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Klima und Migration statt Evangelium

vor 3 Stunden in Kommentar, 1 Lesermeinung
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Sowohl der deutsche Episkopat als auch die Laienfunktionäre geben sich weitaus mehr als Vorfeldorganisationen linksgrüner Politik denn als Glaubensboten. So laufen sie immer weiter in Verfall und Irrelevanz. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Es gibt ein neues Evangelium. Es nennt sich Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU). Es ist eine Sozialstudie mit alle Stärken und Schwächen solcher Forschungen. Vor etwa einem Jahr wurde sie veröffentlicht und hat sich inzwischen durch alle Ebenen der Kirche verbreitet. Eine der Leitthesen lautet etwas hemdsärmelig: Die erdrückende Mehrheit der Menschen in unserem Land interessiert sich einen feuchten Kehricht für religiöse Fragen. Auch unter Katholiken stimmten nur 39 Prozent der Aussage zu, dass sie an einen Gott glauben, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat. Sagenhafte 60 Prozent der Kirchenmitglieder geben an, keine wesentliche Kirchenbindung mehr zu haben. An dieser Stelle sei die Überlegung erlaubt, ob diese Zahlen auch für Bischöfe, Priester, Angestellte der Kirche und Laienfunktionäre repräsentativ sind. Sie muss offen bleiben.

Immer häufiger könnte man zu der Überzeugung kommen, dass sich Kirchenvertreter statt der Verkündigung des Evangeliums, die der KMU zufolge ohnehin sinnlos ist, andere Betätigungsfelder zu suchen. Die Deutsche Bischofskonferenz traf sich mit Spitzenvertretern der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Nun ist es durchaus üblich, dass sich gesellschaftlich und politisch relevante Gruppen zum Austausch treffen. Hier scheinen sich zwei Gruppen getroffen zu haben, die der Titanic nacheifern wollen. Immerhin sind es Politiker der Grünen, die in der laufenden Legislaturperiode wesentlich zur Verschlechterung der Lage in unserem Land beigetragen haben. Hohe Inflation, Niedergang der Wirtschaft, steigende Insolvenzen, Abbau von Arbeitsplätzen und unkontrollierte Migration sind nur einige der Punkte, die zu kritisieren wären. Einzelne Politiker setzen zunehmend Menschen unter Druck, weil sie abweichende Meinungen vertreten. Der gegenwärtige Wirtschaftsminister findet unzensierte soziale Medien nicht mehr erträglich. Und am Ende der schon längst untergegangenen Ampel möchte man noch eben den ungeborenen Kinder an den Kragen. Es gäbe in der Tat eine Menge, was die katholischen Bischöfe aus Sicht der katholischen Morallehre sowie der katholischen Soziallehre den Politikern dieser Partei – auch öffentlich – zu sagen hätten. Am Ende gab es eine Pressemeldung mit den Tenor, es brauche klima- und umweltpolitische Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung. Kein Wort zu bezahlbarer Energie, kein Wort zu drohender Armut, kein Wort zu massiv steigender Kriminalität, kein Wort zu den zahlreichen Versuchen, das Christentum aus der Öffentlichkeit zu tilgen.


Wir erinnern uns: Die KMU lehrte unsere Bischöfe, dass sie sich andere Schwerpunkte suchen müssten. Wir sehen: Sie waren fleißig. Wir bedauern: Sie setzen auf nichts anderes als auf ein ebenfalls sinkendes Schiff. So weit, so schlecht.

Auch das sogenannte Zentralkomitee der Deutschen Katholiken („ZdK“) hat jüngst von sich reden gemacht. Es hat sich ein neues Leitbild gegeben und konnte mit dem Satz erstaunen: „Wir sind demokratisch organisiert,…“. Erstaunlicherweise erinnert sich niemand an die letzte „ZdK“-Wahl. Es ist bei Licht betrachtet kein Wunder. Demokratie findet nämlich in der Zusammensetzung des „ZdK“ nur in einer ganz besonderen Weise statt. Die Katholiken wählen mit einer Wahlbeteiligung von unter 10 Prozent die Pfarrgemeinderäte, diese entsenden Delegierte in die Dekanatsräte, diese entsenden Delegierte in die Diözesanräte, letztere entsenden Delegierte in das „ZdK“ und bestimmen damit knapp die Hälfte der Mitglieder. Die andere Hälfte entsenden die (einst) katholischen Verbände. Dazu kommen sogenannte Einzelpersönlichkeiten, die hinzugewählt werden. Ein Verdacht drängt sich auf. Im weiteren Verlauf des Leitbildes ist so viel und in einer solchen Weise von Demokratie die Rede, dass man genauer hinsehen muss, wie der Verlauf der Prozesse ist. Erkennbar viele demokratische Prozesse im „ZdK“ verlaufen in bestimmter Weise von oben nach unten und eben nicht umgekehrt. Man sollte das berücksichtigen, wenn man das Demokratieverständnis des „ZdK“ beurteilt. Es geht nicht darum, dem „ZdK“ seine demokratischen Strukturen abzusprechen, sondern sie in rechter Weise zu beurteilen. Das „ZdK“ als solches bestimmt seine Zusammensetzung nicht auf Basis freier, gleicher und geheimer Wahlen sondern in einem Räteprozess. Und wie in jeder Rätedemokratie verlaufen auch wesentliche Entscheidungsprozesse von oben nach unten.

