fehltritten von Spitzenpolitikern. Intimste Probleme würden hier oft preisgegeben und Details über das Liebesleben ausgewalzt in einer Weise, die die Persönlichkeit stark einschränke. Die allgemeine Einstellung, die Öffentlichkeit habe ein "Recht darauf, alles zu wissen", sei jedoch "absurd", betonte der Direktor des Instituts für Religiösität in Psychiatrie und Psychotherapie (RPP) an der Sigmund Freud Universität.


Scham sei ebenso wie Schuld und Schmerz ein Gefühl, das Unstimmigkeiten anzeige, dabei aber kognitiv überprüft werden müsse, da es zu Recht oder auch zu Unrecht bestehen kann, so Bonelli. In der Psychologie sei das Schamgefühl in den vergangenen Jahrzehnten nur in seiner übertriebenen, pathologischen Form gesehen worden. Diese gebe es durchaus. "Ein Zuviel kann sich in Störungen des Essverhaltens oder des Körperbildes äußern." Besonders Mädchen würden sich oft zu Unrecht für zu dick halten und sich aus Scham verstecken; ähnlich würden die meisten Schönheits-OPs auf bloße Einbildungen eines fehlgeformten Körpers zurückgehen.

Ebenso bedenklich ist laut dem Experten jedoch auch das andere Extrem der heute weit verbreiteten fehlenden Scham. Vergleichbar sei dies mit anderen Grundfunktionen des Menschen: Dem Schmerzgefühl, dessen Ausbleiben den Körper in Gefahr der Verwundung bringt, sowie dem Schuldgefühl, welches "das 'Du' in der Beziehung schützt". Bonelli: "Scham ist eng mit Schuld verbunden, denn beide kommen nur beim Menschen vor und beide existieren nur in zwischenmenschlicher Beziehung. Scham soll hier dafür sorgen, dass das 'Ich' nicht verletzt wird, und erlaubt somit erst stabile, verlässliche Bindungen."

Fruchtbare Konfrontationen

Alle drei monotheistischen Religionen hätten dies erkannt und die Scham in ihren Moralgesetzen festgeschrieben, betonte der Psychiater. Wenn heute islamisch geprägte Kulturen dies zuspitzten und mit Ehre verknüpften, sei dies für die im anderen Extrem verhafteten Gesellschaften enorm herausfordernd. Bonelli glaubt hier dennoch an die Chance einer "fruchtbaren Konfrontation": "Wichtig wäre auf beiden Seiten zu überlegen, um was es bei diesen Konfliktthemen eigentlich geht. Mitunter verweist das, was hier etwa im Beispiel der Burka sehr exzessiv gelebt wird und Anstoß erregt, im Grunde auf eine gesunde Wurzel."

Auch das Christentum habe in dieser Debatte eine "starke Botschaft" anzubieten: "Das Schamgefühl weist auf die Innerlichkeit und Intimität des Menschen - einschließlich der Dimension seiner Geschlechtlichkeit und Sexualität - hin, die ihn ausmacht und die schützenswert ist und mit der nicht wahllos umgegangen werden kann", brachte dies Bonelli auf den Punkt. Die Kirche würde den Menschen in ihrer Entwicklung und ihren Beziehungen helfen, wenn sie diese Sicht wieder mehr zur Sprache bringe.

Senger: Schrankenlosigkeit falscher Weg

Bonelli äußerte sich am Rande der interdisziplinären Fachtagung "Scham und Anstand", zu dem am Samstag 400 Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten in das Wiener Palais Liechtenstein gekommen waren. Die Veranstaltung des RPP-Instituts wurde vom Rektor der Sigmund Freud Universität, Alfred Pritz, eröffnet und stand unter dem Ehrenschutz von Kardinal Schönborn.

Bei der Tagung gestand die Psychologin Gerti Senger in ihrem Referat über die Funktion des Schamgefühls selbstkritisch ein, dass sie lange Zeit der schrankenlose Schamlosigkeit das Wort geredet habe. Heute wisse sie es besser und habe den Wert des Schamgefühls als wichtigen Bestandteil des reifen Menschen erkannt. Der Hormonspezialist Johannes Huber warnte indes davor, den Kindern mit unangemessener Sexualaufklärung die Scham zu nehmen.

