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'Selbst wenn ich eine Kugel abbekomme, hat es sich gelohnt'

8. Februar 2008 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Kenia: Pater Ludwig Peschen, der letztes Jahr Österreich besuchte, kümmert sich in Nairobi um Menschen, die alles verloren haben


Königstein/Wien (kath.net/KIN)
„Haben Sie im Fernsehen gesehen, wie schnell eine Hütte abfackelt? Dann wissen Sie, wie zynisch es von der Regierung ist, den Flüchtlingen zu raten, nach Hause zurückzukehren. Der Staat behauptet, alles sei okay“, kommentiert Pater Ludwig Peschen von den Weißen Vätern gegenüber dem internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ die gegenwärtige Lage in Kenia. Der 57jährige Deutsche und seine Mitarbeiter betreuen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi Menschen, die durch die Gewaltwelle der vergangenen Wochen alles verloren haben und in einem Park untergekommen sind, in dem in besseren Zeiten kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Die meisten der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. Manche von ihnen sind vergewaltigt worden, die jüngsten darunter sind erst fünf Jahre alt. Ihre Augen haben schon früh ihr Lächeln verloren.

„Mir hat ein Mädchen erzählt, im Lager sei ein Mann im Auto vorgefahren und habe sie gefragt, warum sie nicht zur Schule gehe. Sie habe geantwortet: Weil wir keine Hefte, keine Stifte und keine Schuluniformen haben. Der Mann versprach, mit ihr die benötigten Sachen kaufen zu gehen. Das Mädchen ging mit und wurde sexuell missbraucht, auch von anderen Männern“, berichtet Pater Ludwig. Eine Ordensfrau, die mit ihm zusammenarbeitet, betreut vor allem die Frauen und Mädchen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Leicht ist es jedoch nicht, an sie heranzukommen, denn viele schweigen aus Scham, und so ist die Dunkelziffer vermutlich hoch.

Die Kirche möchte therapeutische Hilfe ins Leben rufen, damit die seelischen Verletzungen eines Tages heilen können. Im Moment kann sie jedoch erst einmal nur Notfallhilfe anbieten, aber auch das bedeutet viel für Menschen, deren Welt zusammengebrochen ist. In der gegenwärtigen Lage fragt niemand nach der Religionszugehörigkeit. Der Pater und seine Mitarbeiter helfen jedem, der in Not ist. Wenn er die vielen Frauen mit ihren Babys sieht, kommen ihm die Worte aus dem Evangelium in den Sinn, wo es über den Höhepunkt der Not heißt: „Weh aber den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen“ (Mk 13,17). Vor allem ihnen müsse geholfen werden, betont Peschen.

Er und seine Mitarbeiter besuchen die Flüchtlinge jeden Tag. An einem Tag bringen sie Nahrungsmittel oder Seife mit, am anderen Tag kommen sie einfach nur, um die Menschen zu begrüßen und mit ihnen zu sprechen. Der Geistliche, der außerdem Arzt und Psychotherapeut ist, erklärt: „In Afrika bedeutet der Gruß viel mehr als beispielsweise in Europa. Er ist mit einer Segensformel verbunden. Man wünscht dem anderen Gutes“. Es zaubert ein Lächeln auf die Gesichter der Flüchtlinge, wenn sie sehen, dass jemand sich Zeit für sie nimmt, sich für ihr Schicksal interessiert und sie fragt, was sie brauchen.

Viele Kenianer schämen sich für die außer Rand und Band geratene Lage. Dass Menschen gesteinigt und mit Macheten in Stücke zerhackt oder kleine Kinder vergewaltigt werden könnten – für die meisten Kenianer ist das bis heute unvorstellbar. Hütten werden niedergebrannt, ganze Dörfer zerstört. Pater Peschen war bislang eigentlich damit betraut, ein Hilfsprojekt für Traumaheilung im von Gewalt und Bürgerkrieg gezeichneten Sudan zu leiten. Der Öffentlichkeit sei das Bild vermittelt worden, in Kenia lebten zwar viele verschiedene ethnische Gruppen, zwischen ihnen herrsche jedoch Frieden, berichtet er. Kenia habe als ideales Land für Touristen gegolten, in dem „man auf Bäumen sitzende Leoparden beobachten konnte“. Und gerade in diesem als entwickelt und friedlich geltenden Land sei nun „in schändlichster Weise Hass an die Oberfläche gespült worden“. Angesichts der eskalierenden ethnischen Spannungen sei es von Vorteil für Pater Peschen, dass er als Deutscher „neutral“ sei: „Je mehr die Konflikte ethnisch geprägt sind, desto wichtiger ist es, dass es neutrale Ruhepunkte gibt. Meine Haut ist weiß, jeder sieht also, dass ich weder zu dem einen noch zu dem anderen Stamm gehöre. Das ist ein großer Pluspunkt für meine Arbeit“.

Seit Wochen hält die Gewalt an. Die Schießereien in Nairobi am 31. Dezember 2007 hat der Missionar hautnah miterlebt. „Die Neujahrsschiesserei ist eine makabre Szenerie gewesen“, erzählt er „Kirche in Not“. Scharen von jungen Leuten seien mit Knüppeln und Macheten bewaffnet aus den Slums gekommen. Die Krankenwagen seien in manchen Fällen gar nicht erst ins Krankenhaus, sondern direkt zur Leichenhalle gefahren, die gar nicht weit vom Haus der Missionare entfernt liegt.

Viele raten den Missionaren angesichts der anhaltenden Gewalt, das Land zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Warum die Missionare dennoch so mutig sind, dort zu bleiben? Peschen: „Ich muss diese Frage ein wenig korrigieren. Es ist keine Frage des Mutes. ‚Mutig’, das klingt zu heroisch. Man kann Angst haben und sich dennoch dafür entscheiden, zu bleiben. Ich betrachte es als Privileg, dass wir hier sein dürfen – in diesem Chaos, wo alle weglaufen“.

Er weiß, dass sein Einsatz ihn das Leben kosten kann. Dennoch fügt der Priester entschlossen hinzu: „Selbst wenn ich eine Kugel abbekommen sollte, hätte es sich wahrscheinlich irgendwie gelohnt, in Kenia geblieben zu sein.“ Vielleicht ist es kein Mut, der ihn bewegt, aber ganz sicher sind es die Worte Jesu: „Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“. Und zweifellos treibt ihn die Liebe zu den Menschen, in deren Augen er, wie es schon Pater Werenfried van Straaten, der Gründer des internationalen katholischen Hilfswerkes „Kirche in Not“ zu sagen pflegte, „die Tränen Gottes“ sieht.



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