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'Mit eigenen Augen sehen, dass Gott hier und heute am Werk ist'

7. Februar 2014 in Interview, 4 Lesermeinungen
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„Lasst nicht länger zu, dass Theologieprofessoren sagen, dass es keine Wunder gibt“ – Dies würde sich Hansmartin Lochner (Charismatischen Erneuerung) von den Hirten der Kirche hierzulande wünschen, sagt er im kath.net-Interview. Von Petra Lorleberg


München (kath.net/pl) „Die Heilig-Geist-Erfahrung, die mir 1972 geschenkt wurde, hat mein Gebetsleben damals völlig verändert. Beim Herrn zu verweilen, ihn zu loben und ihm zu danken wurde mir zu einem inneren Bedürfnis.“ Dies sagte der Münchner Priester Hansmartin Lochner (Foto), der seit 1972 in der Charismatischen Erneuerung verantwortlich mitwirkt. Anlass für das kath.net-Interview war die Ankündigung von Papst Franziskus, Anfang Juni an einem großen Missionskongress der italienischen Charismatischen Erneuerung im römischen Olympiastadion teilzunehmen.

Hansmartin Lochner wurde 1926 geboren. Aus einem evangelischen Elterhaus stammend konvertierte er 1949 zur katholischen Kirche. Er war zunächst verheiratet und ist Vater von sechs Kindern. Sein Studium der Zeitungswissenschaft, Volkswirtschaft und Geschichte beendete er 1951 mit einer Doktorarbeit. In den sechziger Jahren hatte ihn Julius Kardinal Döpfner nach München geholt, damit er die katholische Erwachsenenbildung aufbaue. Er wurde für Münchner Gemeinden zum ständigen Diakon geweiht. 1982 verstarb seine Frau. 1987 wurde er als Witwer zum Priester geweiht.


kath.net: Herr Pfr. Dr. Lochner, ermutigt es Sie, dass Papst Franziskus einen Kongress der italienischen charismatischen Erneuerung besuchen wird?

Lochner: Viele Menschen hoffen heute darauf, dass in der Kraft des Heiligen Geistes eine umfassende Neuevangelisierung in Gang kommt. Für sie alle ist es eine große Ermutigung, wenn Papst Franziskus diesen Kongress besuchen wird.

Mich selbst überrascht das allerdings nicht, da ich seit dem Weltjugendtag weiß, dass Papst Franziskus der Charismatischen Erneuerung sehr nahe steht. Er sagte selbst, dass er zunächst zwar einige Vorbehalte gegen sie hatte, später aber seine Meinung geändert habe, als er sah, „das diese Bewegung der Kirche viel Gutes“ tut. Deshalb hat er sie auch als Erzbischof von Buenos Aires immer wieder unterstützt und gefördert.

kath.net: Sind wir hierzulande auf dem Weg von einer Volkskirche zu einer Entscheidungskirche?

Lochner: Schon 1966, als Kardinal Döpfner mich in München mit dem Aufbau der katholischen Erwachsenenbildung beauftragte, war mir bewusst, dass wir uns auf dem Weg von der Volkskirche zur Entscheidungskirche befanden. Während man das damals noch vielfach anzweifelte, ist es heute so offenkundig, dass es nicht mehr zu übersehen ist.

Bedauerlich ist nur, dass viele Seelsorger dies bis zur Stunde nicht erkannt haben und auch nicht die großen Chancen sehen, die in dieser Entwicklung liegt.

Die Tauf- und Firmerneuerung, die die Charismatische Erneuerung anbietet, will die Getauften gerade zu dieser vollbewussten Entscheidung für Christus führen: „Herr, mein Leben gehört dir. Deinen Willen will ich tun und nicht den meinen“.


Solche entschiedenen Christen werden wir in Zukunft dringend brauchen, denn aller Wahrscheinlichkeit nach gehen wir einer Zeit entgegen, in der der christliche Glaube ähnlich attackiert wird wie in der Frühzeit der Kirche.

kath.net: Was kann die charismatische Erneuerung für die Neuevangelisierung beitragen – konkret bei uns?

Lochner: Im Seminar „Neues Leben im Heiligen Geist“, das die Charismatische Erneuerung an vielen Orten anbietet, führt sie die Gläubigen nicht nur zu einer tiefgreifenden Umkehr und zur Bereitschaft, ihr Leben Gott vorbehaltlos zur Verfügung zu stellen. Sie erneuert in ihnen auch das Bewusstsein, als geliebtes Kind Gottes und von seinem Geist erfüllt Zeugnis von ihrem Glauben an ihn abzulegen.

Das Seminar hilft den Teilnehmern, die ihnen von Gott geschenkten Charismen zu entdecken und sie zum Aufbau des Reiches Gottes einzusetzen. Jesus hat den Jüngern ja ausdrücklich den Auftrag gegeben: „Geht und verkündet, das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“

Wer Jesus noch nicht kennt, sollte die frohe Botschaft also nicht nur hören, sondern mit eigenen Augen sehen, dass Gott hier und heute am Werk ist.

