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Papst Franziskus ringt um Ordnung im Vatikan-Finanzsystem

28. November 2019 in Weltkirche, 7 Lesermeinungen
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Finanzaufsicht des Vatikan ist schwer angeschlagen - Behörde, die überwachen soll, steht im Fokus von Ermittlungen - Heiliger Stuhl fürchtet gegenüber Spendern um Glaubwürdigkeit - Hintergrundbericht von Kathpress-Korrespondent Burkhard Jürgens


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Die Spenden sind sicher - diesen Eindruck wollte Papst Franziskus auf dem Rückflug von Japan vor mitreisenden Journalisten vermitteln. Ja, es habe einen "Skandal" gegeben, "Sachen, die anscheinend nicht sauber waren"; aber die Vatikanjustiz kläre auf, entschlossen, unabhängig und mit vollem Rückhalt von ihm, dem Papst. Er danke Gott, "dass das vatikanische Kontrollsystem gut funktioniert". So viel Versicherung tut not. Denn das zentrale Organ des Kontrollsystems, die vatikanische Finanzaufsicht, ist schwer angeschlagen.

Franziskus beteuerte, der sogenannte Peterspfennig von Gläubigen aus aller Welt werde nur temporär und zum Zweck des Werterhalts in Anlagen gesteckt, selbstverständlich ethisch einwandfrei und mit Risikostreuung. Die Spendenverwertung des Heiligen Stuhls geriet jüngst in schlechten Ruf, und mit ihr auch das Finanzkontrollsystem.

Es geht um eine missratene Immobilieninvestition des vatikanischen Staatssekretariats in dreistelliger Millionenhöhe aus dem Jahr 2014 und ein im Herbst 2018 erfolgter Rettungsversuch. Nachdem im Sommer die Vatikanbank IOR und die Antikorruptionsstelle den Verdacht auf Unregelmäßigkeiten meldeten, beschlagnahmte die vatikanische Staatsanwaltschaft am 1. Oktober Unterlagen und Datenträger in Büros der obersten Kurienleitung und der Finanzaufsicht und suspendierte fünf Mitarbeiter, darunter AIF-Direktor Tommaso Di Ruzza.


Im Schreiben von Staatsanwalt Gian Piero Milano an die AIF hieß es zu der Suspendierung, die Rolle der Behörde in der Immobilienaffäre sei unklar. Konkrete Vorwürfe nannte der Brief nicht. Die AIF-Leitung bestritt öffentlich jegliches Fehlverhalten Di Ruzzas - ohne Effekt. Am 18. November, einen Tag vor Ablauf des Fünfjahresmandats von AIF-Präsident Rene Brülhart, gab der Vatikan bekannt, der Papst habe einen neuen Präsidenten in pectore. Ob die Initiative zur Ablösung von Brülhart oder von Franziskus ausging, ist strittig.

Der Papst betonte während der Pressekonferenz im Flugzeug am Dienstag das Recht auf Unschuldsvermutung für Di Ruzza und die anderen Suspendierten. Aber er sprach auch von offensichtlicher Korruption. Doch wo sie stattgefunden haben soll - ob bei dem Londoner Immobilieninvestment oder bei der versuchten Schadensbegrenzung -, bleibt offen.

Mehr Fragen als Antworten
Es ist nicht die einzige Aussage, mit der Franziskus mehr Fragen weckt als Antworten gibt. So betonte er, es sei "das erste Mal", dass ein dubioser Deal vatikanintern und nicht erst durch Recherchen von außen aufgedeckt worden sei. Dagegen verzeichnen die Jahresberichte der AIF seit Beginn ihrer Tätigkeit 2011 bis 2018 insgesamt 1.313 verdächtige Transaktionen und 82 Fälle, die an die Staatsanwaltschaft gingen, darunter ein größerer Fall von Veruntreuung im Umfeld der päpstlichen Kinderklinik Bambino Gesu.

Kurios ist, dass nun die Vatikanbank mit ihrer nicht ganz unbelasteten Geschichte der Finanzaufsicht den Staatsanwalt ins Haus geschickt hat - oder anders gesagt: die zu überwachende Institution ihrem Aufseher. Dass der Papst ausgerechnet das als Beleg für einen funktionierenden Kontrollmechanismus anführt, offenbart den tragischen Zustand des Finanzsystems am Stuhl Petri.

Seit der Razzia bei der AIF hat die Egmont Group, eine Kooperation von Finanzaufsichtsbehörden weltweit, den Vatikan von ihrer internen Austauschplattform ausgesperrt. Das Netzwerk handelt naturgemäß mit sensiblen Daten; auch die vatikanischen Statuten stellen die Akten und Informationen der AIF unter besonderen Geheimhaltungsschutz. Nur ist anscheinend unbekannt, welche Akten bei der Haussuchung mitgenommen wurden und wer in sie Einblick erhält. Das "Wall Street Journal" zitiert den Präsidenten der Egmont Group, Mariano Federici, der Umgang des Vatikan mit vertraulichen Informationen stelle "ein offensichtliches Sicherheitsrisiko" für die Organisation dar.

Nun erklärte der Papst, Brülhart habe über die Egmont Group Druck gemacht, um eine Rückgabe der Dokumente zu erwirken. Der Schweizer war von 2010 bis 2012 Vizepräsident der Egmont Group. 2013, als Brülhart schon für den Vatikan arbeitete, wurde der Heilige Stuhl in den Club aufgenommen. Die Absicht des Papstes bei seiner Bemerkung war weniger, ein eingetrübtes Verhältnis zu Brülhart durchscheinen zu lassen, als vielmehr die Hoheit des Vatikan zu betonen.

Die eigene Justiz soll aufklären, was Franziskus eine "Korruptionsanschuldigung" nannte. Die AIF habe "scheinbar nicht die Vergehen anderer überwacht". Die Staatsanwaltschaft ist am Zug, die Datenschutzbedenken der Egmont Group sind dem Papst demgegenüber zweitrangig.

Brülharts Nachfolger wird der Süditaliener Carmelo Barbagallo, seit vielen Jahren bei der italienischen Zentralbank für Bankenaufsicht verantwortlich sowie zuständig für Beziehungen zur zentralen europäischen Bankenaufsicht. Die erste große Probe steht Ende April an, wenn das europäische Expertenkomitee für die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung, Moneyval, den Vatikan zu einer Kontrolle besucht. Die Abgabefrist für eine Vorab-Dokumentation lief am Mittwoch ab.

Copyright 2019 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


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