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Lernen, in einer Zeit der Krise zu leben

2. Mai 2020 in Aktuelles, 2 Lesermeinungen
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Franziskus in Santa Marta: für die Verantwortungsträger in der Regierung. Dass der Herr ihnen helfe und ihnen Kraft gebe, denn ihre Arbeit ist nicht leicht. In Krisenzeiten gebe uns Gott die Kraft, den Glauben nicht zu verkaufen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus – Samstag der 3. Woche im Osterkreis, Gedenktag des heiligen Athanasius, siebenundvierzigste Messe in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ in der messelosen Zeit.

In seiner Einführung richtete der Papst seine Gedanken an die Regierenden:

„Lasst uns heute für die Regierenden beten, die in diesen Krisenzeiten für die Fürsorge für ihr Volk verantwortlich sind: Staatschefs, Regierungspräsidenten, Gesetzgeber, Bürgermeister, Präsidenten der Regionen... Dass der Herr ihnen helfe und ihnen Kraft gebe, denn ihre Arbeit ist nicht leicht. Und dass sie, wenn es Differenzen unter ihnen gibt, verstehen, dass sie in Krisenzeiten zum Wohle des Volkes sehr einig sein müssen, denn Einigkeit ist dem Konflikt überlegen“.

Heute, am Samstag, den 2. Mai, schließen sich uns im Gebet 300 Gebetsgruppen an, die auf Spanisch ‚madrugadores’ genannt werden, das heißt die Frühaufsteher: diejenigen, die früh aufstehen, um zu beten, sie stehen wirklich früh auf, um zu beten. Sie vereinen sich heute, in diesem Augenblick, mit uns“.

In seiner Predigt kommentierte der Papst die heutigen Lesungen, beginnend mit dem Abschnitt aus der Apostelgeschichte (Apg 9,31-42), in dem berichtet wird, wie sich die erste christliche Gemeinschaft konsolidierte und mit dem Trost des Heiligen Geistes an Zahl zunahm. Aber es gebe schwierige Zeiten, Zeiten der Verfolgung, Zeiten der Krise, die die Gläubigen in Schwierigkeiten brächten.

Wie es im heutigen Evangelium heiße (Joh 6,60-69), in dem nach der Rede über das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, das Fleisch und Blut Christi, der das ewige Leben gubt, viele Jünger Jesus verlassen und sagen, dass sein Wort hart ist. Jesus habe gewusst, dass die Jünger murrten, und in dieser Krise erinnere er daran, dass niemand zu ihm kommen könne, wenn er sich nicht zum Vater hingezogen fühle. Der Moment der Krise sei ein Moment der Entscheidung, der uns vor die Entscheidungen stelle, die wir zu treffen hätten: „diese Pandemie ist auch ein Moment der Krise“:


„Die erste Lesung beginnt: ‚Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samarien hatte nun Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht des Herrn. Und sie wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes’. Eine Zeit des Friedens. Und die Kirche wächst. Die Kirche ist ruhig, sie hat den Trost des Heiligen Geistes, sie ist im Trost. Die schönen Zeiten... Dann folgt die Heilung von Äneas, dann lässt Petrus ‚Gazelle’, Tabita wieder auferstehen... Dinge, die in Frieden getan werden.

Aber es gibt Zeiten, in denen es in der frühen Kirche keinen Frieden gibt: Zeiten der Verfolgung, schwierige Zeiten, Zeiten, die die Gläubigen in eine Krise stürzen. Zeiten der Krise. Und eine Zeit der Krise ist das, was uns das Johannes-Evangelium heute berichtet. Dieser Abschnitt aus dem Evangelium ist das Ende einer ganzen Reihe, die mit der Vermehrung der Brote begann, als sie Jesus zum König machen wollten, Jesus geht beten, sie finden ihn am nächsten Tag nicht, sie suchen ihn, sie bringen ihn und Jesus wirft ihnen vor, dass sie ihn suchen, weil er ihnen zu essen gebe und nicht die Worte des ewigen Lebens... und die ganze Geschichte endet hier. Sie sagen zu ihm: ‚Gib uns immer dieses Brot’, und Jesus erklärt, dass das Brot, das er geben wird, sein Leib und sein Blut ist.

Damals sagten viele der Jünger Jesu, nachdem sie dies gehört hatten: ‚Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?’. Jesus hatte gesagt, dass diejenigen, die seinen Leib und sein Blut nicht gegessen hätten, kein ewiges Leben haben würden. Jesus sagte auch: ‚Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag’. Das sind die Dinge, die Jesus sagte, und ‚diese Rede ist hart, es ist zu hart. Irgendetwas funktioniert hier nicht. Dieser Mann hat die Grenzen überschritten’.

Und dies ist eine Zeit der Krise. Es gab Momente des Friedens und Momente der Krise. Jesus wusste, dass die Jünger murrten: hier liegt ein Unterschied zwischen den Jüngern und den Aposteln. Die Jünger waren jene 72 oder mehr, die Apostel waren die Zwölf. Denn Jesus wusste von Anfang an, wer diejenigen waren, die nicht glaubten, und wer derjenige war, der ihn ausliefern würde. Und deshalb erinnert er sie angesichts dieser Krise daran: ‚Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist’. Er greift diese Anziehung durch den Vater auf: der Vater zieht uns zu Jesus. Und so kommt die Krise zu einer Lösung.