Hinsichtlich der Zusammensetzung des „ZdK“ muss man sich dann auch keine Illusionen machen, das Sätze wie „Grundlage unserer Arbeit sind die Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils,…“ oder „Wir stehen ein für den Schutz des Lebens von seinem Anfang bis zu seinem Ende.“ gemeint sind. Beide Sätze darf man getrost als Blendgranaten auffassen. Mitglieder des „ZdK“ sind wesentlich an „Donum vitae“ beteiligt, einer Organisation, die Abtreibungsscheine ausstellt. Konsequenterweise forderte die Präsidentin des „ZdK“ flächendeckende Abtreibungsmöglichkeiten. Folgte die Arbeit des „ZdK“ in Wirklichkeit den Entschlüssen des II. Vatikanums, so wäre so etwas wie ein Synodaler Weg schlicht unmöglich gewesen. Vor allem hinsichtlich der Definitionen des Bischofsamtes weist das Komitee doch zahlreiche Defizite auf.

Letztlich konterkarieren die beiden folgenden Sätze: „Als ZdK stehen wir ein für Geschlechtergerechtigkeit und demokratische Strukturen in der Kirche. Dazu zählt für uns der Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern.“ im Grunde alle Versuche sich als Verband katholischer Laien zu geben. Zum Stichwort „Geschlechtergerechtigkeit“ muss man wissen, dass es längst dabei um die LGBTQ-Agenda geht. In einem eigenen Beschluss fordert das „ZdK“ besondere LGBTQ-Rechte in die deutsche Verfassung aufzunehmen. Da die Ampel Geschichte ist und es für so etwas in absehbarer Zeit sicher keine Zweidrittelmehrheit im Deutschen Bundestag geben wird, ist das natürlich nur ein Potemkin’sches Dorf, aber ein sprechendes. Mehrfach schon hatte sich das „ZdK“ in einem sehr spannungsgeladenen Verhältnis zu einer christlichen Anthropologie gezeigt.

Demokratische Strukturen in der Kirche meinen für das „ZdK“ natürlich Strukturen einer Rätedemokratie. Deutlich erkennbar war das bei den jüngsten Bischofswahlen. Bei der Kandidatenauswahl mitwirken durften ausgewählte Vertreter(m/w/d) aus dem kirchlichen Rätesystem. Der gewöhnliche Gläubige blieb außen vor. Forderungen nach Demokratie in der Kirche stehen als Postulat in klarem Widerspruch zum II. Vaticanum. Die Kirche wird ihre hierarchisch-sakramentale Verfassung niemals aufgeben können, ohne gleichzeitig aufzuhören eine Kirche zu sein. Am Ende bleibt noch der banale Satz: Ordinatio sacerdotalis ist de fide.

Bezüglich der zahlreichen politischen Postulate von den deutschen Bischöfen anerkannten Vertretung der katholischen Laien bleibt festzuhalten, dass sie im wesentlichen einem linksgrünen Schema mit ein wenig frömmelnder Firnis sind.

Ob die zahlreichen Versuche vorwiegend sozialdemokratischer und grüner Politikerinnen die Meinungsfreiheit in Deutschland auf mehreren Ebenen, durch Missbrauch des Strafrechts, durch Abmahngeschäftsmodelle oder eben durch einschränkende Rechtsnormen sowie Zensur der Sozialen Medien, von den Vertreter*glucks*innen des „ZdK“ als Bedrohung der Demokratie aufgefasst wird, darf getrost in Frage gestellt werden.

Richtig schockierend wird es, wenn im Abschluss des Leitbildes von Evangelisierung gesprochen wird. Das „ZdK“ auf der MEHR-Konferenz? Lobpreis mit Irme? Nein, natürlich nicht. Man sollte berücksichtigen, dass (auch im Umfeld katholischer Laienfunktionäre) ein Framing gepflegt wird, dass Neuevangelisierung „nach rechts anschlussfähig“ sei. Erst kürzlich hatte der Bischof von Hildesheim unter öffentlichem Druck linkskatholischer Aktivisten eine Preisverleihung absagen müssen, weil es um einen Preis ging, der für gute Projekte zur Neuevangelisierung vergeben wird. Wenn nun versucht wird, Evangelisierung im katholischen Funktionärswesen zu okkupieren, können wir uns auf einiges gefasst machen. Schon jetzt funktioniert Neuevangelisierung im Grunde nur außerhalb der kirchlichen Strukturen. Auch wenn einzelne Bischöfe sich hier sehr vorbildlich sehr stark machen, so sind sie die Ausnahme und nicht die Regel.

Die Regel ist ein stark politisierter Episkopat und ein ebenfalls stark politisiertes Laienfunktionärswesen. Beides hat derzeit einen starken Linksdrall und verliert zunehmend den Kontakt zur Basis. Das macht weitaus mehr Sorgen als die Orchideen-Themen mit denen sich die Bischöfe beschäftigen. Würden sie mal mehr dem Volk auf Maul schauen als sich mit Studien über das Volk zu beschäftigen, könnte einiges bald sehr anders sein. Eines bleibt dann noch: Die Angst vor dem Shitstorm gilt es zu überwinden. Denn Bischöfe, die gelegen oder ungelegen verkündigen, werden ihre heutigen Freunde verlieren. Vielleicht aber können sie dann endlich verstehen, warum sie bei solchen Freunden gar keine Feinde mehr brauchten.

 

Bild oben: Der Wind kommt erkennbar von links. Die Bischöfe und Funktionäre folgen dem Wind. Das Unwetter zieht schon herauf. Foto: Pixabay


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Lesermeinungen

 Jothekieker vor 3 Stunden 
 

Klimafrieren

Der letzte Schrei in der pastoralen Praxis ist das Herunterfahren oder Ausschalten der Kirchenheizung zur Klimarettung.
Es gibt aus Sicht der Kirchenfunktionäre offenbar immer noch zu viele Gottesdienstbesucher.


1
 

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