Im 1. Korintherbrief spricht Paulus ausdrücklich davon, dass er die Menschen nicht „durch gewandte und kluge Worte“ bekehrt hat, sondern durch den „Erweis von Geist und Kraft“. Deshalb hat Gott durch die Charismatische Erneuerung das Wissen um die fast vergessenen Charismen des Neuen Testaments wieder neu belebt. Denn ohne die Charismen und ihren rechten Gebrauch sowie eine vom Geist erfüllte Glaubensverkündigung wird es keine Neuevangelisation geben.

kath.net: Könnte man die charismatische Erneuerung auch als Gebetsbewegung verstehen?

Lochner: Die Heilig-Geist-Erfahrung, die mir 1972 geschenkt wurde, hat mein Gebetsleben damals völlig verändert. Beim Herrn zu verweilen, ihn zu loben und ihm zu danken wurde mir zu einem inneren Bedürfnis.

Deshalb sind innerhalb der Charismatischen Erneuerung nicht nur viele Gebetsgruppen entstanden, sondern auch zahlreiche Gruppen, die sich regelmäßig zum Gebet vor dem Allerheiligsten treffen. Allerdings ist es oft nicht immer ganz leicht, dafür die Erlaubnis des zuständigen Geistlichen zu erhalten.

Eine weitere Frucht dieser Gebetsbewegung ist z.B. das Gebetshaus in Augsburg, wo junge Menschen ununterbrochen Tag für Tag an 24 Stunden zum Herrn rufen, um seinen Segen für die Neuevangelisation zu erbitten.

kath.net: Welche Unterstützung seitens unserer Hirten und der akademischen Lehrer würden Sie sich für die Neuevangelisierung erhoffen?

Lochner: Wenn ich unseren Hirten gegenüber Wünsche äußern dürfte, würde ich sagen: Lasst es nicht länger zu, dass Theologieprofessoren den Priesteramtskandidaten sagen dürfen, dass es keine Wunder gibt und dass auch die vom Neuen Testament berichteten Wunder so nie geschehen seien. Die moderne Quantenphysik hat dieses Vorurteil aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts längst widerlegt.

Und zweitens: Bietet den angehenden Priestern im sogenannten Propädeutikum eine Tauf- und Firmerneuerung an ähnlich der, wie sie sich im Seminar „Neues Leben im Heiligen Geist“ weltweit bewährt hat.

Wenn ich über die Grenzen Deutschlands hinausschaue, dann sehe ich, dass es in vielen Ländern der Erde Bischöfe gibt, die selbst der „Charismatischen Erneuerung“ angehören und ihre Gläubigen ermutigen, ihnen zu folgen.

Wenn wir auch bei uns solche Bischöfe hätten, würden wahrscheinlich manche Pfarrer eher bereit sein, seine Gemeinde für eine Erneuerung im Heiligen Geist zu öffnen.

kath.net: Die Charismatische Erneuerung betont ja u.a. auch stark das Element der Berufung der christlichen Laien. Geht es hier um stärkere Zulassung zu kirchlichen Ämtern, so wie es derzeit häufiger diskutiert wird? Oder sieht man in der Charismatischen Erneuerung andere Schwerpunkte in der Berufung der Laien?

Lochner: Die Charismatische Erneuerung ist von Anfang an eine Laienbewegung gewesen, zumal sich – was Deutschland betrifft – bisher nur relativ wenige Priester sich für sie geöffnet haben.

Inzwischen aber sind viele Laien selbst fähig, Seminare durchzuführen, Gebetsgruppen zu leiten, Einkehrtage durchzuführen und Gläubige zur Anbetung anzuleiten.

Allerdings sind wir immer froh, wenn wir genügend Priester fürs Beichthören gewinnen, weil die Abkehr vom Bösen eine zentrale Stellung in unseren Seminaren und all unseren Veranstaltungen einnimmt.

kath.net: Welche Erfahrungen haben Sie selbst mit der Charismatischen Erneuerung gemacht?

Lochner: Ich bin Ende Mai 1972 durch ein tiefgreifendes nächtliches Erlebnis zur Charismatischen Erneuerung geführt worden. Damals wurde mir der Name dieser neuen Bewegung genannt und mir der Auftrag gegeben, mich mit ganzer Kraft dafür einzusetzen.

Zugleich durfte ich die überwältigende Schönheit des himmlischen Reiches sehen, verbunden mit einer unbeschreiblichen Freude, die monatelang anhielt.

