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Was ist christlich-sozial? Debatte um Rhonheimer-Position geht weiter17. Jänner 2021 in Schweiz, 5 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Schweizer Philosoph und Priester wehrt sich in Offenem Brief gegen Vorwürfe, er verfolge eine neoliberale Position, die mit der katholischen Soziallehre unvereinbar sei.
Wien (kath.net/ KAP)
Was ist christlich-soziale Politik? Und lässt sich aus den Prinzipien der katholischen Soziallehre eine eindeutige sozialpolitische Haltung destillieren? Über diese Frage wurde zuletzt bei einer Expertenrunde Ende Dezember ausgehend vom Band "Christlich-soziale Signaturen. Grundlagen einer politischen Debatte" diskutiert. Kritisiert wurde dabei u.a. die Position des Schweizer Moralphilosophen und Priesters Martin Rhonheimer. Die Wiener Sozialethikerin Ingeborg Gabriel warf ihm dabei etwa vor, Sozialpolitik für kontraproduktiv und Recht bzw. Gerechtigkeit für unsinnige Kategorien zu halten und eine mit der katholischen Soziallehre unvereinbare Position einzunehmen. In einem Offenen Brief wehrt sich Rhonheimer nun gegen die Vorwürfe und wirft Gabriel seinerseits Unkenntnis und einen Verstoß gegen den "Kanon einer christlichen Gesprächskultur" vor.
Er fühle sich in der Darstellung seiner Position durch Gabriel sowie durch den ebenfalls an der Expertenrunde beteiligten Salzburger Philosophen Emmanuel J. Bauer missverstanden, monierte Rhonheimer, der dadurch zugleich eine "Schädigung meines akademischen und innerkirchlichen Rufes" fürchte. Er halte nämlich Sozialpolitik keinesfalls für "kontraproduktiv", sondern plädiere letztlich für deren "solide und ökonomisch nüchterne wirtschaftspolitische Fundierung". Kontraproduktiv sei Sozialpolitik nur dann, wenn sie die falschen Anreize schaffe und Menschen in dauerhafte Abhängigkeit von staatlichen Leistungen halte, so der Präsident des "Austrian Institute of Economics and Social Philosophy".
Auch vertrete er keineswegs die Position, der Markt würde keine Regeln benötigen - tatsächlich brauche der Markt einen klaren Ordnungsrahmen. Für schädlich und letztlich "unsozial" erachte er jedoch in der Tat Eingriffe, die einen fairen Wettbewerb verzerren würden. Gerechtigkeit sei eine wichtige Kategorie jeder freien Marktwirtschaft, diese drohe jedoch zu einer Art "normativen Willkür" zu werden, wo sie als "soziale Gerechtigkeit im Sinne von Verteilungsgrechtigkeit" verstanden werde. In diesem Gerechtigkeits-Verständnis sehe er sich überdies im Einvernehmen mit der Tradition der katholischen Soziallehre bis hin zu Papst Franziskus selbst, so Rhonheimer, da eben dies dem Subsidiaritätsprinzip entspreche.
Rhonheimer bezieht sich in seinem über die Website des "Austrian Institute of Economics and Social Philosophy" jetzt abrufbaren Offenen Brief auf eine Expertenrunde vom 27. Dezember 2020, an der fünf Autoren des von der Politischen Akademie der ÖVP herausgegebenen Buches "Christlich-soziale Signaturen. Grundlagen einer politischen Debatte" teilgenommen hatten - darunter der "Kurier"-Journalist und Moderator der Runde, Rudolf Mitlöhner, der Wiener Moraltheologe und Medizinehtiker Matthias Beck, die Sozialethikerin Ingeborg Gabriel, der Salzburger Philosoph Emmanuel J. Bauer sowie die Präsidentin der Politischen Akademie und Herausgeberin des Buches, Bettina Rausch. Rhonheimer hatte zu dem Band einen Beitrag beigesteuert, selber aber nicht an der Diskussion teilgenommen.
Wortlaut des Offenen Briefes
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Lesermeinungen | Aszendent 19. Jänner 2021 | | | Kapitalismus, ein Feindbild für die Kirchen Unter diesem Titel kam ein ziemlich ausgewogener Sammelband im vorletzten Jahr heraus, worin Ronheimer seinen Ansatz ziemlich ausführlich darlegt. Und im Unterschied zur Veranstaltung ist das ganze Buch eine sehr ausgewogene Diskussionüber das Thema, vor allem weil sich nicht nur Geisteswissenschafter, sondern auch Akteure aus der freien Wirtschaft äussern.
Manchmal braucht es eben doch die Zeit für ein ganzes Buch, um in Ruhe sich mit anspruchsvollen Argumentationen und wichtigen Differenzierungen auseinandersetzen zu können. | 1
| | | Stefan Fleischer 18. Jänner 2021 | | | @ ecclesiam Ja, es ist viel einfacher, mit fremdem Geld Nächtenliebe zu üben, als mit dem eigenen. | 1
| | | Konrad Georg 17. Jänner 2021 | | | Spielt hier eher das Gefühl gegen die Gerechtigkeit? Ich habe an der Position Martin Rhonheimers nichts auszusetzen, denn katholisch ist logisch. Er hat ja nicht einmal gefordert: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen."
Das Gegenteil von sozialer Gerechtigkeit haben wir bereits. | 0
| | | ecclesiam 17. Jänner 2021 | | | Martin Rhonheimer ist sozialer als Ingeborg Gabriel Martin Rhonheimer ist sozialer, als all die sogenannten "Sozialexperten".
Man kann nur mit Geld sozial sein, das auch verdient wurde. Soziale Aktivität ohne erwirtschaftetes Geld (das heisst Schulden machen) kollabiert irgendwann.
Dieses Experiment ist 1989 gescheitert. Wer das immer noch nicht begriffen hat, lädt Schuld auf sich. | 3
| | | Fink 17. Jänner 2021 | | | Hat die Kirche ein gestörtes Verhältnis zur Marktwirtschaft ? Zu dieser Frage ist in der letzten Tagespost ein lesenswerter Artikel erschienen. Siehe Link. www.die-tagespost.de/politik/wirtschaft/im-namen-gottes-und-des-profits;art314,215135 | 0
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