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Wenn man die Person Jesu und sein Wort relativiert

4. Oktober 2016 in Kommentar, 9 Lesermeinungen
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Gedanken zum Schutzengelfest. Gastkommentar von Michael Schneider-Flagmeyer


Saarlouis (kath.net/Blog Forum Deutscher Katholiken) Zum Schutzengelfest musste ich mir die Predigt eines Priesters anhören, in der dieser zum wiederholten Mal darlegte, dass die Dogmen zeitgebunden sind und nicht alle gleich wichtig.

Ja, dass auch Jesu Rede von den Engeln aus ihrer altorientalischen Zeit heraus verstanden werden müsste trotz der Aussagen des Katechismus der Katholischen Kirche KKK. Heute hätten wir ein anderes Verständnis.

So etwas ist nicht nur hier bei uns von einem Pensionär zu hören, sondern von vielen Kanzeln in Deutschland und anderswo.

Nehmen wir einmal diese Argumentation auf. Wenn ich Jesu Wort als zeitgebunden erkläre, dann mache ich aus Jesus dem Christus, der das fleischgewordene WORT selbst ist, einen Mann seiner Zeit, der nur aus dieser zu verstehen ist, also einen Menschen. Ich würde ihn seiner Gottheit damit entkleiden und das „zeitgebundene“ Dogma von der Gottheit und Menschheit (unvermischt und ungeteilt) in Jesus beiseiteschieben. Damit wäre Jesus ein Mensch wie du und ich gewesen und sein Wort müsste der heutigen Zeit angepasst werden. Und das ist ja auch landauf-landab zu hören.

Inkonsequenterweise hört man das aber von Theologen und Priestern, die andererseits vom „Geist des Konzils“ reden, ohne zu bedenken, dass der Geist des Konzils sich ausschließlich in seinen Dokumenten äußert.


Und dort finden wir die DOGMATISCHE Konstitution über die göttliche Offenbarung (die Heilige Schrift) „Dei Verbum“, die die ganze Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testamentes als Wort Gottes sieht und damit den Heiligen Geist als den eigentlichen Autor der Heiligen Schrift.
Vor vielen Jahren hörte ich in meinem Urlaub am Bodensee in Hegne über dem Schrein der seligen Sr. Ulrika die Predigt eines noch jungen Pfarrers aus einer großen geistlichen Familie, der sicher kein „Traditionalist“ oder ein „Modernist“ sondern einfach ein tief gläubiger Priester ist, über die Sünde wider den Heiligen Geist, die nicht vergeben wird. Er legte dar, dass diese Sünde die Bestreitung der göttlichen Vollmacht Jesu sei. Ich erstarrte. Nach der Messe ging ich in die Sakristei und fragte den Pfarrer, ob das sein Ernst sei. Er bejahte meine Frage. Ich fragte ihn, ob er sich darüber im Klaren sei, dass damit der größte Teil unserer Theologen und ein großer Teil seiner Mitbrüder verloren ginge? Auch dieses beantwortete er mit einem schlichten Ja.

Wenn wir die Worte Jesu relativieren und sie nur seiner Zeit zuordnen wollen und damit Jesus zu einem Menschen seiner Zeit gemacht haben, dann haben wir Ihm, der das Wort Gottes an uns selber ist, seine göttlichen Vollmacht bestritten und auch Seine Rede von den Engeln praktisch in den Mythen- und Legendenbereich verwiesen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass viele Priester und Theologen sich dessen gar nicht bewusst sind und damit nicht bewusst und willentlich gegen den Heiligen Geist sündigen, sondern dass ihre Sünde – wie bei vielen von uns – in dem Hochmut besteht, selbst Herr über die Auslegung der göttlichen Dinge, die nur dem Lehramt zusteht, unabhängig von diesem zu sein.

Unser Pensionär, der sicher kein ungläubiger und unfrommer Priester ist, erklärte die Engel als die Kraft Gottes, was ja sicher richtig ist, aber sie dann auch ein wenig oberflächlich vermenschlichte.