Copyright 2016 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 mirjamvonabelin 25. Mai 2016 
 

Immerhin

Gerti Senger hat sich nicht "geschämt" öffentlich zu "beichten".

Den Satz von Sigmund Freud kam aber nicht, Schamlosigkeit ist das erste Zeichen von Schwachsinn, oder so ähnlich. Klar, Tiere haben keine Scham.

Wie immer, hat Frau Professor Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz mit ihrem humorvollen, entspanntem Vortrag das ganze zusammengefasst und das wesentliche aufgezeigt.
@Martyria
Das Maria, ihren Schleier bei der Kreuzigung Jesus gegeben hat, habe ich bei Maria Valtorta "Gottmensch" gelesen.


1
 
 Null8fünfzehn 24. Mai 2016 
 

Gerti Senger

Tolle "Beichte" von Gerti Senger! Wer hätte das von einer linken "Sexpertin" gedacht! Hut ab!!


1
 
  24. Mai 2016 
 

Sich mit dem Kopftuch vor der Schamlosigkeit verhüllen?

@Karlmaria

Der Heilige Vater hat kürzlich zu diesem Thema Stellung genommen:

Zitat (sinngemäss):

"Wenn sich eine Frau mit einem Kopftuch verhüllen will darf man das der Frau nicht verbieten"


1
 
 Fink 23. Mai 2016 
 

Das Schamgefühl - überflüssig oder wichtig ?

Seit dem Durchmarsch der "Sexuellen Befreiung" wurde das Schamgefühl als negativ und hinderlich propagiert. Seit über 40 Jahren arbeitet man an der Zerstörung des Schamgefühls.
Um so wichtiger ist diese Fachtagung "Scham und Anstand" von Dr. Bonelli ! Es verlangt Mut, gegenüber den Medien, und auch innerhalb der Wissenschaftsgemeinde, auf die positive Bedeutung des Schamgefühls hinzuweisen !


8
 
 Martyria 23. Mai 2016 

@Karlmaria

Zur Geschichte vom Schleier der Maria gibt es bestimmt eine Quelle, die Sie mir bei Gelegenheit bitte verraten werden? Weder die Evangelien noch das Protoevangelium des Jakobus können dafür dienen; also muss wohl ein anderer apokrypher Text herhalten. Vielen Dank.


7
 
 Karlmaria 23. Mai 2016 

Da denke ich auch an Rebekka

Der Diener Isaaks hat Rebekka als Braut für Isaak angeworben. Die Bibel beschreibt dann die Szene des ersten Zusammentreffens sehr schön: Rebekka sah von weiten Isaak und fragte den Diener wer das ist. Der Diener sagte: das ist Isaak mein Herr. Da nahm Rebekka den Schleier und verhüllte sich.
Maria die Gottesmutter hatte auch einen Schleier. Als Christus die Kleider geraubt wurden gab Maria Jesus Ihren Schleier um Seine Nacktheit zu bedecken. Auf allen Kreuzdarstellungen ist also der Schleier Marias zu sehen!


4
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Bonelli

  1. Wiener Psychiater Bonelli: 'Trump-Bashing oft auch narzistisch'
  2. Psychotherapeut warnt vor 'moralischen Narzissten'
  3. Soll es in der Erziehung absolute Verbote geben?
  4. Wiener Psychiater Bonelli rät Synode zu 'klaren Idealen'
  5. 'Nur das kranke Auge sieht sich selbst'
  6. Wenn die Stimmen dann verschwinden, wissen Sie Bescheid.
  7. Über Gottesfurcht, ichhafte Angst und Nächstenliebe
  8. Soll man bei der Erziehung absolute Verbote einsetzen?
  9. Sind manche Menschen prädestiniert, gläubig zu sein?
  10. Wie kann man das Herz stärken?







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN und PLATZ SICHERN!
  2. DRINGEND - Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE für das Heilige Jahr 2025
  3. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  4. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  5. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  6. O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodiisti
  7. Paris: Die Dornenkrone ist zurück in Notre-Dame
  8. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  9. O Adonai, et Dux domus Israel
  10. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  11. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  12. Katholisches Bistum übernimmt 2025 „St. Johannes“ als vierte katholische Kirche in Stockholm
  13. Weihnachtswunder‘: US-Pilger aus syrischem Gefängnis befreit
  14. O radix Jesse
  15. O clavis David

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz