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Professor fordert Rücknahme der Entlassungen am Johannes-Paul-Institut

13. August 2019 in Kommentar, 13 Lesermeinungen
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Einzigartig in neuerer Universitätsgeschichte, bislang nur im Kontext absolutistischer und totalitärer Regime, entfernt päpstliche Universitäten von gültiger Praxis der internationalen akademischen Gemeinschaft - Von Furio Pesci, Univ. Sapienza Rom.


Rom (kath.net/appellostudentigp2.com) Das Päpstliche Institut Johannes Paul II. für Studien über Ehe und Familie wurde 2017 mit dem Motu proprio Summa familiae cura von Papst Franziskus abgeschafft, mit der Begründung, dass eine Anpassung an die wachsende Komplexität der Themen notwendig sei, die Gegenstand der wissenschaftlichen und lehrmäßigen Tätigkeit des Instituts sind. Im selben Dokument, welches das Institut für beendet erklärte, wurde an dessen Stelle ein neues päpstliches theologisches Institut errichtet, das formal ebenfalls nach Johannes Paul II. benannt wurde, aber einen anderen Namen trug, in dem die "Studien über Ehe und Familie" durch "Ehe- und Familienwissenschaften" ersetzt wurden.

Das ursprüngliche Institut wurde 1982 von Johannes Paul II. gegründet und führt seit fast vierzig Jahren einen hervorragenden Wissenschafts- und Ausbildungsbetrieb durch. Die Tätigkeit des Instituts zeichnet sich durch intensive Zusammenarbeit zwischen Experten verschiedener Fachrichtungen (Theologie, Philosophie, Humanwissenschaften und Biomedizin) aus, an der Wissenschaftler aus der ganzen Welt sowie aus anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen beteiligt sind.

Nach zweijähriger Fortführung der Aktivitäten und in Erwartung der weiteren für die konkrete Inbetriebnahme des neuen Instituts notwendigen Maßnahmen wurden am vergangenen 13. Juli die neuen Statuten promulgiert, mit dem beigefügten Studienplan, und fünf Tage später wurde die Nachricht veröffentlicht.

Der neue Text weist dem von Papst Franziskus ernannten Großkanzler, Erzbischof Vincenzo Paglia, sehr große Vorrechte und Befugnisse zu, größere, als alle anderen entsprechenden Amtsinhaber im päpstlichen Universitätswesen sie haben.

Infolge dieser Änderungen wurden nur zehn Tage nach der Genehmigung der Statuten, am 23. Juli, zwei Professoren entlassen, Livio Melina und José Noriega Bastos, die viele Jahre lang am Institut Johannes Paul II. lehrten (ersterer war auch zehn Jahre lang Institutsvorstand) und die in ihren jeweiligen Fachgebieten immer eine führende wissenschaftliche Tätigkeit ausgeübt haben.

In den darauffolgenden Tagen erging an viele Lehrende und sogar an das Verwaltungspersonal eine Mitteilung, in der sie über die Beendigung ihrer Tätigkeit informiert wurden. [Anm. d. Red.: Das neue Institut versichert in seiner Presseaussendung, dass das gesamte administrative Personal weiterhin beschäftigt ist und seinen Dienst tut, der „in dieser Zeit der Veränderungen besonders unangenehm“ ist.]


Die Liste der Ausgeschlossenen wurde dadurch um weitere prominente Namen erweitert, von Stanislaw Grygiel, einem Philosophen, der seit seiner Jugend mit Karol Wojtyla befreundet und dessen Berater war (emeritiert, aber noch Inhaber des Wojtyla-Lehrstuhls) bis hin zu Maria Luisa Di Pietro, einer Bioethikerin an der Katholischen Universität Sacro Cuore, die von Msgr. Paglia bereits aus der Päpstlichen Akademie für das Leben und nun auch aus dem Institut Johannes Paul II ausgeschlossen wurde. Die Liste der entfernten, unbestätigten und in ihrer Funktion erheblich eingeschränkten Lehrenden ist lang und umfasst andere bedeutende Wissenschaftler, darunter Przemislaw Kwiatkowski und Vittorina Marini.

Die Situation ist sehr ernst: Die Entlassung der eigenen Lehrkräfte ist kein guter Auftakt für ein Universitätsinstitut, vor allem wenn es innovativ und ehrgeizig ist, wie Papst Franziskus es wollte. Ich bin davon überzeugt, dass die Gründe, die von Institutsvorstand Pierangelo Sequeri und dem soeben neu aufgenommenen Dozenten Giovanni Cesare Pagazzi zur Rechtfertigung von Gründung und Aufbau des neuen Instituts vorgebracht wurden, nur dazu gedient haben, die Aufmerksamkeit von dem zentralen und beunruhigendsten Aspekt abzulenken: der Beseitigung einer gesamten Forschungseinrichtung und der Vertreibung ihrer bedeutendsten Wissenschafter - ein einzigartiger Vorgang in der neueren Geschichte der Universität, der nur im Kontext absolutistischer und totalitärer Regime Präzedenzfälle hat.

Als einfacher Gläubiger bin ich der Auffassung, dass die neue Theologie und Ekklesiologie von Papst Franziskus nicht dazu benutzt werden kann, eine Reihe von Entlassungen und Ausschlüssen zu rechtfertigen. Es ist wirklich überraschend und verstörend, dass all dies heutzutage innerhalb des päpstlichen Universitätswesens geschieht, unter einem Pontifikat wie dem jetzigen, das erklärtermaßen so sehr auf Offenheit für und Auseinandersetzung mit verschiedenen Positionen und Meinungen bedacht ist. Es wurde eine schwere Verletzung der Würde der wissenschaftlichen Forschung und der intellektuellen Arbeit begangen.

