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Neutestamentler Klaus Berger: Die Gottesmutter Maria

6. Mai 2015 in Spirituelles, 6 Lesermeinungen
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Emeritierter Theologieprofessor bei Vortrag in Kevelaer: Im 19. Jahrhundert haben sich viele Protestanten unter Einfluss der Aufklärung von der Verehrung Mariens verabschiedet, doch „das ist ein Widerspruch zum Evangelium“. Von Doris de Boer


Kevelaer (kath.net) Am 1. Mai 2015 wurde wie jedes Jahr in Kevelaer die Wallfahrtssaison feierlich eröffnet. Seit 1642 pilgern Menschen zu Maria, die hier als Trösterin der Betrübten verehrt wird. Noch heutzutage pilgern jedes Jahr etwa 800 000 Menschen im Lauf des Pilgerjahres zur Muttergottes von Kevelaer.

Um die Bedeutung der Gottesmutter Maria ging es auch bei der Jahrestagung des Internationalen Mariologischen Arbeitskreises Kevelaer (IMAK), der an den ersten beiden Mai-Tagen seine Jahresversammlung und Jahrestagung abhielt. Dieses Jahr konnte IMAK einen der profiliertesten Neutestamentler gewinnen. Klaus Berger, langjähriger Professor für Neues Testament an der Universität Heidelberg, referierte über die Rolle Mariens im Neuen Testament und in den apokryphen Schriften.

Klaus Berger führte zunächst aus, dass er selbst für viele liberale Exegeten als Erzfeind gelte, da er sich gegen die rationalistische Verengung der Schrift wende. So ließen manche seiner Kollegen kaum etwas von den Teilen der Bibel übrig, die vernünftig nicht erklärbar seien: die Jungfrauengeburt etwa (Jes 7,14) werde einfach als Geburt einer jungen Frau gesehen, Erscheinungen von Engeln in der Schrift würden einfach weginterpretiert, ebenso wie die Wundererzählungen im Neuen Testament. Ernst Troeltsch forderte gar, dass sich die Theologie ganz nach den Naturwissenschaften und dem Ursache-Folge-Prinzip orientieren müsse. Doch, so führte Professor Berger aus, der Glaube sei nicht gegen die Vernunft, sondern eine Erweiterung der Vernunft. Im Fall von Totenerweckungen von Jesus sei die Ursache zwar verborgen und naturwissenschaftlich nicht erklärbar, doch die Folgen von Totenerweckungen seien für jedermann sichtbar gewesen. Und auch wenn wir die höheren Ursachen und die höhere Wirklichkeit nicht verstehen könnten, seien sie deshalb nicht weniger real. Heute würde die Theologie an den Universitäten etwas stiefmütterlich behandelt und die Fakultäten oft in den Keller verlegt. Eigentlich sollte aber gerade die Theologie auch im übertragenen Sinne ganz oben stehen und den anderen Wissenschaften Leitlinien vorgeben.


Die vier Evangelien selbst, so Klaus Berger, bieten ausreichend Material, um eine tiefe und dauerhafte Marienverehrung zu stützen. So nenne der Erzengel Gabriel Maria „voll der Gnade“ (Lk 1,28) und Elisabeth pries sie, vom Hl. Geist erleuchtet: „Du bist mehr gesegnet als andere Frauen“ (Lk 1,42). Maria selbst sang in ihrem Magnifikat: „Selig preisen werden mich alle Geschlechter.“ (Lk 1,48) Vom Kreuz herab sei Maria in Johannes gleichsam allen Gläubigen zur Mutter gegeben. Maria erscheine als die prophetische Frau, die sich ganz auf das Wirken des Geistes Gottes einließ, die die Fülle des Hl. Geistes vermittelt bekam und in einzigartiger Weise die Kindschaft Gottes verkörpere. Die evangelische Theologie hätte sich heute zum großen Teil von Maria getrennt. Luther selbst, so Berger, schrieb noch die schönste Auslegung des Magnifikat, die er kenne und die Maria als die demütige Frau zeige. Im 19. Jahrhundert allerdings hätten sich beträchtliche Teile der Protestanten unter Einfluss der Aufklärung von der Verehrung Mariens verabschiedet. „Das ist ein Widerspruch zum Evangelium“, kommentierte Prof. Berger.

