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| ![]() Heilung. Die Musik kehrt in den Vatikan zurückvor 12 Stunden in Aktuelles, 9 Lesermeinungen Papst Leo XIV. über Palestrina, Bartolucci und die sakrale Dimension der Kunst. Die heilige Kunst der Polyphonie und der Weg der Kirche durch den Gesang. Von Armin Schwibach Rom (kath.net/as) In einer Atmosphäre, die ganz einer inneren Schönheit des Gesangs gehörte, wandte sich Papst Leo XIV. in der Sala Regia im Apostolischen Papst am Vorabend des Fronleichnamsfestes an die Teilnehmer eines besonderen Abends, den die Stiftung Kardinal Domenico Bartolucci anlässlich einer neuen vatikanischen Briefmarken-Emission zum Palestrina-Jubiläum organisiert hatte.Es war ein Abend voller Klang, Erinnerung und Vision – mit leuchtendem Zentrum: die Rückkehr der musica sacra in ihr ureigenes Haus, den liturgischen Raum der Kirche. „Nach dem Hören dieser engelhaften Stimmen“, begann der Papst seine Ansprache, „wäre es fast besser zu schweigen und uns dieser schönen Erfahrung einfach zu überlassen“. Doch Leo XIV. schwieg nicht. Mit klarem Blick und geistiger Tiefe entfaltete er ein Programm, das weit über das Gedenken an den großen Renaissancekomponisten Giovanni Pierluigi da Palestrina hinausging. Er gab eine theologische und spirituelle Standortbestimmung der Musik in der Liturgie der Kirche. Und mehr noch: Er deutete eine leise, aber entschiedene Wende an – hin zur Wiederentdeckung der sakralen Würde der Musik im Herzen des Glaubens. Palestrina, so erinnerte der Papst, sei einer jener Komponisten, „die am meisten zur Förderung der Kirchenmusik beigetragen haben – zur Ehre Gottes und zur Heiligung und Erbauung der Gläubigen“. Mit diesem Zitat verwies Leo XIV. bewusst auf das Motu proprio Inter plurimas sollicitudines von Papst Pius X. aus dem Jahr 1903 – ein Schlüsseldokument der liturgischen Musikreform, das die Rückbesinnung auf Gregorianik und Polyphonie forderte. „Seine Kompositionen“, so Leo XIV., „sind feierlich und ernst, vom gregorianischen Gesang inspiriert. Sie verbinden Musik und Liturgie aufs Engste, indem sie dem Gebet einen sanfteren Ausdruck verleihen, die Einstimmigkeit fördern und den heiligen Riten größere Feierlichkeit schenken“. Hier ist nicht von Musik als Dekoration die Rede. Die Musik wird vielmehr als Teilhabe am liturgischen Geheimnis selbst verstanden – als Form, die dem Wort Gewicht gibt, dem Herzen Tiefe, dem Heiligen Glanz. In dieser Sicht ist die Musik nicht Beiwerk der Liturgie, sondern deren Ausdruck und Vollzug – eine Weise des „sprechenden Schweigens“, wie sie nur der Gesang ermöglicht. Die römische Polyphonie ist für Leo XIV. nicht bloß ein Stil der Vergangenheit. Sie ist ein geistliches Modell: „Sie verwirklicht ihr Ziel, indem sie die Worte mehreren Stimmen anvertraut, die sie jeweils auf eigene und originelle Weise wiederholen – mit vielfältigen und einander ergänzenden melodischen und harmonischen Bewegungen“. In dieser Beschreibung öffnet sich eine zutiefst theologische Deutung der Musik: Die Vielstimmigkeit wird zur Metapher des kirchlichen Lebens selbst – einer dynamischen Einheit in der Vielfalt. Der Papst spricht sogar von Dissonanzen, die nicht gestört, sondern gelöst werden – in neue Akkorde, in versöhnte Harmonie. Musik wird so zu einem Bild des gemeinsamen Weges im Glauben: „Das Ergebnis dieser dynamischen Einheit in der Verschiedenheit – einer Metapher unseres gemeinsamen Weges im Glauben unter der Führung des Heiligen Geistes – besteht darin, dass sie dem Zuhörer hilft, mit immer größerer Tiefe in das durch die Worte ausgedrückte Geheimnis einzutreten“. Es ist diese tiefe Funktion der Musik, die Leo XIV. wieder im Zentrum sehen möchte. Eine Musik, die den Menschen in