Überraschend und verstörend ist auch die Position des jetzigen Vorstands, eines renommierten Wissenschafters: Er hätte nicht zulassen dürfen, dass Dozenten des von ihm geleiteten Instituts so plötzlich ihrer Funktionen sowie ihrer akademischen Würde beraubt werden.

Wurde nun zwei Jahre lang die Hoffnung gehegt, es könne aus der Auflösung des ursprünglichen Instituts, das in seinen Funktionen und Tätigkeiten fortgeführt wurde, doch etwas Positives erwachsen und das neue Institut werde sich – auf der Basis einer gefestigten Tradition – weiterhin wirkungsvoll mit den Problematiken der Welt von heute auseinandersetzen, so haben die Maßnahmen dieser letzten Wochen jegliche Hoffnung enttäuscht und Anlass zu großer Sorge gegeben bei allen, die die Identität und das Werk des Johannes Paul-Instituts und der entlassenen Dozenten kennen.

Obwohl über die neuen Statuten formal ein institutsinterner Gesprächsprozess abgehalten wurde (in dem Institut, das abgesehen von seinem zentralen Sitz [in Rom] elf Sektionen auf der ganzen Welt zählt – doch mittlerweile muss man sagen: gezählt hat), haben die Statuten, die der Kongregation für das Katholische Bildungswesen vorgelegt wurden und von dieser genehmigt wurden, den Ergebnissen dieses Gesprächsprozesses, der immerhin zur Ausarbeitung eines guten gemeinsamen Textes geführt hat, nicht im Geringsten Rechnung getragen.

Die neuen Statuten sind keineswegs das Ergebnis einer dreijährigen Reflexion innerhalb des Johannes Paul-Instituts, wie vor kurzem anlässlich ihrer Präsentation behauptet wurde; im Gegenteil handelt es sich um eine Maßnahme, die dem gesamten Personal aufgezwungen wurde und die in diesen Tagen ihre erste Anwendung gefunden hat, indem sie die Entfernung von Dozenten gestattet.

Der Ernst der Lage ergibt sich auch aus der Tatsache, dass es keine objektiven Gründe gibt, die diese Maßnahmen rechtfertigen; die entlassenen und entfernten Dozenten, alle von hohem wissenschaftlichem Prestige, haben ihre öffentliche Tätigkeit immer unter vollständiger Befolgung der Formen und Regeln der päpstlichen Einrichtungen ausgeübt, einschließlich des gebührenden Respekts gegenüber den kirchlichen Autoritäten und Würdenträgern.

Was am Johannes Paul-Institut passiert ist, entfernt die päpstlichen Universitäten de facto von der in der internationalen wissenschaftlichen und akademischen Gemeinschaft überall gültigen Praxis. Es ist nicht tolerierbar, dass Institutionen eine so radikale Vorläufigkeit haben, dass sie den Oberen der Hierarchie eine Macht über Leben und Tod der wissenschaftlichen Tätigkeit ganzer Institutionen und einzelner Wissenschafter gestatten, sogar der angesehensten, wie im Fall der zuvor genannten Kollegen, denen meine ganze menschliche, intellektuelle und berufliche Solidarität gilt.

Aus diesen Gründen fordere ich (ohne polemische Schärfe, aber mit aller mir möglichen Kraft) die Zuständigen auf, dass die in Bezug auf die erwähnten Kollegen getroffenen Maßnahmen widerrufen werden und dass der zur Fortführung ihrer geschätzten Tätigkeit notwendige Freiraum in jedem Fall gewahrt wird. Nur dies ist ein positiver Ausgangspunkt für ein universitäres Institut, das wahrhaftig ein solches sein will.

Professor Furio Pesci
La Sapienza Università di Roma

(Aus dem Italienischen übersetzt von Maria Cavagno)

Der offene Brief von Prof. Pesci erschien zuerst am 29. Juli 2019 auf dem Blog www.aldomariavalli.it und ist jetzt auf der neuen Website der Studentenvertretung www.appellostudentigp2.com zu finden.

Auf dieser Seite findet sich auch der inhaltlich ähnlich lautende Protest-Brief der Studenten an den Institutsvorstand.

Dieser Brief der Studenten (derzeit rund 1500 Unterzeichner) kann von allen unterschrieben werden, die ihre Unterstützung zeigen wollen:

Zur Unterschrift des Briefs der Studenten


Furio Pesci (*1964), Ao. Univ.-Prof. für Geschichte der Pädagogik an der Fakultät für Medizin und Psychologie der staatlichen römischen Universität Sapienza. Forschungs- und Lehrtätigkeit an mehreren Universitäten. Seit 2002 Lehrbeauftragter für Familienpädagogik am Päpstlichen Institut Johannes Paul II.; sein Lehrauftrag für das kommende Studienjahr wurde von der neuen Leitung bestätigt.
U. a. Präsident des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Montessori Italien, wissenschaftlicher Mitarbeiter mehrerer pädagogischer Fachzeitschriften (z. B. von "Ricerca di Senso", Zeitschrift der Associazione di Logoterapia e Analisi Esistenziale Frankliana) und Autor von 12 Monographien sowie zahlreicher pädagogischer und historisch-edukativer Beiträge.


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