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Weihnachten ist die Rückkehr ins Paradies

25. Dezember 2011 in Spirituelles, 2 Lesermeinungen
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Erzbischof Joachim Kardinal Meisner in der Heiligen Nacht: Die Engel von Bethlehem lösen den Paradiesengel ab, der mit seinem flammenden Schwert den Zugang zum Paradies versperrt.


Köln (kath.net)
KATH.NET dokumentiert die Predigt von Kardinal Meisner zur Christmette 2011 im Hohen Dom zu Köln:

Liebe Schwestern, liebe Brüder!
„Freunde der Feste“ nannten die Heiden die ersten Christen. Damit haben sie wirklich ins Schwarze getroffen, denn Christen haben immer Grund zum Feiern. Das wird besonders spürbar in der Heiligen Weihnacht, die uns so reicht beschenkt hat, in der wir heimgeholt werden ins verlorene Paradies und die uns alle heil macht.

1. Im Hinblick auf das Kind in der Krippe, den Mensch gewordenen Sohn Gottes, bekennt die Kirche im Glaubensbekenntnis: „empfangen durch Heiligen Geist“. Die Welt hat ihn empfangen, nicht verdient. Er wurde ihr geschenkt. Sie hat sich ihn nicht erarbeitet. Es mag einer leistungsorientierten Welt schwerfallen und vielleicht wehtun, dass sie das Heil nicht selbst konstruieren, produzieren und programmieren kann, dass sie sich damit beschenken lassen muss.

Es gibt vieles zu kaufen, aber alles, wovon der Mensch letztlich lebt, ist unverkäuflich, es ist nur geschenkweise zu haben: so die Liebe unter Menschen und erst recht die Liebe Gottes, die heute im Kind von Bethlehem sichtbar erschienen ist. Gott verkauft sich nicht.

Gott verschenkt sich nur: denn er ist die Liebe. Er ist darum nur zu empfangen. Er ist nicht zu erwerben. Natürlich können Geschenke entwürdigen und beschämen. Gott aber bietet sich uns an als wehrloses, hilfloses Kind. Seine Gegenwart erdrückt uns nicht. Er drängt sich uns nicht lautstark auf. Er wirbt um uns und unser Herz in der Demut eines Kindes. Freilich ist damit das Risiko des augenscheinlichen Scheiterns verbunden, wie es Johannes ausdrückt: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11).


Wenn in diesen Tagen auch bei uns zu Lande die Menschen einander beschenken, lebt vielleicht darin noch eine letzte Urahnung vom Geschenkcharakter des in Christus angebotenen Heiles weiter. Darüber sollten wir uns alle herzlich freuen. Und wenn wir dabei die Erfahrung machen müssen, dass auch wir mit unseren Geschenken einmal nicht ankommen, dass uns die Unsrigen nicht aufnehmen, dann wissen wir, an wessen Seite wir dann stehen. In seiner Nachfolge ist nichts vergeblich, auch nicht so genannte vergebliche Geschenke.

„Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht (Vollmacht), Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1,12).
Maria ist die Erste, die ihn in dieser Weise aufnahm, die ihn vom Heiligen Geist empfangen hat.

Darum wandelt sich das Wort am Anfang der Schöpfung über den Menschen: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut“ (Gen 1,31), um, in das unvergessliche Wort des Engels über den neuen Menschen: „Du bist voll der Gnade, der Herr ist mit dir“ (vgl. Lk 1,28).

Diese Botschaft möchte auch jedem von uns in diesen Tagen der Heiligen Weihnacht zuteil werden: „Du bist voll der Gnade, der Herr ist mit dir“, denn du wurdest Weihnachten ein Beschenkter, ein Begnadeter, ein Gesegneter: „Den du vom Heiligen Geist empfangen hast“.

2. Die Engel von Bethlehem lösen den Paradiesengel ab, der mit seinem flammenden Schwert den Zugang zum Paradies versperrt. Die Engel laden ins Paradies ein, indem sie den Hirten sagen: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“ (Lk 2,12). Eigentlich konnte sich der Mensch nie so weit von Gott entfernen, dass er nicht in der Sehnsucht nach ihm als seinem Ursprung immer wieder Ausschau hielt.

