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Heiliger Dismas, guter Dieb

23. Mai 2013 in Chronik, 1 Lesermeinung
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Die Kirche hat den aufopferungsbereiten US-Militärkaplan Father Emil Joseph Kapaun bereits zum ›Ehrwürdigen Diener Gottes‹ (Venerabilis Dei servus) erklärt. Sanguis martyrum - Ein Gastbeitrag von Olaf Tannenberg


Washington D.C. (kath.net/Elsas Nacht(b)revier) Es war am heutigen Tag vor 62 Jahren, am 23. Mai 1951, als ein von Glaube, Liebe und Hoffnung erfülltes Menschenleben im Schmutz hinter Stacheldraht in einer finsteren Baracke endete. Fern seiner Heimat, doch aus der Mitte seiner Gemeinde heraus ging ein Mensch zu Gott, dessen Leben von tiefem Glauben, selbstlosem Opfermut und beherzter Tapferkeit erfüllt war. Nur Wenige waren bei ihm. Männer mit bleichen, bärtigen Gesichtern, mit ausgemergelten Körpern in zerschlissenem Olivgrün. Es starb als Gefangener: ein Priester mit der Haltung eines Soldaten, ein Soldat mit den Tugenden eines Priesters. Auferstanden war im selben Augenblick ein Blutzeuge Christi.

›Sankt Dismas, der gute Dieb‹ - so nannten ihn respektvoll seine Kameraden: Father Emil Joseph Kapaun (Foto), Militärkaplan im Rang eines Hauptmanns der 1. US-Kavalleriedivision.

Unsere heutige Folge handelt von seiner Geschichte. Denn sie ist es wert, erzählt zu werden.

Emil J. Kapaun erblickte das Licht der Welt im Jahre 1916 in der Nähe von Pilsen, Kansas. Er war der älteste Sohn einfacher und frommer Bauern mit böhmischen Wurzeln und spürte schon in jungen Jahren seine priesterliche Berufung. Seine Eltern förderten ihren Sohn, ebenso der Gemeindepfarrer, Father Sklenar, der dem jungen Mann in der schweren Zeit der Depression den Weg ins Priesterseminar bereitete.

1940 wurde der 24-jährige Emil Kapaun zum Priester geweiht und als Kaplan in seiner Heimatgemeinde Pilsen eingesetzt. Seine Liebe zur Militärseelsorge begann mit seinem Dienst als Priester der Luftwaffen-Freiwilligenbasis Herington in der Nähe von Pilsen. Vier Jahre nach seiner Priesterweihe begann er auf Anraten seines Bischofs mit der Ausbildung zum Militärseelsorger in Camp Wheeler, Georgia. Gemeinsam mit einem weiteren Geistlichen betreute er dort knapp 2.000 Soldaten.

Im April 1945 ging der Kaplan als Militärseelsorger nach Indien und Burma. Dort legte er Monat für Monat rund 3.500 Kilometer zurück, bahnte sich den Weg zu versprengten Einheiten, feierte mit seinen Soldaten die Messe, nahm ihnen die Beichte ab. Oft diente als Altar die Motorhaube seines Jeeps. Innerhalb kurzer Zeit schafften es die amerikanischen Militärgeistlichen mit ihrem eigenen Geld und den Spenden der Soldaten eine Kirche und eine Schule für Missionspriester und -ordensschwestern zu errichten. Nach seiner Beförderung zum Hauptmann im Januar 1946 und der Beendigung des Feldzugs in Burma im Mai des gleichen Jahres kehrte Father Emil mit den Soldaten in die Heimat zurück.


Zunächst übernahm Father Kapaun die Pfarrstelle in der St. John-Kirche in Spearville, Kansas. Doch dann eskalierte der Korea-Konflikt. Aus dem kalten Krieg wurde ein heißer Krieg, nun sprachen die Waffen. Father Kapaun sah seinen Platz erneut in der Militärseelsorge und mit der Erlaubnis seines Bischofs kehrte er in den Militärdienst zurück.

Der Korea-Konflikt entwickelte sich anfangs für die Mächte der freien Welt positiv und General MacArthur, neben George Patton wohl der eitelste Militärbefehlshaber der US-Geschichte, sah den Sieg bereits als erreicht an - als Maos rotes Riesenreich mit seinen Massen an Soldaten aktiv in den Krieg eingriff, um Kim Il-sungs Kommunisten die Herrschaft zu sichern.

Father Emil versah zu dieser Zeit seinen Dienst als Militärkaplan im 8. Regiment der 1. Kavalleriedivision. Stets sah man ihn an vorderster Front. Mehrfach verlor er seinen Jeep und seine liturgischen Gegenstände durch feindliches Feuer. Unermüdlich spendete er den Sterbenden das letzte Sakrament. Seinen Kameraden blieb er couragiert und gütig in Erinnerung, im September 1950 wurde er für seinen Mut mit der ›Bronze Star Medal‹ ausgezeichnet.

