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Wiener Psychiater Bonelli: 'Trump-Bashing oft auch narzistisch'

14. Februar 2017 in Aktuelles, 6 Lesermeinungen
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Neurowissenschaftler und Buchautor Bonelli im Interview: Nicht nur bei Trump, sondern auch in der Empörung über ihn sind narzisstische Elemente zu finden - Wahlausgang war eine Gegenreaktion auf political Correctness


Wien (kath.net/KAP) Etliche narzisstische Züge und Verhaltensweisen, aber noch keine voll ausgeprägte Persönlichkeitsstörung erkennt der Wiener Psychiater Raphael Bonelli bei US-Präsident Donald Trump. Ausdrücklich warnte er vor unethischen Ferndiagnosen. "Es ist schwer zu beurteilen, ob Trump ein Narzisst oder ein populistischer Politiker ist", so der Wissenschaftler an der Wiener Sigmund-Freud Privatuniversität (SFU), dessen jüngstes Buch den männlichen Narzissmus behandelt. Bonellis Einschätzung zufolge sind nicht nur bei Trump, sondern auch in der Empörung über ihn narzisstische Elemente zu finden. Der Psychiater äußerte sich am Montag im Interview mit "Kathpress".

Hintergrund waren jüngste Stimmen, die Trump krankhaften Narzissmus zugeschrieben hatten. Er sei aufgrund seines Temperaments für sein Amt ungeeignet, sagte etwa der US-Psychologe John D. Gartner, der eine gefährliche psychische Krankheit - nämlich "böswilligen Narzissmus" - festgemacht hatte. Bonelli wies dies zurück: Dieser Begriff aus der Kriminalpsychologie bezeichne einen "sadistischen Narzissten, der seine Opfer quält" und treffe bei Trump nicht zu. Die Psychologie müsse sich politisch strikt zurückhalten und neutral bleiben, damit ihr Wissen um die Manipulierbarkeit des Menschen nicht missbraucht werde, forderte er.

Ein bestimmtes Ausmaß von Narzissmus steckt in jedem Menschen, meist ohne dass dabei das volle Krankheitsbild erfüllt wird, erklärte Bonelli, der die SFU Forschungsgruppe Neuropsychiatrie und das Institut für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie (RPP) leitet. Zweifelsohne sei Trump davon übermäßig stark betroffen, worauf etwa seine starke "Selbstidealisierung" deute. Dabei gehe es um die Übertreibung eigener Qualitäten, gepaart mit dem Ausblenden eigener Defizite. Auch das Herabsetzen von Kritikern als ein weiteres Merkmal der Störung sei hier zu nennen.


Beim einem weiteren für das Vollbild der Störung erforderlichen Hauptkriterium, dem Gefangensein in sich selbst, das freies Handeln unmöglich macht - Bonelli spricht hier von "Selbstimmanenz" - könne allerdings keine klare Aussage getroffen werden. Trump habe auch politische Gegner in sein Regierungsteam geholt, die Republikaner geeinigt und sich zu Entschuldigungen für mehrere "untragbare" Zitate der Vergangenheit durchgerungen, nannte der Psychiater Punkte, die für ihn mit Narzissmus unvereinbar seien. Mit seiner republikanischen Position zum Lebensschutz zeige der US-Präsident zudem ein Stück "Selbsttranszendenz", welche eigentlich ein Schutz vor der Störung sei.

Konterpunkt zur Korrektheit

Dass Trump überhaupt zum US-Präsidenten gewählt wurde, sieht Bonelli u.a. als Gegenreaktion auf eine Spielart von politischer Korrektheit, die selbst von "moralischem Narzissmus" geprägt sei. Auch in Europas Eliten habe sich in den vergangenen zehn Jahren ein Klima breitgemacht, "in dem neue Tabus und Regeln aufgestellt werden. Auf Andersdenkende reagiert man mit Entrüstung und Abwertung", so der Psychiater. Hillary Clinton sei nach diesem Muster vorgegangen, als sie Trump im Wahlkampf lächerlich gemacht habe, wie auch die Medien, die Trump zuerst dämonisiert und später auf die Wahl hilflos reagiert hätten. Trump fege derartige Korrektheits-Ansprüche einfach hinweg - und setze damit auf dasselbe Erfolgsrezept wie Europas Rechtsparteien.

Narzissmus schadet der Politik und der Gesellschaft immer, auch wenn er nicht voll ausgeprägt ist, betonte der Wiener Experte. Je stärker dieser Persönlichkeitszug sei, desto weniger gelinge einem Politiker der Blick auf das Allgemeinwohl oder der Umgang mit Kritik. Schwierigkeiten seien auch in der Außenpolitik vorhersehbar. "Hier muss man einiges einstecken - doch sind Narzissten nur im Austeilen gut", so Bonelli. Trumps Hang, sich "Aufzublähen", werde immer wieder für skurile Situationen sorgen, wie bereits Ende Jänner der "kindische Streit" um die Teilnehmerzahl bei der Washingtoner Angelobungsfeier gezeigt habe.