das Mysterium hineinführt, ihn erhebt, verwandelt, beteiligt. Keine bloße Emotion – sondern Teilhabe am Sakramentalen. Mit großer Wärme gedachte der Papst sodann Kardinal Domenico Bartolucci, dessen Stiftung Gastgeberin des Abends war. Fast ein halbes Jahrhundert lang leitete Bartolucci die Sixtinische Kapelle – und war zugleich ein unermüdlicher Verteidiger der hohen Kunst der Kirchenmusik gegen den Trend zur Banalisierung: „Die Missa Papae Marcelli ist in ihrem Genre ein hervorragendes Beispiel dieser Musiktradition – ebenso wie das kostbare Repertoire an Kompositionen, das uns der unvergessliche Kardinal Domenico Bartolucci hinterlassen hat, ein herausragender Komponist und fast fünfzig Jahre lang Direktor der Päpstlichen Musikkapelle der Sixtina“. Bartolucci war ein Brückenbauer zwischen Palestrina und der Moderne – nicht als Rückwärtsgewandter, sondern als Zeuge der bleibenden Kraft der sakralen Form. Seine Kompositionen sind getragen von einer Überzeugung: dass die Musik ein Ort der Heiligung sein kann – oder nichts. Zum Abschluss seiner Ansprache greift der Papst das Wort des heiligen Augustinus aus dessen Osterpredigt auf (Sermo 256,3) – jenes Wort, das wie ein Motto über dem ganzen Abend stehen könnte: „‚canta, et ambula‘ - Gegenwärtig also, meine Brüder, lasst uns singen, nicht zum Vergnügen bei der Erholung (non ad delectationem quietis, sed ad solatium laboris), sondern zur Entlastung bei der Arbeit. So wie Wanderer zu singen pflegen. Singe, aber marschiere: Lindere deine Strapaze durch den Gesang, liebe nicht die Trägheit: Singe und marschiere! Was heißt das: Marschiere? Mach Fortschritte, im Guten schreite voran! Es gibt nämlich welche, so der Apostel, die zum Schlechteren hin voranschreiten. Wenn du Fortschritte machst, dann marschierst du: Aber (wie gesagt), schreite im Guten voran, im rechten Glauben schreite voran, in guten Sitten schreite voran: Singe und marschiere! Geh nicht in die Irre, schreite nicht rückwärts, bleib nicht zurück!“. Diese Worte, mitten im Jubiläumsjahr gesprochen, gewinnen unter Papst Leo XIV. eine tiefe geistliche Resonanz: Der Weg der Kirche ist ein Weg des Gesangs – aber nicht des Selbstgenusses, sondern der Pilgerschaft. Musik ist nie Selbstzweck. Sie ist Bewegung. Sie ist „Gesang auf dem Weg“. Zwischen den Zeilen dieser Ansprache tritt eine leise, aber unüberhörbare Linie hervor: die Wiederentdeckung der sakralen Musik als eines geistlichen Weges zur Erneuerung der Liturgie. Leo XIV. spricht nicht vom Bruch, sondern vom Weiterbau an der großen Tradition. Doch er macht deutlich: Der Maßstab ist nicht äußere Innovation, sondern innere Wahrheit, Schönheit und Form, „damit die Gläubigen durch den Gesang voll, bewusst und aktiv an der Liturgie teilnehmen – mit tiefer Beteiligung von Stimme, Geist und Herz. Dieser Dreiklang – Stimme, Geist, Herz – ist für Papst Leo XIV. ein Schlüssel zum liturgischen Verständnis von Musik. Es ist eine klare Absage an alles Funktionale oder rein Emotionalisierende. Was der Papst sagt, ist leisem aber eindeutig: Die Kirche braucht Musik, um sich selbst zu finden. Und Musik braucht die Kirche, um in ihrer eigentlichen Wahrheit zu leben. Papst Leo XIV. hat in wenigen Worten eine Art geistliches Programm für die musica sacra im 21. Jahrhundert gezeichnet, dies nicht als nostalgische Rückwendung oder gar als „Rückwärtsgewandtheit“, sondern als geistige Rückkehr zum Ursprung. Palestrina, Bartolucci – sie stehen nicht am Ende, sondern am Anfang eines Weges. Und dieser Weg ist offen. Die Musik ist zurück im Vatikan. Und mit ihr die Einladung, neu zu hören – und zu singen. Auf dem Weg. In die Tiefe. Ad gloriam Dei. Foto (c) Vatican Media
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