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| ![]() 'Selbst wenn ich eine Kugel abbekomme, hat es sich gelohnt'8. Februar 2008 in Weltkirche, keine Lesermeinung Kenia: Pater Ludwig Peschen, der letztes Jahr Österreich besuchte, kümmert sich in Nairobi um Menschen, die alles verloren haben Königstein/Wien (kath.net/KIN) Mir hat ein Mädchen erzählt, im Lager sei ein Mann im Auto vorgefahren und habe sie gefragt, warum sie nicht zur Schule gehe. Sie habe geantwortet: Weil wir keine Hefte, keine Stifte und keine Schuluniformen haben. Der Mann versprach, mit ihr die benötigten Sachen kaufen zu gehen. Das Mädchen ging mit und wurde sexuell missbraucht, auch von anderen Männern, berichtet Pater Ludwig. Eine Ordensfrau, die mit ihm zusammenarbeitet, betreut vor allem die Frauen und Mädchen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Leicht ist es jedoch nicht, an sie heranzukommen, denn viele schweigen aus Scham, und so ist die Dunkelziffer vermutlich hoch. Die Kirche möchte therapeutische Hilfe ins Leben rufen, damit die seelischen Verletzungen eines Tages heilen können. Im Moment kann sie jedoch erst einmal nur Notfallhilfe anbieten, aber auch das bedeutet viel für Menschen, deren Welt zusammengebrochen ist. In der gegenwärtigen Lage fragt niemand nach der Religionszugehörigkeit. Der Pater und seine Mitarbeiter helfen jedem, der in Not ist. Wenn er die vielen Frauen mit ihren Babys sieht, kommen ihm die Worte aus dem Evangelium in den Sinn, wo es über den Höhepunkt der Not heißt: Weh aber den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen (Mk 13,17). Vor allem ihnen müsse geholfen werden, betont Peschen. Er und seine Mitarbeiter besuchen die Flüchtlinge jeden Tag. An einem Tag bringen sie Nahrungsmittel oder Seife mit, am anderen Tag kommen sie einfach nur, um die Menschen zu begrüßen und mit ihnen zu sprechen. Der Geistliche, der außerdem Arzt und Psychotherapeut ist, erklärt: In Afrika bedeutet der Gruß viel mehr als beispielsweise in Europa. Er ist mit einer Segensformel verbunden. Man wünscht dem anderen Gutes. Es zaubert ein Lächeln auf die Gesichter der Flüchtlinge, wenn sie sehen, dass jemand sich Zeit für sie nimmt, sich für ihr Schicksal interessiert und sie fragt, was sie brauchen. Viele Kenianer schämen sich für die außer Rand und Band geratene Lage. Dass Menschen gesteinigt und mit Macheten in Stücke zerhackt oder kleine Kinder vergewaltigt werden könnten für die meisten Kenianer ist das bis heute unvorstellbar. Hütten werden niedergebrannt, ganze Dörfer zerstört. Pater Peschen war bislang eigentlich damit betraut, ein Hilfsprojekt für Traumaheilung im von Gewalt und Bürgerkrieg gezeichneten Sudan zu leiten. Der Öffentlichkeit sei das Bild vermittelt worden, in Kenia lebten zwar viele verschiedene ethnische Gruppen, zwischen ihnen herrsche jedoch Frieden, berichtet er. Kenia habe als ideales Land für Touristen gegolten, in dem man auf Bäumen sitzende Leoparden beobachten konnte. Und gerade in diesem als entwickelt und friedlich geltenden Land sei nun in schändlichster Weise Hass an die Oberfläche gespült worden. Angesichts der eskalierenden ethnischen Spannungen sei es von Vorteil für Pater Peschen, dass er als Deutscher neutral sei: Je mehr die Konflikte ethnisch geprägt sind, desto wichtiger ist es, dass es neutrale Ruhepunkte gibt. Meine Haut ist weiß, jeder sieht also, dass ich weder zu dem einen noch zu dem anderen Stamm gehöre. Das ist ein großer Pluspunkt für meine Arbeit. Seit Wochen hält die Gewalt an. Die Schießereien in Nairobi am 31. Dezember 2007 hat der Missionar hautnah miterlebt. Die Neujahrsschiesserei ist eine makabre Szenerie gewesen, erzählt er Kirche in Not. Scharen von jungen Leuten seien mit Knüppeln und Macheten bewaffnet aus den Slums gekommen. Die Krankenwagen seien in manchen Fällen gar nicht erst ins Krankenhaus, sondern direkt zur Leichenhalle gefahren, die gar nicht weit vom Haus der Missionare entfernt liegt. Viele raten den Missionaren angesichts der anhaltenden Gewalt, das Land zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Warum die Missionare dennoch so mutig sind, dort zu bleiben? Peschen: Ich muss diese Frage ein wenig korrigieren. Es ist keine Frage des Mutes. Mutig, das klingt zu heroisch. Man kann Angst haben und sich dennoch dafür entscheiden, zu bleiben. Ich betrachte es als Privileg, dass wir hier sein dürfen in diesem Chaos, wo alle weglaufen. Er weiß, dass sein Einsatz ihn das Leben kosten kann. Dennoch fügt der Priester entschlossen hinzu: Selbst wenn ich eine Kugel abbekommen sollte, hätte es sich wahrscheinlich irgendwie gelohnt, in Kenia geblieben zu sein. Vielleicht ist es kein Mut, der ihn bewegt, aber ganz sicher sind es die Worte Jesu: Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Und zweifellos treibt ihn die Liebe zu den Menschen, in deren Augen er, wie es schon Pater Werenfried van Straaten, der Gründer des internationalen katholischen Hilfswerkes Kirche in Not zu sagen pflegte, die Tränen Gottes sieht. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | ![]() Mehr zuAfrika
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