Zum Schluss sagte er, er wüsste nicht, ob es Engel gäbe oder nicht. Aber es sei den Gläubigen erlaubt, an sie zu glauben gemäß der Schrift und sie anzurufen.

Wir wollen nicht so handeln. Sondern wir wollen dem Wort Gottes ohne Einschränkung glauben und vertrauen und immer wieder mit den Worten der Tenorarie aus J.S. Bachs Kantate zum Michaelistag beten:

„Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!
Führet mich auf beiden Seiten,
dass mein Fuß nicht möge gleiten.
Aber lehrt mich auch allhier
Euer großes Heilig singen
Und dem Höchsten Dank zu bringen.“ Amen

Der Autor Dr. phil. Michael Schneider-Flagmeyer (Foto) ist Gründungsmitglied des Forums Deutscher Katholiken sowie Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft katholischer Laien und Priester in der Diözese Trier e.V. Er führt den Blog des Forums Deutscher Katholiken.
Siehe auch kathpedia: Stichwort Michael Schneider-Flagmeyer.

Foto Dr. Michael Schneider-Flagmeyer



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Lesermeinungen

 Tonika 5. Oktober 2016 
 

Kalyx

Ich bin Katholik und ich glaube an das Wort Gottes ohne Einschränkung. Übrigens was soll diese überhebliche Haltung gegenüber Evangelikale? Blind Bibelkritikern und an den Urknall glauben ist auch nicht gerade weise.


2
 
 chiarajohanna 5. Oktober 2016 
 

Erklärung für Dummy!


0
 
 chiarajohanna 5. Oktober 2016 
 

Da saß also jemand ZUR RECHTEN GOTTES und weiß es NUN BESSER

Frage:
Hat Gott wirklich gesagt, das ?

Antwort des Widersachers: Nein,
1. Jesu Worte von den Engeln
müssen anders verstanden werden!
2. sie entstammen dem Kontext einer
altorientalischen Zeit!

3. Hier + da + dort "glaubt" schon
niemand mehr, an das Überlieferte.
Selbst ist der Mann + der denkt
bekanntlich immer eigenständig!
Deswegen werde Du auch frei!

***
Selbstverständlich + natürlich
war Jesu Wort zeit-gebunden.
war Jesus nur Mensch.
ist Jesus nie auferstanden.
gibt es keinen Hl. Geist.
gibt es kein lebendiges Wort.
gibt es nur "tote Worte" in der Bibel,
die die Zeit niemals übersteigen
ist die Bibel nur ein Märchenbuch!

WIRD DIE BIBEL ...
GERN DEN MENSCHEN
ANGEGLICHEN !

UND DER WELT AUCH NOCH,
WEGEN DER GERECHTIGKEIT,
DARF DIE NICHT VERGESEN WERDEN!

***

Gestern - heute + in Zukunft
bleibt das GÖTTLICHE WORT JESU !
Die LIEBE hört!


2
 
 wandersmann 4. Oktober 2016 
 

Der Mensch ist überhaupt gar nicht über nur irgendetwas Herr

"in dem Hochmut besteht, selbst Herr über die Auslegung der göttlichen Dinge, die nur dem Lehramt zusteht, unabhängig von diesem zu sein."

Das einzige worüber der Mensch Herr ist, das ist sein Eigenwille. Und wenn er Gott überhaupt nur irgendetwas geben kann, dann ist das sein Eigenwille. Wenn er ihm den gegeben hat, dann hat er alles gegeben, was er überhaupt geben kann.


281. Seine Gebote sind nicht schwer

Mensch, lebest du in Gott und stirbest deinem Willen,
So ist dir nichts so leicht, als sein Gebot erfüllen.


aus:
Angelus Silesius: Cherubinischer Wandersmann


4
 
 wandersmann 4. Oktober 2016 
 

Das bewusste und willentliche Sündigen gegen den Heiligen Geist ist selbstwidersprüchlich

"und damit nicht bewusst und willentlich gegen den Heiligen Geist sündigen, sondern dass ihre Sünde – wie bei vielen von uns – in dem Hochmut besteht, selbst Herr über die Auslegung der göttlichen Dinge, die nur dem Lehramt zusteht, unabhängig von diesem zu sein."