Zwei Monate später kam es zur verhängnisvollen Schlacht von Unsan. Das 3. Bataillon des 8. Kavallerieregiments, bei dem Father Emil sich als Seelsorger befand, geriet in die Umklammerung der zahlenmäßig weit überlegenen chinesische Truppen. Am 1. und 2. November 1950, während einer unerbittlich geführten Kesselschlacht, begab sich der Kaplan in selbstloser Pflichterfüllung von einem Schützenloch zum nächsten und spendete den umzingelten Soldaten Hoffnung und Trost. Furchtlos brachte er Verwundete in Sicherheit; wenn er sie nicht aus dem Schussfeld bergen konnte, grub er ihnen mit bloßen Händen flache Mulden, um sie so vor feindlichem Feuer zu schützen. Mehrfach lehnte Father Kapaun eine Evakuierung ab; er blieb freiwillig im infernalischen Kessel und widmete sich der Pflege der Verwundeten. Doch angesichts sehr hoher Verluste blieb bald nur noch die Wahl zwischen Untergang oder Kapitulation. So geriet das Bataillon am 2. November 1951 in chinesische Kriegsgefangenschaft.

Die Gefangenen wurden etwa 450 Kilometer weit ins Hinterland von Nordkorea gebracht. Während des strapaziösen Marsches schleppte Father Emil trotz erfrorener Füße die Tragen mit Verwundeten und verweigerte die Ablösung; in den seltenen Pausen ermutigte er die Soldaten und betete mit ihnen. Nach dem Aufenthalt in einem einigermaßen erträglichen Sammellager wurden die Gefangenen in ein anderes Lager verlegt. Dieses war ein Vorhof der Hölle. Die Baracken hatten weder Dächer noch Heizmöglichkeiten, es gab keine warme Kleidung, nicht einmal Decken - bei Temperaturen weit unter 0 Grad. Viele Gefangene erfroren im Schlaf. Von 3.000 Männern starben 1950/51 in diesem Lager mehr als 1.200 durch Kälte, Hunger oder Krankheit.

Um Nahrung und Medikamente zu beschaffen, schlich sich Father Emil nachts unter Lebensgefahr aus dem Lager. Heiliger Dismas, guter Dieb! Seine Soldaten beteten für ihn, für ihren tapferen Kaplan, der wie ein aufopferungsvoller Vater für seine Familie sorgte. Mehr noch. Er widersetzte sich höflich den Umerziehungsversuchen der Kommunisten und bestärkte seine Mitgefangenen darin, es ihm gleichzutun- er feierte die Heilige Messe und wurde schließlich wegen Ungehorsams bestraft, indem er tagelang bei frostigen Temperaturen ohne Kleidung im Freien ausharren musste.

Zunehmend schwächer geworden, verstauchte sich Father Emil eines Tages den Knöchel. Dennoch blieb er noch einige Zeit auf den Beinen. Bis es zu einer Infektion kam. Der Bataillonsarzt verordnete ihm Ruhe, nun gaben die treuen Soldaten ihrem Kaplan Gutes zurück. Sie brachten ihm Aspirin, Lebensmittel und erhitzten Steine. Doch die Infektion wuchs, Durchfall folgte, schließlich eine Lungenentzündung. Die kommunistischen Bewacher kannten kein Erbarmen und brachten ihn in das ›Krankenhaus‹, einen dunklen, schmutzigen Verschlag, den die Soldaten die ›Stätte des Sterbens‹ nannten.

Auf dem bloßen Lehmboden liegend, verbrachte Father Emil hier seine letzten beiden Lebenstage. Bevor die gnadenlosen chinesischen Wachen ihn dorthin brachten, zeigte der Kaplan erneut seine Größe: Er bat Gott um Vergebung für die Bewacher und nahm seinen Soldaten das Versprechen ab, ihrem Glauben treu zu bleiben.

Father Kapauns heldenhafte Taten sind nicht vergessen. Nicht von der Kirche und nicht von der Welt. Der unendlich tapfere und beherzte Father befindet sich derzeit im Kanonisierungsprozess; die Kirche hat ihn bereits zum ›Ehrwürdigen Diener Gottes‹ (Venerabilis Dei servus) erklärt.

Am 11. April 2013 ehrte US-Präsident Obama Father Emil post mortem mit der ›Medal of Honor‹, der Ehrenmedaille des US-Kongresses, also der höchsten militärischen Auszeichnung für Tapferkeit in den USA, die der Neffe des Geehrten, Ray Kapaun, stellvertretend entgegennahm. Father Kapaun ist seit 1961 der siebte Militärkaplan, der die ›Medal of Honor‹ erhielt.

Beten wir für diesen opfermutigen Mann. Für diesen Priester, der mit seinem leidenschaftlichen Glauben die Qualen der irdischen Hölle für die ihm Anvertrauten erträglicher werden ließ. Für diesen Soldaten, der außergewöhnlich mutig gegen Unterdrückung und Tyrannei kämpfte. Für den Gefangenen, der seinen Leidensgefährten das Joch der Knechtschaft zu tragen erleichterte. Und nicht zuletzt auch für die Christen in Nordkorea, die trotz aller Bedrohungen und Widrigkeiten heute treu ihren Glauben leben.

Mein bescheidener Bericht, der nicht annähernd die göttlich inspirierte, menschliche Größe dieses wunderbaren Mannes wiederzugeben vermag, soll mit einem mir lieben Bibelvers enden, der für Father Emil geschrieben sein könnte:

»Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben hingibt für seine Freunde.« (Joh. 15,13)

Der Beitrag stammt aus dem Blog von Barbara Wenz: Elsas Nacht(b)revier.

Englischsprachiges Kurzvideo: The Miracle of Father Kapaun: Priest and Soldier



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Lesermeinungen

 st.michael 23. Mai 2013 
 

Großartig - tiefste Verneigung!

Was für ein Botschafter Christi !
Man kann nur ganz klein werden vor soviel Größe und eins tun - BETEN !
Deo Gratias !


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