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Und viele reden von der 'communio'

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Doch ein Kardinal hat den Verdacht, dass sich dahinter oft die Anpassung an allgemeinen Relativismus verbirgt – Zur Synode in Rom / Von Marie Czernin / DIE TAGESPOST


Vatikan (DT)
Wie kann der Bischof ein wahrer spiritueller Vater für seine Priester und für sein Volk sein? Wie kann eine erneuerte und ausgeglichenere Beziehung zwischen dem Papst, der Kurie und den Bischofskonferenzen der jeweiligen Länder aussehen? Diese und andere Fragen tauchen während der im Vatikan tagenden Bischofssynode immer wieder auf.

So zeigt sich schon während der zweiten Woche der Bischofssynode, die noch bis Ende Oktober fortdauert, welche Themen von den Synodenvätern aufgegriffen und vertieft werden. Da inzwischen schon fast die Hälfte der 247 an der Synode teilnehmenden Bischöfe zur Wort gekommen sind, kommt es bei den einzelnen Beiträgen unweigerlich zu inhaltlichen Wiederholungen, wobei sich jedoch die verschiedenen Tendenzen langsam abzeichnen.Eine Tendenz, die sich gerade bei den Beiträgen der Bischöfe aus Afrika durchsetzt, ist ihre Auffassung von der Kirche als einer „Familie Gottes“, die Gemeinschaft untereinander und mit dem Bischof von Rom pflegt. Der Bischof nimmt daher die Rolle eines „Vaters“ wahr, der Verantwortung trägt gegenüber seinem Volk. Kein Administrator, sondern vielmehr ein „Hirt seiner Hirten“, der in seiner Diözese für alle da ist, soll der Bischof sein. Mehrere afrikanische Bischöfe haben in den vergangenen Tagen auf das Problem der großen Armut in ihren Ländern hingewiesen und ihre Mitbrüder im Bischofsamt aufgerufen, den „drängenden Ruf der Entwicklungsländer“ nicht zu überhören.

Erzbischof Norbert Wendelin Mtega von Songea in Tansania hat am vergangenen Dienstag von der „schlimmsten Form von Armut“ gesprochen, die nicht nur in den Ländern der so genannten „Dritten Welt“, sondern auch in den Industriestaaten zu finden ist, nämlich jener der Ignoranz und des Analphabetismus. „Die Ignoranz und der Analphabetismus sind ein Übel und eine Bedrohung für die Armen in diesem Jahrhundert der Globalisierung und der Technologie, denn die Konkurrenz macht sie zu Opfern (der Gesellschaft)“, stellte der Erz-bischof aus Tansania fest. Mtega befürchtet außerdem, dass die Ungebildeten immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, während diejenigen, die sich eine Ausbildung leisten können, an wirtschaftlicher, sozialer und politischer Macht dazugewinnen, was jedoch unweigerlich zu Konflikten führen muss: „Die Ignoranz und der Analphabetismus sind zuweilen der direkte oder indirekte Grund für Konflikte und für einen gewaltsamen Fanatismus gewesen.“ Daher sei es die Aufgabe des Bischofs, „die Hoffnung in die Welt der Armen und Ungebildeten zu bringen“ und für eine gute Erziehung und Bildung zu sorgen. Die „Mission“ des Bischofs sei es, „die Rechte, die Gerechtigkeit, die Würde und die Gleichheit“ der Armen zu verteidigen und ihnen eine Erziehung zu ermöglichen, die die Liebe Christi ausstrahlt.Ein „Vater“, aber auch ein „Regierender“Ein weiteres Thema, das immer wieder von den einzelnen Bischöfen zur Sprache gebracht wird, ist jenes der „Kollegialität“ und der „communio“, der Gemeinschaft unter den Bischöfen und mit dem Bischof von Rom. Der Begriff der „communio“ klingt jedoch bei manchen Ausführungen etwas schwammig, und es scheint daher nicht ganz klar zu sein, was die einzelnen Bischöfe darunter eigentlich verstehen. Der Präsident der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann sieht den Dienst des Bischofs in jener „communio“ verankert. Dennoch müsse die Mission der Bischöfe gegenüber allen Menschen, die aus jener „communio“ geboren wird, auf eine neue Weise wahrgenommen und wiederbewertet werden. Das gelte auch für „die Beziehung in der Ökumene, mit den nicht christlichen Religionen und mit den Ungläubigen.“Der Präfekt der Kongregation für den Klerus, Kardinal Darìo Castrillòn Hoyos, warnte jedoch davor, die Begriffe der „communio“ und der „Kollegialität“ abzuschwächen. Der moderne Mensch empfinde seine Freiheit als die „absolute Autonomie seiner Vernunft“, der den Anderen nur auf der „Basis des Konsens, der sozialen Regeln und des demokratischen Spiels“ akzeptiere. Jene unabhängige und „demokra-tische“ Haltung habe sich leider auch in der Kirche bemerkbar gemacht, wo es „nicht an jenen fehlt, die dieses kulturelle Schema unter dem Deckmantel der ,communio – collegialitas‘ theologisch abgeschwächt“ gebrauchen.