Wer bewusst und willentlich gegen den heiligen Geist sündigen will, der müsste ja den Heiligen Geist in sich haben, denn nur wer ihn in sich hat, der könnte aus diesen Geist heraus gegen diesen Geist sündigen. Wer den Heiligen Geist nicht in sich hat, der weiß nicht was er tut, wenn er sich gegen den Heiligen Geist versündigt.
Der Heilige Geist selbst sündigt aber nie gegen sich, so dass wer gegen die Heiligen Geist sündigen will, diesen notwendigeweis nicht haben kann und somit nicht weiß und auch nicht versteht, was er tut, denn dazu benötigt er den Heiligen Geist.
Nur der Heilige könnte bewusst und willentlichen gegen den Heiligen Geist sündigen. Alle anderen wissen nicht, was sie tun, wenn sie es tun.


0
 
 wandersmann 4. Oktober 2016 
 

Das wäre ja der "Hammer"

"über die Sünde wider den Heiligen Geist, die nicht vergeben wird. Er legte dar, dass diese Sünde die Bestreitung der göttlichen Vollmacht Jesu sei."

Würde das bedeuten, dass wer auch nur ein einziges Mal im Leben die göttliche Vollmacht Jesu bestritten hat - auch bei einer anschließenden Beichte mit Reue - nicht mehr gerettet werden kann??

Oder kann so ein Mensch dann überhaupt nicht mehr Reue haben?

Ich glaube fast nicht, dass das stimmt.


1
 
 Bernhard Joseph 4. Oktober 2016 
 

Jesus Christus und der Zeitkontext

Natürlich lebte Jesus Christus in einer konkreten geschichtlichen Zeit, was sich natürlich auch in der Sprache sowie den Bildern, wie sie in der Schrift zu finden sind, ausdrückt. Jesus Christus hätte auch schlecht herausgelöst aus seiner Zeit und Lebenswirklichkeit sprechen können, denn dann hätte ihn niemand verstanden. Heißt das aber, dass das Wort lediglich zeitgebunden ist oder findet sich nicht gerade in der Schrift Überzeitliches, das uns auch heute genauso angeht, wie es damals die Jünger anging?

Gerade weil uns ja die Schrift nicht einfach nur nette Geschichten erzählt, die uns heute nichts mehr angehen, sondern in sehr konkreten überzeitlichen Bildern spricht, wenn sie nicht mit eigenen Vorstelllungen überlagert werden, beweist sie immer wieder ihre Aktualität. Verstehen heißt dann nicht, die Schrift neu ausdeuten, was meist nichts anderes ist als umdeuten, sondern tiefer, will heißen, besser zu verstehen, auch vor dem heutigen Zeitkontext. Die Bindung ans Wort bleibt.


6
 
 M.Schn-Fl 4. Oktober 2016 
 

@Kalyx

Halten Sie das, was Sie hier beschreiben für das Wesentliche am Wort Gottes?
Wenn wir die aussagen Jesu (z. B. über die Engel) bestreiten oder relativieren, dann machen wir Jesus ( und auch die Evangelisten) zum Lügner. Das ist zwar nicht fundamentalistisch sondern häretisch.


11
 
  4. Oktober 2016 
 

Alles wörtlich glauben

"wir wollen dem Wort Gottes ohne Einschränkung glauben"

Glaube ist schön, aber wir sind als Katholiken doch keine Evangelikalen Fundamentalisten, die alles so wortwörtlich glauben. Wer glaubt, dass die Welt 5000 Jahre alt ist und die Dinosaurier nur nicht in Noahs Arche gepasst haben? Also man kann es auch übertreiben.


3
 

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