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Regensburger Generalvikar:,Die Falschmeldung war längst in den Köpfen’

19. Dezember 2005 in Interview, keine Lesermeinung
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Was die Reform im Bistum Regensburg wirklich bedeutet: Generalvikar Michael Fuchs plädiert im Exklusiv-Interview mit KATH.NET für eine ,Versachlichung der Struktur-Diskussion’.


München (www.kath.net)
KATH.NET: Herr Generalvikar, haben sich im Bistum Regensburg Laiengremium und Bischof Gerhard Ludwig Müller nicht mehr verstanden?

Generalvikar Michael Fuchs: Bischof Müller hatte im April 2005 das Pfarrgemeinderats-Statut um zwei theologische Punkte ergänzt: dass ein Pfarrgemeinderats-Mitglied ein Leben führen muss, das im Einklang mit der Lehre und den Grundsätzen der katholischen Kirche steht und dass die Ausübung der dem Diözesanbischof zukommenden ordentlichen Gewalt gewahrt bleiben soll.

Daraufhin hatten sich mehrere Mitglieder des Diözesanrates daran gestoßen, dass die Ergänzung nicht vorher im Diözesanrat beschlossen wurde. Der Bischof und verschiedene Verantwortliche des Ordinariats suchten daraufhin mehrmals das Gespräch, der Diözesanrats-Vorstand blieb jedoch bei seiner ablehnenden Haltung, der Vorwurf des „Rechtsbruchs“ stand im Raum. Aber das war natürlich nicht der Grund für die Rätereform, sondern eine der Reaktionen auf die ersten, kleinen Schritte der Reform.

KATH.NET: In den Medien wurde immer wieder der Vorwurf laut, Bischof Müller verfolge eigene Interessen. Was war der Grund seines Handelns?

Fuchs: Zum einen pastorale Notwendigkeiten, näherhin veränderte Seelsorgebedingungen: In der Diözese Regensburg werden nach und nach, wo nötig, Seelsorgeeinheiten aus mehreren Pfarreien gebildet. Das neue Statut sieht deshalb die Bildung von Gesamtpfarrgemeinderäten vor.

Außerdem: In unserer Diözese sind die Verbände sehr stark, daher haben sich auf Vorschlag des Bischofs vor kurzem die Verbände und Geistlichen Gemeinschaften in einem eigenen, relativ selbstständigen Diözesankomitee zusammengeschlossen, wo sie ihrem christlichen Weltauftrag gebündelt gerecht werden können. Dazu kommt ein Diözesanpastoralrat, der den Bischof in Seelsorgsfragen beraten soll, wie es im Kirchenrecht und in der Würzburger Synode vorgesehen ist.

Zum anderen gab es römische Impulse. Eine Ansprache von Papst Johannes Paul II. vom 10. Januar 2004 vor der Kleruskongregation machte deutlich: Die Räte sollen „gemäß den Normen des im Jahr 1983 veröffentlichten Codex des kanonischen Rechtes auf den heutigen Stand gebracht werden“.

Diese Aussage wurde in einem Brief des Präfekten der Kleruskongregation an Bischof Müller noch einmal bekräftigt. Schließlich bestätigte die Kleruskongregation mit Schreiben vom 7. Dezember 2005 die Legitimität der gesamten Rätereform und drückte bei aller legitimen Vielfalt „die Hoffnung“ aus, „dass auch andernorts ähnliche Initiativen entstehen“.

KATH.NET: Kirchenrechtlich war der Schritt absolut legitim. Was ist das Problem aus kirchenpolitischer Sicht?

Fuchs: Ein unterschiedliches Verständnis von der Zusammenarbeit von Laien und Klerus. Etwas zugespitzt gesagt: Gilt ein Zwei-Säulen-Modell, das neben der sakramentalen Hierarchie noch eine Art „Laien-Hierarchie“ vorsieht, die nach politischem Vorbild von unten nach oben durchgewählt ist und gleichsam auf gleicher Augenhöhe mit den Bischöfen um den jeweils rechten Weg verhandelt? Oder gilt - um zwei biblische Vergleiche aus dem II. Vaticanum zu nehmen - das Bild vom Volk Gottes mit verschiedenen Ämtern und Charismen – auch dem des Leitens –, das ergänzt wird durch das Bild von der Herde und den Hirten?