Jedoch könne man die Figur des Bischofs „nur im Licht der Auferstehung Christi vollkommen verstehen“, denn er sei in erster Linie „Träger einer Botschaft und einer transzendenten Macht“, Als ein „pater familias“ stehe dem Bischof zu, „in persona Christi capitis“ zu regieren, jedoch müsse dies als ein Dienst verstan-den werden, wobei dem Bischof auch die jurisdiktionelle Macht zustehe. Diese Gedanken des Präfekten der Kongregation für den Klerus knüpften indirekt an jene des Erzbischofs von Köln, Kardinal Joachim Meisner, an, der einige Tage zuvor zu Wort gekommen war und die Bischöfe dazu ermutigte, auch ihre jurisdiktionelle Vollmacht in Anspruch zu nehmen.

Auch Kardinal Joseph Ratzinger, Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, hatte sich am vergangenen Montag auf die Worte von Kardinal Meisner berufen und wiederholt hervorgehoben, dass „der Bischof auch den Mut besitzen muss, zu entscheiden und mit Autorität zu urteilen in diesem Kampf für das Evangelium. Wenn die Bischöfe ihre Mission als Richter auf dem Gebiet des Glaubens und der Doktrin selbst in die Hand nehmen, dann verwirklicht sich automatisch die so ersehnte Dezentralisierung (der Kirche)“, erklärte Kardinal Ratzinger.

Doch um eine Entscheidung treffen zu können, müsse ein Bischof nicht alle „Subtilitäten der modernen Theologie“ kennen, hatte der Präfekt der Glaubenskongregation angefügt, denn der Bischof entscheide nicht über „Fragen der Spezialisten“, sondern vielmehr aufgrund einer „Anerkennung des Taufglaubens, Grundlage einer jeden Theologie.“ Kardinal Ratzinger erinnerte auch daran, dass man nicht „um des Friedens der Kirche willen“ auf die Wahrheit verzichten dürfe, denn „ein Friede, bezahlt mit dem Verlust der Wahrheit, wäre ein falscher Frieden, ein leerer Frieden.“Für die orthodoxe Kirche sei jedoch ge-rade die „jurisdiktionelle Macht“ des römischen Papstes und dessen Primatsanspruch noch immer ein „Stein des Anstoßes“, erklärte Kardinal Stephanos Ghattas, kopti-scher Patriarch von Alexandrien. Man müsse jedoch auch anerkennen, dass schon viel seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil für den Fortgang des ökumenischen Dialogs geschehen ist.

Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, hob am Dienstag hervor, dass man den „Dienst der Christen für die Einheit aller Christen“ nicht als „etwas Nebensächliches“ betrachten dürfe. Es genüge nicht, „nur vor einem oberflächlichen und voreiligen Ökumenismus zu warnen, der der Wahrheitsfrage ausweicht und in einem dogmatischen Relativismus endet“, erklärte der Kurienkardinal und fügte hinzu, es gelte außerdem, „einen bequemen und faulen Ökumenismus, der nur die negativen Seiten und Gefahren sieht, zu kritisieren, so wie es in ,Ut unum sint‘ (79) und in ,Novo millen-nio ineunte‘ (48) geschieht“. Kasper: Offenheit für die Zeichen des Heiligen GeistesAls eine wichtige Frucht des ökumeni-schen Dialogs erwähnte Kasper die wiederentdeckte Brüderlichkeit unter den Christen. Notwendig sei jedoch noch eine verstärkte „ökumenischen Bildung“ der Priester und Bischöfe. „Wir können die Einheit nicht ,machen‘ oder organisieren, sondern die Einheit ist ein Geschenk des Geistes.“ Daher ermahnte Kasper die Bischöfe, offen zu sein für die Zeichen, die der Heilige Geist gibt: „Wir müssen in unserem Gebet ökumenisch vereint sein für die Einheit, und wir müssen dafür beten, wie dies die Apostel mit Maria getan haben, damit der Geist Gottes auf uns herabkommt und für das Kommen eines neuen Pfingsten“.



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