Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  4. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  5. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  6. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  7. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  8. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  9. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  10. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  11. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  12. Erneuert Euer ‘JA zu Gott und seinem heiligen Volk’
  13. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“
  14. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  15. Minus in der Papstkasse trotz gestiegener Spenden

Wenn Altern zur Krankheit wird

14. Juli 2016 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Altwerden und Altsein werden auf diese Weise zu Diagnosen, die einer entsprechenden Therapie bedürfen - Vor etwa 100 Jahren haben die westlichen Gesellschaften begonnen, sich vom Sterben zu distanzieren. Gastkommentar von Marcus Franz


Wien (kath.net) Der Prozess des Alterns wird von der Medizin und von der Gesellschaft heute mehr und mehr als eine Krankheit betrachtet. Die Lebensabschnitte Altwerden und Altsein werden auf diese Weise allmählich zu Diagnosen, die einer entsprechenden Therapie bedürfen. Freilich, die Auflehnung gegen den natürlichen Prozess des Alterns hat es immer schon gegeben und keiner von uns mag sich gerne mit der Tatsache der eigenen Vergänglichkeit abfinden. Aber rechtfertigt das die Erfindung der „Krankheit“ Alter und die damit verbundene nicht erfüllbare Hoffnung auf Heilung von derselben?

Wir wissen heute, dass das Altern einen genuinen und von der Natur vorgegebenen Prozess darstellt, der im zellulären Bauplan aller Lebewesen programmiert ist. Betrachten wir das Alter als Krankheit, dann müssten wir logischerweise auch das Leben per se zur Krankheit erklären und eine Dauerbehandlung von der Wiege bis zur Bahre einführen – ein a priori verquerer Gedanke, über den sich aber die Absurdität der Versuche, Alter zur Krankheit zu machen, plastisch darstellen lässt.


Angesichts der tendenziellen Vereinnahmung eines ganzen Lebensabschnitts durch die Medizin und angesichts der fortschreitenden Krankschreibung einer ganzen Bevölkerungsgruppe stellen sich neben den biologischen auch einige rationale und ethische Fragen:

- Ist der heute bereits manifeste gesellschaftliche Anspruch, das Altern als Krankheit einer dementsprechenden Behandlung zuzuführen, grundsätzlich legitim?
- Kann dieser Anspruch überhaupt sinnvoll und ernsthaft sein?
- Birgt der Wunsch, die ewige Jugend herzustellen, aufgrund der nach wie vor unüberwindlichen biologischen Gegebenheiten nicht schon seine Unerfüllbarkeit und also Sinnlosigkeit in sich?
- Die Medizin nimmt sich des Alters aus naheliegenden Gründen nur allzu gerne an, schließlich sind die Alten in einer alternden Gesellschaft der am schnellsten wachsende Markt. Muss man aber der Medizin hier nicht vorsätzliche Irreführung vorwerfen, wenn sie so tut, als ob auf wissenschaftlichem Weg der Jungbrunnen in Reichweite rückte?
- Und, wichtigste Frage, was sagen eigentlich die Alten dazu, wenn sie pauschal als Kranke apostrophiert werden?

Vor etwa 100 Jahren haben die westlichen Gesellschaften begonnen, sich vom Sterben zu distanzieren. Das Sterben wurde ausgelagert und findet heute nahezu ausschließlich in Institutionen (Spitälern, Heimen) statt. Wir, obwohl alle sterblich, haben uns sukzessive vom Tod losgesagt. Und jetzt, obwohl oder gerade weil wir alle alt werden (wollen), ist das Alter dran. Indem wir das Altern der Medizin übergeben, sind wir es scheinbar einmal losgeworden, so wie wir auch den Tod nur scheinbar losgeworden sind.

In Wirklichkeit wird durch die gesellschaftliche Distanzierung von Alter und Sterben und durch die Festschreibung dieser lebensimmanenten Phänomene als behandelbare Krankheiten nur eine Verarmung im doppelten Wortsinn erzeugt: wir werden ärmer an Perspektiven und Möglichkeiten, uns realistisch und gelassen mit Leben, Altern und Tod auseinanderzusetzen. Und wir werden auch ärmer an monetären Ressourcen, denn die vielen oft fragwürdigen medizinischen Maßnahmen zur Alters-„Behandlung“ gibt es nirgendwo gratis. Salopper ausgedrückt: wer Alter und Vergänglichkeit nicht als Realitäten des Lebens annimmt, zahlt drauf, in jeder Hinsicht.

Dr. Marcus Franz ist Nationalratsabgeordneter. Vor kurzem trat er aus der ÖVP aus. Dr. Franz ist regelmäßiger Kolumnist auf kath.net. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Außerdem ist er Facharzt für Innere Medizin und ehemaliger Primarius und ärztlicher Direktor des Hartmannspitals in Wien.

Pressefoto Nationalrat Marcus Franz (ÖVP)


Foto Nationalrat Franz © Österreichisches Parlament/Parlamentsdirektion / Photo Simonis


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Franz, Marcus

  1. Neue Rolle, alte Hoffnung
  2. Auch das Asylrecht hat Grenzen
  3. Die Grenze ist ein Apriori
  4. Intelligent Design, reloaded
  5. 'Ohne Eliten geht es nicht'
  6. Worüber man nicht so gerne spricht
  7. Werteverlust – Im Zeitgeist zuhause






Top-15

meist-gelesen

  1. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  4. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  5. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  6. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  7. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  8. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  9. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  10. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  11. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  12. 'Christus ist heute auf der Erde, lebendig auf tausend Altären'
  13. Rote Karte mit Maria von Guadalupe
  14. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld
  15. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz