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Die Posaunen von Bethlehem

28. Dezember 2009 in Weltkirche, 2 Lesermeinungen
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"Wir konnten Weihnachten den Menschen nach Bethlehem zurückbringen.” Eine Gruppe junger Musiker solidarisierte sich mit den Christen im Heiligen Land. Ein Bericht von Marie Czernin.


Bethlehem (kath.net) “Wir wollen Weihnachten wieder zurückbringen nach Bethlehem, wo alles begonnen hat.” Mit diesem Motto hat Emmanuel Fleckenstein, Gitarrist der österreichischen Rock-Band “Cardiac Move”, seine Freunde aus der internationalen Musikszene mobilisiert, um mit ihm Weihnachten einmal anders zu verbringen. Kath.net hat bereits einmal über diesen Event berichtet.

Emmanuel, selbst in Bethlehem geboren, studiert seit einigen Jahren in Wien. Seine Mutter ist eine christliche Palästinenserin aus Bethlehem und sein Vater ein deutscher Archäologe, der sich mit seiner Familie bewusst dafür entschieden hat, trotz der kontinuierlichen Herausforderungen in Bethlehem zu bleiben, um sich mit der einheimischen Bevölkerung zu solidarisieren, anstatt auszuwandern.

“Unser Haus wurde während der Zweiten Intifada beschossen”, erinnert sich Emmanuel an die schwierigen Tage, die er noch als Teenager erlebt hatte. “Wir mussten damals nach Jerusalem fliehen, und als wir zurückkehrten, war mein Zimmer total zerlöchert. Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt noch lebe!”

Die Idee, ein Musik-Festival in seiner Heimatstadt Bethlehem zu organisieren, kam Emmanuel zu Weihnachten vor einem Jahr, als er sich an die Feierlichkeiten im Jubläumsjahr 2000 zurückerinnerte. “Damals war alles in Bethlehem für die Weihnachtsfestivitäten vorbereitet. Doch dann brach die Intifada aus, und die Pilger blieben weg.”

Jetzt wollte Emmanuel mit Hilfe der Musik die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wieder auf Bethlehem und seine Einwohner lenken, die sich oft von der Welt verlassen fühlen. “Bethlehem ist zu 40 Prozent eine christliche Stadt. Seit neun Jahren hat hier kein richtiger Event mehr stattgefunden. Die Menschen fühlen sich wie in einem großen Gefängnis wegen der Mauer, die die Stadt umzingelt. Sie können sich ohne Erlaubnis kaum aus Bethlehem hinaus bewegen“.


Emmanuel konnte gleich seine Freunde von der Band Cardiac Move, Emi, Johnny und Kuri, für die Idee eines dreitägigen Festivals begeistern und auch die österreichischen Bischöfe, die ihre Unterstützung zusagten. Für das Heilige Land entstand daraufhin ein eigener “Peace, Peace, Peace” Song.

“Wir wollen mit diesem Song unsere Solidarität mit dem Heiligen Land zeigen,” erklärt Johnny, der Songwriter und Sänger der Gruppe. “In dem Song geht es um Frieden, der im eigenen Herzen beginnt. Das beziehen wir auch auf das Festival: Wir wollen damit ein kleines Zeichen setzen und dann hoffen wir, dass sich der Frieden langsam ausbreitet. Solidarität zeigen heißt für mich, einfach da sein und auf die Probleme hinweisen, ohne dass wir damit eine politische Botschaft verbinden.” Noch weitere 16 Rock-Bands konnte Emmanuel für das Mega-Projekt gewinnen: “Wir waren sofort dabei und haben nicht lange gezögert”, erklärt Maeddis, Bassist der deutschen Band “Frequency”, der Emmanuel bei einem “Key2Life” Festival im vergangenen Sommer kennengelernt hatte.

“In Bethlehem zu spielen, ist wie ein Jackpot. Da muss man einfach dabei sein. Wir spielen für den Frieden im Heiligen Land, aber auch einfach zur Freude,” beteuert der junge Musiker und genießt nach seinem Auftritt zufrieden die Weihnachtsparty in einem Beduinenzelt neben den biblischen Hirtenfeldern.

“Uns geht es um Jesus, in Jesus ist Friede. Er ist für alle gekommen, unabhängig von der Religionszugehörigkeit.”
Auch ein Muslime ist unter den Musikern, die sich für die gute Sache engagieren: “Ich fühle mich hier in Bethlehem ganz zu Hause, weil ja hier im Heiligen Land alle drei monotheistischen Religionen aufeinander treffen und wir sehen, dass wir alle die selben Wurzeln haben,” erläutert Khalid aus Marokko, der ein begnadeter Percussionist ist.

Spontan hat er sich bereit erklärt zu kommen und begleitet am ersten Abend des dreitägigen Festivals Bruder John Paul Mary von den Johannesbrüdern, der mit einem immer wiederkehrenden “God is love” die Christen Bethlehems aufrüttelt.

Am nächsten Abend tritt Khalid gemeinsam mit Father Stan Fortuna, bekannter Rapper und Franziskanerpater aus New York auf. Father Stan ist durch seine zahlreichen Auftritte als rappender “Bronx-Father” vor allem in Amerika aber auch international bekannt geworden.

In Bethlehem zieht Father Stan mit dem Percussionisten Khalid eine Show ab, die an Improvisierungskünsten kaum zu überbieten ist. “Ich habe bereits mit Muslimen, Hindus und Christen Musik gemacht. Die Musik vereint mehr als der Sport. Sport ist ein Wettbewerb, aber wenn man musiziert, dann muss man auf die anderen hören,” erklärt Khalid erfreut nach getaner Arbeit und fügt nach einer kleinen Weile noch hinzu:

“Das Schönste, was mir passieren kann, ist, wenn jemand nach einem Konzert zu mir kommt und mir sagt, dass die Musik sein Leben verändert hat.”

Die vielen Menschen, die sich am Manger Square vor der Geburtskirche rund um die beleuchtete Bühne versammelt haben, lassen sich von der Lebensfreude der Musiker anstecken und vergessen für eine Zeit lang ihre Alltagssorgen. “Das Konzert ist super,” ruft Sami, ein Jugendlicher aus Ost-Jerusalem, in die Menge. “Hier spürt man, dass wir alle zusammen gehören und ein Volk sind. Bei uns sollte es auch sonst keine Spaltung mehr geben.”

“Jerusalem ist meine ganze Liebe, aber leider kann ich seit zehn Jahren nicht mehr hinfahren, weil ich keine Erlaubnis besitze,” bedauert Hamam aus Hebron und sein Freund Husam erklärt, warum es für sie auch schwierig ist, sich innerhalb der Westbank fortzubewegen: “Von Hebron nach Bethlehem mussten wir zwei Checkpoints passieren. In der ganzen Westbank gibt es 600 Checkpoints, die unsere Städte und Dörfer von einander trennen. Wir hoffen, dass wir bald eine größere Einheit unter unserer Bevölkerung haben werden, damit es wieder bergauf geht.”

Diese Einheit ist am Weihnachtsabend zumindest für eine Zeitlang spürbar geworden. Es war der Höhepunkt des dreitägigen Festivals, wo Cardiac Move und die Kisi Kids vor einem großen Publikum ihr Bestes gaben.
“Es ist schön, wenn wir den Leuten hier mit unserer Musik eine Freude machen können, aber eigentlich werden wir Musiker noch viel mehr beschenkt durch die Begeisterung der Menschen,” resümiert Kuri, der sich mit seinem langen Wuschelhaaren am Schlagzeug ausgetobt hat.

Die Begeisterung der Menschen ist auf jeden Fall groß. “Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Wir konnten Weihnachten den Menschen nach Bethlehem zurückbringen,” zeigt sich Emmanuel über den Erfolg erfreut. “Wenn wir so weitermachen, werden am Ende noch die Mauern rund um Bethlehem einstürzen, wie damals im Alten Testament, als durch die Posaunen die Mauern von Jericho zum Einsturz kamen.”

Foto: (c) www.rocktobethlehem.com


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Lesermeinungen

  31. Dezember 2009 
 

vergeblich

Eine solche Solidarisierung habe ich mir von Papst Benedikt auch vergeblich erhofft


0
 
  28. Dezember 2009 
 

Sprüche

\"Weil hier im Heiligen Land alle drei monotheistischen Religionen zusammentreffen.\" Das sind halt die altbekannten Sprüche. Welche \"monotheistischen\" \"Religionen\"? Leider kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier wieder nur alte Phrasen gedroschen werden. Ein multireligiöses Konzert wird die Frage nach der Ursache der Gewalt nicht beheben. Die Christen sind in Israel/Palästina zwischen Zionisten und Moslems eingekeilt und werden von beiden aus rein religiösen Gründen gequält. Solange das nicht ausgesprochen wird, sind Konzerte reine Beschwichtigung - abgesehen vom hier auftretenden Religionsmischmasch. Diese unglaubliche Naivität muß zur Rechenschaft gezogen werden.


0
 

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