Deutlich wird diese Alternative in der Diskussion um die Würzburger Synode (1975), deren Umsetzung sich aber immer am II. Vaticanum, am allgemeinen Kirchenrecht (1983) und vor allem auch an den jeweiligen pastoralen Erfordernissen in der Diözese orientieren muss. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) löst dagegen die Würzburger Synode aus den genannten Zusammenhängen und sagt, es gäbe einen „deutschen Sonderweg“, Rom habe hier nichts zu sagen. Diese Argumentation halte ich für äußerst bedenklich.

KATH.NET: Kardinal Wetter hat vom Alleingang des Bischofs gesprochen...

Fuchs: Ich bin sehr froh, dass Kardinal Wetter mehrfach öffentlich betont hat, dass es das gute Recht jedes Bischofs ist, innerhalb der gesetzlichen Vorgaben das umzusetzen, was er für seine Diözese für notwendig erachtet. Von daher ergibt sich von selbst eine gewisse Pluralität in den Umsetzungen, wie auch jeder Pfarrer andere Schwerpunkte setzt.

KATH.NET: Hat er sich wirklich von Bischof Müller distanziert? Und die anderen Bischöfe?

Fuchs: Kardinal Wetter hat mir persönlich zweimal versichert, dass das Vorgehen von Bischof Müller bei der Regensburger Rätereform legitim ist, auch wenn er für seine Erzdiözese andere Schwerpunkte sieht. Bei den anderen Bischöfen ist die Einschätzung, meine ich, sehr unterschiedlich. Dass Kardinal Lehmann die Regensburger Rätereform offen kritisierte zu einem Zeitpunkt, als Bischof Müller im Auftrag Lehmanns an der spanischen Bischofkonferenz teilnahm, war nicht schön.

KATH.NET: Warum ist dieser Schritt so außergewöhnlich?

Fuchs: Ist er das wirklich? Auch jeder Pfarrer muss von Zeit zu Zeit überlegen, ob seine Ansätze und Formen noch der pastoralen Situation in der Pfarrei angemessen sind. Er wird manches ändern, manches Bewährte beibehalten. Das wird in jeder Pfarrei ein bisschen anders aussehen. Und er wird sich dabei an die allgemeinen Regeln und Normen halten.

KATH.NET: Was dem Bischof noch vorgeworfen wurde, war die mangelnde Demokratie. Seit wann gibt es denn Demokratie in der Kirche?

Fuchs: „Demokratie“ ist - wie auch „Monarchie“ oder „Oligarchie“ - ein sehr schillernder und breiter Begriff. Wir brauchen nur auf die sehr unterschiedlichen Ausformungen des Demokratiebegriffs in der Schweiz, in Deutschland oder in Großbritannien zu blicken. Er taugt auch nicht recht zur Umschreibung dessen, was Kirche in ihrem Wesen ist. Dass alle Getauften und Gefirmten von Christus Gesandte sind und damit im vollen Sinn Verantwortung tragen, ist zutiefst biblisches Verständnis vom Jünger-Sein. Dass die Apostel und in der Nachfolge die Bischöfe die dreifache Aufgabe des Leitens, Lehrens und Heiligens haben, können wir ebenfalls aus dem Neuen Testament entnehmen. Wer für das Zusammenwirken in der Kirche staatspolitische Begriffe verwendet, muss sagen, was er damit genau meint. Sonst kann es in Ideologie abdriften.

Es gibt auch nach der Reform viele demokratieähnliche Elemente in den Regensburger Räten. Mit Ausnahme des Diözesanpastoralrates, wo es das Kirchenrecht anders vorschreibt, sind alle Mitglieder der anderen Räte (Diözesankomitee der Verbände, Pfarrgemeinderat, Versammlung der PGR-Sprecher im Dekanat) gewählt, nicht vom Bischof ernannt.