Das spürt man besonders in der Heiligen Weihnacht, die ja für viele Menschen durch das Heimweh nach dem verlorenen Paradies eine einzige Wehe-Nacht wird. Warum hat das Wort des Vaters – obwohl unbegrenzt – in der begrenzten Krippe Wohnung genommen? – Um den Menschen aus seiner äußersten Tiefe zurückzurufen in seine unermessliche Höhe. Das „Ehre sei Gott in der Höhe“ darf ab heute ergänzt werden: „Ehre sei dem Menschen bei Gott in der Höhe“.

Weihnachten ist die Rückkehr ins Paradies. Das Ewige Wort, eines Wesens mit Gott, hat eine Menschennatur angenommen. Damit ist der Mensch heimgerufen zu seinem Ursprung und Ziel.

Wo und wann immer ein Mensch geboren wird, ist er Träger jener Natur, die sich das Ewige Wort, d.h. Gott selbst zu Eigen gemacht hat. Hierin gründet ja die unantastbare Würde des Menschen. Die so genannten Menschenrechte bekommen hier eine göttliche Dimension. Ein Vergehen gegen sie wird zu einem Vergehen gegen die Heiligkeit Gottes.

3. „Geheiligt werde dein Name“, beten wir im Herrengebet. Auch dieses Wort gilt ab Weihnachten für den Menschen. Die Heiligung des Menschen ist die Konsequenz von Weihnachten. Die weihnachtliche Kurzformel lautet: „Gott wird Mensch, damit der Mensch wie Gott werde“. Das sind starke Worte, die aber bei den frühen Christen gang und gäbe waren. Mit der Vergöttlichung des Menschen ist keineswegs behauptet, dass der Mensch sein Menschsein aufgibt. Vielmehr soll bezeugt werden, dass das im Menschen liegende und alle seine irdischen Möglichkeiten übersteigende Heilsverlangen nur zur Erfüllung gelangen kann, wenn er sie in der Unendlichkeit Gottes findet.

Da der Mensch als Seiender aus dem Sein Gottes kommt und daran teilhat, vervollkommnet sich in dem Maße sein Menschsein, wie er auf Gott zugeht und wieweit er Gott nahe ist. Der Mensch ist auf Gott verwiesen. Und er findet umso mehr zu sich selbst, je mehr er sich von Gott ansprechen lässt, je mehr er für sein Wort offen und seine Gestalt ähnlich wird.

Die Ursünde des Menschen besteht nicht darin, mehr sein zu wollen als ein Mensch, sondern weniger sein zu wollen als ein Mensch: Ohne die Dimension, zu Gott hin leben zu wollen. Durch die Menschwerdung Gottes ist den Menschen die Möglichkeit eröffnet worden, ganz Mensch zu werden, ein vergöttlichter Mensch zu sein.

Indem ich in dieser Weihnachtspredigt so viel über den Menschen gesprochen habe, kommt nun aber Christus, der Mensch gewordene Gott, selbst zu Wort. Der „Mensch ist die Ehre Gottes“, sagt einer der frühen Kirchenväter, und zwar weil dieser Gott Mensch geworden ist. Wir feiern also heute Gott: die Menschwerdung Gottes. Heute feiern wir auch den Menschen: die Gottwerdung des Menschen. Das ist Grund zu einem nie endenden Fest.

Deshalb nennt man uns zu Recht: „Freunde der Feste“. Möge aus der Heiligen Weihnacht ein heiliges Weiheleben werden, indem wir den Mensch gewordenen Gott aus dem Stall von Bethlehem „umquartieren“ – wenn ich es so sagen darf – in unsere Wohnungen, in unsere Lebensbereiche, in unser Dasein. „Der Herr ist da. Wohlan, keiner flüchte vor ihm!“ Amen.

+ Joachim Kardinal Meisner


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