Und von diesem Augenblick an gingen viele seiner Jünger weg und waren nicht mehr bei ihm. Sie hielten Abstand. ‚Dieser Mann ist ein bisschen gefährlich, ein bisschen... aber diese Lehren... ja, er ist ein guter Mann, er predigt und heilt, aber wenn er zu diesen seltsamen Dingen kommt... bitte, lasst uns gehen’. Und so taten es auch die Jünger von Emmaus am Morgen der Auferstehung: ‚Ach ja, eine seltsame Sache: die Frauen, die sagen, dass das Grab... aber diese Sache stinkt’, sagten sie, ‚lasst uns bald gehen, denn die Soldaten werden kommen und uns kreuzigen’. Das taten auch die Soldaten, die das Grab bewachten: sie hatten die Wahrheit gesehen, aber dann zogen sie es vor, ihr Geheimnis zu verkaufen und: ‚wir wollen in Sicherheit sein: lassen wir uns nicht auf diese Geschichten ein, die gefährlich sind’.

Ein Moment der Krisen ist ein Moment der Wahl, es ist ein Moment, der uns vor die Entscheidungen stellt, die wir zu treffen haben: wir alle hatten und werden Krisenmomente im Leben haben. Familienkrisen, Ehekrisen, soziale Krisen, Arbeitskrisen, viele Krisen... Diese Pandemie ist auch ein Moment der sozialen Krise.

Wie reagiert man in diesem Krisenmoment? ‚Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm umher’. Jesus traf die Entscheidung, die Apostel zu befragen: "Da sagte Jesus zu den Zwölf: ‚Wollt auch ihr weggehen? Trefft eine Entscheidung’. Und Petrus legt das zweite Bekenntnis ab: ‚Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes’.

Petrus bekannte im Namen der Zwölf, dass Jesus der Heilige Gottes, der Sohn Gottes ist. Das erste Bekenntnis – ‚Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes’ – und unmittelbar danach, als Jesus begann, die kommende Passion zu erklären, hielt er ihn auf: ‚Nein, nein, Herr, nicht das!’, und Jesus machte ihm Vorwürfe. Aber Petrus ist ein wenig gereift, und hier macht er keine Vorwürfe. Er versteht nicht, was Jesus sagt, dieses ‚esst das Fleisch, trinkt das Blut’: er versteht es nicht. Aber er vertraut dem Meister. Er vertraut ihm. Und er macht dieses zweite Bekenntnis: ‚Aber zu wem sollen wir gehen, bitte, du hast Worte des ewigen Lebens’.

Das hilft uns allen, die Krise zu überstehen. In meinem Land gibt es ein Sprichwort, das besagt: ‚Wenn du auf einem Pferd reitest und einen Fluss überqueren musst, wechsle bitte nicht in der Mitte des Flusses das Pferd’. In Krisenzeiten sehr fest im Glauben sein. Diejenigen, die weggingen, haben das Pferd gewechselt, sie suchten sich einen anderen Meister, der nicht so hart war, wie sie zu ihm sagten. In Krisenmomenten gibt es Beharrlichkeit, Stille. Dort bleiben, wo wir sind. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Änderungen vorzunehmen. Es ist der Moment der Treue, der Treue zu Gott, der Treue zu den Dingen, die wir von früher übernommen haben. Es ist auch der Moment der Umkehr, denn diese Treue wird uns dazu inspirieren, einige Veränderungen zum Guten vorzunehmen und uns nicht vom Guten zu entfernen.

Momente des Friedens und Momente der Krise. Wir Christen müssen lernen, mit beidem umzugehen. Beides. Einige geistliche Väter sagen, dass der Moment der Krise wie eine Feuersbrunst ist, um stark zu werden. Möge der Herr uns den Heiligen Geist senden, damit wir wissen, wie wir in Krisenzeiten den Versuchungen widerstehen können, damit wir den ersten Worten treu bleiben können, in der Hoffnung, nachher die Momente des Friedens zu leben. Denken wir an unsere Krisen: Familienkrisen, Nachbarschaftskrisen, Arbeitskrisen, soziale Krisen der Welt, des Landes... viele Krisen, viele Krisen.

Möge der Herr uns – in Krisenzeiten – die Kraft geben, den Glauben nicht zu verkaufen.

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Lesermeinungen

 SalvatoreMio 2. Mai 2020 
 

Das Zugpferd, das Halt gibt im reißenden Strom ...

Wenn ein Vater mit seinem Kind einen reißenden Fluss überqueren muss,nimmt er es zumindest an die Hand, warnt vor Strudeln und Abgründen und wird dadurch zur festen Brücke. "Möge der Herr uns – in Krisenzeiten die Kraft geben, den Glauben nicht zu verkaufen" - sagt Papst Franziskus. Das reicht aber nicht! Derzeit entwickelt sich der hl. kath. Glaube zu einer faulen, undurchsichtigen Brühe, weil "jeder" meint, sich ihn so zusammenzurühren, wie es gerade passt.
Unter einem Papst verstehe ich jemanden, der "klare Kante" zeigt wie Mose, die Propheten samt Johannes d. Täufer und wie unser Herr Jesus Christus selber.


6
 
 lesa 2. Mai 2020 

Kairos, den Glauben zurückkaufen

Sehr dankenswerte Predigt!
Möge der Herr der Kirche den Mut geben, den Glauben in Krisenzeiten nicht nur nicht zu verkaufen, sondern sogar zurückzukaufen - wie der Kaufmann für die kostbare Perle seinen ganzen Besitz darangab und wie ein Mann den für Acker alles dran gab, um den darin verborgenen Schatz zu erwerben.


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