Etwa fünf Wochen später erfuhr ich, dass diese Bewegung in Deutschland tatsächlich schon existiert. Ich begegnete einer Schwester, die diese Bewegung von Korea her kannte. Sie sagte mir: „Was Sie erlebt haben, ist wahrscheinlich die ‚Taufe im Heiligen Geist’, die in letzter Zeit viele Menschen in allen Teilen der Welt geschenkt bekommen haben“. Dies alles hat mein Leben völlig verändert und mich schließlich zum Diakonat und – nach dem Tod meiner Frau – auch zum Priestertum geführt.

kath.net: Wer ist Jesus Christus für Sie ganz persönlich?

Lochner: Er ist mein Herr, mein Bruder, der menschgewordene Sohn Gottes, der im Heiligen Geist in meinem Herzen wohnen will und dem ich dienen darf.

Hintergrund: Die Charismatische Erneuerung
In der katholischen Kirche ist die Charismatische Erneuerung in den sechziger Jahren in den USA entstanden und hat sich rasch in der Weltkirche ausgebreitet. Die Bewegung ist kirchlich anerkannt. Auch Pater Raniero Cantalamessa OFMCap, Prediger des Päpstlichen Hauses bei den Päpsten Johannes Paul II., Benedikt XVI. und nun bei Papst Franziskus, zählt zur Charismatischen Erneuerung.

Immer wieder bezeugen katholische Christen, dass sie durch den Kontakt mit der Charismatischen Erneuerung die Vertiefung ihrer Liebe zur hl. Eucharistie erfahren sowie den Impuls zum regelmäßigen Besuch der Messe und der Beichte erhalten haben. Weiterhin wird oft von der wachsenden Freude am Bibellesen, am täglichen Gebet (nicht zuletzt Zeiten der Anbetung Gottes) und an der katholischen Kirche berichtet. Laien, Priester und Ordensleute erleben eine neue Festigung in ihrer je spezifischen Berufung. Nicht wenige krisengebeutelte Ehen wurden in der Charismatischen Erneuerung bereits nachhaltig geheilt.

Charakteristisch für die charismatische Frömmigkeit sind die persönliche Bekehrung zu Jesus Christus, die Lebensübergabe und die Hinwendung zur katholischen Lehre und Ethik. Die Charismen der Zungenrede (Glossolalie), gelegentlich der Prophetie und der Heilung stehen trotz ihrer Auffälligkeit nicht im Zentrum des Selbstverständnisses. Die Charismatische Erneuerung hat eine Fülle christlicher Musik hervorgebracht, die charismatisch geprägte Lobpreismusik ist eine moderne und auch für junge Menschen sehr anziehende Form des Betens.

Petra Lorleberg auf Twitter folgen!

Lied: „Du bist heilig“ - Gebetshaus Augsburg (u.a. mit Johannes Hartl)


Johannes Hartl (Gebetshaus Augsburg): Der Maleachi Ruf


Foto Dr. Lochner (c) Hansmartin Lochner


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Lesermeinungen

 Wiederkunft 7. Februar 2014 
 

Wiederkunft

tiefen Glaubenserfahrung trösten, und mir das Herz Jesus näher bringen wollte. Diese Ergriffenheit lässt mich nicht mehr los, sie dauert schon mehrere Jahre, dank sei meinen Gott!


6
 
 queenbix 7. Februar 2014 

Die Charismatische Erneuerung ...

... wird leider in mancherlei Ordinariat immer noch scheel angeschaut. Ähnliche Vorbehalte gibt es gegen Volksmissionen oder "Gebetstage", wie man heute sagt. Aber grade durch solche charismatisch (mehr oder weniger) geprägten Gebetstage kommen viele Leute zum Glauben, gibt es Heilungen an Leib und Seele und - last not least - einen neuen Ansturm auf das Beichtsakrament.

Die Päpste waren seit Paul VI. sehr offen für diese charismatischen Bewegungen. Gebe Gott, dass die Ordinariate hierzulande nicht nur auf Dialogprozesse setzen, sondern auf das, was schon vor Jahrhunderten nachweislich gut war: Volksmissionen durch Leute, die 100% kirchentreu und durch den Hl. Geist geprägt/bekehrt sind!


8
 
 JohnPaul 7. Februar 2014 

Ein tief beeindruckender Mann

Danke für dieses Interview! Seit wohl schon zehn Jahren verfolge ich alles, was ich von Dr. Lochner in die Finger bekommen kann - Vorträge, Videos (beides über seine Homepage erhältlich; siehe Link), das Buch über die CE etc. Ein Mann, der mich immer wieder sehr beeindruckt hat, weil er - seine Lebensgeschichte, seine Person - den Heiligen Geist geradezu ausstrahlt.

Möge Gott ihm all dies reich entgelten!

PS: Geboren ist er 1926 in Coburg (nicht 1923).

gott-lebt.de/


6
 
 Theobald 7. Februar 2014 
 

Amen!

Ja, kann man nur unterschreiben! Eine Bewegung des Gebets ist wesentlich erfolgreicher als die Gründung immer neuer Gremien und Arbeitskreise. Leider scheinen viele Kleriker in D. die Verwaltung dem Gebet vorzuziehen.


7
 

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