Gefährliches Elternlob

Narzissmus ist eine nicht angeborene, sondern vor allem durch Umwelteinflüsse entwickelte Störung, bei der ein Mensch selbstverliebt um sich kreist, ein überzogenes Selbstwertgefühl hat und andern gegenüber rücksichtslos wird, legte der Wiener Psychiater und Psychotherapeut dar. Betroffen seien insbesondere Menschen, die als Kind von den Eltern in überschätzender Weise gelobt worden sind oder denen es nicht gelinge, Erfolg richtig einzuordnen.

Durchaus sei Narzissmus heilbar, sagte Bonelli. Eine Voraussetzung dafür sei etwa, dass der Betroffene durch reflektiertes Handeln seine Selbstidealisierung überwindet. Schutzfaktoren seien weiters Religiosität und Transzendenz, welche dem Menschen "Ideale und Werte, die über sie selbst hinaus deuten", verleihen könnten. Um gegen den Hang zur Fremdabwertung anzukommen, ist laut Bonelli zudem das Erfahren von Liebe eine große Hilfe. "Trumps größte Hoffnung ist deshalb wohl seine derzeitige Ehefrau. Vielleicht gelingt es ihr, ihn auf den Boden zurückzubringen", befand der Psychiater. Große Persönlichkeitsänderungen erwarte er in der angelaufenen Amtszeit dennoch kaum.

kath.net-Buchtipp
Männlicher Narzissmus
Das Drama der Liebe, die um sich selbst kreist
Von Raphael M. Bonelli
Hardcover, 272 Seiten
2016 Kösel
ISBN 978-3-466-34639-4
Preis 20.60 EUR

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Lesermeinungen

 Pythia 17. Februar 2017 
 

"Auf Andersdenkende reagiert man mit Entrüstung und Abwertung". genau das ist bei den politisch korrekten linken der Fall. Es wird nichts ausgelassen, was den von ihnen gehassten neuen Präsidenten beschädigen könnte, jedes Wort und jede Geste auf die Waagschale gelegt und negativ interpretiert. Es ist bewundernswertwie er all diesen Angriffen gewachsen ist.


1
 
 Theodor69 15. Februar 2017 
 

Und wie ist das konservative Papst-Bashing zu werten?


3
 
 PBaldauf 14. Februar 2017 
 

Donald-Bashing? Keine Spur!
Mir imponiert die Föhn-Frisur
Überdies bin ich mir sicher:
Sein Opa war ein „Pälzer Krischer“
Falls dieses nicht geläufig sei:
„Krischer“ bezieht sich auf „Geschrei“
Gewiss, zuweilen stört Gezeter,
doch schlimmer noch wär‘: Leisetreter
Denn dieser tritt so leise hin
Da macht ein Auftritt kaum noch Sinn


6
 
 freethinker 14. Februar 2017 
 

Lockere ignoranter Umgang mit Begriffen

President Trump erfüllt keine einzige der Kriterien fuer Narzisissmus.

Echte Narzissisten wurden oft von ihren Eltern (besonders Vätern) sträflich vernachlässigt, es war keiner da der ihnen gesundes Selbstvertrauen vermittelte.
Dieses Beduerfnis nach Geltung, Bewunderung und Lob holt sich der Betreffende woanders.
Auch uebergrosses Lob ohne Leistung seitens der Eltern kann zum Narzissmus führen.
Ein Narzissist braucht immer die Bewunderung und Bestätigung seiner Grossartigkeit.
All dies trifft auf Barack Hussein Obama zu, der von seinem Vater imAlter von zwei Jahren verlassen wurde und von Stiefvätern, und ab 10 Jahren von Grosseltern und Mentoren (Frank Marshal Davis,) aufgezogen wurde.

Was ein Narzissist an Unheil anrichten kann, sieht man am heutigen Zustand der Welt.

Die extremen linken stellen heute die Größte Hassgruppe das, die vor nichts mehr zurückschreckt, auf beiden Seiten des Atlantiks.
God bless Donald Trump.


7
 
 wandersmann 14. Februar 2017 
 

Das sehe ich genauso wie Prof. Bonelli

Dass Trump überhaupt zum US-Präsidenten gewählt wurde, sieht Bonelli u.a. als Gegenreaktion auf eine Spielart von politischer Korrektheit, die selbst von "moralischem Narzissmus" geprägt sei.


11
 
 Karlmaria 14. Februar 2017 

Die polternde Art von Präsident Trump

ist wohl nötig um die PC aufzubrechen. Ich vermute sogar dass Präsident Trump psychisch außergewöhnlich gesund ist sonst würde er diese Angriffe der Medien nicht aushalten. Die Welt ertrinkt in Ungeordneter Eigenliebe. Dagegen steht das Gebot Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst zu lieben. Für den Eintritt in den Himmel ist die Liebe zu Gott und dem Nächsten die Voraussetzung. Auch die Ungeordnete Eigenliebe wird in der Beichte natürlich vergeben. Aber es kommt darauf an auch die Werke der wahren Liebe zu tun!


14
 

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