KATH.NET: Was will Bischof Müller denn erreichen?

Fuchs: Der Pfarrgemeinderat soll unter der Leitung des Pfarrers – wie bisher – die Aufgaben in der Pfarrei koordinieren und nun auch besonders die Zusammenarbeit in einer Seelsorgeeinheit fördern. Im Diözesankomitee sollen die Verbände stärker und aktueller in die verschiedenen Gesellschaftsbereiche hineinwirken können. Es muss sich ja nicht zu jedem Gesetzesvorstoß gegen den arbeitsfreien Sonntag immer ein Bischof melden. Der Diözesanpastoralrat aus Laien, Ordensleuten und Priestern soll den Bischof in wichtigen Fragen der Seelsorge in der Diözese beraten.

KATH.NET: Was ist überhaupt die Aufgabe der Laien in der Kirche?

Fuchs: Zum einen: Die kirchliche Gemeinschaft in aller Verschiedenheit zu leben. Ob drei, dreihundert oder drei Millionen: Wir gehören zusammen als Jünger Christi. Zur Gemeinschaft gehört auch immer die Einheit mit dem Pfarrer, dem Bischof, dem Papst als den Garanten und Symbolen dieser Einheit. In diesem Bewusstsein sollen alle mithelfen am Aufbau der Kirche, deren Eckstein Christus ist. Zum anderen braucht die Welt das christliche Zeugnis. Wir sind keine bloße Sakristei-Kirche, sondern Werkzeug und Zeichen der Versöhnung mit Gott und untereinander. Laien-Aufgabe ist es hier insbesondere, die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche christlich zu prägen: die Arbeit, die Kunst, die Wirtschaft, die Sprache und Medien, usw.

KATH.NET: Was ist ihrer Meinung nach in den Medien falsch dargestellt worden?

Fuchs: Wir hatten wochenlang in fast allen Medien die Behauptung, der Bischof von Regensburg ersetze die gewählten Laiengremien durch andere Gremien, deren Mitglieder er selbst bestimme. Jeder, der die Statuten im Internet nachliest, kann sehen, dass das falsch ist. Bei einer Lokalzeitung, die das wiederholt brachte, haben wir schließlich eine Gegendarstellung auf Seite eins erreicht. Aber die Falschmeldung war längst in den Köpfen.

KATH.NET: Wie ist jetzt die Stimmung unter den Betroffenen in Regensburg?

Fuchs: Ganz verschieden. Wie bei jeder Reform gibt es viele Anfragen, wie das oder jenes Detail umzusetzen ist. Nicht wenige sind durch die ständige Kampagne verunsichert. Einzelne, vor allem aus dem bisherigen Diözesanrats-Vorstand, aus „Wir sind Kirche“ und aus dem „Aktionskreis Regensburg“ haben einmal eine Mahnwache vor dem Dom sowie ein Gebet gegen den Bischof veranstaltet.

KATH.NET: Was werden die nächsten Schritte sein?

Fuchs: Die Verbände und Geistlichen Gemeinschaften haben sich bereits zum Diözesankomitee zusammengeschlossen, sie werden im Januar/Februar ihre Arbeit aufnehmen. Der Diözesanpastoralrat wird nach den PGR-Wahlen zusammenkommen, da ihm auch 16 Mitglieder aus den neu gewählten Pfarrgemeinderäten angehören werden. Zur Vorbereitung der Pfarrgemeinderats-Wahlen am 12. März 2006 sind verschiedene Bildungsveranstaltungen in den Regionen geplant.

Insgesamt wünsche ich mir eine Versachlichung der Struktur-Diskussion und eine nüchterne Prüfung der Argumente. Die entscheidende Laienmitarbeit findet ja in den Pfarreien und Verbänden statt. Unser Bischof hat wiederholt betont, wie hoch er diese Mitwirkung einschätzt. Wenn die neuen Satzungen sich erst einmal in der Praxis bewähren, werden die Menschen sehr bald merken, dass man ihnen nichts „weggenommen“ hat. Ganz im Gegenteil.

Interview: Dorothea Treder

Foto: Bistum Regensburg



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