Neben dem Neuen Testament gibt es als Quelle über das Leben der Gottesmutter in der frühen Kirche noch 164 apokryphe Evangelien und 413 ungeschriebene Jesusworte. In diesen finden sich viele nähere Auskünfte über die Eltern Mariens, über die Kindheit und Jugend Mariens oder ihre Vermählung mit Josef. Da gerade das Neue Testament sehr spärlich über das Leben Mariens Auskunft gebe, seien diese apokryphen Schriften eine ergiebige Quelle zum Leben Mariens, wobei an manchen Stellen eine Wundersucht besonders auffalle. Diese apokryphen Schriften seien in den ersten Jahrhunderten sehr verbreitet gewesen, besonders im Osten. Arabien, das vor dem Islam ein blühendes christliches Land war, etwa hätte selbst noch kein arabisches Neues Testament besessen, sondern nur diese apokryphen Worte Jesu. Arabien, so die Vermutung Bergers, hätte dem Ansturm des Islam wohl widerstanden, hätten die Menschen die Hl. Schrift schon gehabt. „Das arabische Christentum ging ein an mangelnder Orientierung an der Bibel“, so seine These.

Einige Passagen über die Muttergottes in den Apokryphen wurden vorgetragen. Im Protoevangelium des Jakobus etwa ist der „Fall Salome“ geschildert. Darin wird beschrieben, wie Maria nach ihrer Geburt von einer Hebamme namens Salome bezüglich ihrer Jungfräulichkeit untersucht werden sollte. Bevor sie jedoch ihre Untersuchung beginnen konnte, fiel die Hand Salomes in der Luft verbrannt von ihr ab, Salome erkannte ihr Unrecht und stieß entsetzt aus: „Wehe über mein Unrecht und meinen Unglauben! Denn ich habe den lebendigen Gott versucht.“ Demütig beugte sie ihre Knie vor den Wundern des Schöpfergottes.

Die Leser des Protoevangeliums nach Jakobus hätten im 2. Jahrhundert, so zeige diese Schrift, mit Christen zu tun gehabt, die sich sehr für die gynäkologischen Einzelheiten interessierten. Diese Schrift zeige ihnen, dass die Entstehung Jesu aus dem Heiligen Geist ein Geheimnis sei, das gynäkologisch nicht zu erforschen sei, sondern dem Schöpferhandeln Gottes entspringe, das mit unserer Vernunft nicht zu ergründen sei.

Klaus Berger selbst gab auch persönliche Zeugnisse seiner Marienverehrung. So ist er Familiar des Zisterzienserordens, der aus der Marienfrömmigkeit dieses Ordens lebe und jeden Tag auch selbst das Magnifikat, das prophetische Lied Mariens, bete. Unsere Zeit und Gesellschaft habe die Mutterschaft herabgewürdigt, teils auch verraten, doch, so zitierte er ein arabisches Sprichwort: „Der Schlüssel zur Weisheit liegt zu Füßen der Mütter!“ Und für die Mutter Jesu, die in der Hl. Schrift teils auch als die Weisheit personifiziert wird, gelte dies in besonderer Weise.

Die Autorin Doris de Boer ist Diplom-Theologin.

Foto - Die Wallfahrtskapelle in Kevelaer




Video - Klaus Berger: Die Bibelfälscher


Video - Wallfahrtsort Kevelaer, Basilika, Gnadenkapelle, Kerzenkapelle - Ein meditativer Rundgang


Foto Wallfahrtskapelle Kevelaer (c) kath.net/Doris de Boer


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