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Treue gegenüber der Heimsuchung durch Gott für die kommende Generation

30. März 2022 in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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Franziskus: die geistige Sensibilität des Alters ist in der Lage, den Wettbewerb und den Konflikt zwischen den Generationen glaubwürdig und endgültig aufzulösen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, / wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen“ (Lk 2,25-30).

Zwölfte Generalaudienz des Jahres 2022 mit Pilgern und Besuchern in der Aula „Paolo VI“ am Aschermittwoch. Papst Franziskus setzte seine neue Katechesenreihe über „Sinn und Wert des Alters“ fort. Die fünfte Katechese stand unter dem Thema: „Treue gegenüber der Heimsuchung durch Gott für die kommende Generation“.

In der Lesung hörten wir von den beiden hochbetagten Menschen Simeon und Hanna. Sie lebten ganz in Erwartung des kommenden Christus. Als Jesus dann schließlich in den Tempel gebracht werde, erkennten sie in dem Kind, erleuchtet vom Heiligen Geist, sogleich die Gegenwart des Herrn.


Wenn auch im Alter die körperlichen Sinne nachließen, so entwickle sich in anderer Hinsicht oft eine ganz besondere Sensibilität. Wir seien heute vor lauter äußeren Sinnesreizen so benommen oder gar abgestumpft, dass wir nicht einmal mehr spürten, wie unsensibel wir vielfach geworden seien.

Mehr denn je brauche unsere Zeit Menschen mit einem lebendigen geistig-geistlichen Sensorium, das in der Lage sei, die Zeichen Gottes zu erkennen, insbesondere das Zeichen seines menschgewordenen Sohnes Jesus Christus. Dieser, so die weitsichtige Prophezeiung Simeons, sei ein „ein Zeichen, dem widersprochen wird“ (Lk 2,34) – das uns aber mit tiefer Freude erfülle.

Eine solche geistliche Sensibilität, wie sie Simeon und Hanna zu eigen gewesen sei, betreffe nicht nur das Religiöse im engeren Sinn, sondern überhaupt so grundlegende Kompetenzen wie Erbarmen und Mitgefühl, Scham und Reue, Treue und Hingabe, Zärtlichkeit und Ehre, Eigenverantwortung und Sorge für andere:

„Um einer guten Zukunft willen, helfe uns der Herr, diese Fähigkeiten neu zu entdecken“.

In der Tat könnten wir im wirklichen Leben mit rührender Dankbarkeit viele junge Menschen beobachten, die fähig seien, diese Bruderschaft in vollem Umfang zu ehren. Aber hier liege das Problem: „es gibt eine Kluft, eine schuldhafte Kluft, zwischen dem Zeugnis dieses Lebenssaftes der sozialen Zärtlichkeit und dem Konformismus, der die Jugend zwingt, eine andere Geschichte zu erzählen. Was können wir tun, um diese Lücke zu schließen?“.

Aus der Geschichte von Simeon und Hanna, aber auch aus anderen biblischen Geschichten von geistesgegenwärtigen alten Menschen, ergebe sich also ein verborgener Hinweis, der es verdiene, in den Vordergrund gerückt zu werden. „Worin besteht die Offenbarung, die die Sensibilität von Simeon und Hanna weckt?“, fragte sich der Papst: „sie besteht darin, in einem Kind, das sie nicht gezeugt haben und das sie zum ersten Mal sehen, das sichere Zeichen des Besuchs Gottes zu erkennen. Sie akzeptierten, dass sie nicht Protagonisten, sondern nur Zeugen seien. Die Heimsuchung Gottes „wird nicht in ihrem Leben verkörpert, sie bringt sie nicht als Retter auf die Bühne: Gott wird nicht in ihrer Generation Fleisch, sondern in der kommenden Generation“. Dafür gebe es keinen Groll oder Vorwürfe. Stattdessen: große Emotionen und großer Trost. Das Gefühl und der Trost, zu sehen und zu verkünden, dass die Geschichte ihrer Generation nicht verloren oder vergeudet sei, gerade wegen eines Ereignisses, das Fleisch annimmt und sich in der nachfolgenden Generation manifestiere.

Nur das geistige Alter könne dieses Zeugnis geben, das demütig und schillernd sei und das für alle maßgebend und beispielhaft sei. Ein Alter, „das die Sensibilität der Seele kultiviert hat, löscht allen Neid zwischen den Generationen, allen Groll, alle Vorwürfe für ein Kommen Gottes in der kommenden Generation aus, das mit dem Weggang der eigenen einhergeht“. Die geistige Sensibilität des Alters sei in der Lage, den Wettbewerb und den Konflikt zwischen den Generationen glaubwürdig und endgültig aufzulösen. Das sei für Menschen unmöglich, aber für Gott möglich: „und wir brauchen sie heute so sehr!“.

Die Pilger und Besucher sowie die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Gläubige deutscher Sprache, in der Fastenzeit sind wir eingeladen, uns durch Fasten und Gebet dem Herrn zu öffnen und sensibel zu werden für die Not unserer Mitmenschen. Ich bitte euch um euer Gebet – auch ich bete für euch.

 


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Lesermeinungen

 Stefan Fleischer 30. März 2022 

Sensibel werden

Etwas vom wichtigsten in dieser Predigt scheint mir der Schlusssatz an die deutschsprachigen Pilger:
«Liebe Gläubige deutscher Sprache, in der Fastenzeit sind wir eingeladen, uns durch Fasten und Gebet dem Herrn zu öffnen und sensibel zu werden für die Not unserer Mitmenschen. Ich bitte euch um euer Gebet – auch ich bete für euch.»
Viele Menschen heute sind sehr sensibel für die Not ihrer Mitmenschen. Doch viele denken nicht daran, dass es neben der materiellen Not auch die geistige gibt, und zwar, weil wir viel zu wenig unser Herz dem Herrn öffnen. So aber sehen wir nicht mehr, dass das Kreuz unseres Herrn uns nicht zuerst aus unseren materiellen Nöten befreien, erlösen will, sondern aus unseren geistigen, aus unseren Sünden und unserer Schuld. Erst dann nämlich wird uns alles andere dazugegeben werden. (vgl. Mt 6,31-34)


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